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Hiob und Faust - zwei Wetten im Vergleich - Referat



Die Wette im Buch Hiob und die Wette im Faust
„entgegengesetzte Versuchungsgeschichte“


Kurze Darstellung der Wette im Buch Hiob

Es lebte ein sehr wohlhabender und gottesfürchtiger Bauer namens Hiob. Bei einer Engelsversammlung wetten Satan und Gott, um den Glauben Hiobs. Satan meinte, dass Hiob nur so gottesfürchtig sei, weil es ihm so gut ginge. Da erlaubt Gott dem Teufel, Hiob alles zu nehmen, nur ihn selbst dürfe er nicht antasten. Der Teufel nimmt Hiob alles Vieh und tötet seine Kinder, doch Hiob bleibt Gott treu. Daraufhin will der Teufel auch Hiob selbst angreifen, auch dies erlaubt Gott ihm und Satan lässt Hiob schwer krank werden. Dies lässt Hiob zunächst an Gottes Güte zweifeln, doch letztendlich bleibt er Gott dann doch treu und wird von ihm reich belohnt.


Kurze Darstellung der Wette im Faust

Die Wette im „Faust“ findet ebenfalls zwischen Gott und dem Teufel (Mephistopheles) statt.
(V.297ff) Gott behauptet, dass der Gelehrte Faust, auch wenn er noch nicht ganz auf dem rechten Weg ist, er doch eines Tages richtig zu ihm finden wird. Der Teufel will wetten und bittet um Erlaubnis Faust auf den Weg des Teufels zu führen. Gott erlaubt ihm das, mit der Beschränkung, dass er ihn nur zu Lebzeiten verführen darf.
Der Teufel versucht dies mit Zaubereien und fleischlichen Gelüsten. Faust gefallen die „Teufeleien“ Mephistos und er ist ihm recht angetan. Am Ende jedoch ist weder dem Teufel noch Gott treu.


Goethe

Der Faust verrät die tiefe Beeinflussung durch das Alte Testament. Es ist daher wohl anzunehmen, dass Goethe einiges direkt übernommen hat, oder sich wenigstens vom Aufbau inspirieren ließ. Auch im Buch Hiob handelt es sich beim Satan um einen „gefallenen Engel“, der aber immer noch auf seine Art zu Gott gehört und ihm unterstellt ist: „....da kamen die Gottessöhne, um vor den Herrn hinzutreten, unter ihnen kam auch der Satan.“ (Hiob, 1,6). An diesem Satz lässt sich die fehlende Spaltung von Gut und Böse in der Jüdischen Vorstellungswelt erkennen. Nicht in einem Dualismus einander gegenübergestellt treten Gott und Teufel auf, sonder als „Pole einer Einheit“.
Goethe hat in „Dichtung und Wahrheit“ selbst davon erzählt, dass er durch die Bibel reiche Belehrung erfahren und von ihr viel Anschauungsmaterial bezogen habe. Sie sei für ihn die sinnliche Veranschaulichung des rein Gedankenmäßigen gewesen.
Doch das Problem der hebräischen Bibel, die Theodizee, die Frage: „Warum muss der Mensch leiden?“ hat Goethe nicht berührt. Denn im biblischen „Hiob“ geht es um den gottesfürchtigen, frommen Menschen im alttestamentarischen Sinne, der die Macht und das Treiben Gottes nicht in Frage stellt bzw. hinterfragt, sondern akzeptiert.
Goethe aber zeigt in seinem Faust die Problematik des modernen (emanzipierten, aufgeklärten, unbefriedigten) Menschen auf: Rastlos, unruhig, zerrissen und skrupellos, aber auch selbstbewusst, kritisch, mit eigenen sittlichen Wertvorstellungen ausgestattet und gerade dadurch gefährdet.
(Die Hiobs-Geschichte hat eine Fülle von Deutungen erfahren. Häufig hat man Hiob zwischen Dulder und Rebellen gesehen. In den vergangenen Jahrhunderten haben Dichter und Schriftsteller wie Milton, Melville, Blake, Philosophen wie Hobbes, Kant, Kierkegaard, und Musiker wie Johannes Brahms aus dem Hiob-Buch mit unterschiedlichen Intensionen geschöpft.)


Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Eine Parallele findet sich sofort im „Prolog“, nämlich als Gott über Faust spricht: Kennst du den Faust?(...) Meinen Knecht!. (Vgl. Hiob: „Hast du auf meinen Knecht Hiob geachtet?“)
Die Struktur beider Texte ähnelt sich insofern, als dass es jeweils zu einer Wette, bzw. zu einem Abkommen zwischen Gott und Teufel kommt. In beiden Fällen betrifft es eine Person, die in ihrem Lebensumfeld alles erreicht hat. D.h. Hiob ist ein „sagenhaft reich und überaus rechtschaffender Mensch, der zufrieden mit sich und der Welt dahinlebt, ohne über den Weltenlauf zu grübeln und nachzudenken, alle Gaben aus Gottes Hand dankbar hinnimmt und wohltuend verwertet.
Faust hingegen, ist ein Mensch, der viel nachgedacht und seinen Geist im
Denken stets geübt hat, ohne seinen Wissensdurst stillen zu können. Er ist deshalb verzweifelt, obwohl ihm als Universalgelehrten alles Wissen der damaligen Welt zur Verfügung steht. „Habe nun acht! Philosophie, Juristerei und Medizin, und leider auch Theologie! Durchaus studiert mit heißem Bemühn. (..) Und sehe, dass wir nichts wissen können, das will mir schier das Herz verbrennen.“
Allerdings trifft es mit Hiob eine wirklich unschuldige Person, die auch über den gesamten Text hinweg ohne „Sünde“ bleibt. Anders verhält es sich bei Faust, der genau weiß, worauf er sich einlässt, als er mit dem Teufel eine Wette abschließt ( ..., da ließe sich ein Pakt, und sicher wohl, mit euch, ihr Herren, schließen“(1414f.). Faust verstrickt sich im Verlauf des Dramas mehr und mehr in Unrecht, und lässt sich unter der versierten Anleitung Mephistopheles, zu immer weiteren Verbrechen hinreißen. Ganz im Gegensatz dazu ist sich Hiob immer bewusst, dass er keinerlei Sünde begangen hat, und daher zu Unrecht „bestraft“ wird.
Wie bei Hiob triumphiert auch im Faust der Satan zunächst über Gott. Er hat beide von ihrem ursprünglichen Weg abgelenkt. Doch bei Hiob tritt der Teufel nur in Form des Bösen und der Vernichtung auf, bei Faust hingegen ist der Teufel personifiziert und tritt persönlich in einer Menschengestalt vor seiner Schachfigur auf.
Sowohl in Hiob als auch in Faust wird ein Mensch auf die Probe gestellt. Die Prüfungen sind allerdings unterschiedlicher Natur. Während Hiob alles vorstellbare Leid zugefügt wird, darf Faust alle Lust der Welt auskosten. In Hiob ist es das Unglück und der Schmerz, im Faust das Glück und die Freude, die der Satan als Hebel ansetzt, um den Menschen zum Fall zu bringen.
Während in Hiob geklärt werden soll, ob der Mensch Gott nur wegen seines Wohlergehens lobt, muss Faust beweisen, dass „dass ein guter Mensch sich in seinem dunklen Drange des rechten Weges wohl bewusst“ ist. Im Hiob-Buch stehen Theologie und Anthropologie gleichberechtigt im Zentrum gegenüber, wobei das Drama „Faust“ sich allein auf das Menschenbild konzentriert. Bei Faust geht es um die Darstellung der geistigen Entwicklung des Menschen, die Geschichte seines Werdens, und um die seelische Entfaltung, seines Lebens und Strebens, in der Bibel dagegen um die religiöse Rechtgläubigkeit und die Unterwerfung unter Gottes Willen.

Auffällig ist, dass der Mensch (Hiob oder Faust) jeweils nur zum Spielball höherer Mächte wird, die in einer Art freundschaftlichen-, schon beinahe "kumpelhaften“ Atmosphäre, ihre Fähigkeiten testen.


Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass Goethe in seinem Faust einen Ansatz offenbart, der eine Trennung von Gut und Böse, die möglicherweise eine gegenseitige Vernichtung zum Ziel hat, entschieden entgegentritt. Angelehnt an das streng monotheistische Gottesbild des jüdischen Kulturraumes verbindet sich Gegensätzliches in einer Einheit und lässt eine in sich ausgeglichene Polarität entstehen. In dieser coincidentia oppositorum (Vereinigung der Gegensätze) werden das Dunkle und die Finsternis als notwendiger Teil des Lichts verstanden - Der Satan als Teil Gottes.

Quelle(n) für dieses Referat: keine Angaben



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