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Effektiver Altruismus - Referat



Stellen sie sich vor sie wären ein gut verdienender Geschäftsmann. Es ist ein sonniger Frühlingstag und sie gehen in ihrem maßgeschneiderten, sehr teuren Anzug im Park spazieren. Als sie an einem kleinen, aber dreckigem Teich vorbeilaufen sehen sie, wie ein kleines Kind hineinfällt. Was würden sie tun? In den Teich springen und das Kind retten, gleichzeitig aber auch ihren sündhaft teuren Anzug versauen oder laufen sie weiter, um gerade dies zu vermeiden? Wenn sie sich diese Frage stellen sind sie bereits mit der Problematik des effektiven Altruismus vernetzt. In diesem Fall führen sie eine Kosten-Nutzen-Abwägung durch, d.h. der Anzug für das Leben des Kindes. Dieses Experiment zeigt das Ziel des effektiven Altruismus auf, Zeit und Geld so optimal zu verwenden, um das Leben möglichst vieler empfindungsfähiger Individuen so weit wie möglich zu verbessern. Kritisch betrachtet stellt sich nun die Frage, ob die Prinzipien des effektiven Altruismus wirklich geeignet sind, um möglichst viele Leben zu verbessern oder ob es doch nur eine „Abzocke“ besserverdienender Menschen ist.

Der effektive Altruismus hat, wie der Utilitarismus, das Ziel mit einer Handlung möglichst viele positive Folgen der Betroffenen zu bewirken. Dies soll mit Geldspenden erfolgen. Grundprinzipien sind hier, wie bereits erwähnt, die Kosten-Nutzen-Abwägung, bei der kalkuliert wird, wie viel Gutes pro Euro erreicht werden kann. Des Weiteren soll die Effizienz und Evidenz der Sache, für die sich eingesetzt wird, überprüft werden. Sie soll also Priorität haben. Die Unparteilichkeit ist ein weiteres wichtiges Merkmal. Effektive Altruisten sind der Ansicht, dass alle Personen den gleichen Wert haben, egal aus welchen Verhältnissen sie stammen. Außerdem berufen sie sich auf die kontrafaktischen Argumentationen, d.h. sie vergleichen verschiedene mögliche Situationen und beziehen dann aus der Differenz des Nutzens die Menge des Guten. Vertreter dieser sozialen Bewegung halten es zudem für moralisch gebunden, an wohltätige Organisationen zu spenden, welche sehr effektiv den benachteiligten Menschen helfen. Zwei Berühmte Vertreter, Peter Singer und Peter Unger, begründen dies mit einem Gedankenexperiment. Ist eine Person in Gefahr, möchte man ihr mit möglichst wenig Aufwand helfen. Wird ihr nicht geholfen, stirbt sie. Die meisten Leute würden dies dann für moralisch falsch halten. Singer und Unger schließen daraus, dass es moralisch falsch ist, nicht an solche Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden. Dies ist das Schlüsselprinzip des effektiven Altruismus. Ähnlich wie beim Präferenzutilitarismus geht die Philosophie rational bei der Auswahl ihrer Strategien vor, um den möglichst viel Gutes mit einer Spende zu bewirken. Die Spender sollen sich also von der Vernunft leiten lassen und nicht gleich an die erstbeste Organisation spenden, die ihnen in den Sinn kommt. Vorteile und Nachteile sollten daher gut abgewogen sein.

Oberflächlich betrachtet weißt der effektive Altruismus positive Seiten auf. Durch die rationalen Entscheidungen wird der größtmögliche Nutzen einer Spende bewirkt. Im Gegensatz zum traditionellen Altruismus sollen die Menschen genau abwägen, an welche Organisationen sie spenden. Dies ist auch gut so, denn wird an eine beispielsweise zufällig gewählte Organisation gespendet kann schnell eine Katastrophe entstehen. Ein Beispiel für eine mögliche Katastrophe sind dubiose Spendenorganisationen, die oftmals in Werbepausen beim Fernsehen auftreten. Eine Person sieht diese Werbung und fühlt sich verpflichtet einen gewissen Betrag zu spenden, jedoch handelt sie einfach aus dem Gefühl heraus und informiert sich nicht über diese oder weitere mögliche Organisationen. Ein paar Tage später wird berichtet, dass genau diese Organisation die Spendengelder für eigene Zwecke verwendete und nicht, um benachteiligten Menschen zu helfen. Die Katastrophe ist nun eingetreten. Die benachteiligten Menschen, denen diese Person helfen wollte, haben die benötigte Hilfe nicht erhalten und müssen nun weiter Leiden. Das heißt die Spende hat keinen Nutzen bewirkt.
Des Weiteren wir gerade mit diesen Spenden leidenden Personen geholfen. Oftmals reicht schon eine kleine Spende aus um beispielsweise einem hungernden Kind in Afrika eine dringend benötigte Mahlzeit zu ermöglichen. Je mehr Menschen einen Beitrag leisten, desto mehr Menschen kann auch geholfen werden. Außerdem wird mit Zunahme der Beitrag leistenden Menschen die benötigte Spendensumme der Wohltätigkeitsorganisationen kleiner und demzufolge reicht es aus einen kleineren Beitrag zu leisten. Zudem ist, egal wie viel Spenden benötigt werden, auch ein kleiner Betrag nützlich. Eine nährhafte Mahlzeit in Afrika kostet umgerechnet ungefähr zwischen 1,50 € und 3 €, man sieht also, dass bereits dieser Betrag ausreicht um einem Menschen dort eine wichtige Mahlzeit zu ermöglichen.

Auch Befürworter haben Argumente, welche für den effektiven Altruismus sprechen. Peter Singer sagt, dass Menschen sachlich und fachlich abwägen sollten, wie sie ihrer Spenden am effektivsten einsetzen. Er behauptet auch, dass wenn es möglich wäre etwas Schlimmes zu verhindern ohne dabei ein gleichbedeutendes Opfer einzugehen, jeder moralisch verpflichtet sein sollte dies zu tun. Thomas Pogge argumentiert, anders als Singer, dass es für Menschen in wohlhabenden Regionen eine moralische Pflicht sei, für die in ärmeren Regionen zu spenden. Das resultiert daraus, dass die Länder durch Kreditvergaben an korrupte Länder anderen Schaden.
Jedoch gibt es auch viele Kritiker, die Kritik am effektiven Altruismus ausführen.

Ein Argument für die negativen Seiten des
effektiven Altruismus ist das gesamte Leid auf der Welt. Überall gibt es Menschen, welche Leiden. Dies ist nicht nur in entwicklungsschwachen Ländern aus Afrika der Fall, sondern auch in wohlhabenden Ländern, wie z.B. der USA oder Deutschland. In jedem Land gibt es Menschen, die sich nicht einmal eine warme Mahlzeit leisten können. Jedoch werden diese meist nicht bedacht, da auf die Armutsproblematik nur oberflächlich eingegangen wird und von den meisten Organisationen nur bestimmte Länder mit Spenden bedacht werden.

Wer sagt denn, dass diese Prinzipien nur auf Menschen bezogen werden? Jährlich leiden ungefähr 60.000.000.000 Tiere in Massentierfabriken und werden schlussendlich geschlachtet. Das bedeutet also, dass konsequente effektive Altruisten auch kein Fleisch konsumieren dürften und ebenfalls an Organisationen, die sich für die Rechte der Tiere einsetzen, spenden müssten. Sie müssen ihren kompletten Lebensstil ändern. Diese radikale Umstellung des Lebensstils ist ein sehr bedeutender Kritikpunkt. Die Befürworter dieser Bewegung verlangen von den Menschen zu viel, es sei „too demanding“ (deutsch: zu anspruchsvoll).

Es stellt sich außerdem die Frage, ob eine kleine Spende wirklich ausreicht. Natürlich ist es möglich bereits mit einem kleinen Betrag zu helfen. Doch das Leid auf der Welt ist groß. Und was bringt es einem Menschen, wenn er eine benötigte Mahlzeit erhält, danach aber keine weiteren, weil nur ein sehr geringer Betrag gespendet wurde?

Des Weiteren verkapitalisiert der effektive Altruismus das staatliche System noch mehr. Den armen Menschen wird durch die Geldspenden geholfen, jedoch bleiben sie so weiterhin abhängig von den Wohltätigkeitsorganisationen. Der Kreislauf setzt sich so immer fort und scheint undurchdringbar. Das ganze System ist auf Geld ausgerichtet. Da die Bewegung sich auf Geldspenden bezieht kann nur eine kurzzeitige und oberflächliche Hilfe bezweckt werden. Ein Wandel des Systems und somit eine dauerhafte Hilfe lässt sich so nicht erzielen.

Abschließend ist zu sagen, dass das Grundprinzip des effektiven Altruismus nicht neu ist. Fast jede Religion lehrt uns, unseren Mitmenschen zu helfen und Almosen zu gebe, wo sie gebraucht werden und wie es möglich ist. Oberflächlich betrachtet scheint der effektive Altruismus eine Bewegung zu sein, welcher sich ein Beitritt lohnt. Durch genaues abwägen der positiven und negativen Aspekte, sowie dem rationalen Handeln kann Menschen bereits mit einer kleinen Spende geholfen werden. Jedoch fällt diese rationale Handeln den meisten Menschen schwer und ist aufgrund der Undurchschaubarkeit der mittlerweile zahlreichen Wohltätigkeitsorganisationen kaum mehr möglich. Außerdem ist das Leid auf der Welt groß und so würde mit einer kleinen Spende einem Menschen nur kurzzeitig geholfen werden. Nicht jeder Spender kann es sich leisten einen größeren Betrag zu Spenden. Zudem müsste ein konsequenter, effektiver Altruist seinen kompletten Lebensstil umstellen und dies ist für die meisten Menschen zu viel verlangt. So gut wie jeder ist mit dem Lebensstil, den er führt zufrieden und würde so unter dem neuen Leben, welches er führt wahrscheinlich Leiden. So widerspricht sich diese Bewegung indirekt selbst, da nun einem Menschen geholfen wird, ein anderer jedoch wieder leidet. Der effektive Altruismus verstaatlicht das System nur noch mehr, da er sich auf Geldspenden bezieht. So ist nur eine kurzweilige Hilfe möglich und die betroffenen Menschen bleiben weiterhin abhängig von anderen. Ein Wechsel des Systems, die Loslösung vom Kapitalismus, wird nicht angestrebt und somit auch keine langzeitige Hilfe. Es wird also deutlich, dass der effektive Altruismus nur eine oberflächliche Bewegung ist und aufgrund seiner Konsequenz bei einer korrekten Durchführung zwar bestehen wird, jedoch nur eine kleine Anzahl von Anhängern haben wird. Das Grundprinzip, durch rationale Handlung einen möglichst effektiven Nutzen zu bewirken ist zwar gut, jedoch ist es zu viel verlangt sein komplettes Leben für Geld- und Zeitspenden umzustellen. Vielmehr sollte sich jeder Einzelne für sich fragen, wie er mit kleinen Mitteln dem Problem der Armut entgegenwirken kann, indem er beispielsweise nicht benötigte Sachen spendet oder selbst einfach ein bisschen weniger verschwenderisch lebt.



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