Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

leutnant gustl - arthur schnitzler - Referat



Leutnant Gustl – Arthur Schnitzler

Biografie des Autors:
Arthur Schnitzler wurde am 15. Mai 1862 als erstes von vier Kindern des Medizinprofessors Johann Schnitzler (1835 - 1893) in Wien geboren. Anders als der Vater, der sich als Kehlkopfspezialist selbst einen Namen gemacht hatte, stammte die Mutter Louise (1838 - 1911) aus einer angesehenen und wohlhabenden Familie.

Schon als Gymnasiast versuchte Arthur Schnitzler sich mit Bühnenstücken. Nach dem Medizinstudium und der Promotion am 30. Mai 1885 arbeitete er bis 1893 als Assistenzarzt in zwei verschiedenen Krankenhäusern in Wien. Nach dem Tod seines Vaters eröffnete Arthur Schnitzler 1893 selbst eine Praxis, widmete sich dann aber – ermutigt von seiner Geliebten in den Jahren 1893 bis 1895, der Schauspielerin Adele Sandrock (1864 - 1937) – zunehmend seinen literarischen Werken.

1897 vollendete er das Manuskript "Reigen. Zehn Dialoge", aber die Zensur untersagte eine Aufführung des Stücks. (Erst am 23. Dezember 1920 fand im Kleinen Schauspielhaus in Berlin die Uraufführung statt.) Unter dem Titel "Leutnant Gustl" veröffentlichte Arthur Schnitzler das erste Werk in der deutschen Literaturgeschichte, das nur aus einem inneren Monolog besteht.

1903 vermählten sich Arthur Schnitzler und die Schauspielerin Olga Gussmann (1882 – 1970), die zu diesem Zeitpunkt bereits einen einjährigen Sohn mit ihm hatte. Die Ehe scheiterte und wurde 1921 geschieden. Danach und vor allem nach dem Suizid seiner Tochter Lili im Jahr 1928 vereinsamte Arthur Schnitzler.

Am 21. Oktober 1931 erlag Arthur Schnitzler in Wien einer Gehirnblutung.
Heute gilt Schnitzler als einer der bedeutendsten österreichischen Schriftsteller der Jahrhundertwende. Durch seine literarische Arbeit [...] weitete er das Wissen um die menschliche Psyche erheblich aus. (Harenbergs Lexikon der Weltliteratur, Dortmund 1989, Band 5, Seite 2594)

Bibliografie (Auswahl)
• Anatol (Einakterzyklus, 1893)
• Sterben (Novelle, 1895)
• Liebelei (Schauspiel, 1895)
• Freiwild (Schauspiel, 1896)
• Die Toten schweigen (Novelle, 1897)
• Paracelsus (Einakter, 1899)
• Der grüne Kakadu (Einakter, 1899)

Sprache / Stil zusammen mit der Personenbeschreibung von Leutnant Gustl:
Mit dem Novellentitel ist nicht nur die Hauptfigur schon benannt, sondern in gewisser
Weise auch charakterisiert: Es handelt sich um einen niederen Offizier der k. u. k. Armee und mithin um eine epochentypische Figur, die stellvertretend für die Wertvorstellung und den inneren Zustand der im Habsburgerreich führenden Schicht steht (man denke etwa auch an die Figur des Leutnant Carl Joseph von Trotta in Joseph Roths Roman „Radetzkymarsch“ oder – ironisch ins Gegenteil verkehrt –
an die „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ von Jaroslav Hašek). Dass man dabei weder Gustls Nach- noch seinen eigentlichen Vornamen, sondern nur seinen Kosenamen erfährt („Gustl“ ist als Verkleinerungsform in Österreich sowohl für „Gustav“ als auch für „August“ sowie den weiblichen Vornamen Auguste/a verbreitet), deutet bereits an, dass Gustl genau der „dumme Bub“ sein könnte, als der er vom Bäckermeister bezeichnet wird (vgl. S.10).
Gustl ist zum Zeitpunkt der Handlung 23 oder 24 Jahre alt („als kleiner Bub, damals im
Wald ... aber ich war ja gar nicht so klein ... vierzehn oder fünfzehn ... Wie lang’ ist das jetzt her? – Neun Jahr’“, S. 19). Er besuchte zunächst das Gymnasium und sollte Ökonomie stu
dieren (vgl. S.21.), doch musste er das Gymnasium verlassen und ging danach in die Kadettenschule (vgl. „Er hätt’ nur noch sagen müssen, dass sie mich aus dem Gymnasium hinausg’schmissen haben und dass ich deswegen in die
Kadettenschul’ gesteckt worden bin“, S. 7 f.). Er schließt die Kadettenschule offenbar planmäßig ab: „freilich – mit achtzehn war ich Stellvertreter, mit zwanzig Leutnant... und im nächsten Jahr werd’ ich ...“ (S.19) – zu ergänzen wäre „Oberleutnant“. Allerdings gehört Gustl nur einem Infanterieregiment an, ein Dienst in der gesellschaftlich höher angesehenen Kavallerie – die Soldaten mussten für den Erwerb und den Unterhalt des Pferdes selbst aufkommen – war aufgrund der beengten finanziellen Verhältnisse der Familie nicht möglich („Schad’, dass ich nicht zur Kavallerie gegangen bin
... aber das hat der Alte nicht wollen– wär’ ein zu teurer Spaß gewesen“, S.23). Gustl stammt dabei offenbar aus einer Beamtenfamilie aus Graz, die sich aber im sozialen Abstieg befindet. Über Gustls Vater erfährt man, dass er unter offenbar kränkenden Umständen frühzeitig in Pension geschickt wurde („Schlecht hat sie ausg’seh’n heuer zu Weihnachten ... Na, jetzt wird die Kränkung schon überwunden sein. Ich an ihrer Stelle wär’ froh, dass der Papa in Pension gegangen ist.“, S.6); eine Verlobung der 28-jährigen Schwester Klara, zu der Gustl als einzigem Menschen ein innigeres Verhältnis hat (vgl. etwa S.21 und 33), scheiterte an der fehlenden Mitgift. Hier, so hofft Gustl, wird der reiche Onkel einspringen.
Auch für sich selbst erhofft Gustl, den Spielschulden plagen, finanzielle Hilfe („... der hat Geld wie Mist; (...) aber nein, um jeden Kreuzer muss man extra betteln.“, S.5). Doch der Onkel ist aus gutem Grund zurückhaltend, denn ursprünglich sollte Gustl als Ökonom („Ich hätt’ Ökonomie studiert, wär’ zum Onkel gegangen ...“, S.21) in seinen offenbar großen landwirtschaftlichen Betrieb eintreten, doch scheiterte er bereits auf dem Gymnasium. Und Gustl weiß, dass sein Leben hätte eigentlich anders verlaufen können: „Jetzt wär’ ich am End’ schon verheiratet, ein liebes, gutes Mädel ... vielleicht die Anna, die hat mich so gern gehabt ...“ (ebd.)
Aus diesem Scheitern heraus erklärt sich auch Gustls ausgeprägter Sozialneid, den er gegenüber den Einjährig-Freiwilligen im Besonderen („Manchmal sind’s ganz nette Burschen, die Einjährigen ... aber sie sollten nur Stellvertreter werden– denn was hat das für einen Sinn? Wir müssen uns jahrelang plagen, und so ein Kerl dient ein Jahr und genau dieselbe Distinktion wie wir ...“, S.16) und Akademikern im Allgemeinen („Und da kommt so ein Tintenfisch daher, der sein Lebtag nichts getan hat, als hinter den Büchern gesessen (...)“, S.
8) gegenüber empfindet.Sozialneid motiviert wohl auch Gustls offenen Antisemitismus („Überhaupt, dass sie noch immer so viel Juden zu Offizieren machen– da pfeif’ ich auf’n ganzen Antisemtismus! (...) na ja, wer hat’s Geld?“, S.5). Auch sonst ist die Figur überwiegend negativ gezeichnet, insbesondere weist sie stereo-
type Merkmale (Umgang mit Frauen, Spielen um Geld bzw. Spielschulden, Langeweile, Ich-Bezogenheit und Aggressivität) auf, entspricht also dem gängigen negativen Bild von jungen Offizieren. Auffallend sind dagegen die vielen Widersprüche und die Sprunghaftigkeit von Gustls Gedanken.

Weitere Personencharakterisierungen:
Bäckermeister Habetswallner: Er ist einfach direkt, da er gesellschaftlich unter Leutnant Gustl steht und nicht satisfaktionsfähig.
Steffi: Sie ist anderweitig gebunden, hat aber trotzdem ein Verhältnis mit Leutnant Gustl.
Vielmehr gibt es über die beiden oder andere Personen in dem Buch nicht zu sagen, da der Leutnant Gustl hauptsächlich über und mit sich redet.

Inhalt:
Im Anschluss an ein abendliches Konzert, das er gelangweilt verfolgt hat, gerät Gustl an der Garderobe des Konzerthauses in einen Streit mit Habetswallner, einem ihm bekannten Bäckermeister. Gustl will seinen Säbel ziehen, wird aber durch seinen körperlich überlegenen Kontrahenten daran gehindert und als „dummer Bub“ beschimpft. Die Schmach, von einem gesellschaftlich tiefer stehenden Bäckermeister beleidigt worden zu sein, vermag Gustl nicht zu verwinden. Dem militärischen Ehrenkodex verhaftet, beschließt er, am nächsten Morgen um sieben Uhr Selbstmord zu begehen, unabhängig davon, ob der Bäckermeister den Vorfall publik machen wird oder nicht.
Auf seinem Weg nach Hause durchquert Gustl den Wiener Prater. Der Duft der ersten Frühlingsblumen lässt ihn in seinem Selbstmordentschluss wanken. Das Bewusstsein, von all diesen schönen Dingen Abschied nehmen zu müssen, entfacht in ihm eine neue Lebenslust. Die Erinnerung an seine Familie, insbesondere seine Mutter und seine Schwester, sowie an diverse, aktuelle und verflossene Geliebte versetzt ihn in eine tiefe Betrübnis, die er mit der Feststellung, als österreichischer Offizier zum Suizid verpflichtet zu sein, vergeblich zu betäuben versucht.
Er schläft auf einer Parkbank ein und erwacht erst am frühen Morgen. Bevor er nach Hause zurückkehrt, wo er seinen Revolver gegen sich zu richten beabsichtigt, besucht er sein Stammkaffeehaus. Der dort arbeitende Kellner Rudolf berichtet ihm, sein Beleidiger, der Bäcker Habetswallner, sei in der Nacht unerwartet an einem Schlaganfall gestorben. Über alle Maßen erleichtert, nimmt Gustl freudig von seinen Suizidplänen Abstand und ergeht sich in Betrachtungen anstehender Unternehmungen. So wird er sich schon am Nachmittag desselben Tages mit einem Kontrahenten duellieren (Dich hau' ich zu Krenfleisch!).

Wirkung auf die Zeit:
Als offene Anklage des Militarismus und des Gesellschaftsbildes vom kaiserlichen Offizier erfuhr die Erzählung schon kurz nach ihrer Veröffentlichung harsche Kritik, vor allem von Seiten des Militärs[2]. Sie wurde verstanden als Angriff auf die unantastbare Ehre der kaiserlichen und königlichen Armee und somit auf eines der Fundamente der Doppelmonarchie. Sie goss auch Öl ins Feuer der antisemitischen Hetze. Der jüdische Autor und die „Judenpresse“, angeführt von Moriz Benedikt, dem Chef der Neuen Freien Presse, wurden als Staatsfeinde ausgemacht und gebrandmarkt. Schnitzler, selbst Oberarzt und Leutnant der Reserve im Offiziersrang, galt als Nestbeschmutzer und wurde infolgedessen von einem Ehrengericht des Offiziersstandes enthoben und galt fortan nur noch als gewöhnlicher Militär. Die Neue Freie Presse übte sich in Schadensbegrenzung und lobte in einem Leitartikel die „hervorragenden Eigenschaften des Österreichischen Offizierskorps“.[3]
"Leutnant Gustl" ist das erste Werk in der deutschen Literaturgeschichte, das nur aus einem inneren Monolog besteht. Wir folgen den
Gedanken eines jungen k. u. k. Offiziers, der sich in seiner falsch verstandenen Ehre verletzt fühlt und deshalb vorhat, sich am Morgen um 7 Uhr zu erschießen. Ziellos schweifen seine Gedanken herum, sie bleiben immer an der Oberfläche, sind zum großen Teil nichts anderes als Vorurteile und Redensarten.
Überhaupt, dass sie noch immer so viel' Juden zu Offizieren machen -- da pfeif' ich auf'n ganzen Antisemitismus! Neulich in der Gesellschaft, wo die G'schicht' mit dem Doktor passiert ist bei den Mannheimers ... die Mannheimer selber sollen ja auch Juden sein, getauft natürlich ... denen merkt man's aber gar nicht an -- besonders die Frau ... so blond, bildhübsch die Figur ... War sehr amüsant im ganzen. Famoses Essen, großartige Zigarren ... Na ja, wer hat's Geld?
Obwohl er bis zum Morgen glaubt, sein Tod sei unvermeidlich, ist er nicht fähig, sich ernsthaft mit seinem Leben oder kritisch mit dem Ehrenkodex auseinanderzusetzen. Deshalb wird ihm auch nicht bewusst, wie einsam er ist. Sogar bei seinen erotischen Abenteuern ist er seit jeher auf Kurtisanen angewiesen.

Die Novelle "Leutnant Gustl" wurde 1900 als Skandal empfunden. Ein militärisches Ehrengericht nahm Arthur Schnitzler den Rang eines Oberarztes, weil er "als dem Offiziersstand angehörig die Ehre und das Ansehen der österreichisch-ungarischen Armee geschädigt und herabgesetzt" habe.

Gattung / Aufbau:
Die literaturgeschichtliche Besonderheit und Leistung der Erzählung begründet Hartmut Scheible in seiner Schnitzler-Monographie mit der durch die erzähltechnische Ausweitung des inneren Monologs ermöglichten kritischen Darstellung der Einheit von Seelen- und Gesellschaftsleben: Schnitzler, der diese Technik in die deutschsprachige Literatur eingeführt habe, steigere sie im Leutnant Gustl zu einem Gipfel ihrer Leistungsfähigkeit: „Drei Dutzend Seiten genügen, um ein erstaunlich vollständiges Bild der österreichischen Republik zu entwerfen […]“.
Durch die Erzählform des inneren Monologs kann der Leser direkt an diesem Denken teilhaben, da die Gedanken von Gustl seine persönliche Einstellung verraten, die er so mit Worten nie äußern dürfte. Dadurch erfährt der Leser beispielsweise von Gustls Ärger über sich selbst, weil er beim Streit mit dem Bäckermeister nicht schlagfertig genug reagiert hat und stattdessen völlig verwirrt war. Auch die Reaktion Gustls auf den Tod des Bäckermeisters ist entscheidend, weil in seinen Gedanken nun deutlich wird, das sein geplanter Selbstmord eine eher halbherzige Option war. Gemeinsam mit dem nicht erworbenen, sondern nur erlangten gesellschaftlichen Status entlarvt sich Leutnant Gustl schließlich als Heuchler, bei dem sich Sein und Schein stark unterscheiden.
Leutnant Gustl ist ein Paradebeispiel für die Erzähltechnik des ununterbrochenen inneren Monologs. Schauplatz der Handlung ist ausschließlich Gustls Denken. Daher wird der Akzent auch nicht von einem Erzähler auf bestimmte Aspekte der Handlung gelegt, sondern der Leser muss Gustls Gedanken selbst werten.
Gustl bezieht sein Selbstwertgefühl allein aus der Tatsache, dass er eine Uniform trägt. Er bedauert es, keinen Krieg erlebt zu haben und verachtet Nichtmilitärs, wie man an seiner groben Behandlung des Bäckers sieht. Als diese Autorität erschüttert wird, scheint Gustl konsequent zu seinen Ehrbegriffen zu stehen. Doch sobald er vom Tod Habetswallners erfährt, vergisst er seinen Vorsatz sofort. So wird der Ehrbegriff des K.u.k.-Militärs als hohl und selbstgerecht entlarvt. Dass manche bürgerliche Zivilisten schon längst gefahrlos den Respekt vor einem jungen vorlauten Leutnant verlieren können, zeigt außerdem die bröckelnde Fassade des militärischen Selbstbilds.
Viele Gedanken Gustls drehen sich um Frauen, mit denen er Affären hatte. Er ist überzeugt, ungemein attraktiv auf diese Frauen gewirkt zu haben, hat längerfristige Bindungen aber immer abgelehnt, da diese Mädchen („Menscherl“) nicht gesellschaftsfähig gewesen seien.
Gleichzeitig vertritt der Leutnant einen rüden Antisemitismus, der sich gegen die Juden im Zivilleben und Militär gleichermaßen richtet. Einen Bezugspunkt hierzu bildet die Dreyfus-Affäre, die sich zur selben Zeit in Frankreich abspielte.
Um die Jahrhundertwende pflegte das Militär in Österreich-Ungarn einen Ehrenkodex, der zeittypische Besonderheiten aufwies: So bestand noch bis 1911 die „Pflicht“ für jeden Offizier, einer Duellforderung unbedingt nachzukommen. Schnitzler traf mit seiner Novelle die Schwachstelle dieses Ehrenkodexes, denn „satisfaktionsfähig“, also mit der Waffe zur Rechenschaft zu ziehen, waren nur Adelige, Militärs und Akademiker. Gustl, der sich von einem einfachen Bäckermeister bedroht fühlt, kann seine Ehre also nicht mittels eines Duells verteidigen oder zurückerlangen, weshalb er glaubt, seine verlorene Würde nur durch einen Suizid wiederherstellen zu können.

Historischer Hintergrund:
Mit seiner Novelle »Leutnant Gustl« gibt Schnitzler einen tiefen Einblick in die Strukturen und Denkweisen, die in der kaiserlich-königlichen Armee von Österreich-Ungarn vorherrschten. Verdeutlicht wird das durch das vermeintlich hohe Ansehen der Offiziere, deren gesellschaftliches Ansehen alle anderen Berufsgruppen weit überragt. Standesdünkel und Missgunst waren prägende Elemente jener Zeit. Da Gustl den Bäckermeister nicht zum Duell fordern kann, steht ihm dieses Standesdenken im Wege und zwingt ihn – seiner Ansicht nach – zu dem drastischen Schritt des Selbstmordes, denn auch die möglichen Alternativen sind Gustl wegen der Folgen versperrt. Eine Beschwerde Gustls bei seinem Vorgesetzten hätte seine Entlassung zur Folge, Auswandern in die USA ist wegen mangelnder Chancen und Fähigkeiten keine Option und ignorieren kann er den Vorfall auch nicht, weil Habetswallner den Streit sicher publik machen wird. Dadurch entsteht ein drastisches Missverhältnis zwischen einigen beleidigenden Worten (»Dummer Bub«) und dem Entschluss zur freiwilligen Beendigung des eigenen Lebens.


Entstehung /Quelle des Autors
Die Monolognovelle - es handelt sich hier um den ersten konsequent durchgeführten monologue intérieur der deutschen Literatur - wurde im Sommer 1900 im Kurhaus von Reichenau (Niederösterreich) geschrieben. Schnitzler las sie zunächst in einem Privatzirkel vor, dann trug er sie noch vor der Veröffentlichung vor einer literarischen Vereinigung in Breslau vor, wo die Novelle mit Beifall aufgenommen wurde. Gedruckt erschien die Novelle dann erstmalig in der Weihnachtsnummer der Wiener "Neuen Freien Presse" 1900. In Wien freilich fand die Novelle nicht die ungeteilte Zustimmung wie in Breslau; vor allem in Militärkreisen erregte sie erheblichen Anstoß.

Interpretation
Schnitzler hat mit dieser Novelle eine realistische Studie über einen Einzelfall verfasst, dessen psychischer Zustand symptomatisch für den Zustand der Gesellschaft und des Kastenwesens des Militärs ist. Die Novelle ist auch eine Satire auf den Ehrencodex des k.u.k. Offizierskorps. Nach Veröffentlichung begann auch gegen Schnitzler ein ehrenrätliches Verfahren und er wurde 1901 seines Offizierscharakters für verlustig erklärt.
Schnitzler war der erste deutschsprachige Autor, der sich des Stilmittels des „inneren Monologs“ bediente. Die Novelle zeigt impressionistische Züge, es wird nicht das Gegenständliche geschildert, sondern das Gegenständliche ist Anlass der Empfindungen und der seelischen Regungen.
Die vertiefende Darstellung der menschlichen Psyche ist charakteristisch für die um die Jahrhundertwende einsetzende wissenschaftliche Erforschung des Unbewussten. Gleichzeitig mit Schnitzlers Leutnant Gustl erschien Sigmund Freuds „Traumdeutung“ (1900).
In der Novelle wird der Leser durch eine „liebevolle“ Sprache in Versuchung geführt, sich mit dem Helden zu identifizieren. Doch denkt Gustl bitterböse Gedanken, dadurch wird der Leser aus seiner Identifikation gerissen und in die Möglichkeit versetzt, die Handlung objektiv zu betrachten.
Charakteristisch für den Ehrencodex der k.u.k Offiziere ist, wie Schnitzler es sieht, dass diese nur dann ihre Ehre verlieren können, wenn jemand über den „Ehrenverlust“ Bescheid weiß. Da der Bäcker gesellschaftlich unter dem Leutnant steht, kommt ein Duell mit diesem nicht in Frage, es bleibt nur der Selbstmord. Leutnant Gustl lernt aus der Erfahrung nicht. Er wird weiter gedankenlos Juden diskriminieren („Überhaupt, dass sie noch immer so viel Juden zu Offizieren machen - da pfeif´ ich auf den ganzen Antisemitismus“ und sinngemäß „Es gibt Juden, denen merkt man es gar nicht an“), weiter eine konservative Haltung verfolgen („Gewiss ein Sozialist! Die Rechtsverdreher sind doch heutzutage alle Sozialisten... am liebsten möchten sie gleich das ganze Militär abschaffen; aber wenn die Chinesen über die kommen, daran denken sie nicht“). Auch hofft er sicher weiter auf einen Kriegsausbruch, denn die Aufgabe eines Militärs kann nur der Krieg sein und nicht das spielerische Üben desselben. Durch die übungshafte Erziehung beim Militär und den fehlenden Krieg sieht Gustl in seinem ganzen Leben nur ein unernstes Spiel, das seinen Charakter prägt, „außer Dienst ist er immer gemütlich“. Auch in seinem Verhalten zu Frauen wird sich sicherlich keine Änderung ergeben, er wird weiterhin nur deren Äußeres und Leichterreichbarkeit als wichtig erachten, für eine tiefere Bindung fehlt ihm die grundsätzliche Anerkennung der Frau als Mensch.

Eigene Meinung:
Eigentlich hat mir das Buch ganz gut gefallen, es war einmal was Neues, einen Monolog zu lesen. Dennoch fand ich das Buch nach einer Zeit eintönig und nicht besonders spannend. Mir gefällt es besser, wenn mehrere Menschen zu Wort kommen, da dadurch die Geschichte belebter ist. Ansonsten ist es ein gutes Buch.





Kommentare zum Referat leutnant gustl - arthur schnitzler: