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Literaturepochen

Eine literarische Epoche kennzeichnet genau genommen einen expliziten und in sich eigenständigen Abschnitt der Literaturgeschichte. Der Terminus „Literaturepoche“ leitet sich vom griechischen Wort „epoché“ ab, was soviel wie „Einschnitt“ bedeutet.

Literaturepochen sind im Rahmen der allgemeinen Geschichtsschreibung der literarischen Epochen dadurch charakterisiert, in gewisse Zeitabschnitte eingeordnet zu werden. Dies kann sich besonders im Hinblick auf die sogenannte Heuristik als äußerst sinnvoll erweisen, sofern Werke und Autoren durch „Trennereignisse“ oder „Epochenschwellen“ formatiert sind. Dadurch, dass Autoren, Werke, etc. in Epochen der Literaturgeschichte eingeordnet werden, weisen diese jeweils ähnliche stilistische sowie formale Eigenschaften auf. Genau genommen liegt jenen einer eigenständigen Literaturepoche zugewiesenen Autoren, Schriftstellern und deren Werken ein einheitliches und gemeinsames Ordnungsprinzip zugrunde. Demnach gehören Autoren, Werke, etc. einer gewissen Literaturepoche an, weil sie diese besonders gut widerspiegeln und für den „Geist der Zeit“ als repräsentativ gelten. Infolgedessen, das heißt im Hinblick auf dieses Ordnungsprinzip, werden Autoren und deren Werke mit ihrer jeweiligen Literaturepoche automatisch in Verbindung gebracht.

Literaturepochen und deren theoretische Wurzeln

Die theoretischen Wurzeln der einzelnen Literaturepochen wie beispielsweise der Literaturepoche Romantik, Klassik, etc. gestalten sich äußerst unterschiedlich. Demnach beziehen sich die Epochen Reformationszeit und Gegenreformation auf die allgemeine Religionsgeschichte während die literarischen Abschnitte Restauration, Vormärz und Gründerzeit ihre Herkunft in der politischen Geschichte sehen. Barock, Biedermeier, Expressionismus, Jugendstil sowie Neue Sachlichkeit haben ihre Wurzeln in der Kunstgeschichte. Was die Epochen im anglophonen Raum, das heißt vor allem die elisabethanische sowie die viktorianische Literatur, betrifft, so sei festgehalten, dass diese sich auf die Ableitung von expliziten Personen beziehen. Dies gilt analog beispielsweise für die Goethezeit – also die Wirk- und Schaffenszeit von Johann Wolfgang von Goethe. Die Literaturepoche der Postmoderne wiederum entstand durch Relativierung bereits bestehender und vorhandener Epochen-Termini.

Die Literaturepoche und ihre Charakteristika

Eine Literaturepoche ist durch ganz bestimmte sowie explizite Charakteristika gekennzeichnet. Betrachten wir als Beispiel die Epoche der Nachkriegsliteratur bzw. Trümmerliteratur, so wird deutlich, dass die hierbei vorherrschenden Elemente Tod, Trauer, Elend, psychisches Leid und allgemeine Kennzeichen der Nachkriegszeit sind. Diese Kennzeichnen formen nicht nur die Literaturepoche selbst, sondern widerspiegeln sich ebenfalls im Hinblick auf die der jeweiligen Epoche zugeordneten Autoren, Schriftsteller und Werke. Einer der bedeutendsten Vertreter der Literaturepoche der Nachkriegsliteratur bzw. Trümmerliteratur ist Wolfgang Borchert. Er arbeitet vor allem Elemente wie Tod und psychisches Leid in seine Werke, die hauptsächlich Kurzgeschichten darstellen, ein. Interpretationsmäßig sprechen wir bei Borcherts Kurzgeschichten, wie bei beispielsweise „Das Brot“, von äußerst profunden und tiefgründen Werken, die es dem Leser erlauben, unheimlich viel herauszulesen.

Literaturepochen-Übersicht: Literarische Epochen auf einen Blick

  • Frühmittelalter: 500 – 1180
  • Hochmittelalter: 1170 – 1250
  • Spätmittelalter: 1250 – 1500
  • Humanismus, Renaissance und Reformation: 1500 – 1600
  • Barock: 1600 – 1720
  • Aufklärung: 1720 – 1790
  • Empfindsamkeit: 1740 – 1790
  • Sturm und Drang: 1765 – 1790
  • Klassik: 1786 – 1832
  • Romantik: 1798 – 1835
  • Biedermeier: 1815 – 1848
  • Junges Deutschland und Vormärz: 1825 – 1848
  • Realismus: 1848 – 1890
  • Naturalismus: 1880 – 1900
  • Moderne: 1890 – 1920
  • Expressionismus: 1910 – 1925
  • Avantgarde bzw. Dadaismus: 1915 – 1925
  • Literatur der Weimarer Republik bzw. Neue Sachlichkeit: 1919 – 1932
  • Exilliteratur: 1933 – 1945
  • Nachkriegsliteratur bzw. Trümmerliteratur: 1945 – 1950
  • Literatur der DDR: 1950 – 1990
  • Literatur der BRD: 1950 – 1990
  • Literatur Österreichs und der Schweiz: 1950 – 1990
  • Literatur der Neuen Frauenbewegung: 1975 – 2009
  • seit 1970: Neue Subjektivität
  • seit 1980: Postmoderne bzw. Gegenwartsliteratur