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Elternratgeber 23: Zeugnis verstehen

Das Arbeitszeugnisse gerne verschlüsselt werden, ist ja bekannt. Dass dies aber auch bei Schulzeugnissen so gehandhabt wird, wissen nicht alle Eltern. Jüngstes Beispiel im Bekanntenkreis. Zeugnis der 7. Klasse Gymnasium, in der Bemerkung stand: "Sein Verhalten war angemessen". Sowohl das Kind als auch seine Eltern, verstanden das positiv. Ist es aber nicht. Wenn man nach Schulnoten gehen würde, wäre das eine Note zwischen 4 und 5.

Es ist eigentlich nicht recht, dass auch in den Schulzeugnissen verschlüsselt wird. Aber es passiert dennoch häufiger, als einem lieb ist. Einen Vorwurf an die Schule kann man nicht wirklich machen, Lehrer achten schon darauf, dass Kinder, besonders in den frühen Klassen, nicht verletzt werden. Dennoch, man muss wirklich genau hinsehen. Beispiel: "Markus achtet wieder bewusster auf die Aufmerksamkeitssignale des Lehrers und trägt so zu einem störungsfreien Unterricht bei". Mit dieser Bemerkung will der Lehrer sagen, dass das Kind in der Zeit davor häufig gestört hat. Dies scheint vorbei zu sein, ist also als im Ganzen als Lob zu sehen. Dennoch haken Sie bitte bei Ihrem Kind nach und besprechen Sie das.

Steht beispielsweise im Zeugnis, dass Markus selbst mit Hilfestellungen Lösungswege nicht erkannte, stellt sich natürlich die Frage, ob er überhaupt etwas selbstständig nachvollziehen und lösen kann. Wenn ja, ist das gut, wenn nicht, natürlich nicht. Auch hier gilt es, reden Sie mit Ihrem Kind. Wie in Arbeitszeugnissen auch, findet man auch solche Bemerkungen: "Dem Schüler war es das wichtigste, möglichst schnell mit den Aufgaben fertig zu werden". Dass dies verschlüsselt bedeutet, der Schüler ist fahrig, bzw. mangelt es ihm an Sorgfalt, ist auch klar. Es ist also enorm wichtig, dass Sie die Bemerkung wirklich so sehen, wie sie ist. An unserem ersten Beispiel sieht man, dass es nicht verstanden wurde, dass dieses "angemessen" wirklich negativ gemeint war.

Die Eltern denken also, es ist alles gut, es gibt nichts zu verbessern. Daher ist es für alle sinnvoll: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob die Bemerkung im Zeugnis Ihres Kindes wirklich gut ist, dann fragen Sie baldmöglichst bei dem Lehrer nach. Lassen Sie sich erklären, was genau mit der Bemerkung gemeint ist. Nur so lässt sich rechtzeitig gegensteuern. Oder wenn gar eine Bemerkung ungerecht ist, klären Sie auch das. Wenn die Lehrkraft uneinsichtig ist, wenden Sie sich an das Rektorat. Es darf nie passieren, dass Kinder willkürlich bewertet werden, zwecks Sympathie Problemen seitens des Lehrers. So ein Verhalten kommt vor und muss absolut nicht toleriert werden. Also sprechen Sie mit den Lehrern, wenn negative Bemerkungen kommen und weder Sie noch Ihr Kind sich das erklären können. Sie haben ein Recht, genau zu wissen, warum es dazu kam, was genau am Verhalten oder an der Mitarbeit nicht passt. Nehmen Sie doch Ihr Kind mit, klären Sie gemeinsam Unstimmigkeiten.

Zeugnisse sind nun mal wichtige Bestandteile des Schullebens und vor allem Spiegel über die Fähigkeiten Ihres Kindes. Sozialkompetenz ist eben auch wichtig. Wenn sich das im ersten Beispiel genannte Kind nun mit dieser Bemerkung beispielsweise für eine Lehrstelle bewerben würde, wäre es sehr wahrscheinlich, dass es allein wegen der Bemerkung eine Absage bekommen würde. Daher, wenn Bemerkungen auffallen, wenn sie zu Recht negativ sind, arbeiten Sie bitte frühzeitig am Verhalten Ihres Kindes mit! Zeugnisse im Nachhinein ins Positive zu ändern, ist praktisch unmöglich. Erklären Sie Ihrem Kind, dass es mit gutem Verhalten und Aufmerksamkeit in der Schule gegensteuern kann, dann werden zukünftig auch die Bemerkungen besser ausfallen.