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Was ist Persönlichkeit? - Referat



Persönlichkeit ist aus wissenschaftlicher Sicht nicht einheitlich definiert. Es gibt unterschiedliche Sichtweisen, wie Persönlichkeit definiert werden kann. Sie lässt sich also als einzigartige Verhaltensweise eines Menschen ganz individuell beschreiben. Allport betont die Einzigartigkeit der Persönlichkeit, ein anderer spricht von Selbstorganisation mit einem Zentrum von bewusstem und reflektiertem Handeln (Fisseni, 1998). Eysenck hat 1953 Persönlichkeit als absolute Integrität von Temperament, Charakter, Körperbau und Intellekt bezeichnet. Unter Charakter ist hier das Streben einer Person gemeint. Temperament stellt das affektive Verhalten dar und Intellekt beinhaltet die kognitive Fähigkeit. Einige Jahre später sprach Eysenck (1953) von Typen als eine Dimension der Persönlichkeit, welche sich durch eine Anzahl von Eigenschaften beschreiben lässt. Nach Amelang et al. (2016) ist unter Persönlichkeit ein einzigartiges, relativ überdauerndes und stabiles Verhaltenskorrelat zu verstehen. Dennoch sind weitere Aspekte neben der Einzigartigkeit zu beachten, die von vielen Personen geteilt werden. Es gibt bestimmte Merkmale, die aus wissenschaftlicher Sicht Persönlichkeitsmerkmale darstellen und dazu dienen Individuen zu unterscheiden (Schmitt & Altstötter-Gleich, 2010). Der Begriff Persönlichkeit hat sich seit den 50er Jahren mehr und mehr durchgesetzt und das Wort Charakter abgelöst. Charakter ist nach Fisseni (1998) die eigentümliche Art des Menschen, welche die individuelle Besonderheit einer Person durch typische Eigenschaften darstellt. Im Rahmen dieser Arbeit spielen die Big Five zur Beschreibung von Persönlichkeit eine Rolle und werden im Folgenden genauer dargestellt. Zur Entstehungsgeschichte der Big Five in den 80er Jahren ist zu sagen, dass fünf Grunddimensionen, die sogenannten Big Five, entstanden sind, um Unterschiede zwischen den Menschen zu beschreiben. Die Wissenschaftler Allport und Odbert (1936) haben eine Liste mit 18000 Adjektiven erstellt, gefiltert und 4504 Begriffe erhalten. Diese sollten als Beschreibung stabiler individueller Persönlichkeitszüge herangezogen werden. In weiteren Untersuchungen konnten durch statistische Verfahren die Anzahl auf 16 basale Persönlichkeitsfaktoren reduziert werden (Fehr, 2006). Costa und McCrae (1985) war es möglich ein Fünf- Faktoren-Modell als Grunddimension der Persönlichkeit als stabile Form bekannt zu geben. Goldberg (1993) führte den lexikalischen Forschungszweig weiter und konnte durch Faktorenanalyse ebenfalls fünf Faktoren bestätigen. Dieser nannte sein Modell parallel zu Costa und McCrae Big Five (Fehr, 2006). Goldberg (1993) wollte damit ausdrücken, dass jeder Faktor eine breite Anzahl von Persönlichkeitsmerkmalen umfasst (Rammsayer & Weber, 2010). Diese Faktorenstruktur wurde von Angleitner und Ostendorf (1988) für den deutschen Sprachraum bestätigt. In weiteren Sprachen konnte das Big Five Modell ebenfalls übersetzt werden (Fehr, 2006). Die Big Five werden als sparsames Modell gesehen, welches der Beschreibung von Persönlichkeitsunterschieden dient (Asendorpf, 2009). Die Merkmalsdimensionen sind einfach zu verstehen und vielseitig einsetzbar (John, Robins, & Pervin, 2008). Zu den Big Five gehören die Faktoren Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit für neue Erfahrungen und werden wie folgt beschrieben. Extraversion und das Pendant Introversion sind Pole der Persönlichkeitseigenschaft, die sich auf den Umgang mit anderen Menschen auswirken. Demnach tendieren Extravertierte dazu gesellig, lebhaft, sorglos, optimistisch, dominant, aufgeschlossen und abenteuerlustig zu sein. Während Introvertierte sehr gut allein sein können, in sich gekehrt, selbstgenügsam sind und einer Beschäftigung in Ruhe nachgehen (Schmitt & Altstötter-Gleich, 2010). Facetten der Extraversion sind demnach Herzlichkeit, Geselligkeit, Durchsetzungsfähigkeit, Aktivität, Erlebnissuche und positive Emotionen (Rammsayer & Weber, 2010). Verträglichkeit ist durch Vertrauen, Freimütigkeit, Altruismus, Entgegenkommen, Bescheidenheit und Gutherzigkeit gekennzeichnet. Personen mit niedrigen Werten lassen sich beschreiben als skeptisch, misstrauisch, unehrlich, berechnend, ichbezogen, streitsüchtig, arrogant und unbarmherzig. Hingegen beschreiben hohe Werte eine Person als vertrauensvoll, gutgläubig, grundehrlich, hilfsbereit, rücksichtsvoll, bescheiden, genügsam, versöhnlich, mitfühlend und gutwillig (Ostendorf und Angleitner, 2003). Gewissenhaftigkeit besitzt nach Ostendorf und Angleitner (2003) folgende Facetten: Kompetenz, Ordnungsliebe, Pflichtbewusstsein, Leistungsstreben, Selbstdisziplin und Besonnenheit. Niedrige Werte in dieser Eigenschaft lassen sich beschreiben als planlos, unüberlegt, unsystematisch, unordentlich, locker, unzuverlässig, ziellos, unmotiviert, chaotisch, willensschwach, unreflektiert und Neigung zu spontaner Entscheidungsfindung. Dagegen
lassen sich Personen mit hohen Werten als kompetent, ordentlich, urteilsfähig, organisiert, pedantisch, zuverlässig, ehrgeizig, zielstrebig, fleißig, willensstark, beharrlich, reflektiert und weitsichtig beschreiben (Ostendorf und Angleitner, 2003). Neurotizismus hoch ausgeprägt beschreibt eine Person als nervös, ängstlich, traurig, unsicher, reizbar, sozial befangen, impulsiv, verletzlich, depressiv. Diese Personen sorgen sich um ihre Gesundheit und reagieren auf Stressreaktionen nicht angemessen (Rammsayer & Weber, 2010). Niedrige Werte in dieser Eigenschaft lassen sich mit angstfrei, ausgeglichen, hoffnungsvoll, zuversichtlich, sorglos, selbstsicher, kontrolliert, stabil und stressresistent beschreiben (Asendorpf, 2009). Wenig Selbstachtung und auftretende psychosomatische Beschwerden wie Schlafstörungen, Kopf-, Rücken- und Magenschmerzen werden genannt (Schmitt & Altstötter-Gleich, 2010). Offenheit für neue Erfahrungen lässt sich mit den Adjektiven neugierig, fantasievoll, intellektuell und künstlerisch beschreiben (Laux, 2008). Personen mit hohen Werten in Offenheit sind wissbegierig, haben vielfältige kulturelle Interessen und zeigen eine hohe Wertschätzung für neue Erfahrungen (Rammsayer & Weber, 2010). Neueren Untersuchungen zufolge zeigen sich folgende Veränderungen der Big Five Faktoren über die Lebensspanne. Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit steigen in ihrer Ausprägung mit zunehmendem Alter kontinuierlich an. Offenheit für Erfahrungen nimmt etwas ab und Extraversion bleibt weitestgehend stabil. Bei Neurotizismus zeigen sich Geschlechterunterschiede. Frauen reduzieren ihre Werte und Männer behalten sie bei (Laux, 2008).

Literatur:

Allport, G. W., & Odbert, H. S. (1936). Trait-names: A psycho-lexical study. Psychological monographs, 47(1).
Asendorpf, J. (2009). Persönlichkeitspsychologie - für Bachelor. Heidelberg: Springer Medizin Verlag.
Costa, P. T., & McCrae, R. R. (1985). The NEO personality inventory.
Eysenck, H. J. (1953). The scientific study of personality.
Fehr, T. (2006). Big Five: Die fünf Dimensionen der Persönlichkeit und ihre 30 Facetten. In W. Simon, Persönlichkeitsmodelle und Persönlichkeitstests. 15 Persönlichkeitsmodelle für Personalauswahl, Persönlichkeitsentwicklung, Training und Coaching (S. 113-135). Offenbach: GABAL Verlag.
Fisseni, H.-J. (1998). Persönlichkeitspsychologie. Auf der Suche nach einer Wissenschaft. Ein Theorieüberblick. Göttingen: Hogrefe Verlag.
Goldberg, L. R. (1993). The structure of phenotypic personality traits. American psychologist, 48(1), 26.
Guilford Press.
John, O. P., Angleitner, A., & Ostendorf, F. (1988). The lexical approach to personality: A historical review of trait taxonomic research. European journal of Personality, 2(3), 171-203.
John, O., Robins, R., & Pervin, L. (2008). Handbook of Personality. Theory and Research. New York: The
Laux, L. (2008). Persönlichkeitspsychologie. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag.
Ostendorf, F., & Angleitner, A. (2003). NEO-PI-R. NEO-Persönlichkeitsinventar nach Costa und McCrae,
Rammsayer, T., & Weber, H. (2010). Differentielle Psychologie - Persönlichkeitstheorien. Göttingen: Hogrefe Verlag.
Schmitt, M., & Altstötter-Gleich, C. (2010). Differentielle Psychologie und Persönlichkeitspsychologie kompakt. Weinheim: Beltz Verlag.
Stemmler, G., Hagemann, D., Amelang, M., & Spinath, F. (2016). Differentielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung. Kohlhammer Verlag.




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