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Was ist Buddhismus? - Referat



Vor nicht allzu langer Zeit war der Buddhismus im Westen praktisch unbekannt. In den 50er und 6er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde er kaum erwähnt. Natürlich hätte man buddhistische Begriffe und den Namen Buddhas beispielsweise in den Schriften von Arthur Shopenhauer und Paul Deussen oder den Werken der amerikanischen Transzendentalisten Thoreau und Emerson (die in der Mitte des 19.Jahrhunderts englische Übersetzungen buddhistischer Texte lasen) finden können. Doch tatsächlich wuchsen damals die meisten Angehörigen der gebildeten Mittelklasse auf, wurden alt und starben, ohne jemals einen praktizierenden Buddhisten zu treffen.

Wenn man Näheres über den Buddhismus erfahren wollte, konnte man nur auf wenige, weit verstreute Quellen zurückgreifen. Abgesehen von seltenen Vorlesungen über östliche Philosophie an großen Universitäten hätte man die örtliche Bibliothek gründlich durchforsten müssen, um mehr als die grundlegendsten Tatsachen über den Buddhismus herauszufinden. Die wenigen verfügbaren Bücher behandelten den Buddhismus eher wie ein exotisches Überbleibsel aus einer längst vergangenen Epoche in einem fernen Land, vergleichbar einer verstaubten Buddha-Statue in einer dunklen Ecke der asiatischen Abteilung eines Museums. Und viel Glück, wenn man ein buddhistisches Zentrum suchte, an dem man studieren und üben konnte.

Heute könnte die Situation gar nicht gegensätzlicher sein. Buddhistische Begriffe scheinen überall aufzutauchen. Sie kommen in normalen Gesprächen vor („Das ist nur Ihr Karma“), sie werden im (Nirvana). Berühmte Hollywood-Stars, Avantgarde-Komponisten, Pop-Sänger und sogar ein sehr erfolgreicher, professioneller Basketball-Trainer praktizieren die eine oder andere Form des Buddhismus.

Überall präsentieren Buchhandlungen und Bibliotheken eine große Auswahl buddhistischer Titel, von denen einige – wie beispielsweise Titel des Dalai Lama – regelmäßig in den Bestseller-Listen auftauchen. Und Zentren in denen Leute den Buddhismus praktizieren und studieren können, gibt es inzwischen in den meisten Großstädten.
Worauf ist dieser deutliche Wandel in nur wenigen Jahrzehnten zurückzuführen? Sicher hat dazu beigetragen, dass asiatische Lehrer des Buddhismus und ihre Schüler die Tradition nach Nordamerika und Europa gebracht haben. Doch die bessere Verfügbarkeit ist nicht der einzige Grund für den Wandel.
Ist der Buddhismus eine Religion?

Zu fragen, ob der Buddhismus tatsächlich eine Religion ist, mag seltsam erscheinen. Schließlich wird der Buddhismus auf jeder Liste der wichtigen Weltreligionen. Niemand fragt, ob diese anderen Traditionen Religionen sind. Doch im Zusammenhang mit dem Buddhismus wird diese Frage immer wieder gestellt. Warum ist das so?
Wenn man Leute fragt, wobei man bei dem Wort „Religion“ denkt, antworten die
meisten wahrscheinlich etwas über den Glauben an Gott.

Wenn diese Definition die einzige Definition von Religion wäre, wäre der Buddhismus definitiv keine Religion. Dafür gibt es zwei Gründe:

Kein Gott: Die Verehrung einer übernatürlichen Macht ist kein zentrales Anliegen des Buddhismus. Gott (im üblichen Gebrauch des Wortes) ist in den buddhistischen Lehren vollkommend abwesend – und zwar so sehr, dass einige Leute den Buddhismus halb im Scherz als eine gute Religion für Atheisten bezeichnen.

Kein Glaubenssystem: Buddhismus ist in erster Linie kein Glaubenssystem. Obwohl er bestimmte grundlegende Prinzipien enthält, ermutigen die meisten buddhistischen Lehrer ihre Schüler aktiv zu einer Einstellung, die das genaue Gegenteil eines blinden Glaubens ist.

Buddhistische Lehrer raten einem, die empfangen Lehren skeptisch zu betrachten, selbst wenn sie direkt von Buddha persönlich stammen. Man soll das Gehörte oder Gelesene weder passiv akzeptieren noch automatisch ablehnen, sondern stattdessen das eigene Urteilsvermögen anwenden. Man sollte selbst überprüfen, ob die Lehren mit den eigenen Erfahrungen und den Erfahrungen anderer übereinstimmen. Dann sollte man den oft genannten Rat des Dalai Lama von Tibet befolgen: „Wenn Sie meinen, dass die Lehren zu Ihnen passen, wenden Sie sie, soweit Sie können, auf ihr Leben an. Wenn sie nicht zu Ihnen passen, lassen Sie sie einfach sein.“



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