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Wahrnehmung - Referat



Wahrnehmung

Definition:
Wahrnehmung ist eine allgemeine Bezeichnung für den Informationsgewinnn durch Umwelt- und Körperreize. Dabei wird unterschieden zwischen der inneren und der äußeren Wahrnehmung. Die innere meint die Körperwahrnehmung wie Gefühle, die äußere meint die Umweltwahrnehmung wie die Mitmenschen und Dinge. Die Wahrnehmung ist ein psychophysischer Prozess (Teilgebiet der Sinnespsychologie-/physiologie) bei dem der Organismus eine anschauliche Repräsentation der Umwelt und des eigenen Körpers erhält, indem er äußere und innere Reize aufnimmt und verarbeitet.
• In der Psychologie und Physiologie bedeutet Wahrnehmung die Aufnahme, Interpretation, Auswahl und Organisation von Informationen.
Sie dient der Anpassung an die Umwelt durch z.B. Kommunikation.
• In der Biologie bedeutet Wahrnehmung, die Fähigkeit des Organismus, mit den Sinnesorganen Informationen (Reize) aufzunehmen und zu verarbeiten.
• In der Philosophie bedeutet Wahrnehmung das sinnliche Abbild der objektiven Realität im Zentralen Nervensystem.
Die aufgenommenen Reize werden verarbeitet, ausgewertet, zum Teil gespeichert, mit anderen Informationen verglichen und eine Reaktion als Antwort nach außen gesendet.


Die verschiedenen Wahrnehmungen:
Die Wahrnehmung erfolgt über verschiedene Sinnesorgane und wird dadurch aufgegliedert in verschiedene Wahrnehmungen.
• Visuelle Wahrnehmung: wird auch Gesichtssinn oder Sehen genannt.
Über das Auge werden visuelle Reize wahrgenommen wie:
- Helligkeit - Formen
- Farben - Gestalten
- Kontraste - Bewegungen
- Linien - Räumlichkeiten


• Auditive Wahrnehmung: wird auch akustische Wahrnehmung, Gehörsinn, Gehör oder Hören genannt.
Das Ohr nimmt auditive Reize wahr, wie:
- Geräusche - Laute
- Töne - Worte
- Rhythmen - Richtungen
- Klänge - Entfernungen
Dadurch entsteht die Möglichkeit zu Lauschen, zu hören, zuzuhören und aufeinander zu hören.


• Gustatorische Wahrnehmung: wird auch Geschmack oder Schmecken genannt.
Die Zunge nimmt gustatorische Reize über ihre Geschmacksknospen auf. Mit Hilfe der Mundflüssigkeit werden die Stoffe aufgelöst und Reize erkannt wie:
- Süß - Mild
- Scharf - Herb
- Bitter - Unreif
- Sauer - Faulig
Dadurch wird geprüft, was für den Menschen bekömmlich ist und was nicht.
• Olfaktorische Wahrnehmung: wird auch Geruch oder riechen genannt.
Die Nase nimmt die Riech- und Duftstoffe wahr, beurteilt über angenehm, unangenehm, sympathisch oder unsymphatisch. Die Geruchswahrnehmung wird im Gehirn sehr stark mit Emotionen assoziiert.


• Taktile Wahrnehmung: wird Tastsinn oder fühlen genannt.
Die Haut nimmt Reize auf wie:
- Berührung - Härte
- Vibration - Weichheit
- Temperatur - Gegendruck
- Widerstand - Zurückweichung


• Kinästethische Wahrnehmung: dient der Stellung der Körperglieder und somit der Körperhaltung. Hierbei sind eine Menge Rezeptoren in den Gelenken, den Muskeln und den Sehnen für die Reizaufnahme zuständig.


• Haptische Wahrnehmung: wird auch Tastsinn, Gefühl oder fühlen genannt.
Sie ist die Vereinigung von taktiler und kinästethischer Wahrnehmung.


• Vestibuläre Wahrnehmung: wird auch Gleichgewichtssinn genannt.
Der Gleichgewichtssinn sitzt im Innenohr und dient der Wahrnehmung von Lageveränderungen, und zusammen mit den Augen und den Muskeln zur Kontrolle von Bewegungen. Durch die vestibuläre Wahrnehmung besitzt man die Fähigkeit, sich in ein bestimmtes Verhältnis zum Raum zu versetzen.


• Trigeminale Wahrnehmung: Die freien Nervenenden des Nerv Trigeminus enden in der Gesichtshaut und den Schleimhäuten von Nase, Mund und Augen. Sie dient der taktilen Wahrnehmung im Gesicht wie z.B. das Fühlen des Windes. Dabei werden noch die olfaktorische und die gustatorische Wahrnehmung unterstützt.


Die Reizübertragung:
Die Sinnesorgane (Auge; Nase; Ohr; Zunge; Haut; Innenohr; Rezeptoren in den Gelenken, Muskeln, Sehnen) nehmen Reize aus der Umwelt auf. Im Gehirn wird die Reizaufnahme entschlüsselt indem diese Reize eine physikalische Wirkung in den Sinnesrezeptoren anregen. Dies wird als proximaler Reiz bezeichnet. Der proximale Reiz wird über mehrere Stufen analysiert und strukturiert.
Im sensorischen Zentrum, also die Großhirnrinde im Gehirn, werden die analysierten und strukturierten Ergebnisse der Reizaufnahme verarbeitet.
Es beginnen Prozesse wie:
- Erinnern - Assoziieren
- Kombinieren - Urteilen
- Erkennen - Verstehen
Diese Prozesse führen zum Verständnis des wahrgenommenen und sind die Grundlage für Reaktionen in Form eines bestimmten Verhaltens auf die Reize, wie z.B. die Augenliedbewegung oder das Drehen des Kopfes in die Richtung, aus der bestimmte Geräusche kommen.
Der Wahrnehmungsprozess
Das Gehirn verarbeitet (visuelle) Eindrücke in drei Phasen:
-Globalauswertung
-Detailauswertung
-Elaborative Auswertung
Bei der Globalauswertung, dem ersten Blick also, nimmt der Betrachter seine Umwelt noch nicht im Detail wahr, sondern macht sich einen Gesamteindruck. Der Mensch kategorisiert diese aufgenommenen Informationen und ordnet sie in einem Schema aus seinen Erfahrungen an, die er dann zum weiteren Verständnis benötigt. Der Wahrnehmende sieht also sprichwörtlich zuerst einen Wals und noch nicht einzelne Bäume.

Bei der Detailauswertung macht der Betrachter Blicksprünge über das Bild und fixiert bestimmte Bereiche. Die dabei aufgenommenen Informationen werden wieder kategorisiert und geistig geordnet. Der Betrachter sieht nun also auch die einzelnen Bäume des Waldes.
Nach dieser Grobabtastung von Details springt das Auge automatisch auf Bildbereiche, die das Interesse des Gehirns geweckt haben. Das sind vor allem Bildbereiche die außergewöhnlich gestaltet sind und sich vom Gesamtbild optisch stark abheben. In einem Wald mit nur grünen Tannen würde ein roter Kirschbaum optisch herausragen.

Bei der Elaborativen Auswertung fragt sich der Betrachter, warum er die vorhandenen Informationen auswertet. Zum Wahrnehmen und Verstehen werden so genannte „Mentale Modelle“ vom Wahrnehmenden geschaffen. Er aktiviert unter anderem logische Verknüpfungen, kurze Bilder und Filme aus Erinnerungen und Erfahrungen, die vor dem geistigen Auge des Wahrnehmenden aufgebaut werden, welche für die Problematik und die zu lösende Aufgabe geeignet scheinen, und betrachtet dann nur noch jene Details, die zur Bildung des mentalen Modells benötigt werden. Unwichtige Details werden in diesem Vorgang vom Gehirn ausgeblendet und nicht wirklich von Bewusstsein wahrgenommen.

Die Wahrnehmung ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, denn jeder Mensch hat individuelle Gedächtnisinhalte, Stimmungen und Denkprozesse, sowie eine unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Komponenten zueinander. Während einige Menschen eher bildlich denken, orientieren sich andere eher an anderen Sinneseindrücken und Erfahrungen, wie z.B. Schmerz u. Glück.


Wahrnehmungsgesetze:
Es können nicht alle Reize, die auf uns einströmen, wahrgenommen werden.
Wir nehmen Reize wahr, die:
-„stark“ genug sind, um eine Empfindung hervorzurufen
-die absolute Reizschwelle überschreiten
-der Beschaffenheit eines bestimmten Sinnesorgans entsprechen (Musik nur über das Ohr, Bilder nur über die Augen)
 visuell: Figur-Grund-Kontrast Kerzenlicht in einer klaren dunklen Nacht in 45km Entfernung
 auditiv:
Schwellen-Phänomen Tickende Armbanduhr in sechs Meter Entfernung
 gustatorisch: Ein Teelöffel Zucker in sieben Liter Wasser
 olfaktorisch: Ein Tropfen Parfüm in einer sechs-Zimmer Wohnung
 taktil: Ein Sandkorn aus einer Höhe von einem cm auf die Wange fallen lassen
Die Reize strömen spontan und unkontrolliert auf uns ein. Wir nehmen die Reize wahr, die unsere Aufmerksamkeit erregen, aber nicht alle und auch niemals gleichzeitig:
Es ist kalt und ich friere. Im nächsten Augenblick merke ich, dass ich Hunger habe. Für einen kurzen Augenblick habe ich vergessen, dass ich friere, bis die Kälte wieder überwiegt und ich vergesse, dass ich Hunger habe.


Wahrnehmungstäuschungen:
Wahrnehmungstäuschungen üben eine anhaltende Faszination auf uns aus und alle Menschen, unabhängig von Persönlichkeitsmerkmalen wie Leichtgläubigkeit oder Intelligenz, unterliegen ihnen. Selbst wenn das Prinzip der Täuschung durchschaut wurde, tritt sie bei jeder Betrachtung immer wieder erneut auf.

Wahrnehmungstäuschungen sind falsche Urteile auf Grund von Missdeutung von Wahrnehmung und Vorstellung. Sie sind jedoch keine Fehlinterpretationen von Informationen des Gehirns. Das Gehirn kürzt den Wahrnehmungsprozess durch Schlüsselreize ab, um Umweltreize schneller beurteilen, bewerten und in einen sinnvollen Zusammenhang bringen zu können. Durch die schnellere Verarbeitungsgeschwindigkeit geht jedoch die Flexibilität verloren, mit der eintreffende Informationen offen interpretiert werden können. Dies führt dann zu den Täuschungseffekten.

Der Mensch hat sich ein Gerüst aus Eindrücken und Erfahrungen aufgebaut, die für das Gehirn realistisch sind. Sehen wir nun ein Bild, welches unsere Wahrnehmung täuscht, durchschauen wir es zunächst einmal nicht, da wir unbeirrbar an unseren Überzeugungen festhalten. Wir erleben nur das, was wir –bewusst oder unbewusst- erwarten.

Wahrnehmungstäuschungen werden unterschieden in Halluzinationen und Illusionen.
-Halluzinationen sind Sinnesspiegelungen, die eine Vorstellung für eine Empfindung halten und dies auf ein äußeres Objekt beziehen. Sie können nicht von der Realität unterschieden werden.
 nichtvorhandene Objekte können gesehen, oder Stimmen gehört werden, ohne dass jemand spricht.
-Illusionen sind reale Empfindungen oder Sachverhalte, die verändert wahrgenommen werden. Sie treten im Informationsverarbeitungsprozess als Produkt zwischen verschiedenen Interpretationen eines Reizes auf.
 Ein tatsächlich vorhandener feststehender Gegenstand scheint sich zu bewegen oder in irregulären Mustern werden scheinbar Gesichter erkennbar.


Wahrnehmungsstörungen:
Eine Wahrnehmungsstörung ist eine Störung in der Aufnahme, Weiterleitung und/oder Verknüpfung der Informationen von Sinnesreizen. Bei einer gestörten Wahrnehmung existiert ein Widerspruch zwischen dem Reiz und der Wahrnehmung. Die Sinneseindrücke werden dabei zu wenig gefiltert um sinnvoll verarbeitet werden zu können bzw. wirken sie zu stark auf das Gehirn ein. Denn ohne die Tätigkeit des Gehirns können z.B. psychische Funktionen wie Sprache, Denken, Bewegung und Emotionen gar nicht ablaufen. Die Folge sind dann „unangemessene“ Reaktionen und Handlungen wie Entwicklungsauffälligkeiten und/oder Lernstörrungen. Das Problem kann aber auch im peripheren Nervensystem liegen.

Durch die gestörte Reizverarbeitung im Gehirn werden die Botenstoffe im Gehirn durch Unebenheiten im Hirnstoffwechsel nicht mehr genügend produziert oder zu rasch wieder abgebaut. Eine geordnete Informationsverarbeitung ist nicht mehr gewährleistet.

Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die zu einer Wahrnehmungsstörung führen können:
-biologische Faktoren  Interaktion von Biologie mit gearteten Umweltreizen wie Allergien, Reizarmut, Bewegungsmangel, Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Geburtsschäden
-soziale Faktoren  frühkindlicher Stress; Traumata; Misshandlungen; Vernachlässigungen oder gestörte Familiensysteme bzw. Umgebungsbedingungen wie Scheidung der Eltern oder schnell wechselnde bzw. unstrukturierte und/oder chaotische Tagesabläufe.

Die Wahrnehmungsstörungen können sich bemerkbar machen in einer:
-verminderten Erfassungsspanne: nicht alle Informationen, die auf einen einströmen, werden aufgenommen
-verminderten Kanalkapazität: Reizüberflutung  es werden mehr Reize aufgenommen, als verarbeitet werden können
-verminderte Diskriminationsfähigkeit: Unterschiede der Reizeindrücke können nicht mehr wahrgenommen werden; Unwichtiges und wichtiges wird gleich behandelt
-verlangsamten Umstellfähigkeit: durch unstrukturierten Tagesablauf oder schnell wechselnde Angebote kommt es zu einer Überforderung der Person.
-Serialen Störung: schlechte Erkennung und reproduzierung von nacheinander folgenden Abläufen  schwierigkeit zu planen und Handlungsabläufe zu durchschauen.
-Mangelhaften Codierung und Optimierung erlernter Abläufe: komplexe Bewegungen müssen einzeln gelernt und durch Übung gefestigt werden, bis sie zu einem flüssigen Ablauf werden (Schuhe zubinden)
-Gestörten Schall-Lokalisation: Die Schallquelle im Raum kann nicht bestimmt werden
-Beeinträchtigung der Figur-Grundwahrnehmung: Sprache kann nicht von Störgeräuschen unterschieden werden
-Verkürzten Hör-Gedächtnis-Spanne: nacheinander eintreffende akustische Informationen können nur begrenzt im auditiven Kurzzeitgedächtnis gespeichert und abgerufen werden.
Diese Wahrnehmungsstörungen können einzeln oder auch zusammengefasst unter den Begriffen ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) und ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom) auftreten. Bei beiden Wahrnehmungsstörungen handelt es sich um eine Störung im Informations-Verarbeitung-Prozess im Gehirn. Dies macht sich bemerkbar durch leichte Ablenkbarkeit, Unaufmerksamkeit, Verträumtheit, Impulsivität, Hyperaktivität.


Literaturverzeichnis:
- Herman Hobmair; Pädagogik/ Psychologie <für die berufliche Oberstufe>; Bildungsverlag EINS Stam; Troisdorf; 2. Auflage
- Meyers Grosses Taschenlexikon; Meyer; Mannheim; 2003; 9. neubearbeitete Auflage
- www.wikipedia.de
- www.kindergarten-workshop.de
- www.google.de/search
- www.lerntippsammlung.de
- www.uni-protokolle.de/Lexikon/Wahrnehmung.html
- www.socioweb.de/lexikon/lex-geb/begriffe/wahrneh1.htm
- www.familienhandbuch.de/cmain/f_Aktuelles/a_Haeufige_Probleme/s_776.html
- www.gwup.org/themen/texte/wahrnehmungstaeuschungen/
- www.tonbandstimmen.de/skeptik1.htm
- www.twk.tuebingen.mpg.de/twk02/Villusion.html
- www.textlog.de/2066.html


Anhang:

... Eine mysteriöse Geschichte rankt sich um die Produktion des weltberühmten Albums "The Wall" der legendären britischen Rock-Gruppe "Pink Floyd". Kurz nachdem die vier Musiker in einem Studio in London den letzten Song der Platte, "Another brick in the wall", eingespielt hatten, verschwand der deutsche Tontechniker der Band, ein gewisser Peter Fischer, spurlos. Wie nur Insidern bekannt geworden ist, bemerkte "Pink Floyd"-Sänger Roger Waters zur gleichen Zeit eine merkwürdige Unregelmäßigkeit auf dem Band: Im Refrain von "Another brick in the wall", der von einem afrikanischen Kinderchor gesungen wird, war deutlich die deutsche Zeile "Holt ihn, holt ihn unters Dach!" zu vernehmen - obwohl jedes einzelne der Kinder glaubhaft versicherte, nicht vom englischen Originaltext abgewichen zu sein. Der Tontechniker Peter Fischer wurde schließlich gefunden - erhängt auf dem Dachboden des Studios. Die Nachforschungen ergaben, dass der Deutsche früher als Betreuer in einem Waisenhaus gearbeitet und dort mehrere Kinder mißbraucht hatte. Rache aus dem Jenseits? (Keineswegs. Denn die ganze Geschichte um "Peter Fischer" und die unheimliche Textzeile aus "Another brick in the wall" ist frei erfunden.)


























Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Marieke



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