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Vergleich der Gedichte - Referat



Vergleichende Analyse der Gedichte
„Hiroshima“ (Marie-Luise Kaschnitz) und „Ende des Jahres“ (Sarah Kirsch)


Die beiden Gedichte „Hiroshima“ von Marie Luise Kaschnitz und „Ende des Jahres“ von Sarah Kirsch bringen unterschiedliche Auffassungen zur Rolle der Gesellschaft sowie der Medien zum Thema „Atomwaffen“ zum Ausdruck.

Während Kaschnitz die zwingende Notwendigkeit der Medien mit der Wahrheitsfindung begründet, zeigt Kirsch, dass die stetige Wiederholung eines negativen Ereignisses, in diesem Fall der Atompilze, so im Bewusstsein der Bevölkerung schnell zur Alltäglichkeit wird.

Die Gedichte haben weder ein erkennbares Reimschema, noch ein gleichbleibendes Metrum. Sie sind jedoch jeweils in zwei Strophen gegliedert, die gleichzeitig zwei gegensätzliche Themen voneinander trennen.
Sarah Kirsch separiert ihre beiden Strophen zusätzlich, indem sie am Ende einer jeden als einzige Satzzeichen zwei Punkte verwendet.

M. L. Kaschnitz zeigt in ihrer ersten achtzeiligen Strophe drei Möglichkeiten auf, wie die Bomberpiloten vom 6.8.1945 ihre Tat bewältigen könnten.
Aber ob sie nun „ins Kloster“ gehen und „dort die Glocken“ läuten (Z.2), „vom Stuhl in die Schlinge“ springen (Z.4) oder „in Wahnsinn“ fallen (Z.6): all dies setzt voraus, dass sie sich nicht nur Gedanken über ihr Handeln gemacht, sondern auch die entsprechenden Konsequenzen daraus gezogen haben.

Konträr dazu beschreibt Kaschnitz nun in der zweiten 15-zeiligen Strophe ein Foto, das dem nunmehr enttäuschten lyrischen Ich anscheinend in den Medien aufgefallen ist und zeigt, dass seine Vorstellung von Reue nicht der einer der Piloten entspricht. Dieser ist nämlich weder im Kloster, noch in einer Psychiatrie oder während einem Suizidversuch zu sehen, sondern in seinem scheinbar glücklichen Familienidyll.

Mit dem „Blumenkleid“ (Z.16) der Frau, dem braven, sich ruhig verhaltenden „Mädchen an ihrer Hand“ (Z.17) und dem wilden, „Peitsche [schwingenden]“ (Z.19) Knaben auf dem Rücken des Vaters weist die Ablichtung viele Klischees einer amerikanischen Vorstadtfamilie der 1950er Jahre auf. Doch eines passt nicht in dieses Bild: Das Lächeln des Vaters ist „verzerrt (...), weil der Photograph hinter der Hecke [steht]“ (Z.22f) und alle seine Schritte für die Öffentlichkeit festhält. Anscheinend ist das für die Allgemeinheit interessante Handeln des Piloten noch nicht lange her. Anzeichen hierfür sind die „Hecken“, die „jung“ (Z.12) sind und so ihre Aufgabe – das Schützen vor neugierigen Blicken – noch nicht erfüllen können. Weiterhin verstärkt Kaschnitz die symbolische Wirkung dieser Hecken noch durch die Metapher „Wald des Vergessens“ (Z.14), die zusätzlich anklagt, dass die Reuelosigkeit des Piloten irgendwann für die Medien uninteressant wird und so in Vergessenheit gerät, nicht aber gebüßt wird.

Wobei sich hier natürlich die Frage auftut, ob man den Pilot überhaupt voll für seine Taten zur Verantwortung ziehen kann oder ob man dies nicht besser mit den zuständigen Politikern tun sollte, die in übertragenem Sinne ebenfalls mit der anschuldigenden Phrase „der den Tod auf Hiroshima warf“ (Z.1, 3, 5) gemeint sein könnten.

/> Die Dichterin zeigt also einerseits, wie wichtig die Medien sind, um dem gemeinen Volk die Realität vor Augen zu führen, dass sie aber andererseits oftmals viel zu schnell das Interesse an einem wichtigen Thema verlieren, da der größte Teil der Leserschaft eher an ständig wechselnden reißerischen Schlagzeilen interessiert ist.

Sarah Kirsch dagegen beschreibt in ihrer ersten Strophe, dass auch genau das Gegenteil passieren kann, nämlich, dass eine Nachricht, in dem Fall die „Atompilze in den Journalen“ (Z.1f), alltäglich wird, oder, schlimmer noch, dass sich sogar noch „ästhetische Kategorien herzustellen“ (Z.4) beginnen. Dies verdeutlicht sie drastisch, indem sie die „Neutronenwaffen“ (Z.6) mit „Wetterbericht“ und „Benzinpreise[n]“ (Z.7) gleichsetzt.
Um den Ernst der tatsächlichen „Lage des blauen Planeten“ (Z.5) noch einmal zu verdeutlichen, nennt Kirsch ihr Gedicht „Ende des Jahres“. Diese Metapher könnte hier für den Lebensherbst – also das nahende Ende - der Erde stehen.

Während die erste achtzeilige Strophe die Probleme der Allgemeinheit beschreibt, kommt das lyrische Ich in der folgenden, ebenfalls achtzeiligen Strophe auf deren Auswirkung auf sein Privatleben zu sprechen: Sein „Kind hat eine Fünf geschrieben“ (Z.9), die es jetzt zu „korrigieren“ (Z.13) gilt, während man selbst ganz genau weiß, dass das Kind später ganz andere Probleme haben wird, für die es im Gegensatz zur Fünf keine Verantwortung trägt, von denen es aber ungleich härter betroffen sein wird.

Sarah Kirsch zeigt hier, dass die Medien mit ihrer (Über-) Präsenz, damals beim Thema Atombombe, heute z.B. beim Thema Irakkrieg, eventuell das Gegenteil von dem erreichen, was sie eigentlich tun sollten: Statt informiert und aufgerüttelt zu werden, erreichen den Leser hier immer dieselben Informationen, die ihn mit der Zeit abstumpfen werden.

Somit beschäftigen sich Kirsch und Kaschnitz nicht nur mit dem im Allgemeinen (Kirsch) oder Speziellen (Kaschnitz) zu passivem Verhalten der Gesellschaft zum Thema atomare Waffen, sondern klagen gleichzeitig die übermäßige bzw. nicht ausreichende Thematisierung durch die Medien an.




Dieses Referat wurde eingesandt vom User: *Marie*



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