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Ulrich Beck - Referat



„Halten sie sich von Menschenansammlungen fern.“, so lautet einer der am häufigsten verbreiteten Sätze, wenn es an einem Platz zu einem Anschlag gekommen ist. Sehr viele Menschen folgen den Anweisungen liebend gern, da sie verängstigt sind und sich so auf die Suche nach Sicherheit begeben. Doch wo kann diese Sicherheit heutzutage überhaupt noch gefunden werden? Auf diese Suche begibt sich der Münchener Soziologe Ulrich Beck in seinem Werk „Weltrisikogesellschaft“, welches 2007 erschien. Das Buch ist Bestandteil vieler wissenschaftlicher Arbeiten, jedoch ist es auch einer Vielzahl an Kritikern zum Opfer gefallen. Es stellt sich also die Frage, was für einen Aussagewert dieses Buch hat. Diese Frage wird in dem vorliegenden Referat thematisiert.

Bereits am Anfang des Buches stellt Ulrich Beck die These „Weltrisiko ist die Inszenierung des Weltrisikos“ (Seite 30, Zeile 8 f) auf. Um diese These aufzustellen geht er zuerst auf die Differenz zwischen Risiko und Katastrophe. Laut Beck ist das Risiko die Antizipation der Katastrophe und die Katastrophe der eingetretene Fall. Um seine These zu bekräftigen und zu veranschaulichen nutzt er als Beispiel die Problematik des Terrorismus. In seinem Buch geht Beck immer wieder darauf ein, dass eine Ursache für das Weltrisiko die beschränkte Freiheit sei. Doch, wie auch das Begleitschreiben von Gregor Keuschnig feststellte, lässt Beck außer Acht, dass nicht nur Menschen, die sich eingeengt fühlen Terroranschläge begehen. Er lässt gesellschaftliche und ökonomische Aspekte, welche oft eine Rolle bei Attentaten spielen, vollkommen unbeachtet und sieht den Hauptgrund für die Weiterentwicklung des Terrors in der unbewussten Unterstützung durch die Medien. Im Weiteren kritisiert Beck den Staat und seine Instanzen. Der Staat sei für die Aufklärung der Bevölkerung notwendig, was laut Beck dazu führen würde, dass das Weltrisiko sofort aufgehoben würde. Doch ist er der Meinung, dass die Wissenschaft durch ihre rationalistische und objektive Betrachtung versagt. Das Volk würde mit gefährlichem „Nichtwissen“ gefüttert werden. Mit der Behauptung, dass der Staat für die Aufklärung zuständig ist, liegt Beck vollkommen richtig. Die Gesellschaft wählt in der Politik ihre Vertreter und will dafür auch über ökologische und ökonomische Ereignisse informiert werden. Jedoch ist die Annahme, dass wenn der „Laie“ über sein „Nichtwissen“ hinaus wächst das Weltrisiko beendet ist, falsch. Werden hierfür aktuelle Beispiele betrachtet, dann wird dies deutlich. Die aufgeklärte Bevölkerung weiß, dass Schadstoffe der Autos, der Industrie, insbesondere der Kohlekraftwerke, schädlich für die Umwelt sind und zu einem Risiko, welches Beck in seinem Werk sehr oft aufgreift, führt: der Klimawandel. Wir alle sind darüber informiert, doch ist nur eine Minderheit der Gesellschaft bereit auf ihr Transportmittel oder ihren Arbeitsplatz zu verzichten. Daran kann auch die Wissenschaft nichts ausrichten. Sie kann uns zwar informieren, doch können wir immer noch größtenteils selbst verzichten, inwiefern wir auf Umweltschutz achten, oder nicht. Hier wird die Subjektivität deutlich, die Beck in der Wissenschaft fehlt. Aber würde die unterschiedliche Wahrnehmung des Risikos wirklich dazu führen, das angepriesene „Nichtwissen“ zu überwinden? Beck beantwortet dies mit ja geht aber nicht weiter auf mögliche Lösungsvorschläge ein. Ein Artikel der Internetseite „perspektive-blau“ kritisiert genau das. Ulrich Beck drückt aus, dass eine neue „Weltbürgergesellschaft“ erschaffen werden soll, doch geht er nicht weiter darauf ein, wie diese dann aussehen soll. Die These, das „Weltrisiko ist die Inszenierung des Risikos“ (Seite 30, Zeile 8 f) zieht sich wie ein roter Faden durch das komplette Buch. Beck scheut sich dabei nicht ehemals eingetretene oder womöglich bevorstehende Katastrophen aufzuführen. Wie der
Artikel der Seite „perspektive-blau“ angibt verzichtet Beck aber weitgehend auf Belege für diese bevorstehenden Katastrophen. Statt Analyseaspekten und fundierten Faktenwissen „bombardiert“ Beck den Leser mit Vermutungen oder Szenarien. Um das Weltrisiko abzuwenden hat der Leser keine andere Wahl als diesen Szenarien Glauben zu schenken. Der Soziologe löst mit seiner Dramaturgie eine gewisse Panik aus, da die Menschheit, so wirkt es, kurz vor einem gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Kollaps steht, der nur noch durch sofortiges Umdenken und Handeln aufhaltbar ist. Da Beck ebenfalls die Wissenschaft versagen sieht und so der Meinung ist, dass der Fortschritt nur noch mehr Risiko bewirkt ist aber auch absehbar, dass jede Weiterentwicklung, also unsere Rettung, uns nicht retten kann. Doch was führt dann zu unserer Rettung? Darauf geht Beck, wie auf viele weitere seiner Thesen, nicht ein.

Abschließend ist zu sagen, dass der Soziologe mit seinem Werk trotz allem nicht versucht Panik zu erzeugen, oder den Kulturpessimismus zu verstärken. Dies führte das Begleitschreiben von Gregor Keuschnig an. Beck gerät in seinem Buch schnell in eine narrative Erzählweise und so wirkt das Buch doch teilweise wie eine dramatische Geschichte, die ihren eigenen Ausgangswert verliert. Dies zeigt sich ebenfalls an den Metaphern die unter anderem auch zu einer euphorisch-optimistischen Stimmung führen. Es wird also deutlich, dass Beck den Leser versucht zu überzeugen, indem er die verschiedensten Horrorszenarien aneinanderreiht und sich nicht vor Spekulationen scheut. Allerdings belegt er diese Spekulationen nicht mit Fakten, Studien, Analysen, oder ähnliches. Er hofft auf die bloße Überzeugungskraft beim Publikum, welches durch seinen Stil als guter Geschichtenerzähler auch gut gelingt. Doch der Aussagewert dieses Buches ist so nicht besonders hoch, da es nicht sinnvoll wäre, gerade bei einem so wichtigen Thema, welches die komplette Gesellschaft betrifft, einem Soziologen zu glauben, der auf subjektiven Angaben und Spekulationen den Untergang der Gesellschaft und Wirtschaft prophezeit. Aufgrund der fehlenden Fakten ist das Buch also recht schwach, wenn es darauf bezogen wird, dass uns der Autor die Problematik näherbringen will und uns so zum Handeln zwingen will. Des Weiteren, und da sind sich auch so gut wie alle Kritiker von Beck einig, lässt der Soziologe die Frage offen, wie das Weltrisiko letzten Endes noch abgewendet werden kann.



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