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Tourismus - Referat



TOURISMUS:

Gliederung:
1) Geschichte des Reisens
2) Seit wann es Tourismus gibt
3) Ursache der neuzeitlichen Tourismusentwicklung
4) Der Begriff "Tourismus"
5) Der Mensch im Tourismus
5.1) Urlaubstypologien
5.2) Die Gastgeber- die Rolle des "Bereiste"
6) Tourismus und Umwelt




1)Geschichte der Reisens:

Bis etwa zum Jahr 1800 reisten nur Landesherren, Adelige, Kaufleute, Pilger, Handwerker und Studenten. Man reiste zu Fuß, zu Pferd, zu Schiff oder per Kutsche. Erst mit der Erfindung der Postkutsche um1750 wurde das Reisen einfacher, billiger und sicherer. Von da an gab es genaue Fahrpläne. Nun begaben sich auch Bürger und Künstler auf Reisen um Kulturstätten und Handelszentren kennen zu lernen. Die Familie Mozart zählte zu den ersten bürgerlichen Reisenden. Sie unternahm Reisen quer durch Europa, etwa nach Italien, Paris, München oder Prag.



2)Seit wann es Tourismus gibt:

Für die meisten Leute ist „Tourismus“ ein junger Begriff wie etwa Raumfahrt, Fernsehen oder elektronische Datenverarbeitung. Man denkt heute oft an den modernen Massentourismus, an die organisierte Wanderbewegung von Millionen Urlaubsreisenden, die sich regelmäßig mit Beginn der Ferienzeiten in die prominenten Erholungsgebiete unserer Welt wälzen, auf dem Weg dorthin Staus auf Straßen und Luftkorridoren verursachen endlich am Ziel angelangt, dort die natürliche Erholungslandschaft mit Müll, Lärm und Abgasen belastet, die Moral er Einheimischen verderben, die Preise in die Höhe treiben und die Einrichtungen am Ort total vereinnahmen. Der Tourismus wird in vielen Ländern wegen seiner hohen Intensität aber auch als Wohlstandsbringer, als wirtschaftliche Zukunftshoffnung für wenig entwickelte Gebiete und als Träger eines friedenserhaltenden Kulturlaustausches gepriesen.

Den hoch entwickelten Massentourismus gibt es jedoch erst seit wenigen Jahrzehnten. Das Reisen um des Reisens willen, um die Welt und ihre Wunder kennen zu lernen , um sich zu entspannen, von der täglichen Arbeit und Anstrengung zu erholen oder um sich zu bilden, um fremde Kulturen kennen zu lernen ist weit älter. Der Geschäftstourismus, also das Reisen von Berufs wegen, ist sogar Jahrtausende alt.

Schon im frühen Altertum reiste man als Soldat und Eroberer, Entdecker und Forscher oder als Pilger und Händler. Im 5 Jahrhundert vor Christus wurde durch die Reisebeschreibung der griechischen Literaturbewegung „Perigese“ (deutsch= „das Umherführen“)erstmals Erfahrung von Fahrten durch fremde Länder und Städte sowie Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten weitergegeben und damit die früheste Form von Reisebüchern geschaffen.

Im Römischen Reich erleichterten die „Römerstraßen“ (über weite Teile Europas netzartig angelegtes Straßennetz) das Reisen über weite Strecken. Die Mansiones und Mutationes- Raststationen und Pferdewechselstationen entlang diese Straßen- waren frühe Formen von „touristischen“ Einrichtungen.

Im Mittelalter wurde Marco Polo, ein venezianischer Händler, mit seinen legendären Überlandreisen durch Asien zum „Prototypen“ dieser Epoche. Die während seiner einjährigen Gefangenschaft in Genua entstandenen Schriften über seine gesammelten Eindrücke waren Grundlage und Anregungen für die späteren Entdeckungsreisen in den Fernen Osten.

Weiters berichten auch Söldner, fahrende Scholaren, Handwerksburschen, Missionare und Pilger von ihren oft sehr beschwerlichen Wanderungen durch fremde Länder. Dazu kam das so genannte „Reisekönigreich“. Manche Herrscher reisten samt ihrem Hofstaat von Ort zu Ort ihres Reiches um nicht nur Recht zu sprechen und Politik zu machen, sonder auch gratis beherbergt und bewirtet zu werden, was manche ihrer Untertanen weit durch viele Länder führte. Die großen Stifte und Kartausen dienten den Herrschern damals als standesgemäße Unterkünfte.

Doch noch immer war das Reisen mühsame Pflicht und geschah zumeist aus Lebensnotwendigkeit, denn es war beschwerlich, langwierig, unsicher und kostspielig. Die Reisenden in früher Zeit wollten die notwendigen Strecken so rasch als möglich hinter sich bringen und vermieden daher jedweden unnützen Aufenthalt. Außerdem Bestand weit über das Mittelalter hinaus eine negative Beziehung zwischen den Menschen und Erscheinungsformen der Natur. Alles Fremde galt als übel, andere Kulturen galten als feindlich, die Bergwelt wurde als Sitz böser Dämonen gefürchtet. Die katholische Kirche untersagte das besteigen von Bergen. Als im 15. Jahrhundert sechs Geistliche trotzdem auf den Pilatus in der Schweiz wagten, wurden diese deswegen des Landes verwiesen. Aber vor allem hatte der Durchschnittsmensch Mühe sein Leben zu fristen, und gar kein Interesse und Geld um sich anderen Interessen zu widmen. So waren die frühen „Touristen“ lediglich Adelige, Künstler, Kaufleute und Pilger.

Erst im 18. Jahrhundert wurde das Verständnis für das Alpenland, für die Bergwelt wach. Österreich spielte eine zentrale Rolle, aber auch in anderen Ländern gab es „Reisepioniere“: Albrecht von Haller und Jean- Jacques Rousseau verkündeten die Schönheit des Alpenlebens und der Natur im mitteleuropäischen Breitengrad. Ihre Veröffentlichungen lösten einen rasch steigenden Gästezustrom in die Alpen aus, und die Bergbevölkerung wurde erstmals in der Geschichte mit der Gastgeberrolle konfrontiert. Bauern und Sennen wurden als Begleiter für Ausflüge von wagemutigen Gästen auf die Gipfel und als Berater für die einzuschlagenden Wege engagiert. Das Bergführerwesen nahm seinen Anfang. Der 8. August 1786, an dem der Arzt Dr. Michael Paccard und der Jäger Jacques Balmat den 4807 Meter hohen Gipfel des Mont Blanc erreichten, gilt als Geburtstag des Alpinismus. 1800 gelang dem Fürstbischof Franz Salm- Reifferscheidt von Gurk die Erstbesteigung des Großglockners. Im 19. Jahrhundert wurden die Viertausender als bergsteigerisches Ziel anvisiert: Die Engländer bestiegen sie vor allem aus Abenteuerlust, Schweizer und Deutsche eher aus wissenschaftlichem Antrieb. Doch noch im Jahr 1865, als bei der Erstbesteigung des Matterhorns vier von sieben Bergsteigern ums Leben kamen, schrieb die schon damals angesehene Londoner Tageszeitung „The Times“: „Wer hat den Menschen das Recht gegeben, die Gabe des Lebens wegzuwerfen, um mit Affen, Katzen und Eichhörnchen in Wettstreit zu treten?“ In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die alpinen Vereine. Die durch intensiven Hütten- und Wegbau den breitflächigen Alpinismus ankurbelten.

Die Amerikareisen von Christoph Kolumbus am Ende des 15 Jahrhunderts, James Cooks Südseereisen oder Johan Wolfgang Goethes Italienreisen im 18. Jahrhundert sind Beispiele früherer Formen des Tourismus in verschiedenen anderen Teilen der Erde. In frühester Zeit war es Sitte gewesen, durchreisenden Fremden Kost und Quartier kostenlos zur Verfügung zu stellen. Diese dankten mit ihren Gastgebern dafür durch Nachrichten über entfernte Gegenden und dort beobachtete Geschehnisse. Doch schon im Mittelalter entstanden allmählich private Unternehmen zur Beherbergung, Verköstigung und Versorgung der Reisenden mit Pferd. Der Brotberuf des Gastwirtes war geboren, denn Diplomaten, Beamte und Handelsherren konnten ja für Speisen, Trank und Beförderungsmittel bar bezahlen. Dank seines dauernden Kontaktes mit Reisenden aus aller Herren Länder rückte der Gastwirt schnell zu einem geachteten, weltoffenen, erfahrenen und wohlhabenden Stan auf. Eine der ersten europäischen Regionen, wo der Wirt und Beherberger derart zu Rang und Ansehen gekommen war, ist Tirol. Dort musste der Wirt - bevor er das Schankrecht verliehen bekam – schon im frühen Mittelalter ein Zeugnis über unbescholtenen Lebenswandel sowie den Nachweis eines bürgerlichen Vermögens beibringen. Dafür bekam der von den Behörden auch Beaufsichtigungsrechte und fast polizeiliche Befugnisse übertragen. Die Wirte fungierten später oft als Betreuer von Poststationen, hatten für frische Pferde und Ersatzwagen für ihre Gäste zu sorgen und übernahmen bald auch andere touristische Aufgaben – wie Früher – und Verkehrsfunktionen.



3)Ursache der neuzeitlichen Tourismusentwicklung

In der zweiten Hälfte der 18. Jahrhunderts wurde das Reisen fast zur Mode. Erst in adeligen, dann in bürgerlichen Kreisen. Für Adel und wohlhabenden Mittelstand wurde es immer mehr zur feststehenden Gewohnheit, sich im Sommer auf Landhäuser zurückzuziehen um so der schwülen Stadt zu entfliehen. Gleichzeitig empfahlen immer mehr Ärzte ihren Patienten zwecks Heilung und Linderung ihrer Beschwerden Luftwechsel, Reizklima, die Anwendung von Thermalwässern und Wanderungen.
Dieser allmählicher Umschwung hatte mehrere Ursachen:
Ø Die intensive Hinwendung zu Gott und der Kirche ließ allmählich nach. Die Aufklärung weckte das Interesse an den Naturwissenschaften sowie ein neues Verständnis und Empfinden der Menschen für die Schönheit der Landschaft und für die Welt der Berge. Damit brach auch das Zeitalter der Erstbesteigungen alpiner Gipfel an und die Motive des Reisens entstanden.
Ø Mit der Ablöse der menschlichen Arbeit durch Einsatz von mechanischer Energie, der beginnenden Industriellen Erzeugung von Waren mittels Maschinen sowie der großräumigen Produktion von Grundnahrungsmittel entstand ein anfangs bescheidener, im Laufe der Zeit deutlich zunehmender Wohlstand, der für wachsende Teile der Bevölkerung die finanziellen und zeitmäßigen Voraussetzungen für vernünftiges Reisen schuf.
Ø Der Zug der Arbeitskräfte vom Land in die Städte, die Zusammenballung größerer Bevölkerungskreise auf beschränktem Raum ließ immer mehr Menschen die kleinbürgerliche Enge ihres Wohn- und Arbeitsortes als Last empfinden und weckte die Lust und das Bedürfnis, außerhalb der Agglomerationen Erholung, Entspannung und neue Anregungen zu suchen. Damit vergrößert sich der Bedarf an Reisen
Ø Die technische Entwicklung der Verkehrsmittel und –systeme vom Pferd über die Postkutsche, die Dampfschifffahrt, die Eisenbahn und das Auto bis zum Flugzeug, endlich zum modernen Großraumjet vergrößerte die Mobilität der Menschheit und machte das Reisen immer schneller, angenehmer, erschwinglicher und verlässlicher.

Die unterschiedlichen Tourismusformen und Reisebewegungen gingen anfangs unkoordiniert, voneinander unabhängig und ohne gezielte unternehmerische Organisation vonstatten. Dem Tourismus, der wirtschaftlichen Funktion und Tätigkeit von Gastwirten und Beherbergern oder dem Treiben und den Wünschen ihrer Gäste wurde keine merkbare Beachtung geschenkt.
Erst um 1880 begannen die Volkswirtschaftler, den rasch wachsenden Tourismus in ihre Forschungen mit einzubeziehen, und die Fremdenverkehrsstatistik nahm ihren Anfang. Die Tourismusregionen begannen mit der Gründung von Kur-, Verschönerungs- und Fremdenverkehrsvereinen, diese Entwicklung anzukurbeln, Werbemaßnahmen um Gäste durchzuführen und das örtliche Angebot besser zu gestalten. Im April 1884 fand in Graz der „Delegiertentag zur Förderung des Fremdenverkehrs in den österreichischen Alpenländern“ statt, so dass man dieses Datum als Beginn des organisierten Tourismus in Österreich bezeichnet. In der Folge wurden in Wien, Niederösterreich, Tirol, Salzburg und Vorarlberg professionell arbeitende Fremdenverkehrsverbände gegründet, die sich um den Ausbau von Tourismuseinrichtungen ebenso kümmerten wie um die Anwerbung von Gästen.

Der Wiener Kongress, 1814-1815, gilt als die Geburtsstunde des Städte- und Kulturtourismus. Der Kur- und Gesundheitstourismus als Folge der Entwicklung zur neuzeitlichen Medizin startete in den zahlreichen böhmischen Bädern, wo einander Staatsmänner, Adelige und Künstler (etwa Goethe Beethoven) trafen. Schon 1807 gab es in Österreich ein Dekret der Hofkanzlei, das die Belebung des Badebetriebs in Teplitz- Schönau zum Ziel hatte. Auch nahe von Großstädten entstanden Kurorte mit lebhaftem Tourismus wie etwa Baden und Bad Vöslau südlich von Wien. 1823 entstand der Kurort Bad Ischl als stetiger Sommeraufenthalt des kaiserlichen Hauses. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten sich Erholungsgebiete, wie die Semmering-Schneeberg- und Gasteiner- Region, sowie das steirische und oberösterreichische Salzkammergut.
Alle diese frühen Tourismusziele lagen an der Eisenbahn, dem damals mit Abstand wichtigsten Verkehrsträger. Erst später kam es in Tirol zur Entwicklung des Wander- und Bergtourismus. Den stärksten Zustrom erlebten anfänglich die nördlichen Kalkalpen ebendort, wo sie von München aus am leichtesten erreichbar waren. In den Zentralalpen wurde das Zillertal zum ersten Ziel deutscher Gäste, in den Südalpen wurden die Dolomiten zur favorisierten Ferienregion.
Die österreichischen Alpenländer waren bis zum ersten Weltkrieg Ziel eines individuellen Mittelstandstourismus. Wiener und Grazer entdeckten damals die Kärntner Seen als sommerliches Urlaubsziel, während Adel und Reiche nach wie vor die böhmischen Bäder oder die Nobelorte an der französischen Riviera und in den Dolomiten bevorzugten.

Am Beginn des 20. Jahrhunderts setze der alpine Wintersport und damit der Wintertourismus ein, der eindeutig von Österreich aus seinen Siegeszug um die Erde begonnen hat: Seit 1937 in Zürs am Arlberg der erste Umlaufschlepplift in Betrieb ging, ist die Technik der Aufstiegshilfen als Bevölkerungsmittel für Wintersportler in zügigem Aufstieg begriffen. Dank seiner internationalen Vorreiterrolle im Winterfremdenverkehr ist Österreich heute Standort potenter Industriebetriebe, die Schi und Schizubehör, Seilbahnen und Aufstiegshilfen sowie Sportbekleidung erzeugen.

Es wäre jedoch falsch, die bisherige Entwicklung des Tourismus als ungebrochene Erfolgsstory zu sehen. Schon im Gefolge des Börsenkrachs und der wirtschaftlichen Depression im Jahr 1873 war es zu einem etwa zehnjährigen Rückschlag in der frühen Entwicklung des österreichischen Tourismus gekommen. Später fügten die beiden Weltkriege dem Tourismus enorme Schäden zu. Auch der Einsatz wirtschaftspolitischer Druckmittel aus dem Ausland – wie etwa die berüchtigte „1.000-Mark-Sperre“ des 1933 in Deutschland an die Macht gekommenen Adolf Hitler, um deutschen Urlaubern den Aufenthalt in Österreich abzugewöhnen –hinterließ spuren. Neben solchen politischen Behinderungen gab es auch schon vor dem ersten Weltkrieg manche fremdenverkehrskritische Initiativen, die vor den Gefahren des Tourismus für Natur und bodenständige Kultur in den Ferienregionen warnte. Damals kritisierte man schon die Schäden, die die Emissionen von Erzeugungsbetrieben in Erholungsgebieten verursachten.

Die heute so heftig diskutierten Probleme des Tourismus sind damit keineswegs neu. Neu ist nur die Internationalisierung des Phänomens Tourismus, sowohl was die Herkunft der Heerscharen von Gästen betrifft wie auch deren Reiseziele, die heutzutage weit über alle fünf Kontinente verstreut sind. Neu sind auch die Massenphänomene, die das individuelle Reisen früherer Tage weitgehend verdrängt haben. Beispiel dafür ist der Massentourismus.



4)Der Begriff „Tourismus“

Die Gesamtheit des Fremdenverkehrs bezeichnet man auch als Tourismus. Der Begriff "Tourismus" steht seit etwa 1810 in den deutschen Wörterbüchern. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er allerdings erst in den allgemeinen Sprachgebrauch aufgenommen. Gebräuchlicher war der Begriff „Fremdenverkehr“.
Viele Kritiker stoßen sich jedoch bei diesem Wort. Sie meinen nicht (zu unrecht), dass es das gerade Gegenteil von dem ausdrücke, was gemeint sei: Geschätzte Gäste seien keine „Fremden“ und sie sollten nicht „verkehren“, sondern lieber bleiben. Nach jahrelanger Diskussionen entschied sich der Österreichische Fremdenverkehrstag
1989 dafür, das Wort „Fremdenverkehr“ im offiziellen Sprachgebrauch durch „Tourismus“ und die Bezeichnung „Fremde“ durch das Wort „Gäste“ zu ersetzen. Auch wurde die einstige „Österreichische Fremdenverkehrswerbung“ in „Österreich Werbung“ und der „Wiener Fremdenverkehrsverband“ 1992 in „Wiener Tourismusverband“ umbenannt.
Im weltbeherrschenden Englisch wird „tourism“ als allgemeine Bezeichnung für das Reisen mit Erholungszweck verwendet. Daraus wurde im Deutschen das Fremdwort „Tourismus“ abgeleitet.
Die französischen Wörter „tourisme“ und „touriste“ wurden als offizielle Begriffe erstmals von der „Société des Nations“ (=Völkerbund) verwendet, um Reisende zu beschreiben, die länger als 24 Stunden im Ausland verbringen.
Heute unterscheidet man wissenschaftlich in folgende Reiseformen:
¨ Tagesausflüge: maximal 24 Stunden ohne Übernachtung
¨ Kurzreisen: Reise von 2 bis 4 Tagen Dauer
¨ Urlaubsreisen: alle Reisen mit mehr als 4 Tagen Dauer
¨ Langzeitreisen: alle Reisen mit mehr als 3 Monaten Dauer

Allerdings wird unter Tourismus mittlerweile auch das inländische Reisen subsumiert. In Deutschland beispielsweise verreisen mehr Menschen innerhalb des Landes als ins Ausland.



5)Der Mensch im Tourismus

Der Tourismus ist eine eminent menschliche Angelegenheit. Er findet für Menschen – die Urlauber oder Reisenden – statt, er wird von Menschen – den Gastgebern, den Unternehmern sowie deren Mitarbeiter – gesteuert und aufrechterhalten, und seine Szenerie wird von außenstehenden Menschen – den Einheimischen oder „Bereisten“ – gestaltet bzw. muss für sie sozial verträglich sein.
Der Urlauber ist kein Standardwesen, das simple Bedürfnisse hat, die routinemäßig befriedigt werden können. Die Menschen stellen an ihre Ferien sehr verschiedene Ansprüche, sie haben sehr differente Erwartungen in „die glücklichsten Tage des Jahres“ und sie reagieren daher auf gleichartige Urlaubsangebote und Ferienerlebnisse meist sehr unterschiedlich. Trotz dieser hohen Individualität und Komplexität des einzelnen Urlaubers haben Fachleute versuch, eine Art Urlaubertypologie zu entwickeln. Dies ist besonders wichtig für die Werbung. Die Werbebotschaft wird nicht an einem riesigen, unstrukturierten Urlaubermarkt herangetragen, sondern gezielt an Menschen mit ähnlichen Bedürfnissen und Lebensformen gerichtet.



5.1)Urlaubstypologien:

Meinungsforscher unterscheiden zwischen 16 verschiedene charakteristische Menschentypen. Vom „Heimchen“, „Misstrauischen“, „Abgekoppelten“ und „Romantiker“ über „Sorglosen“, „Angeber“, „Karrieremacher“, „engagierten Protestler“ und „Pionier“ bis zum „Wohltäter“, „guten Nachbarn“, „Moralisten“, „Ordentlichen“ und „Puritaner“.
Als Nutzanwendung daraus wurden fünf europäische Urlaubertypen identifiziert, die von der Tourismuswerbung gezielt angesprochen werden:
1. der vorsichtige Erholungsurlauber
2. der klassische Kultur- Urlauber
3. der anspruchsvolle Erlebnis- Urlauber
4. der junge Genuß- Urlauber
5. die junge Familie

1. Der vorsichtige Erholungsurlauber: Es handelt sich dabei um vorsichtige, heimchenartige, misstrauische und abgekoppelte Menschen, eher fortgeschrittenen Alters und verheiratet. Die Mehrzahl hat keine Kinder mehr im Haus. Sie sind Arbeiter, Handwerker oder Büroangestellte, manchmal schon in Pension. Die Frauen sind meist im Haushalt tätig. Sie haben selten studiert und bescheidene bis mittlere Einkommen. Sie suchen Stabilität und moralische Ordnung, sind erschreckt von Veränderungen und sind oft feindlich gegenüber Innovation. Sie wollen keine Veränderung und suchen immer wieder das selbe Reiseziel auf, meist im eigenen Land. Ein Maximum an Organisiertheit ist wünschenswert.

2. Der klassische Kultur- Urlauber: Er ist Moralist, Puritaner und Ordnungsmensch mittleren und höheren Alters, zwischen 45 und 65und ist verheiratet. Er hat Kinder die nicht mehr bei ihm wohnen. Es handelt sich um höhere Angestellte, Unternehmer, Freiberufler oder Pensionisten, die über ein höheres Einkommen verfügen. Sie sind eher traditionalistisch und bevorzugen ruhige Ferien, ausgerichtet aufs Entdecken und die Kultur. Sie wählen einen Ort, den sie anschauen und bewegen sich wenig. Sie fahren auch gerne mal in der Nebensaison und haben eine gewisse Reiseerfahrung, kennen Europa, scheuen aber vor Fernreisen eher zurück. Diese Gruppe bevorzugt organisierte Busreisen und bedienen sich gern öffentlicher Verkehrsmittel. Sie legen höchsten Wert auf Service, totale Sicherheit und ein Optimum an Komfort. Sie schätzen Themenreisen und Besichtigungen von Denkmäler, Museen, Ausstellungen, Naturschönheiten und alles Historisches.

3. Der anspruchsvolle Erlebnis- Urlauber: Dies sind vorwiegend Karrieremacher, Protestler, Pioniere und Wohltäter hauptsächlich aus der städtischen Bevölkerung. Universitätsabgänger im mittleren oder höheren Management arbeitend bzw. Freiberufler mit hohem Einkommen. Sie sind junge Leute oder Menschen mittleren Alters, singles und jüngere Ehepaare mit Kindern. Sie sind lustbetonte Konsumenten, sehr auf Freizeit und Unterhaltung ausgerichtet. Urlauber dieses Typs lieben mobile, aktive Ferien, eine breite Palette von Unterhaltung. Sonne, Strand und Meer werden gesucht. Sie sind jene Gruppe die an Fernreisen am meisten interessiert ist und nehmen es in kauf immer mehr Geld auszugeben. Sie reisen am liebsten mit dem eigenen Auto, das ihnen Unabhängigkeit und Selbstständigkeit bedeutet. Streng organisierte Reisen lehnen sie ab und bevorzugen selbst geplante Urlaube und Klubferien.

4. Der Genuß- Urlauber: Das sind vorwiegend Angeber, Dandies und Rockeytypen, junge Städter, meist unverheiratet, Studenten, Arbeiter oder Angestellte mit mittleren bis bescheidenen Einkommen. Sonne, Strand und Meer sind für sie die wichtigsten Ferienelemente. Es geht ihnen besonders um ihr Amüsieren und um das Überall-dabei-Sein. Sie wollen Sport betreiben und das Nichtstun genießen. Sie sind nicht sehr reiseerfahren und verreisen in der Hauptsaison im Sommer. Sie bedienen sich gerne der reisebüros, lieben es aber auch vor Ort zu improvisieren. Sie sind empfänglich für modisch fomulierte phantasievolle Werbung mit aktuellen Bezügen.

5.Die junge Familie: Es handelt sich um Romantiker und Sorglose im Alter zwischen 25 und 44 Jahren, verheiratet, mit kleineren Kindern. Die Frauen sind meist im Haushalt und die Männer Handwerker, Angestellte oder Arbeiter mit Durchschnittseinkommen. Sie sind auf der Suche nach Stabilität und gewisser Lebensqualität. Ihnen liegt das Wohlergehen der Familie und die Erziehung der Kinder am Herzen. Ihre Urlaubsausgaben liegen unter dem Durchschnitt. In den Ferien wollen sie sich ausruhen und entspannen. Sie bevorzugen Sonne, Strand und Meer, praktizieren im Sommer das Nichtstun und bewegen sich wenig. Sie sind wenig reiseerfahren und reisen am liebsten mit dem eigenen Auto. Sie schätzen Inklusivferienarrangements.



5.2)Die Gastgeber- die Rolle der „Bereisten“

Unterschiedlich in Haltung, Interessen und Motivation wie die Urlauber sind auch die Menschen auf der anderen Seite des Tourismus: die Bevölkerung in den Ländern, in die gereist wird, die freiwilligen Gastgeber (die Tourismusunternehmer und ihre Mitarbeiter sowie Privatzimmervermieter) und die unfreiwilligen (nicht im Tourismus tätigen) oder „die Bereisten“.
Die Bereisten sind eben nicht nur Wirte, Beherberger, Souvenirverkäufer, Bootsvermieter, Seilbahnunternehmer oder Eigentümer von Imbissbuden und Vergnügungsgebieten, es sind nicht nur Kellner, Köche, Stubenmädchen, Hausdiener, Schilehrer oder Reiseführer. Zu den Bereisten zählen etwa auch die am Tourismusort wohnenden sonstigen Geschäftsleuteund Mitarbeiter, sonstige Berufstätige, Kinder und Senioren, die Hausfrauen, Gemeindebediensteten und Freiberufler, nicht zuletzt die Landwirte, Forstbesitzer, Jäger und Förster. Nur ein Bruchteil von ihnen kommt mit den Touristen in ständige direkte Berührung. Ein Gutteil von ihnen stellet nur die „stumme Staffage“, den äußeren Rahmen des Tourismusgeschehens dar.
Der Tourismus als Gesamtphänomen wirkt sich auf alle Gastgeber aus, egal, ob sie freiwillig oder unfreiwillig daran teilnehmen. Er hat sowohl positive wie auch negative Auswirkungen auf die Lebensqualität der Bevölkerung in den Tourismusgebieten. Der positive wirtschaftliche Effekt des Tourismus kommt nicht nur den Beherbergern, Gastwirten, Andenkenverkäufern, Seilbahnunternehmern, deren Mitarbeitern oder den Privatzimmerverkäufern zugute, indem er direkt Umsätze, Erträge und Einkommen bringt, sondern auch deswegen, weil de indirekt der gesamten Region Impulse gibt, weil er auch für die nicht am Tourismus Beteiligten mehr Wohlstand und zusätzliche Infrastruktur (Verkehrswege, Freizeiteinrichtungen, kommunale Ver- und Entsorgungseinrichtungen) schafft. Daneben gibt es jedoch oft negativ empfundene Folgewirkungen des Tourismus auf die Gastgeber: Abgesehen von Hektik, Stress und Überforderung für die freiwilligen Gastgeber besonders zu den Saisonspitzenzeiten verspüren auch die unfreiwilligen Gastgeber Nachteile des Tourismus, wie Rummel, Verschmutzung, Überbevölkerung, Beeinträchtigung in ihrer Bewegungsfreiheit sowie Umweltbelastungen und Naturschäden. Der Drang vieler Gastgeber, die Wünsche ihrer Gäste möglichst umfassend und perfekt zu erfüllen, führt immer wieder zu Pervertierungen eins bodenständiger Gebräuche und Festanlässe: Umzüge, Trachtenfeste, kirchliche Feiern, Tänze oder Almabtriebe finden nicht mehr so und dann statt, wie es Tradition, Religion oder Überlieferung vorschreiben, sondern so, dass sie ein Maximum an Gästen anlockt und hohe Umsätze erzielen.



6)Tourismus und Umwelt

„Es ist der Natur um uns schlechthin unmöglich, zu leben und zu überleben, wenn wir sie so traktieren und so wenig alleine ihr Werk tun lassen“, klagte bereits Meister Eckart, der deutsche Theologe, Dominikanerpartner und Mystiker, im 13. Jahrhundert, also im hohen Mittelalter. Die Besorgnis um die Erhaltung der Umwelt ist also ein Thema, das keineswegs erst in unserer Zeit entstanden oder aktuell geworden ist.

Jede Nutzung der Umwelt durch den Menschen – auch für touristische Aktivitäten – schafft ein mehr oder minder großes Risikopotential für ebendiese Umwelt. Im österreichischen Tourismus ist es inzwischen selbstverständlich geworden, die beanspruchte Natur durch Schutzmethoden wieder zu versöhnen.

Für das Wandern und Tourengehen ist eine intakte Kulturlandschaft das wichtigste Motiv. Ein weitläufiges, gut erhaltenes und in seinen Ansprüchen vielseitiges Wanderwegenetz ist infrastrukturelle Voraussetzung dazu. Solange nur wenige Menschen diese Bedingungen nutzen ist das Risikopotential gering. Jedoch durch intensives Nutzen der Wanderwege werden Schäden an der Vegetationsdecke (Aufreißen, Niederreißen) vor allem in Almregionen im Umkreis von beliebten Zielpunkten (Hütten, Gipfel, Aussichten), bei Wegabkürzungen oder in ortsnahen Bereichen hervorgerufen. Weggeworfene Abfälle verunreinigen die Landschaft. Der Tourismusstrom verscheut die Wildtiere. Das Blumenpflücken, Beeren-, Pilze und Pflanzensammeln schädigt die Flora. Das bei Schutzhütten anfallende Abwasser und Abfälle beeinträchtigen den Boden, die Wasserläufe sowie die Landschaft. Das Schutzhütten-Sanierungsprogramm des Wirtschaftsministeriums, das jährlich mehrere Millionen Euro für den Umbau und die umweltgerechte Modernisierung der 520 Berghütten in Österreich gewährt, sowie ein Umwelt- Maßnahmenkatalog des Österreichischen Alpenvereins versuchen den aufgezeigten Risiken vorzubeugen.

Der Schi- und Wintertourismus erhöht das Risikopotential des sommerlichen Bergtourismus zusätzlich durch Errichtung von Aufstiegshilfen und deren Betrieb, durch den Bau von Schipisten, die Beseitigung von natürlichen Hindernissen („Schiautobahnen“), durch Loipenspuren, Lawinenverbauungen, Errichtung zusätzlicher Hütten und Zufahrtswege, schließlich durch mechanische Beschneiung mittels Schneekanonen um die teuer errichtete Infrastruktureinrichtungen auch in schneearmen Wintern für Betreiber und Gäste eine ganze Tourismussaison über nutzbar zu halten. Die Wasserrechtbehörden setzen allerdings den Bescheinungsanlagen strenge Grenzen in Bezug auf die Menge des entnehmbaren Nutzwassers sowie dessen Reinigung auf Badewasser- (in Tirol sogar auf Trinkwasser-) –qualität.
„Neue Wintersportarten“ wie Variantenfahren, Snowsurfen, Monoschifahren und Helikopterskiing locken immer mehr Sportler weg von den kontrollierten Pisten ins unberührte Gelände, wodurch die flächenmäßige Beeinträchtigung zunimmt und die Schädigung der alpinen Flora vervielfacht. Aber es wird von den Seilbahnunternehmen umfangreiche Maßnahmen zum Schutz der Alpenflora ergriffen. In fast allen österreichischen Schigebieten wurden inzwischen Kanalisationen errichtet, die die Abwässer von den Bergen ins Tal leiten und ordnungsgemäß entsorgen. Im Zuge der sommerlichen Pflege der durch Schilauf belasteten Flächen werde darüber hinaus erosionsbedingte kahle Flächen neu begrünt und gefährdete Baumbestände saniert, so dass in etwa die Waldfläche in Westösterreich in den letzten 20 Jahren um gut 13.000 Hektar zugenommen hat.
Insgesamt werden Jahr für Jahr rund 22 Millionen Euro in die Pflege der Pisten investiert.

Der Wassersport vom Badebetrieb über Tauchen bis zu den Bootssportarten, dem Surfen und dem Wasserschifahren hat ein breites Angebot an zugänglichen, reinen Gewässern, Seen und Flüssen zur Voraussetzung. Als seine negativen Auswirkungen ist die Massierung der Menschen in den Uferzonen mit Gefahren für die Uferökosysteme und die Verunreinigung des Wassers durch Urin, Badeöl, Treibstoff und Motoröl zu nennen. Als typisch österreichisches Problem erweist sich die freie Zugänglichkeit der Seeufer, die durch Privatbesitz, Campingplätze, ufernahe Straßen und andere Verbauungen stark eingeschränkt ist, so dass ein übergroßer Druck auf die wenigen noch freien Seeufer herrscht. Österreich hat in den letzten Jahrzehnten dreistellige Millionenbeträge in die Seesanierungen durch Ringkanalsysteme investiert, wodurch so gut wie alle Seen in Kärnten, Salzburg, Oberösterreich und der Steiermark von Abwässer befreit wurden.

Zunehmende Bedeutung und somit Risikopotentiale bringen jüngere touristische Aktivangebote wie Golf, Reiten, Mountainbiking, Paragliding, Freiklettern oder Rafting. Der Golfsport ist flächenintensiv wie kaum ein andere Freizeitbeschäftigung und beansprucht die ohnehin schon knappen Landschaftsreserven in Tallagen zusätzlich, so dass es stellenweise zu einer empfindlichen Verminderung von frei zugänglichen Erholungsflächen, zur Beseitigung von Biotopen und Verlust der gewohnten Vielfalt von Flora und Fauna kommen kann. Ein Golfplatz mit 18 Löchern beansprucht etwa 40 Hektar Raum, ein Minigolfplatz für etwa ebenso viele sportliche Aktive nur 2500 bis 3000m², also ein 133sten teil. Ein Fitnessparcours für ähnlich viele Gäste benötigt 1 Hektar, also den 40sten Teil eineas Golfplatzes.

Beim Mountainbiking ist die Schädigung der alpinen Berglandschaft durch die stark profilierten Radreifen und das Verschrecken von Wildtieren und des Weideviehs ein Problem. Außerdem kommt es oft zu Spannungen zwischen Mountainbikern, Wanderern, Förster und Jäger die bislang nicht beseitigt werden konnten. In manchen Regionen gibt es nämlich rechtliche Unsicherheit über jene Wege, die den Mountainbikern zur Ausübung ihres Sports offen stehen, und jenen, die ihnen verwehrt sind.

Touristische Siedlungen und Verkehrswege bringen aufgrund der an vielen Orten bereits erreichten hohen Fremdenverkehrsintensität städteähnliche Verhältnisse, was die Bevölkerungsdichte, die Lärm- und Abgassituation, die Aufnahmekapazitäten für den ruhenden Verkehr (Parkplätze und Parkhäuser) die Architektur und die Lebensverhältnisse von Gästen und Einheimischen betrifft, so dass Gefahren für das typische Ortsbild sowie für die Gesundheit der Bewohner entsteht. Kleine Touristenorte haben meist große wirtschaftliche, aber wenig ökologische und sozio- kulturelle Probleme. Große Touristenorte haben zumeist wenig wirtschaftliche, dafür aber riesige ökologische Probleme und eine schlechte Fremdenverkehrsgesinnung in der einheimischen Bevölkerung.




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