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Textgebundene Eröterung Iris Radisch: "Zeichen und Wunder" - Referat



"Wer Bücher liest, verdient später 21% mehr"- das analysierte eine Studie, indem sie das frühe Leseverhalten von gut 5000 europäischen Männern in Bezug zu ihrem späteren Einkommen gesetzt hatte. Ähnliche Thesen findet man auch in dem Text "Zeichen und Wunder" von Iris Radisch, den sie 2003, in Form eines Plädoyers für das literarische Lesen veröffentlichte. Im Mittelpunkt steht hierbei das Problem, dass das Lesen in unserer heutigen Gesellschaft immer weniger Begeisterung findet. Dabei vertritt die studierte Germanistin den Standpunkt für literarische Bücher und appelliert an die gebildeten Adressaten, dass wieder mehr gelesen werden soll. Im Folgenden erscheint es mir in Betracht der Aufgabenstellung günstig, den mir vorliegenden Text genauer zu analysieren.

Das Plädoyer lässt sich in fünf Sinnabschnitten untergliedern. Darin bildet die Zeile 1-10 den ersten Abschnitt und umfasst eine historische Anekdote als Hinführung zum Thema „Lesen als Wunder“. Während im zweiten Teil (Zeile 11-41) das Problem beleuchtet wird, so wird in den Zeilen 41-53 eine Beschreibung von nicht wirksamen Lösungen durchgeführt. In enger Verbindung damit macht die Autorin dem Leser in dem vierten Abschnitt (Zeile 54-80) ein Angebot einer Lösung, die wirksam sein könnte. In der letzten Zeile greift sie abschließend die historische Anekdote wieder auf und äußert den Schlusssatz-Appell „Nimm und lies!“

Im ersten Sinnabschnitt stellt Radisch einen Bezug zum Glauben bzw. zur Religion her und betont das die Literatur auch zur früheren Zeit extrem wichtig war. Mit der Verwendung von dem Bibelzitat "Licht der Zuversicht" untermauert sie ihre These und beschreibt, dass Lesen Gefühle ändern und verbessern kann. (Z. 7) Durch das Schildern der Besserung des Zustandes des jungen Philosophen Augustinus stützt sie ihre These , dass Lesen die Laune bessert. (Z. 7-9) Mit diesem Absatz, bestehend aus 10 Zeilen, soll der Leser von der Wichtigkeit der Literatur überzeugt werden. Gleichzeitig assoziiert man mit dem Wort Lesen auf indirekte Art und Weise positive Verbindungen wie Wunder und Liebe. In dem zweiten Anteil formuliert die Philosophin Fragen wie: „Doch was taugt ein Weltwunder, das heute niemand mehr will?“, und drückt damit ihren Glauben aus, dass immer weniger Menschen Gefallen an der Literatur finden. (Z. 11) Außerdem inszeniert sie durch das Substantiv „Weltwunder“ eine weitere Verbindung mit dem Buch oder allgemein der Literatur. Weiterhin betont Radisch, dass sich nur noch 6% aller Deutschen für ein Buch entscheiden. Im Umkehrschluss zeigt sie dem Leser mittels des Faktenargumentes, dass dementsprechend 94% der Deutschen Bürger abends lieber den Fernseher anschalten und verstärkt somit ihre Abwertung. (Z.17) In der nachfolgenden Zeile setzt sie jedoch eine klare Relation dazu. Die Autorin bezieht sich nun wieder auf die frühere Zeit und meint, dass es zu dieser Zeit im Vergleich zu heute auch nicht mehr Leser gab. Durch den entstehenden Widerspruch im Vergleich zwischen heute und früher wird eine Verwirrung in dem Leser erzeugt, die zum Denken anregt. Durch die Alliteration „Kerner“ - „Kleist“ oder „Wickert“ - „Weiland“ erhöht sie ihr Anliegen sprachlich. (Z. 20-21) In den weiteren Zeilen wechselt der Ton von sachlich zu ironisch, kritisierend und thematisiert dadurch das Wachsen des Medienkonsums und die geringe Lesebereitschaft vieler Menschen. (Z. 25-29) Außerdem greift Radisch die Aufklärung als Geschichtsepoche auf und formuliert eine weitere These: „Das Weltwunder Lesen war immer etwas für wenige.“ (Z. 25) Durch überspitzte Beispiele wird darauf folgend die Erziehung kritisiert. Die Germanistin meint, dass „Gleichheit, Brüderlichkeit und Freiheit“ für alle und auch für die Erziehung eine „grandiose Idee“ war, sie jedoch in der Praxis nicht umgesetzt werden kann. Diese Aussage belegt sie anschließend mit dem Fakt, dass immer mehr Kinder die Zeit vor dem Fernseher verbringen und dadurch die Lesekompetenz sinkt. (Z. 33-37) In Verbindung mit Politik trifft sie die Aussage, dass sich ein Großteil der Gesellschaft bzw. der Menschen nur noch auf kurze Texte (Kürzesttexte) konzentrieren kann, da die Aufmerksamkeit sehr schnell schwindet. (Z.39-40) Die Autorin lässt dem Leser den Freiraum, sich dafür weitere Gründe, außer dem Mangel an Lesebereitschaft, zu finden, wie z B. den hektischen Alltag oder Stress. Denkt der Angesprochene aber weiter, so führt die Argumentationsstruktur der Germanistin wieder dazu, dass man von ganz allein das Übermaß an digitalen Medien als „Ersatz“ für das Lesen, als Ursache für den Stress und die mangelnde Erholung macht. In der dritten Passage gesteht sie dem Leser allerdings ein, dass man das Lesen von guten Büchern nicht erzwingen kann. (Z. 42-43) Wieder werden rhetorische Fragen gestellt, die die Assoziation erweckt, dass vor allem das gehobene und gebildete Kulturbürgertum liest. (Z. 44-45) Wirft man einen Blick auf die Zielgruppe, welches vor allem Akademiker sind, so stellt man fest, dass Radisch eine Strategie verfolgt, die den Leser durch verschiedene Argumente wieder einen Anreiz zum literarischen Lesen verschaffen soll. Im Anschluss daran argumentiert sie, dass Lesen nicht nur bildet, sondern auch den Horizont erweitert. (Z. 46-48) In diesem Abschnitt ist auffällig, dass viele zusammengesetzte Wörter verwendet werden wie z B. „alltagspsychologisch“, um der Passage evtl. einen noch seriöseren Charakter zu vermitteln.
(Z. 52) In dem daran anknüpfenden vierten Teil formuliert die Autorin, dass Literatur die Menschen nur durch sich selbst überzeugen und begeistern kann. (Z. 53-55) Sie betont auch weiterhin, dass das Lesen andere Welten öffnet und „Freiheit“ schafft, die dem „gestressten“ Menschen die Möglichkeit gibt sich zu erholen. (Z. 57) Zum Wiederholten Male nimmt Radisch Bezug auf die Religion und legt dar, dass die „Große Literatur“ der Schlüssel zum Wissen ist. (Z. 63-65) Anschließend wird die Literatur und das Medium Fernsehen (RTL) miteinander verglichen, wobei die Positionierung der Autorin schnell deutlich wird, da sie das Nachtprogramm von RTL als „elend“ bezeichnet. (Z.67) Sie untermauert ihre These: „Lesen verfeinert den Geschmack“ , indem sie schreibt, dass Bücher die Welt sowohl aufklären, als auch unser Wahrnehmungsvermögen steigern. Einen besonderen Schwerpunkt erkennt man in dem Aufgreifen des Kapitalismus, welcher in der heutigen Zeit eine zentrale Rolle spielt. Radisch argumentiert, dass man in Büchern eine Welt eröffnet bekommt, in der nicht nur das Profit zählt. (Z. 78) In dem letzten Teil, und somit auch in der letzten Zeile, beendet sie ihre Argumentation, indem sie den gebildeten Leser noch einmal ihr großes Glück vor Augen führt, in der Lage zu sein, Bücher lesen zu können und zu dürfen. Sie gibt dem Leser dadurch das abschließende Gefühl eine elitäre Minderheit sein zu dürfen, die es versteht, das Weltwunder Lesen auszunutzen und sich damit von der anderen Masse zu unterscheiden. Immer wieder bemerkt man beim Lesen, dass die Autorin Leitbegriffe wie „Wunder“, „Welt“ oder „Lesen“ verwendet, welche die Intention verstärken sollen. Des Weiteren ist auffällig, dass die Leistung der Literatur in einer Klimax vorgestellt wird, die die Funktion erfüllt, eine Überhöhung der Grundidee zu erzeugen. (gegen die „Wirklichkeit“ , Entwurf einer „Gegenwirklichkeit“) Durch ironische Wendungen, konkrete Beispiele oder rhetorische Fragen entsteht ein essayistisch-polemischer Schreibstil, der die Angreifbarkeit extrem verringert. Besonders in den ersten Passagen tauchen häufig Anspielungen auf z B. auf die Bibel oder auf Thomas Mann, die darauf zielen könnte, eine bessere Berücksichtigung der Zielgruppe entstehen zu lassen. Da der Artikel in der „Zeit“ erschienen ist, welche dominierend Akademiker lesen, lässt sich vermuten, dass der Leserkreis der ausschlaggebende Punkt für diesen Stil ist, da Radisch häufig mit sarkastischen und ironischen Tönen arbeitet.

Grundsätzlich kann ich Iris Radisch zustimmen, muss ihr jedoch als Fan sowie von digitalen Medien, als auch dem literarischen Lesen in einigen Punkten widersprechen. Es ist auffällig, dass die Autorin einen extremen Standpunkt für das Lesen vertritt. So wirkt es, als ob sie häufig viel pauschalisiert und verallgemeinert. Man könnte fast meinen ein Idealbild eines perfekten Menschen vorgesetzt zu bekommen, das sich vor allem daraus zusammensetzt, wie viel und was man liest. Ich kann ihr zustimmen, wenn sie sagt, dass das Lesen von guter Literatur wichtig ist. Allerdings muss ergänzt werden, dass man nicht unbedingt verallgemeinern kann, dass ein Mensch der nicht viel liest dümmer ist als ein Mensch der viel liest. Auch wenn Studien, so auch die Studie über das Gehalt abhängig vom Lesen, immer wieder beweisen, dass Menschen die Lesen erfolgreicher sind, so muss bedacht werden, dass auch andere Faktoren darin eine wichtige Rolle spielen. Meiner Meinung nach ist ein gesunder und ausgewogener Umgang mit Medien notwendig. Doch vor allem in dem und in dieser Beziehung stimme ich ihr voll zu, hat die moderne Gesellschaft ein großes Problem mit digitalen Medien wie Fernseher, Computer oder Handy. Deshalb unterstütze ich Radisch in ihrem Vorhaben voll und ganz, der Menschheit wieder die Wichtigkeit vom literarischen Lesen vor Augen zu führen. Bücher sind unersetzbar und es gibt wohl kein einziges Speichermedium, das haltbarer, genialer, charismatischer und zuverlässiger ist als ein Buch. Und aus dem Grund schließe ich mich Iris Radisch an und appelliere ebenfalls an die Menschheit: „Nimm und lies!“



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