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Textanalyse - Frauen Lesen anders - Referat



Textanalyse: „Lesen Frauen anders“

Das Frauen heutzutage den Männern gleichgestellt und selbstverständlich auch gleichberechtigt sind steht außer Frage, daher werden sie sowohl in den normalen Situationen des Alltags als auch in der Literatur so behandelt.
Doch wie sieht es mit der Rolle der Frau in den Werken vor der Frauenbewegung aus den letzten Jahrhunderten aus?
Wie wirken derartige literarische und lyrische Texte , die in einer Zeit spielen, in der die Frau unterdrückt wurde und unter dem Mann stand, auf die moderne, emanzipierte Frau?
Und vor allem wie ist mit diesen Texten aus der Sicht einer Frau umzugehen.

Mit dieser Thematik setzt sich die jüdische Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Ruth Krüger in ihrem Artikel „Frauen lesen anders“ in der Wochenzeitung „Die Zeit“ auseinander.
Hierbei prangert sie die Unterdrückung der weiblichen Leserin in Hinblick auf die kritische Auseinandersetzung mit der teils frauenfeindliche Literatur und Kunst der vorherigen Jahrhunderte an.
Diese Unterdrückung wird ihrer Meinung nach durch die vorherrschenden Ansichten und Lehrmeinungen ausgelöst und muss durchbrochen werden, damit die Frauen sich wieder in kritischer Weise mit Literatur und Kunst befassen können.

Ruth Krüger baut ihre meist thetische Argumentation auf dem Beispiel verschiedener berühmter literarischer und künstlerischer Werke auf und belegt mit diesen ihre These, dass die heutigen Frauen die frauenfeindliche Literatur nicht kritisch beleuchten, sondern diese schlicht hinnehmen, obwohl sie diese laut Krüger anders als die Männer lesen müssten.
Desweiteren sind ihre Thesen des Öfteren in Form und rhetorischer Fragen gestellt und ihre Argumentation durch Adressatenbezug und Entkräfigungen der Gegenseite durch Ironie geprägt.


Der Text beginnt mit ihrer Kernthese, dass „Bücher (…) anders auf Frauen als auf Männer“ (Z.1) wirken würden.
Diese unterstützt sie mit dem Faktenargument, dass der „werkimmanente(r) Sinn“ (Z.9) des literarischen Werkes von jedem „anders“ (Z.11f) gelesen wird und sich daher auch „jedermanns und jeder Frau Weltverständnis von jedem anderen unterscheidet“ (Z.14).

Diese These belegt sie in dem nächsten Abschnitt des Textes anhand eines „Beispiel(s) aus der bildenden Kunst“ (Z.15).
Dies ist die erste der vier Begründungen, die Krüger auflistet, um ihre Kernthese zu belegen.
Hierbei bezieht sie sich auf das Gemälde „Raub der Sabinerinnen“ (Z.17), welches als Kunstwerk gefeiert wird, bei dem jedoch nach Krüger „ein Gewaltakt, von muskulösen Männern an halbnackten Frauen“ (Z.20-21) dargestellt wird, worauf sie die rhetorische Frage „Warum sagt niemand etwas zum Inhalt“ (Z.24-25) stellt und somit eine Unterthese aufbaut, die sie mit der thetischen Formulierung beantwortet, dass Frauen ihre „Beklemmung“ (Z.31) verdrängen, um ihr „Kunstverständnis nicht zu kompromittieren“ (Z.31f)
Daraus schließt sie wiederum, dass sie eine „Inhaltsfrage“ (Z..39) stellen müsse und kehrt wieder zur Kernthese zurück, dass „Männer und Frauen“ (Z.40) unterschiedliche Bertachtungsweisen hätten.

Den zweiten Beleg vollführt sie in ironischer Weise anhand der Äußerungen des „Georg-Büchner-Preisträger des Jahres 1992 George Tabori“ (Z.46-48), dass seine Lieblingsliebesromane „Othello“ und „Woyzeck“ (Z.49f) seien , welche sie so beschreibt, dass in ihnen „die Geliebte vom Geliebten umgebracht“ wurde.
Dies beschreibt sie ironisch
aus der Sicht der Frau anhand von “Kleists Penthesila“ (Z.63)gegendarlegt, da dort der Geliebte „zerfleischt“ (Z.64) wird.
Aus diesem Beispiel zieht sie wiederum in einer rhetorischen Frage die Schlussfolgerung: „Würde ein männlicher Leser nicht mit Recht meine Bezeichnung dieser Faszinosa als schöne Liebesgeschichten mit Beunruhigung aufnehmen?“ (Z.67-70) und belegt somit indirekt ihre Kernthese.

Im nächsten Abschnitt stellt sie die Unterthese auf, dass „die Verherrlichung oder Verharmlosung der Gewalt gegen Frauen in der Literatur“ (Z.71f) früh beginne und macht diese Behauptung am Beispiel des Gedichtes „Heideröslein“ fest, welches „Terrorszene“ (Z.80) aufzeige, die eine Vergewaltigung dokumentiere und diese „ „Verbrechen“ verharmlosend als „Liebesszene“ (Z.91f) darstelle.
Wie in den beiden obigen Beispielen zieht Krüger wiederum aus diesem textbasierenden Beispiel eine thetische Schlussfolgerung, dass die weibliche Leserin um das „Lied hübsch“ (Z.99) zu „finden“ (Z.99) ihr „Selbstbewusstsein“ und ihre „erotischen Bedürfnisse“ verdrängen müsse.
Diese Aussage, welche ihre Unterthese belegt, kann jedoch aufgrund ihrer Allgemeingültigkeit auch als faktisch bezeichnet werden.

Hierauf formuliert sie die Unterthese, dass Frauen „gelernt haben, wie Männer zu lesen“ (Z.103) und kräftigt diese mit dem Adressatenbezug „Wir“.
Dies belegt sie wiederum mit „Literatur“ (Z.110) und macht darauf die kritische Bemerkung, dass es ein „Fehler“ (Z.113) sei dies „nur passiv“ (Z.115) hinzunehmen und eine „Auseinandersetzung“ (Z.114) wichtig sei.

Im letzen Abschnitt schildert und behauptet Krüger anhand einem Auszug aus „Schillers „An die Freude““, dass die Literatur nicht geschlechterneutral sei, sondern meist nur den Mann einbezöge.
Doch habe „sie gelernt“ (Z.146) sich ihre „Betroffenheit einzugestehen“ (Z.147) und frauenfeindliche „Literatur“ (Z.148) nicht ablehne, sondern diese als Kompromiss formuliert zwar lese, aber „nicht mehr kritiklos“ (Z.160) hinnehme und somit einen Appell an die Frau richtet.

Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass Ruth Krüger ihre Kernaussage jeweils wiederholt aus Schlussfolgerungen, die aus den Beispielen hervorgehen, aufgreift und jene daher gut in Verbindung mit diesen bringt.
Dies führt zu einer nachvollziehbaren Argumentation, die trotz ihrer thetischen Art überzeugend wird, da sie anschaulich durch Literaturbeispiele und Auszüge dargelegt wird.




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