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Tertiärklima und Mittelgebirgsmorphologie - Referat



O. Jessen (1938):
Tertiärklima und Mittelgebirgsmorphologie



Biographie:

-Otto Jessen, Geograph
-geboren 1891 in Sophienkoog (Holstein)
-gestorben 1951 in München
-Hat durch Seefahrerische Geschichten des Vaters das Interesse an der Geographie entdeckt
-1910 Beginn Studium in München
-Militärdienst während des ersten Weltkrieges
-1919 Wechsel nach Tübingen
-Eine Reihe Bücher mit Schwerpunkt Spanien erscheinen (1924, 27 + 30)
-1929 Lehrauftrag Köln
-Durch Kollegen bestärkt worden eine Afrikaexpedition mit seiner Frau zu unternehmen (1931)
-1933 durch NS-Regime hauptsächlich theoretische Arbeit
-1949 Lehrstuhl München


Definitionen:

-Tertiärklima: Das Tertiärklima ist unterteilt in Paläozän, Eozän, Oligozän, Miozän und Pliozän. Wobei die ersten drei Phasen zum Paläogen und die anderen zwei zum Neogen zusammengefaßt werden. In diesem Text wird aber auch der Übergang der oberen Keide zum unteren Paläozän sowie der Übergang vom oberen Pliozän zum unteren Pleistozän zur Darstellung der Analyse herangezogen. Zeitlich befinden wir uns bei der Betrachtung zwischen 70 Millionen und 1,6 Millionen Jahren vor der Zeitrechnung.

-Mittelgebirge: Die Höhe eines Mittelgebirges ist nicht genau festgelegt, sie liegt etwa zwischen 500 und 1500 Metern. Mittelgebirge sind oft Rumpfgebirge oder Tafelbergländer und weisen wegen der geringen Höhe keine glazialen Formen auf, so dass flachwellige Oberflächenformen vorherrschen. Im Unterschied zu den Hochgebirgen gibt es wegen der geringen Höhe der Mittelgebirge nur wenige oder gar keine unterschiedlichen Höhenstufen der Vegetation. Alle Gebirge in Deutschland mit Ausnahme der Alpen sind Mittelgebirge. Das höchste deutsche Mittelgebirge ist der Harz.


Textanalyse:

In der oberen Kreide und im Alttertiär bis zum Unteroliogozän, vielleicht mit einer leichten Schwankung im Paleozän, herrschte ein wechselfeuschtes, tropischwarmes Klima mit Sommerregen vom Savannentyp (Aw). Im mittleren Oligozän schiebt sich eine trockenere Periode ein, wahrscheinlich ein heißes Trockensteppenklima, also vom Köppenschen BShw-Typ. Im Jungtertiär, vom Oberoligozän bis zum Unterpliozän, steht dann Mitteldeutschland wieder unter dem Einfluß eines warmen Feuchtsteppenklimas mit Sommerregen, jetzt aber vom Cw-Typ, wie es gegenwärtig z.B. auf den Hochflächen Afrikas zwischen 8 und 22 Grad südl. Breite, ferner in Südbrasilien, sehr typisch in Südchina und Nordindien und nicht ganz ausgeprägt in Florida entwickelt ist. Im Oberpliozän, vielleicht schon etwas früher, wird dieses dann schließlich von dem Feuchttemperierten Cf-Klima mit Regen zu allen Jahreszeiten abgelöst, und zwar vermutlich dem virginischen Cfa-Klima, mit dem Hauptmaximum des Niederschlags im Sommer, wie es sich im Osten der Vereinigten Staaten und im südlichen Japan findet. Die Frage, worauf die Klimaänderung im Laufe der Tertiärs zurückzuführen ist, kann hier nur gestreift werden.

Nach der Köppen – Wegnerschen Theorie der Verlagerung der Pole und Klimagürtel hätte die Gegend von Leipzig zur Kreidezeit in den inneren Tropen, im Alttertiär in den äußeren Tropen, zur Oligozän etwa in 26, im Miozän in 39 und zu Beginn des Quartärs in 53 Grad Nördl. Breite gelegen. So bestechend auf den ersten Blick der Gedanke sein mag, daß von der Kreide bis zum Quartär gewissermaßen alle Klimagürtel vom äquatorialen Regengürtel bis zum borealen über Mitteldeutschland hinweggewandert seien – die oliogozäne Trockenphase würde demnach dem subtropischen Trockengürtel entsprochen haben -, so lassen sich doch mancherlei Einwände dagegen vorbringen.

Die vorübergehende Abnahme des Niederschlags im Oligozän braucht nicht zonlaklimatisch bedingt gewesen sein; viel näher liegt es, sie mit den gewaltigen Veränderungen des Reliefs Mitteleuropas in jener Zeit in ursächlichen Zusammenhang zu bringen.

Der Übergang vom wechselfeuchten zum dauerfeuchten Klima gegen Ende der Tertiärzeit weist auf eine Verstärkung der ozeanischen Einflüsse hin und mag durch Veränderung im nordatlantischen Raum hervorgerufen worden sein.

Als wichtigste klimatische Tatsache bleibt aber
noch das unleugbare Absinken der Temperatur im Tertiär zu erklären. Für die Breitenlage Mitteleuropas kämen wir zweifellos wohl auch in diesem Fall ohne Polverlagerung aus, wenn wir die Abkühlung als eine universale Erscheinung der Erde, verursacht etwa durch eine Verminderung der Intensität der Sonnenstrahlung, auffassen würden

Auf Grund der fossilen Funde ist die Annahme das es sich lediglich um eine ganz allmähliche Abwandlung desselben Klimatyps handelt schwer zu widerlegen. (Bsp. Monsunland Südostasien: tropisches Aw-Klima Indien, Cw-Klima China, virginische Klima Nordostchina, bzw. Südjapan)


Nach meiner Überzeugung ist das allerdings nur unter bestimmten klimatischen Verhältnissen, und zwar im warmen wechselfeuchten Klima möglich.
Die Inselberg- und Landstufenbildung vollzieht sich also in folgender Weise. Die Flüsse vertiefen ihr Bett in der sich hebenden Scholle; die Täler nehmen unter den gegebenen Verhältnissen alsbald Muldenform an. Die oberen Hänge werden abgespült, hier kann sich der feine Verwitterungsschutt nicht halten, daher durch Tiefenzersetzung auch nur wenig neuer bilden. Bald wird hier und da feste Gestein durch Abspülung und Rutschungen entblößt. Unten aber arbeitet mit um so größerer Intensität die Tiefenverwitterung. So bildet sich schon in den ersten Stadien der Gegensatz von Hang und Fußfläche heraus. Je länger aber die Entwicklung dauert, um so stärker tritt er in Erscheinung. Die Fußfläche rückt nach Maßgabe der Hebung in ein tieferes Niveau, indem in der Tiefe durch Zersatz immer neuer Feinerdeboden entsteht, während an der Oberfläche die Abspülung tätig ist. Mit besonderer Intensität arbeiten Tiefenzersetzung und Abtragung am Fuß der Stufe. Hier liegt die morphologisch aktivste Region. Die Denudation rückt gegen den Berg vor. Da nun die höheren felsigen bzw. steinigen Partien unter dem Einfluss der physikalischen Verwitterung nur langsam zurückweichen, wird der Hang mit der Zeit höher und steiler. Der Steilhang wächst nach unten, während zugleich die Fußfläche sich verflacht. So erweitert sich der Talrumpf zur Rumpffläche, Landstufe wird immer unabhängiger vom Tal – bzw. Küstenverlauf, Teile des in der Abtragung begriffenen oberen Stockwerks werden abgetrennt und in Inselberge verwandelt, und schließlich spannt sich eine flachwellige Landschaft, eine „Verwitterungsrumpffläche“, zwischen den Flußsystemen weit landeinwärts. Sie ist so flach und ausdruckslos, wie sie durch die in unserem Klima wirksamen Kräfte vielleicht überhaupt nicht, jedenfalls nicht in der gleichen Zeit entstehen kann. Bei einer abermaligen Hebung setzt die Entwicklung in einem tieferen Niveau von neuem ein, ohne daß sie vorerst in den oberen Stockwerken beendet wird, vorausgesetzt, daß die klimatischen Verhältnisse die selben bleiben. So bildet sich unter den geschilderten Bedingungen des tropischen Aw- und Cw-Klimas jene Formengemeinschaft heraus die uns so fremdartig anmutet, das Mittelgebirge.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: delover



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