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Streitgespräch: Gottsched - Lessing - Referat



Streitgespräch: Lessing – Gottsched


- Zusammentreffen in der Cafeteria



Gottsched:
Seien Sie gegrüßt, Lessing!
Lessing: Seien Sie gegrüßt Gottsched! Wie haben Sie denn Ihre Zeit genutzt?

Gottsched:
Letztens war ich in einem franz. Theater. Wie ich oft zu sagen pflege: Das franz. Theater und insbesondere die Tragödie bewerte ich als die höchste Gattung der Poesie. Und wie Aristoteles zu sagen pflegte, muss man sich an Regeln halten, wie die Drei Einheiten. Der Ort z.B. darf nicht verändert werden, die Schauspieler müssen alle auf einem Platz bleiben. Im Stück des Ödipus` zum Beispiel findet das Schauspiel nur auf dem Vorhof des königl. Schlosses statt. Demnach wird das ebengenannte Schauspiel auch auf dem Schlossplatz aufgeführt, vor den Augen des Volkes, und nicht in den Zimmern, bzw. Sälen.

Lessing: Ich bin der Meinung, dass der Ort durchaus gewechselt werden darf. Man kann sich doch nicht nur auf einen Platz beschränken. Um zwei unabhängige Zimmer auf die Theaterfläche zu bekommen, sollte man zwischen dem Wechsel der Zimmer einen Vorhang fallen lassen, zum Zeichen des Zimmerwechsels.

Gottsched:
Ich denke nicht so, das verwirrt das Publikum doch nur, genauso wie die Einheit der Zeit. Die Zeit muss sich dem Stück anpassen. Allerdings sollte das Theaterstück inhaltlich 1 bis 2 Stunden dauern, höchstens 12 Stunden. Doch höher sollte es ein Poet wirklich nicht treiben.

Lessing: Zu hoch treiben lassen? Es ist sehr wohl nötig den Helden in den ersten Auftritten als Knaben erscheinen zu lassen und in den letzten als einen Greis.

Gottsched:
Wie bei dem Cäsar von Shakespeare? Wo man viele Abende spielt ohne zu essen und zu trinken? Nein! Die Zeit des Stückes muss sich der wirklichen Zeit anpassen.

Lessing: Ach was! Nehmen sie das englische Theater von Shakespeare doch in Augenschein. Es ist das ideale Vorbild für das deutsche Nationaltheater in Hamburg im Gegensatz zu dem franz. Theater. Man kann den Ort ändern, die Zeit des Theaterstücks als ein Jahr betrachten, während die Theatervorstellung für das Publikum nur 1 bis 2 Stunden dauert. Aber letztendlich kommt es darauf an das Publikum zu belehren.

Gottsched:
Letzteres ist richtig! Und um das vollziehen zu können, muss das Stück aus klaren Handlungssträngen bestehen, welche strengstens nach dem Vorbild der Natur gespielt werden müssen. Das ist die Dritte Einheit.

Lessing: Dennoch können auch Nebenhandlungen hilfreich für das Verständnis des Publikums sein. Denn sie stehen dem Haupthandlungsstrang nicht separat. Die Geschichte des Stückes kann also trotz der Nebenhandlungen den roten Faden beibehalten.

Gottsched:
Das ist doch nicht ihr Ernst! Dadurch wird das Publikum doch nur abgelenkt. Vor allem bei solch Gesindel, wie den Töchtern Vätern, Lüstlingen und der gleichen, die auf Jahrmärkten spielen. Schämen sie sich nicht dafür?

Lessing: Was haben sie denn auszusetzen?

Gottsched:
Auszusetzen? Das ist doch kein Theater! Das Publikum soll nicht belustigt werden! Es soll diszipliniert und Aufmerksam den Darbietungen der Schauspieler des franz. Theaters folgen, welche die Rolle von hohen Sozialgestellten spielen, die es Wert sind gespielt zu werden, wie z.B. Könige und Fürsten.

Lessing: Nur die elitäre
Adelsschicht? Und was ist mit dem Bürgertum?

Gottsched:
Was soll mit denen sein?
Lessing: Das ist erst recht kein realistisches Theater! Die Fürsten bringen einem Stück Pomp und Majestät, doch zur Rührung tragen sie nichts bei. Das Publikum würde mehr Mitgefühl zeigen, wenn deren gleichen auf der Bühne stehen und ihr Unglück oder ihre Freude mit Leidenschaft vortragen. Hegt zum Beispiel der König eine unerfüllbare Liebe, dann empfinden wir Mitleid mit ihm, aber nur als Mensch zum Menschen. Die soziale Stellung wird tritt dabei in den Hintergrund.

Gottsched:
Dieses Mitleidsgetue bringt einem Nichts. Nur durch Furcht und Schrecken lernt das Publikum die Moral des Stückes kennen, und wird sich danach richten können, da sie darauf schon vorbereitet wurden. Anders kann man die Fürsten nicht erziehen.

Lessing: Ihr Rationalisten, ihr habt`s noch immer nicht verstanden! Das Volk ist nicht mehr oder weniger Mensch als die Fürsten, somit haben auch sie ein Recht auf Belehrung. Denn nur so können alle „bessere“ Menschen werden.

Gottsched:
Wie soll das Volk den belehrt werden wenn sie nicht einmal den hhen Sprachstil besitzen? Sollen die fürstlichen Darsteller auch in solch ordinären Jargon spielen, wie er auf den Jahrmärkten üblich ist, noch dazu ohne Textgrundlage?
Ich hoffe, dass sie nicht wirklich so denken.

Lessing: Der Sprachstil sollte sich an den Inhalt des Stückes, welches gespielt wird, anpassen. Mir ist es sogar lieber mit Plumpheit, Frechheit, Grimasse für Ausdruck und Geheule für Musik anstatt dieser Superiorität und solch gefühlloses Gerede zu spielen. nur durch Leidenschaft zum Schauspielern macht das Theater lebendig.

Gottsched:
Aber da wird doch die Moral des Theaterstückes in den Hintergrund gestellt.
Lessing: Nein, wird es nicht. Gerade dadurch wird der Ausdruck der Moral verstärkt. Und wenn man die Tragödie in Lustspielen umgewandelt hat, dann kann das Publikum durch lachen besser belehrt werden, ohne die Schauspieler auszulachen. zudem kann man so auch ein breites Publikum gewinnen.

Gottsched:
Eher wird das Publikum euch auslachen statt euren gut gemeinten Ratschlag anzuhören.

Lessing: Ihr Rationalisten versteht es ja doch nicht. Unbelehrbare Menschen seid ihr. Wenn sie jedoch den Drang verspüren sollten, sich damit noch einmal auseinander zu setzen, dann lasse ich ihnen eine Kopie der eigens verfassten Hamburgischen Dramaturgie zukommen.
Der Herr, einen schönen Tag noch!




Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Amadeus



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