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Steckrübenwinter 1917/1918 - Referat



1. Hauptteil
1.1 Vorgeschichte
1.1.1 Die Britische Seeblockade

Die Seeherrschaft des Vereinigten Königreiches wurde seit dem 18. Jahrhundert vor allem durch Handelsblockaden aufrechterhalten. Als der erste Weltkrieg im August 1914 anfing, war die Vorherrschaft immer noch in Takt. Die Briten haben sich sofort auf den Weg gemacht die Rohstoff- und die Essenslieferungen nach Deutschland und ihre Verbündeten zu kappen. Britische Seeflotten haben den Krieg damit verbracht, den Nordsee zu überwachen und tausende Handelsschiffe abzufangen und festzuhalten.

Da am Anfang der Seeblockade trotzdem zahlreiche Schiffe die deutschen Häfen erreichten, hatte Großbritannien die Blockade verstärkt womit weniger Güter als zuvor das Deutsche Reich erreichen konnten. Viele neutrale Länder welche Handelsabkommen mit Deutschland hatten, wurden durch die aggressive Darstellung der Seemacht verärgert.

Gegen Ende 1914 wurde die Nordsee von der britischen Admiralität zum Kriegsgebiet erklärt, womit die Spannung zwischen den Ländern anstieg. Die meisten neutralen Handelsschiffe hatten es wegen diplomatischem und militärischem Druck akzeptiert, dass sie zur härteren Kontrolle in britische Häfen gezwungen wurden. Die Seeblockade wirkte sehr effektiv obwohl Rohstofflieferungen nie zur Gänze unterbunden werden konnten.

1.1.2 Auswirkung des Krieges auf die Zivilbevölkerung

Dadurch, dass niemand einen langen Krieg erwartete, war kein Land auf mögliche Krisen innerhalb eines Staates vorbereitet. Jedes kriegsführende Land musste die Folgen des Krieges ausdauern. Deutschland und den westlichen Ländern Europas gelang es aber, die größten Auswirkungen der Versorgungskrise abzudämpfen. Trotz der besseren Organisation gab es immer noch extreme Ausfälle in der Nahrungsmittelversorgung.

Bauern wurden zu der Armee aufgerufen und es kam zu zahlreichen Ernteausfällen, welche durch Importe aus eroberten Gebieten in Russland, Polen und Rumänien ausgeglichen werden sollten, was nicht funktionierte. Nachdem die Lebensmittel knapp wurden, hat man auf Lebensmittelmarken gesetzt. Die angegebene Menge konnte jedoch immer seltener geliefert werden. Der Preis von Nahrungsmitteln, welche nicht durch Marken gekauft werden konnten, stieg enorm an. Bald konnten Bürger der unteren Schicht diese nicht mehr kaufen.

Bürger der oberen Schicht hingegen konnten sich fast alles auf dem Schwarzmarkt kaufen, was die meisten Bürger aufregte. So wurden Proteste immer politischer. Man wünschte sich den Frieden und jemanden, der sich um die gerechte Verteilung der Lebensmittel kümmern und alles in Ordnung bringen soll. Dieser kam aber nicht.

Lebensmittel kosteten Mitte 1915 um 65% mehr als vor dem Krieg. Vor allem Brot und Kartoffeln waren betroffen. So kam es, dass Brot 1915 das erste Nahrungsmittel war, dass rationiert werden musste. 1916 konnte man Fleisch, Fett, Zucker, Eier, Teigwaren, Hülsenfrüchte und Kartoffeln nur noch durch Lebensmittelmarken erwerben.

Der Winter 1916 war so kalt, dass er einen bemerkbaren Kohlemangel verursache und nicht nur die Menschen in den Häusern froren. Auch der Transport von Kartoffeln und anderen Lebensmitteln wurde durch den Kohlemangel erschwert, da diese normalerweise mit Zügen transportiert wurden. Die Fahrtdauer wurde in Folge dessen erhöht und die Kartoffeln verdarben auf den Wegen in die Städte.
Um die sowieso schon besorgte Bevölkerung zumindest am Leben zu erhalten, fingen Städte an, Kohlrüben auszuteilen.

1.2 Der „Steckrübenwinter“

Der „Steckrübenwinter“, „Hungerwinter“ oder auch „Kohlrübenwinter“ genannt bezeichnet den Höhepunkt der Lebensmittelkrise im 1. Weltkrieg. Diese ist vor allem durch die Kohlrübe, dem Hauptnahrungsmittel im Winter 1916/1917 gekennzeichnet.

Die Steckrübe, welche eigentlich als Futtermittel für Schweine verwendet wurde, wurde auf einmal auf jegliche Art und Weise zubereitet. Sie musste die Rolle der Kartoffel übernehmen und laut Kochratgeber für fast alle möglichen Rezepte verwendbar. Von Suppe über Koteletts zu Marmelade – alles gab es in der Steckrübenvariante. Die Lebensmittelvielfalt sank, somit auch die Einnahme von Kalorien.

„„Kriegsbrot“ eingeführt, das aus Kartoffelmehl und anderen minderwertigen Mehlsorten gebacken wurde. Milch wurde mit Wasser gestreckt, Ersatz-Produkte, sogenannte „Surrogate“, kamen auf den Markt. 1918 zählte man mehr als 11.000 davon.“

Die empfohlenen 2000 Kalorien pro Tag wurden nicht annähernd getroffen. Durchschnittlich nahmen Menschen pro Tag 1000 Kalorien zu sich. Menschen mussten mit „90 Gramm Fett, mit 150 Gramm Fleisch, mit 2000 Gramm Brot und einem Ei die Woche“ überleben. Walter Koch, Chef des Sächsischen Landeslebensmittelamtes, schrieb in seinen Memoiren:
„Ich selbst nahm, als die Butter und Schokolade aus dem Handel verschwanden, in kurzer Zeit 15 Kilo an Körpergewicht ab. Aber schlimmer als der Hunger erschien mir die Kälte.“

Der Eisige Winter von 1916/1917 ließ zu, dass die Abholzung von Wäldern und Parks erlaubt wurde.
Die Wirtschaft Deutschlands hatte sich im Laufe des Krieges immer weiter verschlechtert. Das deutsche Kaiserreich war bis vor Kriegsausbruch der weltweit Größte Importeur von landwirtschaftlichen Produkten. Dieser Titel ist nach Kriegsbeginn nicht mehr wichtig gewesen.

Das „Hamstern“, also das beschaffen von zusätzlichen Lebensmitteln wurde verboten. Dennoch konnten die Reichen sich die gewünschten Lebensmittel vom Schwarzmarkt kaufen.

"Alles wird für die Reichen, für die Besitzenden
reserviert", empörte sich eine Frau in einer Hamburger Kriegsküche im Februar 1917. "Die schönen Reden vom Durchhalten gelten nur für die arbeitende Klasse, die herrschende Klasse hat sich mit ihrem Geldsack schon genügend versorgt."

Landwirtschaftliche Betriebe wie Bauernhöfe litten besonders am Krieg und der Einberufung der Bauern denn jetzt mussten Bäuerinnen die Arbeit, die zuvor ihre Männer, Brüder oder Väter verrichtet haben, ausführen. Zu der Arbeit zählte schwere Feldarbeit wie Mähen oder Pflügen. Die fehlenden Arbeitskräfte, der fehlende Kunstdünger und die fehlenden Zugtiere sorgten für eine erneute Missernte.

Immer mehr Männer wurden an die Front gerufen und Frauen mussten die zuvor von Männern ausgeführte Arbeit, wie die Rüstungsproduktion, verrichten.
Die Brotrationen wurden 1917 noch einmal gekürzt was zur Folge hatte, dass es immer mehr Hungerproteste und Streiks gab.

In den meisten Städten gab es „Kriegsküchen“, eine Art Buffet für Bedürftige. Was anfangs von den Arbeitern mit Kopfschütteln abgelehnt wurde, musste letzten Endes angenommen werden, denn selbst die Arbeitenden steckten in einer schlimmen Lage. Der Steckrübeneintopf stillte aber selten den Hunger.
Je weniger Kalorien die Menschen zu sich nahmen, desto schwächer wurde ihr Immunsystem. So nahm die Zahl der Grippe- und Tuberkuloseerkrankten zu. Auch das Wachstum der Kinder wurde auf negative Art beeinflusst. In Wien, Berlin und in Hamburg konnte man auf Menschen treffen, deren Kleidung ihnen viel zu groß erscheint, obwohl sie früher wie angegossen passte.

700 000 Menschen kamen an Folge von Unterernährung alleine in Deutschland um. Das sind 35 Prozent der Tode an der Kriegsfront. 1918 tötete eine Spanische Grippe zahlreiche unterernährte und gesundheitlich geschwächte Menschen.

Die Menschen die den Krieg und den Steckrübenwinter überlebten konnten sie nicht mehr sehen und wollten sie nicht mehr essen.

Zusammenfassung:
Nach der britischen Seeblockade und nach Vereinbarungen von Großbritannien mit anderen Ländern nach Deutschland keine Güter mehr zu importieren, kam es zu extremen Ausfällen in der Lebensmittelversorgung in Deutschland, welche neben der Seeblockade auch durch zahlreiche Missernten zu Stande kam. Große Teile der erfolgreichen Ernten sind auf dem Weg in die Städte verdorben, da der Zug, der die Kartoffel etc. transportierte, mit Kohle lief, welche durch die Seeblockade nur in Maßen benutzt werden durfte.

Die Lebensmittel wurden knapp und es wurden Lebensmittelmarken eingeführt. Die Reichen konnten sich die Ware ohne Marken vom Schwarzmarkt holen, was die Bevölkerung der unteren Schicht aufgeregt hat. Lebensmittel wurden immer teurer und sie wurden nach und nach rationiert. Der Winter im Jahr 1916 war so kalt, dass die Kohle noch knapper als zuvor wurde und die Abholzung von Parks und Wäldern erlaubt wurde. Städte fingen an, Kohlrüben zu verteilen.

Die Steckrübe wurde auf verschiedenste Art zu Essen verarbeitet. In Kochratgebern gab es fast jedes Rezept. Milch wurde gestreckt, Ersatz-Produkte kommen auf den Markt und „Kriegsbrot“ wird erfunden. Die Menschen nehmen statt den empfohlenen 2000 Kalorien pro Tag nur noch 1000 Kalorien am Tag zu. Das „Hamstern“ wird illegal und immer mehr Frauen müssen statt Männern arbeiten.

Die Zahl der Erkrankten nahm stetig zu. 700 000 Menschen starben an Unterernährung und 1918 tötete eine Spanische Grippe zahlreiche unterernährte Menschen.

Quellen:
Websites:
Koch, Walter: Kohlrübenwinter. Erinnerungen von Walter Koch (* 1870) aus Dresden, Chef des Sächsischen Landeslebensmittelamtes, (DHM-Bestand):. https://www.dhm.de/lemo/zeitzeugen/walter-koch-kohlr%C3%BCbenwinter [Zugriff: 21.10.2018]

Landschaftsverband Rheinland: Erster Weltkrieg (1914-1918). Der „Steckrübenwinter“ und der Kampf an der sog. „Heimatfront“. http://www.wir-rheinlaender.lvr.de/erster_weltkrieg/steckruebenwinter.htm [Zugriff: 21.10.2018]

Mutschlechner, Martin: Die Situation im Hinterland. http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-situation-im-hinterland [Zugriff: 21.10.2018]

Pfoser, Alfred: „Die sterbende Stadt“. http://ww1.habsburger.net/de/kapitel/die-sterbende-stadt [Zugriff: 24.10.2018]

Schmidt-Klingenberg, Michael: Der Krieg im Reich. Der Kampf in den Küchen. 30.03.2004. http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecial/d-30300035.html [Zugriff: 21.10.2018]

Scriba, Arnulf: Der „Kohlrübenwinter“ 1916/1917. 08.09.2014. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/alltag/steckrue/ [Zugriff: 21.10.2018]

Stark, Florian: Wie der „Steckrübenwinter“ zum Trauma wurde. 11.02.2014. https://www.welt.de/geschichte/article124743724/Wie-der-Steckruebenwinter-zum-Trauma-wurde.html [Zugriff: 24.10.2014]

The National Archives: The blockade of Germany. http://www.nationalarchives.gov.uk/pathways/firstworldwar/spotlights/blockade.htm [Zugriff: 21.10.2018]

Ullrich, Volker: Hungern bis zum Aufstand. 25.02.2014. https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2014/01/erster-weltkrieg-novemberrevolution [Zugriff: 24.10.2018]

Wichmann, Manfred: Die Seeblockade. 14.09.2014. https://www.dhm.de/lemo/kapitel/erster-weltkrieg/kriegsverlauf/seeblockade [Zugriff: 21.10.2018]

PDF-Dateien:

Erich Dimitz: 1914. Die Versorgungslage im 1. Weltkrieg. Wiener Bezirksmuseum: 2014. http://www.bezirksmuseum.at/de/bezirksmuseum_6/bezirksmuseum/geschichtstexte/
contentfiles/641/Bezirke/Bezirk-06/1914_-_Text_29.09.2015.pdf [Zugriff: 24.10.2018]

(Plagiatsanteil: 1,4%)



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