Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Standortfaktoren der Industrie - Referat



Standortfaktoren im Überblick
Die entscheidenden Standortfaktoren bestimmen zunächst den Makrostandort, das heißt den Raum, in dem die Produktion auf nationaler (heute auch auf internationaler) Ebene stattfinden soll. Ist diese Entscheidung gefallen, wird - eventuell mit weiteren Überlegungen zum Mesostandort, also zur Lage in der Region - der Mikrostandort, das ist der konkrete Platz der Industrieanlage, festgelegt.

Harte Standortfaktoren:
Zu Beginn der Industrialisierung waren praktisch nur harte Standortfaktoren für die Standortwahl ausschlaggebend. Sie sind kalkulierbar und schlagen sich unmittelbar in der Bilanz eines Unternehmens nieder.

- Rohstoffversorgung: Für Industriebetriebe mit hohem Materialverbrauch (insbesondere Gewichtsverlustmarerialen) ist die Nähe zu den benötigten Rohstoffen besonders wichtig. (Zum Beispiel Schwerindustrie, Holzindustrie).
- Angebot an Flächen/Immobilien: Flächenintensive Betriebe wie Raffinerien, Auto- oder Chemiewerke brauchen große Flächen für Produktionsanlagen und Lager sowie Reserveflächen für eine mögliche weitere Ausdehnung des Betriebs.
- Verkehrsinfrastruktur: Für die Industrie ist eine Ausstattung mit leistungsfähigen Verkehrsträgern von herausragender Bedeutung (vgl. Standorttheorie von Weber). Je nach Zulieferindustrien und Absatzmarkt ist die Anbindung an nationale oder internationale Verkehrsträger von Bedeutung. Das gilt vor allem bei globalen Aktivitäten. War früher die Eisenbahnanbindung ein wesentlicher Faktor, so ist heute im Zeichen der Just-in-Time-Produktion die Straße, besonders die Autobahn, wichtig. Im preislich sehr günstigen, aber langsamen Schiffstransport gewinnen neben den Massengütern die Container immer mehr an Bedeutung. Im Zeitalter der Globalisierung hat auch die gute Erreichbarkeit eines Flughafens einen Bedeutungsgewinn erfahren.
- Nähe zu Forschungseinrichtungen: Gerade für Hightechbetriebe mit hohen Forschungs- und Entwicklungskosten stellt die mögliche Zusammenarbeit mit Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen einen der wichtigsten Standortfaktoren dar. Diese Situation findet sich typischerweise in Clustern.
- Energiekosten: Vor allem energieaufwendige Industriezweige bevorzugen Standorte mit preiswerter Energie. Infolgedessen liegen zum Beispiel Aluminiumwerke häufig in der Nähe von Wasserkraftwerken.
- Arbeitskräfte: Beim Standortfaktor Arbeitskraft gibt es drei wichtige Aspekte: die Quantität der Arbeitskräfte, ihre Qualität und das Lohnniveau. Die Bedeutung eines hohen Arbeitskräfteangebots in unmittelbarer Industrienähe hat mit der Automatisierung und der heutigen Mobilität abgenommen. Trotzdem ist bei Neuansiedlungen das Vorhandensein von Facharbeitern mit bestimmten Kenntnissen ein bedeutsamer Standortfaktor. Computerunternehmen siedeln sich bevorzugt dort an, wo auch andere Computerindustrien und damit genügend Fachleute beheimatet sind. Unterschiedliche Lohnniveaus (Lohn plus Lohnnebenkosten) führen seit Beginn der Globalisierung zu zahlreichen Standortverlagerungen.
- Bodenpreis/Immobilienpreis: Gerade für flächenintensive Industrien spielt der Boden- bzw. der Immobilienpreis eine große Rolle. Oft werden im Wettbewerb um Neuansiedlungen von den Gemeinden Grundstücke und Immobilien besonders günstig angeboten.
- Marktvolumen: Günstig für den Absatz von Gütern und Dienstleistungen ist das Vorhandensein eines nahe gelegenen, großen, kaufkräftigen Marktes. Abnehmer können sowohl Privatpersonen als auch Firmen sein.
- Verfügbare Dienstleistungen: Viele der für die Produktion erforderlichen Dienstleistungen werden heute nicht mehr von den Firmen selbst erbracht (Outsourcing). Das Vorhandensein von ergänzenden Dienstleistungsbetrieben wie Logistik und Transport. Catering, Sicherheits- oder Reinigungsdiensten am Standort ist daher wichtig.
- Umweltauflagen: Scharfe Umweltauflagen stellen für viele Branchen einen hohen Kostenfaktor dar. Länder der Dritten Welt werben häufig mit geringen Umweltauflagen.
- Persistenz: Manche Betriebe bleiben an einem Standort, obwohl die ehemals gültigen Standortfaktoren heute nicht
mehr gelten und die Produktion an einem anderen Standort eigentlich günstiger möglich wäre. Aufgrund der bestehenden Immobilien, der Marktbeziehungen und der Facharbeiter wird der alte Standort jedoch beibehalten.
- Steuern/Abgaben: Staatliche und kommunale Abgaben differieren von Raum zu Raum, Länder, Regionen oder Kommunen erhöhen mit niedrigen Abgaben oder Steuervorteilen die Standortattraktivität.
- Staatliche/Kommunale Vergünstigungen: Zu weiteren Fördermaßnahmen von Ländern oder Kommunen gehören Investitionsbeihilfen, Gewährung billiger Kredite, die Bereitstellung von Grundstücken, die Kredite, die Bereitstellung von Grundstücken, die Einrichtung von Gewerbehöfen oder Industrieparks sowie Vorleistungen bei der benötigten Verkehrsinfrastruktur.
- Agglomerationsvorteile/ Fühlungsvorteile: Die Nähe zu anderen Industriebetrieben gleicher oder anderer Branchen bietet zahlreiche Vorteile: mögliche Zusammenarbeit bei Forschung, Einkauf und Vertrieb oder Bau von Infrastruktur (gemeinsame Kläranlage, gemeinsames Datennetz), die Möglichkeit formeller und informeller persönlicher Kontakte (zum Beispiel Erfahrungsaustausch, Face-to-Face-Kontakte), ein größeres Reservoir an spezialisierten Arbeitskräften. Die Bedeutung der Agglomerationsvorteile ist in Clustern besonders augenfällig.
- Unternehmerentscheidung: Viele Betriebe verdanken ihren Standort der persönlichen Entscheidung ihres Gründers, der sich trotz wenig günstiger harter Standortfaktoren aus persönlichen Gründen für einen Standort entschieden hat (z.B. Eigener Geburtsort)

Weiche Standortfaktoren:
Heute sind für viele Branchen die Weichen Standortfaktoren am wichtigsten. Sie sind nicht genau kalkulierbar und nur schwer quantifizierbar, denn sie liegen weitgehend im sozialen und zum Teil im psychischen Bereich und werden teilweise auch individuell unterschiedlich empfunden.

Faktoren, die die Zufriedenheit mit der Ausstattung des Wohnumfeldes beeinflussen:
- Wohnqualität: das Angebot an gutem, bezahlbarem Wohnraum in einem ansprechendem Umfeld mit akzeptabler Verkehrsanbindung.
- Freizeitwert: Nähe zu Freizeiteinrichtungen für Erwachsene und Kinder (wie Schwimmbad, Golfplatz, Segelmöglichkeit, Gasthaus/Restaurant, Disco)
- Bildungs- und Fortbildungsangebot: die Palette von Schulen und Weiterbildungseinrichtungen,
- kulturelles Angebot: zum Beispiel Kinos, Theater, regelmäßige Festlichkeiten,
- Einkaufsmöglichkeiten: Supermärkte, Einkaufszentren, Boutiquen, Wochenmärkte.
- Umweltqualität: Durchgrünung des Wohnortes, Nähe zu Naherholungsgebieten,
- Mentalität der Bevölkerung: Soziale Offenheit, Kinder-, Gastfreundlichkeit, Aufgeschlossenheit gegenüber Fremden.
- Image: Für viele Betriebe ist es wichtig, in einer Stadt mit gutem Image den Standort zu haben, zum Beispiel in der Hauptstadt.



Kommentare zum Referat Standortfaktoren der Industrie: