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Städter von Alfred Wolfenstein - Referat



Das Gedicht „Städter“ von Alfred Wolfenstein aus dem Jahre 1919 beschreibt die Enge und Einsamkeit in der Stadt.

Das Gedicht besteht aus 4 Strophen und 14 Versen. Die ersten beiden Strophen bestehen aus je 4 Versen als umarmender Reim (abba cddc) und die anderen beiden Strophen aus je 3 Versen als verschränkter Reim (abc cab). Daraus lässt sich schließen, dass das Gedicht ein Sonett ist, welches aus 2 Quartetten und 2 Terzetten besteht. Es handelt sich beim Versmaß meist um ein 5- hebigen Trochäus.

In der ersten Strophe wird vor allem der Eindruck von Enge erweckt.
Die Fenster werden erst mit den nahe stehenden Löchern eines Siebes verglichen, danach fassen die Häuser sich an, werden also personifiziert.
Das Wort „fassen“, also die Personifikation wird durch ein Enjambement hervorgehoben. Da später auch direkt die Enge unter Menschen geschildert wird, ist das hier ein guter Einstieg. Im 4. Vers gibt es eine Alliteration und noch ein Enjambement, wodurch die graue, triste Eintönigkeit der städtischen Straßen noch mehr hervorgehoben wird.

In der Bahn sitzen die Menschen als Fassaden, also Wände hinter die man nicht sehen kann. Wie in der vorherigen Strophe die Häuser personifiziert wurden, werden in dieser Strophe die Menschen mit Häusern verglichen, verdinglicht. Diese Städter sind leer und einsam, das Einzige was sie von ihren Häusern unterscheidet ist ihre Sehnsucht, ihre Begierde nach Geselligkeit. Sie ragt ineinander, weil alle gleich fühlen, jedoch durchbricht niemand die Anonymität. Sie sitzen zwar sehr eng und nah, sind sich aber doch so fremd und sehr einsam. Ebenso die Blicke. Das Paradoxon „eng ausladen“ meint man schaue sich an, schaue aber dennoch aneinander vorbei.

In der 3. Strophe wechselt auf einmal die Erzählperspektive. Das ehrzählerische Ich ist einer der Städter und auf „wenn ich weine“ ist besondere Gewichtung gelegt, weil nur dort ein ich vorkommt. Zuerst ist das Gedicht distanziert, aber mit den Terzetten wird es emotionaler und persönlicher.
Die Wände der Häuser werden mit dünner Haut verglichen, die auch die Städter haben. Der Städter ist seinem Haus schon sehr ähnlich. Aus der Enge resultiert Indiskretion. „Jeder nimmt teil“, wenn geweint wird, aber es ist eben nur ein anonymes Zuhören. Die Worte eines Menschen werden öffentlich, weitererzählt und weitergegrölt. Andererseits kann Zeile
11 auch so interpretiert werden, dass der Städter Angst davor hat etwas für die Gesellschaft unangebrachtes oder falsches zu tun, da dann über ihn geflüstert wird. Dieses grausame, gefürchtete Flüstern, welches durch die Angst zu einem Brüllen wird und ihn so quält.

Innerlich sitzen die Städter in schwarzen, abgeschlossenen Höhlen und warten darauf, dass jemand sie öffnet, dabei können nur sie allein diese Türen öffnen. Sie selbst rühren sie nicht an, weil sie in ihrem System gefangen sind und sich nicht trauen auszubrechen. Alle sitzen alleine in der Dunkelheit, eine Metapher für Einsamkeit. In Vers 13, in dem die Höhlen beschrieben werden, gibt es eine Alliteration.
Auf alleine, das letzte Wort des Gedichtes ist besonders viel Gewichtung durch die Zeichensetzung gelegt. Das ganze Gedicht läuft auf dieses Wort hinaus, es ist die ganze Zeit zwischen den Zeilen zu lesen, aber wirklich klar zu lesen bekommt man es erst zuletzt. Nah und allein, das erste und letzte Wort des Gedichts stehen im Gegensatz zueinander. Das Gedicht kann als Gesellschaftskritisch aufgefasst werden, da es von Enge und Anonymität der Stadt handelt und der Stadtbewohner immer mehr zu einem Ding wird.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: LauLau



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