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Spätromantik in der Musik - Referat



Spätromantik-Grenzen sprengen

Gliederung

Spätromantik

Sergej W. Rachmaninow
Biographie
Einflüsse auf R. und seine Musik
Charakter
Kritik
Cis-Moll Prélude
Cis-Moll Prélude-Grenzen sprengen
Literaturverzeichnis

Spätromantik

Als Musik in der Spätromantik spricht man in dem Zeitraum zwischen 1860 und 1910. Dabei gab es Überschneidungen zum Expressionismus. Zudem war die Spätromantik der Übergang, die Schwelle zur Moderne.
Zur Zeit der Romantik im 19. Jahrhundert war auch die Industrialisierung. Die Städte waren dreckig, die Arbeiter lebten in Armut. Es war eine Epoche der Depression.
In der Romantik wurde ein neues Lebensgefühl entdeckt. Die Kunst und Gefühlswelt waren sehr wichtig. Zudem wurde das Seelenleben der Menschen sehr wichtig und die Emotionen sollten ausgedrückt werden - auch durch die Musik.

Die Musik der Spätromantik zeichnete sich damit aus, dass sie die Merkmale der romantischen Musik weiter ausbaute und bisherige Grenzen sprengte.
Ein Beispiel ist das Orchester. Bisher reichten in der Klassik noch 30 Musiker im Orchester aus. Im Laufe der Romantik –Epoche im 19. Jahrhundert weitete sich das Orchester auf 120 Musiker aus. Es gab Konzerte in denen mehr Musiker als Zuschauer saßen.
Eine Grenzen-Sprengung des Orchesters wurde von dem Spätromantiker Gustav Mahler betrieben, der für seine 8. Sinfonie 2 große gemischte Chöre, ein Knabenchor, 8 Gesangssolisten und ein riesiges Orchester benötigte. Mahlers 8.Sinfonie wird auch nicht umsonst die „Sinfonie der Tausend“ genannt, denn bei der Uraufführung 1910 waren über 1000 Musiker beteiligt. Auch heute sind bei einer Aufführung immer riesige Auf- und Abbaumaßnahmen nötig.

Die Musik wandelte sich in der Romantik von der Salon- und Hausmusik, die zur Zeit Mozarts noch sehr beliebt war, hin zur institutionalisierten Konzertmusik. Es wurden Konzertgesellschaften und Philharmonien gegründet. Ein Beispiel ist das Hamburger Philharmonie Orchester, das 1828 als Philharmonische Gesellschaft („Verein zur Aufführung von Winterkonzerten“) gegründet wurde und Anlaufstelle für Musiker wie Clara Schumann, Franz Liszt und Johannes Brahms war. Auch Gustav Mahler nutzte das Hamburger Orchester für die Uraufführung seiner 5. Sinfonie.
Beliebt war nun auch die Programmmusik. Programmmusik bedeutet, dass einem Programm aus dem außermusikalischen Bereich wie Technik oder Natur gefolgt wird und dieses Programm auch als Titel trägt. Oft gilt diese Musik für Orchester oder Soloinstrumente. Das Programm besteht meistens aus einer Folge von Handlungen, Situationen, Bildern oder Gedanken, welche die Fantasie des Komponisten anregen und die des Hörers in eine bestimmte Richtung lenken im Gegensatz zur absoluten Musik, die frei von außermusikalischen Vorstellungen ist.

Zur Zeit der Spätromantik wurde das vom Komponisten Subjektiv geprägte Drama immer wichtiger. Vor allem Richard Wagner wollte immer mehr Gefühle und Emotionen in seine Opern bringen. Wagner nutzte die Leitmotivik, d.h. er ordnete jeder Person oder jedem Gegenstand oder sogar Gefühlen eine Melodie zu, die wieder auftauchte wenn die Person, der Gegenstand oder das Gefühl auftauchten. Er erzielte tiefe, fast psychologische Wirkungen und heftige Emotionen bei den Zuschauern.
Zudem enden die Tragödien und Dramen während der Hinwendung zur Moderne immer häufiger tragisch.


Aber nicht nur das Orchester wird umgestaltet. Auch die Harmonik wird in der Spätromantik erweitert. Die Tonalität- damit ist die harmonische Ordnung gemeint, dass alles Geschehen auf einen Grundton oder die Grundtonart, die Tonika zu beziehen ist - wird bis an die Grenzen erweitert. Doch völlig losgelöst von der Kadenz ist die Harmonik nicht. Zwar klingen die Stücke immer willkürlicher und dissonanter, aber die Ursprungskadenz und die Akkordfamilie sind je nach Stücke mehr oder weniger erkennbar. Erst in der Neuen Musik lösen sich die Komponisten komplett von der bisherigen Tonalität zur Atonalität.


Auch der Kontrapunkt wird ausgeweitet.
Der Kontrapunkt ist eine Kompositionstechnik aus dem Barock und der Renaissance. Die einfachste Variante des Kontrapunktes ist eine Gegenstimme zu einer Melodie.
Der Kontrapunkt kann linear (im Lauf der Zeit) und vertikal (gleichzeitig) gesetzt werden.

Ein Beispiel für die Erweiterung sind die Werke von Max Reger.
In diesen kamen innerhalb eines Taktes oft dutzend selbstständig geführter Stimmen vor. Dies machte den Klang farbiger. Die Stücke wurden aber nicht nur farbiger, sondern auch sehr schwer und erzeugten zwiespältige Meinungen bei zeitgenössischen Künstlern.
Regers „Violinkonzert“ op. 101, zeichnet sich besonders durch die Erweiterung der Tonalität aus.
Reger benutzte eine chaotische chromatische Schreibweise und in seinen Werken wimmelte es nur von Versetzungszeichen, so dass er ein „Versetzungszeichengebrauchsverbot“ bekam. Regers Werke sind zwar in der Tonalität erweitert, aber von der Atonalität hielt Reger nichts. Er belächelte die Werke Arnold Schönebergs, der die ersten atonalen Werke schrieb, zur Dur-Moll Auflösung und zur Zwölftontechnik beitrug.

Auch in Russland taten sich in der Spätromantik bedeutende Komponisten hervor. Einer davon war der virtuose Pianist Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow oder wie er selbst immer Unterschrieb, Rachmaninoff.

Sergej Wassiljewitsch Rachmaninow

Biographie

Sergej Rachmaninow, oder wie er sich selbst schrieb, Rachmaninoff, wurde am 1. April 1873 in Oneg bei Nowgorod in Russland in eine Musikerfamilie hineingeboren.
Mit 9 Jahren zog Rachmaninoff mit seiner Familie aus finanziellen Gründen nach St. Petersburg. Hier erhielt er in einem Konservatorium Klavierunterricht. Rachmaninoffs Cousin, ein Pianist und Dirigent riet ihm zu Nikolaj Swerew nach Moskau zu gehen und dort Unterricht zu nehmen. Rachmaninoff blieb dort 3 Jahre und erhielt dann Klavierunterricht
bei seinem Cousin und studierte nebenher noch Komposition. Einer seiner Berater war Tschaikowski.

Rachmaninoff genoss bald internationalen Ruf. Sein Leben bestand jedoch aus einem ständigen Hin- und Her zwischen Auftritten als Konzertpianist und seiner Tätigkeit als Komponist.
1902 heiratete er seine Cousine Natalja Satina, 1903 wurde ihre Tochter Irina geboren.
Bald darauf nahm Rachmaninoff eine Stelle als Dirigent im Bolschoi-Theater in Moskau an. Die Arbeit dort setzte ihn schwer unter Druck. Sein Leben bestand nun aus dem Stress zwischen Aufführungen als Pianist und Aufführungen als Dirigent. Auf seinem Landsitz fand er die einige Möglichkeit Ruhe zu finden und zu Komponieren.
Nach der Oktoberrevolution 1917 verließ Rachmaninoff mit seiner Familie Russland-er sollte nie wieder zurückkehren.
Die Familie zog nach kurzen Aufenthalten in Stockholm und Kopenhagen nach Amerika.
Rachmaninoff versuchte abseits vom Druck des internationalen Konzertlebens Ruhe zu finden und baute sich eine Villa am Vierwaldstätter See.
Rachmaninoff wurde schwer krank und starb am 28. März 1943 in Beverly Hills.



Einflüsse auf Rachmaninoff und seine Musik

Rachmaninoff wurde als Komponist für seine episch-erzählenden Symphonien, spätromantischen Klavierstücke und leidhafte Romanzen geschätzt.
Er schrieb aber auch geistliche Werke, da er streng gläubig erzogen wurde und durch die langen Gottesdienste mit den machtvollen Chorgesängen geprägt wurde.
Zum einen Mal war es Rachmaninoffs Charakter, seine Stimmungen, die Melancholie und die Depressionen, die Rachmaninoffs Musik beeinflussten. Aber auch viele Komponisten oder Freunde, Verwandte und Lehrer beeinflussten Rachmaninoff.
Sein Cousin und späterer Lehrer Alexander Siloti, ein Schüler Franz Liszt, unterstützte Sergej tatkräftig. Er brachte ihn mit der Musik von Liszt und Chopin in Kontakt, deren Musik vor allem Rachmaninoffs frühere Werke stark beeinflussten wie bei den Morceaux de Salon op.10 in der Konzentriertheit der Form, Eigenheiten der Klaviertechnik sowie die Wahl des typischen Chopin Genres wie Nocturne, Walzer…
Rachmaninoff sagt auch selbst in einem Interview 1923: „ Wer die Chopinsche Pianistik kennt, kennt praktisch alles, was es an pianistischen Effekten von hoher künstlerischer Qualität gibt.“
Siloti war es auch der Rachmaninoff zur Swerew brachte. Rachmaninoff wohnte 3 Jahre bei Swerew. Swerew erzog Rachmaninoff. Er war ein strenger aber auch gütiger Lehrer mit viel Einfühlungsvermögen, der nicht nur Disziplin in der Musik forderte, sondern auch auf eine Allgemeinbildung Wert legte. Bei Swerew wurde Rachmaninoffs künstlerisches Interesse gefördert, der Geschmack geschult und Rachmaninoff musste um sich an Auftritte und Konzerte zu gewöhnen viel vorspielen.
Swerew gab auch viele Hauskonzerte, bei denen Rachmaninoff mit vielen berühmten Künstlern in Kontakt kam.
Einer der Künstler war Tschaikowsky.
In seinem Studium der Kompositionstechnik, beschäftigte er sich mit der „Kompositionsschule“ Tschaikowskys. Wagner oder Debussy, deren Stil eigentlich unterrichtet wurde, waren für Rachmaninoff kein Thema. Seine beiden Lehrer Arenskij und Tanejew unterrichteten ihn sehr Konservativ und prägten somit seinen Kompositionsstil. Rachmaninoff war der zeitgenössischen Musik gegenüber aufgeschlossen, ihn reizten die Neuerungen der Moderne wenig und er wurde durch das Studium in seiner Haltung bestärkt.
Bei Tanejew lernte Rachmaninoff die deutsch-österreichische Musiktradition und studierte bei ihm den Kontrapunkt. Er lernte den musikalischen Sachverstand Tanejews und dessen unbestechliches Urteilsvermögen kennen und schätze ihn. Tanejew wurde ein Ratgeber Rachmaninoffs und bekam Rachmaninoffs Werke vor der Veröffentlichung zu hören um ein Urteil abzugeben.
Auch sein anderer Lehrer Arenskij prägte ihn. Rachmaninoff war begeistert von der Eleganz des Ausdrucks, der Klarheit der Form und der Neigung zu elegischen Stimmungen in Arenskijs Musik und dessen Suiten für zwei Klaviere und dessen Liedern. Jedoch bestand zwischen Rachmaninoff und Arenskij ein Verhältnis von freundlichem Respekt und Desinteresse.
Rachmaninoff leistet aber auch über das Klavier hinaus Bemerkenswertes. Seine Orchesterbehandlung erinnert an Tschaikowsky oder Arenskij. Er schrieb auch Lieder, die stark an Arenskij erinnern.

Obwohl Rachmaninoffs Musik von vielen Einflüssen und Komponisten geprägt wurde, hatte er doch seinen eigenen individuellen Kompositionsstil, seine schöpferische Unabhängigkeit. Rachmaninoff hatte zeitlebens an der Harmonik der Romantik festgehalten und in seinem Stil finden sich alle Errungenschaften der Romantik zusammen und doch trägt seine Musik eine eigene Handschrift.


Charakter

Rachmaninoff war ehrgeizig, diszipliniert und konzentriert beim Arbeiten.
Er war aber auch oft melancholisch und depressiv, was sich auch in seiner Musik wiederspiegelt. Er schreibt in einem Brief 1893 an Natalja selbst über sich:
Ich bin irgendwie seelisch gealtert, bin müde, zuweilen wird mir alles unerträglich schwer. In einer solchen Minute zermartere ich mir den Kopf. Außerdem habe ich täglich Krämpfe, hysterische Anfälle, die gewöhnlich wiederum in Krämpfe münden, wobei mir Gesicht und Arme über alle Maßen zusammenfahren. […]lässt sich aber ein moralischer Schmerz heilen? Ist es denn möglich, das ganze Nervensystem zu verändern, was ich übrigens schon über einige Nächte hinweg durch Gelage und Trunkenheit probierte. Aber auch das half mir nichts, ich hörte damit auf und beschloss, ein für alle Mal das Trinken zu lassen. Es hilft nicht und ist nicht notwendig. Mir wird oft gesagt […]:“Legen sie ihre Schwermut ab, bei Ihrem Alter und Talent ist das Schlicht eine Schande.“ Dabei vergessen aber alle, dass ich über den (vielleicht) begabten Musiker hinaus […] auch noch ein Mensch bin, ein Mensch wie alle anderen, der vom Leben verlangt, was alle anderen auch verlangen […]. Aber nach Lage der Dinge bin ich wiederum […] ein unglücklicher Mensch, und als Mensch werde ich meinem Charakter nach niemals glücklich sein. Letzteres prophezeie ich mir und prophezeie es in der nüchternen Überzeugung, dass es so eintreffen wird.
Rachmaninoff wurde nie als „glücklich“ beschrieben. Er litt an seinen Stimmungsschwankungen, jedoch lernte er im Laufe der Zeit mit seinen Depressionen umzugehen und sie nach außen hin zu verbergen.
Nach dem Scheitern seines ersten Klavierkonzertes, bekam Rachmaninoff Zweifel an seiner Begabung und stürzte 1899 in eine Schaffenskrise und tiefe Depression. Er kam in ärztliche Behandlung des Neurologen Dr. Nikolaj Dahl und ging von Januar bis April 1900 in Therapie. Danach ging es Rachmaninoff wieder besser und er komponierte weiter.
Rachmaninoff sehnte sich aber auch nach einer Familie und nachdem er seine so früh verloren hatte, war der Aufenthalt bei seiner Tante für ihn lebensnotwendig und beeinflusste ihn stark, da die Familie ihn stark unterstützte.
Rachmaninoff war aber auch großzügig und half selbst seinen Kritikern in Not. Die Familie war ihm sehr wichtig und seine Frau schreibt über das sehr gute Verhältnis von Rachmaninoff zu seinen Kindern. Er würde sie vergöttern und die Töchter vergötterten Rachmaninoff, der für sie die Nummer eins war.
Rachmaninoff wollte schon immer am liebsten Komponieren. Aber er konnte es sich nicht leisten als freier Komponist zu arbeiten und musste die Stellen als Dirigent annehmen die er mit Strenge und Erfolg meisterte. Es fehlte ihm aber immer die Ruhe zum Komponieren. Rachmaninoff liebte die Ruhe und das Land und zog sich deshalb gerne auf das Landgut „Iwanowka“ zurück. Er vermisste, nachdem er Russland verlassen musste, das Landgut und die Ruhe sehr und baute sich deshalb, um ein Stück Heimat zu haben in der Schweiz am Vierwaldstätter See die kostspielige Villa namens „Senar“ (Sergej und Natalja Rachmaninoff).
Rachmaninoff sah sich selbst immer als Russe. Im Exil
in Amerika hatte er russisches Personal und er tat sich schwer Englisch zu lernen. Rachmaninoff selbst sagte 1941:
„In meinen Kompositionen habe ich keine bewussten Anstrengungen unternommen, originell, Romantiker, Nationalist oder sonst was zu sein. […] Ich bin ein russischer Komponist und das Land meiner Geburt hat meinen Charakter und meine Anschauungen beeinflusst. Meine Musik ist das Resultat meines Charakters und insoweit russische Musik. Aber ich habe niemals versucht russische Musik zu schreiben.“
Für Rachmaninoff waren die Musik und das Komponieren unter anderem das Wichtigste im Leben. Rachmaninoff brachte sich und sein Befinden in die Musik mit ein. Er sagt auch selbst in einem Interview 1941: „Die Musik muss aus dem Herzen kommen und zu Herzen gehen. […] Musik zu schreiben ist für mich ein ebenso essentieller Bestandteil meines Daseins wie das Atmen oder das Essen; es ist eine für mich lebensnotwendige Funktion. […] Was ich zu unternehmen versuche, wenn ich Musik schreibe, ist, all das direkt und einfach zu sagen, was gerade mein Herz erfüllt. Ob es Liebe, Bitterkeit, Trauer oder religiöses Empfinden ist: All diese Stimmungen gehen in meine Musik ein.“

Kritik

Über Rachmaninoff sind nicht nur heute die Meinungen gespalten. Auch damals hatte er ebenso viele Fans wie Kritiker.

Der Dirigent: Als Dirigent wurde Rachmaninoff zeitlebens von allen hoch gelobt und geschätzt. Er brachte durch seine Strenge und Disziplin und durch seine ausgezeichneten Fähigkeiten dem Bolschoi-Theater großen Erfolg ein. Der einflussreiche Musikkritiker Nikolaj Kaschkin schrieb: „Man kann sagen, dass mit der Leitung des Bolschoi- Orchesters durch Rachmaninoff sofort ein neuer Geist wehte, und das, wovon wir in unseren Kritiken nur zu träumen wagten, der Verwirklichung entgegensieht. Abgesehen von der künstlerischen Vernunft des neuen Kapellmeisters, die Sänger in einer neuen Art auch nur vorteilhaft auf die Stimmen auswirken, die dabei viel gewinnen. Wir werden natürlich alle neuen Schritte Rachmaninoffs in der Laufbahn des Opernkapellmeisters mit größtem Interesse verfolgen, denn seine Tätigkeit verspricht unserer Bühne viel Gutes.“
Rachmaninoff hätte einer der größten Dirigenten seiner Zeit, auch international, werden können. Doch er sah den Job als Dirigenten nur zum Geldverdienen und konzentrierte sich eher auf das Komponieren.
Michail Bagrinowskij berichtet aus Erinnerungen über den Dirigenten Rachmaninoff: „Rachmaninoff war gegenüber dem Orchester sehr fordernd, unnachgiebig und sogar herrisch. Bei den Proben äußerte er viel Kritik und verlangte höchste Leistungen. Dabei kamen ihm sein absolutes Gehör sowie seine erstaunlich genaue und sensible Klangwahrnehmung zugute. Er war in der Lage, die gespielte Partitur bis in die letzten Details durchzuhören. Nicht nur die üblichen Fehler bemerkte er; selbst kleine Ungenauigkeiten, und mochten sie auch im dicksten Getöse versteckt sein, spürte er auf und bestand auf deren Korrektur. […] Er begegnete dem Orchester nicht bittende, sondern […] in einem Ton, der keinerlei Widerspruch duldete.“

Der Pianist: Auch bei dem Pianisten Rachmaninoff sind sich weitgehend alle einig. Ein höchst talentierter und technisch hoch versierter, sehr begabter Pianist. Rachmaninoff übte auch fleißig und sehr viel. Er hatte zudem große Hände, die ihm oft einen Vorteil brachten. Seine Klavierstücke, vor allem sein drittes Klavierkonzert, sind technisch hoch anspruchsvoll und Rachmaninoff, der sonst keine Probleme mit seinen eigenen Werken hatte, musste das 3. Klavierkonzert intensiv üben.
Der amerikanische Musikkritiker Harold Schonberg beschrieb Rachmaninoffs Klavierspiel so: „Das Spiel Rachmaninoffs war stets von außergewöhnlicher musikalischer Eleganz, von unglaublich bezwingender Kraft in der melodischen Führung- ein Spiel, das eine nur schwer zu beschreibende aristokratische Poesie wiederspiegelte. Ohne je sentimental zu werden, suchte Rachmaninoff die emotionale Substanz der Musik bis ins letzte auszuschöpfen. Dies gelang ihm durch eine besondere, subtile Phrasierung, die er in die Strenge, Klarheit und Schlichtheit der Linienführung einbrachte. […] Sein Spiel war durch Entschiedenheit geprägt; wo andere Pianisten infolge falschen Pedalgebrauchs oder mangelnder Fingertechnik ins Diffuse gerieten, zeichneten sich Rachmaninoffs Texturen durch kristalline Durchsichtigkeit aus. […] Diese Art Klavierspiels brauchte einige Jahre, um von der neuen Pianisten-Generation als Modell akzeptiert zu werden. Rachmaninoffs Brillanz war sofort anerkannt.“
Auch das Publikum liebte Rachmaninoff, für sein Spiel aber auch für seine Erscheinung. Rachmaninoff wusste, dass die Erscheinung des Pianisten maßgebend für dessen Erfolg war. Er hatte ein markantes Äußeres und ein sehr diszipliniertes, kontrolliertes Auftreten, kombiniert mit seiner Musikalität und seiner technischen Souveränität, hatte er eine große Wirkkraft und Anziehung auf das Publikum. Er richtete sich mit der Wahl seines Programmes auch immer an den Geschmack des Publikums.
Er war einer der begehrtesten und bestbezahltesten Pianisten Amerikas. Doch auch in seiner Tätigkeit als Pianist trat er kürzer, um sich dem Komponieren zu widmen.

Der Komponist: Über den Dirigenten und den Pianisten Rachmaninoff sind die meisten sich weitestgehend einig. Doch wenn es um den Komponisten Rachmaninoff geht, teilen sich die Meinungen.
Für Rachmaninoff selber stand das Komponieren an höchster Stelle. Als Dirigent und Pianist trat er auf um Geld zu verdienen. Komponieren war seine Leidenschaft.
Rachmaninoff gilt als der „letzte Romantiker“. Er hielt zeitlebens an der romantischen Harmonik fest, was ihm bei zeitgenössischen Künstlern, die in Richtung Moderne strebten, viel Kritik einbrachte. Die russische Musik teilte sich in 2 Lager. Das eine um den konservativen Rachmaninoff, das andere um den modernen Alexander Skrjabin, ein ehemaliger Mitschüler von Rachmaninoff bei Swerew und ein späterer Studienkollege. Die beiden hatten ein gutes Verhältnis von früher, entfremdeten sich jedoch immer mehr voneinander. Skrjabin schrieb später über Rachmaninoff: „Rachmaninoff spielt alles gleich, zwar sehr schön, aber mit einem schrecklich lyrischen Ton, so wie all seine Musik ist. In diesem Ton ist so viel Substanz, so viel Fleisch, wie unmittelbar aus der Keule.“
Grigorij Krejn, ein Anhänger Skrjabins sagte zu Rachmaninoffs 3. Klavierkonzer:“Das Werk beinhaltet nichts außer faden Themen mit monotonem umherirren pianistischer Passagen, die auf wenig originellen Harmonien beruhen.“
Wjatscheslaw Karatygin schreibt über Rachmaninoffs Musik: „Das Publikum vergöttert Rachmaninoff, weil er den durchschnittlichen Spießergeschmack trifft. [….] Es ist betrüblich, dass Rachmaninoffs ungewöhnliche musikalische Begabung nur eine Tangente zur Kunst bildet, ihre Sphäre streift, ohne je zu ihrem Kern vorzustoßen.“
Aber Rachmaninoff hatte auch Zeitgenössische Anhänger wie Jurij Keldysch, der nach Rachmaninoffs Tod schreibt: „Das melodisch-liedhafte Element, das in der gesamten russischen Musik so stark geprägt ist, stand bei Rachmaninoff an erster Stelle. Wie Glinka, Tschaikowsky und Borodin war er ein genialer Melodiker, begabt mit der Fähigkeit, Themen von ungewöhnlicher Schönheit und emotionaler Fülle zu schaffen, die sich durch eine bezaubernde Geschmeidigkeit, Ungezwungenheit und Weite des Atems auszeichnen.“
Auch der Pianist Vladimir Horowitz war fasziniert von Rachmaninoffs Musik und hatte sie gerne in seinen Konzertprogrammen.
Die meisten bezeichneten Rachmaninoffs Musik als zu schwülstig, das Publikum liebte ihn wahrscheinlich genau dafür und deshalb war er vor allem in den angelsächsischen Ländern so beliebt.
Viele Kritiker heute schließen sich dem Publikum an und sagen, dass Rachmaninoffs Musik wirkliche Größe erreicht. Sie sei voll an harmonischem Reichtum, orchestralen Farben und melodischer Wärme, was ihr heute noch einen Platz im Konzertprogramm sichert.
Auch auf Popmusiker wie Eric Carmen hatte Rachmaninoff Einfluss. In seinem Song All by myself verwendet er ein Motiv aus dem Mittelsatz (Adagio sostenuto) des 2. Klavierkonzerts.
Aber auch heute hat Rachmaninoff nicht nur Bewunderer, manche fangen mit seiner Musik nichts an.
Letztendlich verhält es sich bei Rachmaninoffs Musik so, wie es bei allen Dingen üblich ist- Sie ist Geschmackssache.

Cis-Moll Prélude

Das cis-Moll Prélude op.3 Nr.2 ist aus den Morceaux de Fantasie, eine Sammlung aus 5 Solo-Klavierstücken. Komponiert wurde diese Sammlung 1892 nach seinem Abschluss am Konservatorium in Armut und vor seiner Schaffenskrise und langen Depressionsphase. Uraufgeführt wurde das Prélude am 26. September 1892 bei der Moskauer Elektrotechnischen Ausstellung.
Die Spieldauer des Stücks ist je nach Interpret zwischen 3 und 5 Minuten. Er widmete die Sammlung seinem ehemaligen Professor im Fach Harmonielehre, Anton Arenski.
Das Cis-Moll Prélude ist mit dem 2. Klavierkonzert das berühmteste Werk Rachmaninoffs. Es gehört bei vielen Pianisten zum Standardprogramm und ist durch seine eher einfachere Spielweise auch bei vielen Pianisten mittleren Niveaus sehr beliebt.

Das Prélude begleitete Rachmaninoff sein Leben lang. Vor allem in Amerika und in London konnte er mit diesem Stück Fuß fassen und wurde immer wieder genötigt es als Zugabe bei Konzerten zu spielen.
Rachmaninoff selbst wollte sich von seinem Cis-Moll Prélude distanzieren und hasste es bald. Er bezeichnete das Stück als „Jugendsünde“ und als „ein Stück, das man lieber vergessen sollte“
Er selbst konnte das Stück nicht mehr hören und fand es noch schlimmer, dass er bei Freunden zuhören musste wie die Kinder im Haus das Stück nachspielten.
Der Erfolg des Préludes brachte Rachmaninoff finanziell nichts ein. Die Rechte des Stückes hatte er abgegeben. Er selbst sagte zu dem Erfolg (Das Stück bescherte ihm eine Einladung nach Amerika) und dem fehlenden Copyright in einer amerikanischen Zeitung: „Unter diesen Umständen, scheint mir, sollte ich dankbar sein, das Werk geschrieben zu haben. Doch frage ich mich, ob die Vernachlässigung des internationalen Copyrights eine gute Sache war. Hätte ich es mir gesichert, wäre ich zu Wohlstand und Ruhm gekommen. Bei den Zehn Präludien op.23 war ich vorsichtig genug, da Copyright von einem deutschen Verleger wahrnehmen zu lassen. Ich halte diese Stücke für viel besser als mein erstes Präludium, aber das Publikum ist nicht geneigt, diese Meinung zu teilen. Ich kann nicht sagen, ob diese Einschätzung ein Irrtum ist, oder ob sich die Existenz des Copyrights nachteilig auf die Stücke ausgewirkt hat. Somit bleibt es für mich auch künftig offen, ob für den Erfolg meines Frühwerks sein innerer Wert oder das Fehlen des Copyrights verantwortlich ist.“





Cis-Moll Prélude - Grenzen sprengen

Am Cis-Moll Prélude lässt sich die Grenzensprengung der Spätromantik schön aufzeigen.
Zum Beispiel in der Notation. Ein Register reicht für die Notenfülle nicht mehr aus, da es sonst zu einem Chaos und zur Unlesbarkeit geführt hätte.
Die obere Zeile ist für die Rechte, die Untere für die linke Hand.

Auch von der Lage der Töne sprengt das Stück Grenzen. Das Stück geht vom tiefsten Ton Cis bis zum höchsten Ton h.

Auch die Lautstärke betreffend kann man die Grenzensprengung aufzeigen.
Die Laustärke geht von PPP bis hin zu sffff . Hier kann man eine völlige Ausreizung der Lautstärken erkennen. Das Stück beginnt ff, geht ins PPP, dazwischen mal mf, f, p. Am Schluss kommt der Laute Teil, der den Anfang wieder aufgreift und bei dem in der Lautstärke das Maximum vorgeschrieben ist- alles geben, alles rausholen! Am Schluss jedoch versinkt das Stück im Nichts und endet mit dem oben links abgebildeten ppp-Akkord.

Die Geschwindigkeit geht von lento (sehr langsam) bis agitato (treibend, aufmischend). Auch hier hat Rachmaninoff wieder versucht Gegensätze zu bilden und in beide Richtungen die Grenzen zu suchen.
Man kann die vorgegebenen Geschwindigkeiten unterschiedlich interpretieren und ausreizen, weshalb es zu den unterschiedlichen Spieldauern kommt.

Auch in der emotionalen Ebene lässt sich das Stück der Spätromantik zuordnen.
Im Mittelteil gibt es ein chromatisch fallendes Motiv. Es bringt den Weltschmerz, das Bedauern der Epoche und des Komponisten zum Ausdruck und wirkt wie ein Seufzer.
Hier sieht man auch die subjektive Prägung der Stücke durch die Komponisten. Rachmaninoff ein melancholisch, depressiver Mann brachte hier sein Seufzen, seine Melancholie zum Ausdruck.

In der Harmonik blieb Rachmaninoff der Romantik immer treu, aber auch er brachte wie in der Spätromantik üblich etwas Farbe in seine Klänge und machte diese differenzierter.


Quellen
http://www.junge-klassik.de/
https://www.youtube.com/
http://de.wikipedia.org/
http://www.philharmoniker-hamburg.de/
http://www.klassika.info/
http://de.wikipedia.org/
http://www.google.de/
http://de.wikipedia.org/
http://de.wikipedia.org/
http://www.hermann-keller.org/
http://www.boosey.com/
http://www.oehmsclassics.de/
http://www.hausarbeiten.de/
http://de.wikipedia.org/
http://www.koelnklavier.de/
http://ia700407.us.archive.org/
http://i.ebayimg.com/
„Sergej Rachmaninow“ von Andreas Wehrmeyer, Rowohlt-Taschenbuch-Verlag, 2000




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