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Sancolutten - Referat
Die Sansculotten
Was bedeutet der Name „Sansculotten“?
Sansculotten trugen, wie der Name sagt, nicht die „culotte“ (Kniehose) der Adeligen, sondern eine Hose mit langen Beinen und dazu eine rote Wollmütze, die einst ein Zeichen freigelassener Sklaven war, und 1789 zum Symbol der Freiheit gemacht wurde.
Sie sprachen sich mit „Bürger“ (Citoyen) an und waren mit der Pike, welche als Symbol des Aufstandes des Volkes stand, bewaffnet. Die Wurzeln ihrer Vereinigung lagen bereits zur Zeit des Ancien régimes, also vor 1789, in Paris. Sie besaßen ein Bildungsniveau, das mit dem der Bauern auf dem Land vergleichbar war.
Die Sansculotten setzten sich aus den verschiedenen Unterschichten des Dritten Standes zusammen. Es gab Handwerker, sowie herkömmliche Arbeiter und kleine Ladenbesitzer, die sich zu den Sansculotten zählten. Sie alle verband der Drang die menschenunwürdigen Lebensumstände im Ancien régime zu verändern. Man konnte sie mit Ausnahmen zu den radikalsten Vertretern der Revolution und somit zu unwiderruflichen Gegnern des Adels und dessen gesellschaftliche Privilegien zählen. Im Jahre II waren sie die Alleinherrscher in den Vollversammlungen der 48 Pariser Sektionen. Für viele war der Versammlungsbesuch Ausdruck ihrer staatsbürgerlichen Treue. Sie waren es auch die durchsetzten, dass jeder der die Vollversammlungen besuchte eine Entschädigung für den Arbeitsausfall von 40 Sous erhielt.
Die Sektionen:
Die 48 Sektionen hatten sich 1790 aus 60 Distrikten gebildet. Diese Sektionen waren zu Anfang Wahlbezirke, die nur zu den Wahlen zusammentraten. Es war jedoch möglich, dass die Sektionen auch außerhalb eines Wahlganges zusammenkamen. Dies mussten jedoch mindestens 50 Männer fordern.
Die Versammlung war das höchste Organ einer Sektion.
In Primärversammlungen kamen die Bürger zusammen um zu wählen und in den Vollversammlungen berieten sie sich. Die politischen Ereignisse im Jahre 1792, die keinen Unterschied zwischen aktiven und passiven Bürgern mehr machte, veränderte das Wesen der Vollversammlung, da sie auf einmal wirklich das Organ der Souveränität des Volkes wurde. Später änderte sich jedoch die Aufgabe dieser Vollversammlung des öfteren und schließlich waren sie nur noch reine Verwaltungseinheiten der Stadt Paris.
Sie vertraten die Einstellung, dass die Souveränität beim Volke ruhte. Sie verstanden das Volk als Realität und somit konnte es keinen alleinigen Herrscher über dieses geben. Jede Einzelperson die sich anmaßte, im Namen des Volkes zu handeln, wurde als Tyrann der Freiheit der Nation und somit zum Tode verurteilt.
Im Gegensatz zu den Jakobinern stellten sie die bestehende gesellschaftliche Hirachie in Frage und zweifelten an den verschiedenen Auffassungen von Brüderlichkeit und Gleichheit, die das Motto der Revolution waren, aber nicht immer gleich aufgefasst wurden. In diesem Zuge forderten sie die Wehrpflicht für alle Männer Frankreichs ohne die Möglichkeit des Freikaufs.
Die Rolle der Frauen bei den Sanculotten
Obwohl die Sansculotten fortschrittliche Vorstellungen einer Ehe hatten, waren sie sich einig, dass eine Frau im politischen Alltag nichts zu suchen hatte. Die als erstes Ziel der Sansculotten angesehene Volkssouveränität blieb den Frauen verschlossen.
Man gestand ihnen zwar bis zum Herbst 1793 zu mit beratender Stimme an den Sitzungen der Vollversammlungen teilzunehmen, jedoch waren sich die Sansculotten in diesem Punkt mit den Jakobinern einig:
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Eine Frau gehörte in die „ eng umgrenzte Sphäre ihres Haushaltes“ eingeschlossen, also kurzum in die Küche.
Die Volkssouveränität erstreckte sich somit nur auf die Männer.
Die Ideale der Sansculotten
Die Sansculotten hatten zu Beginn der Revolution und der daraus entspringenden Regierung, einige politische sowie gesellschaftlichen Ziele:
-Allgemeine Schulbildung
-Säuberung der Konventsausschüsse
-Obergrenze für Vermögen
-freie Lebensgemeinschaft von Mann und Frau
-gleiche Erbberechtigung aller Kinder
-Entchristianisierung
Dies alles waren Ideale, die mit denen der ehemaligen Bourgeoisie weit auseinander drifteten. Obwohl beide Gruppen während der Revolution den Dritten Stand bildeten, hatten sie bekanntlich kaum einheitliche Vorstellung von der kommenden Regierung und waren daher sehr zerstritten. Die Bourgeoisie blickte mit Verachtung auf die Sansculotten herab und nannte sie „Kanaille“. Die Sansculotterie, die sehr gereizt reagierte, wenn man sie auf ihre Herkunft ansprach, gab ihnen hingegen den Namen die „feinen Leute“. Natürlich wollte man auch als ehemalige Oberschicht des Dritten Standes nicht mit den ehemaligen Herrschern des Ancien régimes in Verbindung gebracht werden.
Zu jener Zeit reichte schon der Verdacht aus nicht uneingeschränkt hinter den Taten der Revolution zu stehen, um als Verräter an der Revolution verhaftet und hingerichtet zu werden.
Die Sansculotten während der Revolution und ihre politischen Errungenschaften:
Die Lebensbedingungen der Sansculotten waren sehr bescheiden und daher litten sie besonders unter den Preisschwankungen und Versorgungsschwierigkeiten im Frühjahr 1793. Es hatte im Vorjahr zwar eine gute Ernte gegeben, jedoch wollten die Händler ihr Getreide nicht mit Assignanten (Papiergeld), das auf 50% seines ursprünglichen Wertes gefallen war, bezahlen lassen.
Daraufhin brachen im ganzen Land Unruhen aus und die Kommune der Sansculotten verlangte eine Preisregulierung im Sinne des Volkes. Besonders taten sich während dieser Zeit die radikale Gruppe „Enragés“ der Sansculotten hervor, deren Kopf Hébert Ende März 1794 von dem vormals Verbündeten Robespierre verhaftet und gehängt wurde. Der Wohlfahrtsausschuss, der sich bald darauf Revolutionsregierung nannte, legte im Frühjahr 1793 Zwangskurse für Assignanten und einen Höchstpreis für Getreide fest.
Am 23. August 1793 erreichten sie, dass die „levée en masse“, ausgerufen wurde. Dies bedeutete, dass neben der Aushebung von Soldaten auch Handwerker und Rüstungsarbeiter vom Staat dienstverpflichtet wurden. Zunächst wollten die Sansculotten auch Frauen und Kinder für die Materialbeschaffung einspannen, es wurden dann allerdings nur ledige Männer zwischen 18-25 Jahren für diese Aufgabe heran gezogen.
Neben der „levée en masse“ nötigten sie der Regierung das "Maximum general", welches die Höchstpreise für Lebensmittel festlegte, ab.
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Das Maximum enthielt zudem die Todesstrafe für Wucherer.
Für diese politischen Erfolge zum Gemeinwohl mussten die Sansculotten allerdings einen Lohnstopp der Arbeitgeber akzeptieren und es wurden Arbeiterstreiks durch die Revulotionsregierung unterdrückt.
Eines ihrer obersten gesellschaftlichen Ziele war die Einführung der allgemeinen Schulbildung.
Da das Recht auf eine Schulbildung bisher nur den ersten Beiden Ständen vorbehalten war, setzten sich die Sanculotten dafür ein, dass alle Kinder Frankreichs, unabhängig des Standes, ein Anrecht auf eine kostenlose Schulbildung haben sollten.
Im März 1793 führte die Sektion Luxemburg als erste eine öffentliche und vorläufige Erziehung für Kinder ein. Somit wurden alle Jungen und Mädchen, im Alter von 6-12 Jahren, zweimal wöchentlich unterrichtet. Neben Lesen und Schreiben wurde ihnen zusätzlich noch die staatsbürgerliche und politische Erziehung vermittelt.
Den Sansculotten ging es aber vordergründig mit ihrer Forderung einer Volksbildung um einen Weg, der es ihnen möglich machte Kenntnisse zu erlernen, die es ihnen wiederum ermöglichten alle vorstellbaren Ämter in der Gesellschaft und der Regierung einzunehmen. Leider fehlten ihnen oft die Mittel sowie die Befugnisse um eine wirkliche Schulreform durchzusetzen, so dass es auch im Dezember 1793 noch Sektionen gab, die kein Schulhaus oder ähnliches besaßen.
Eine ähnliche Niederlage mussten sie auch bei ihrer Forderung nach einer Obergrenze für Vermögen hinnehmen. Einerseits verlangten sie das ein kleiner Ladenbesitzer seine Individualität behielt, lehnten aber das kapitalistische System der Bourgeoisie, das mit dieser Wirtschaftsform verbunden war, ab. Sowie sie auch eine Preisfestsetzung forderten, die wiederum mit der genannten Individualität nicht konform gehen konnte.
Dies zeigt, dass die Sansculotterie sich des öfteren in Wiedersprüche mit der Verwirklichung ihrer politischen und gesellschaftlichen Ziele verstrickte, da sie keine einheitliche Gesellschaftsklasse war.
Auch diese Verstrickungen und das Fehlen einer organisierten Partei, machte es möglich, dass z. B. Sansculotten die Revolutionskommissare geworden waren, um die erreichten Erfolge zu sichern, für ihre Arbeit bezahlt werden mussten. Da diese sich schnell an die Annehmlichkeiten des „Beamtendaseins“ gewöhnt und Angst hatten diesen Vorteil wieder einzubüßen, schlossen sie sich der herrschenden Revolutionsregierung an und gaben ihre Ideale auf.
Ähnlich erging es den Sansculotten mit Errungenschaften wie z. B. der Volksbildung. Sie wurde von der Regierung fortgesetzt und somit wurden den Sansculotten die Möglichkeit weiterhin für ihre Ideale zu kämpfen genommen, da sie stark vom Willen des Volkes abhängig waren. Und da diese irgendwann nicht mehr aktiv an den Vollversammlungen ihrer Sektionen teilnahmen, verlief sich die Gemeinschaft der Sansculotten, die von 1789 bis zum Jahre II das wirksamste Instrument der Revolution dargestellt hatte.
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Der Sanculotte im Alltag:
Ein militanter Sansculotte war mit dem Leben seiner Sektion tief verwachsen. Selbst wenn er keine organisatorischen Funktionen in seiner Sektionen übernahm, füllte die Gemeinschaft ein Großteil seiner Freizeit aus. Zu einem Sansculotten gehörte neben seiner roten Mütze und der Pike, ebenso seine Ausdrucksweise und sein Verhalten mit seinem Mitmenschen. Die vormalige Anrede „Herr“ wurde durch das, wie bereits erwähnte „Bürger“ ersetzt, desweiteren duzten sie sich, um die völlige Gleichstellung zweier Personen zu vermitteln. Sie verlangten sogar, dass jeder der sich dem Duzen widersetzte, für „verdächtig“ zu erklären sei.
Obwohl der durchschnittliche Sansculotte oft weder lesen noch schreiben konnte, war es erstaunlich, dass er so durchdrungen vom Wissen um die Volkssouveränität war. Dieses Wissen eignete er sich in seiner Freizeit mit seinen „Brüdern“ bei Besuchen in den Wirtshäusern Paris` an.
Selbst ein Sansculotte der des Lesens mächtig war, hatte neben seiner Arbeit und den Versammlungen keine Zeit aufklärirische Bücher zu lesen, so dass er sich mit den Vorlesungen in den Versammlungen seiner Sektion begnügte.
In seiner Freizeit ging der Sansculotte gerne in Kneipen oder Wirtshäuser um einen Schoppen Wein zu trinken, revolutionäre Reden zu schwingen und patriotische Hymnen zu singen. Bei so einem Wirtshausbesuch gab er schon einmal 11 Sous für einen Schoppen aus. Und dies bei einem durchschnittliche Gehalt von 150 Livres im Monat.
Ein weiteres großes Problem neben dem der Lebensmittelpreise in Paris waren die hohen Lebenshaltungskosten. Ein einfacher Angestellter musste schon die Hälfte seines Lohnes für die Miete seiner Wohnung ausgeben. Dies alles traf den Sansculotten, welcher der unteren Unterschicht entsprang, sehr, so dass er im Jahre 1793 ein Maximum ähnlich dem für Lebensmittel, für Wohnungsmieten forderte. Dieses Maximum kam aber nie zu Stande.
Die Verbundenheit der Sansculotten untereinander, hatte völlig neue Moralvorstellungen hervor gebracht, so dass es sogar zu Adoptionen unter ihnen kam, wenn z. B. ein Kind zur Waise zu werden drohte. Dies, obwohl der einfache Sansculotte genügend damit zu tun hatte seine eigene Familie über die Runden zu bringen. Eine sansculottische Familie bestand oft ohne einen Trauschein und den Segen der Kirche, die ihnen bekannter Weise verpönt war. Zu jener Zeit war diese Art der Lebensgemeinschaft eine Revolution der klassischen Familienform und somit einer der Grundfesten der Gesellschaft. Mit aus diesem Grund fürchteten die Jakobiner und die Bourgeoisie sich vor einer, von Sansculotten beeinflussten Regierung.
Im ganzen wiesen ihre Ideale und ihr Verhalten auf eine vollkommene Verachtung des Ancien régimes und der damit verbundenen Gesellschaft aus. Man kann zu dem Schluss kommen, dass sie mit ihren nahezu kommunistischen Ansichten ihrer Zeit voraus waren. Ein weiteres Problem, das ein Durchsetzen ihrer Forderungen oft unmöglich machte, war ihr Fanatismus, hinzu kam, dass ihnen eine scharfe Organisation, also eine Partei fehlte, um politische Ziele durchsetzen zu können. Mit einer straff organisierten Partei hätten sie wahrscheinlich noch mehr gesellschaftliche, sowie politische Erfolge für das Gemeinwohl verbuchen können.
Inhalt
Die Sansculotten während der französischen Revulotion:
- Ihr Name stammt von dem französischen Wort „culotte“ (Kniehose), ab. Aus diesem Grund die Wortbildung „sans“(= ohne). Mit dieser Bezeichnung lehnten sie sich gegen den Adel, der die klassische Kniehose trug, auf.
- Sie setzten sich aus den Unterschichten des Dritten Standes zusammen. Dazu gehörten: Handwerker, Arbeiter und kleine Ladenbesitzer. Sie stellten allerdings keine gesellschaftliche Klasse dar.
- Sie vertraten das Ideal, dass die Souveränität beim Volke ruhe und daher keine Einzelperson die Berechtigung habe sich dieser zu bemächtigen.
- Ihre politischen sowie gesellschaftlichen Ziele:
-Allgemeine Schulbildung
-Säuberung der Konventsausschüsse
-Obergrenze für Vermögen
-freie Lebensgemeinschaft von Mann und Frau
-gleiche Erbberechtigung aller Kinder
-Entchristianisierung
- Im Jahre Frühjahr 1793 verlangten sie aufgrund der Versorgungsschwierigkeiten in Paris eine Preisregulierung.
- Am 23. August 1793 erreichten sie die „levée en masse“, danach das „Maximum genéral“. Des weitern wurde die Todesstrafe für Wucherer auf Druck der Sansculotten eingeführt.
- Am 13. März 1794 lässt Robespierre den Sansculotten Hébert und seine Anhänger verhaften und später hinrichten.
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