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Rilke - der Panther - Referat



Der Panther

Im Jardin des Plantes, Paris

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, dass er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf -. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille -
und hört im Herzen auf zu sein.

Einleitung

Das Gedicht „Der Panther“ von Rainer Maria Rilke trägt den Untertitel „Im Jardin des Plantes Paris“ und ist 1903 entstanden. Es gehört zur Epoche der klassischen Moderne, speziell des impressionistischen Symbolismus und ist ein Dinggedicht. Rilke gilt als Schöpfer des Dinggedichts, Gedichte, in denen die Lyriker stummen Dinge eine Sprache verleihen. In diesem Gedicht beschreibt Rilke einen in Gefangenschaft, im Pariser Zoo, gehaltenen Panther. Die Intention des Gedichts könnte ein Vergleich zwischen dem Panther hinter Gitterstäben und Rilkes Einsamkeit während seines Aufenthalts in Paris sein oder Rilke möchte die Auffassung der Zoologen, Tiere in Gefangenschaft zu halten in Frage stellen.

Inhaltsangabe

Der Titel des Gedichts „Der Panther“ ist auch das Thema des Gedichts. Der Untertitel verweist auf den Ort, der botanische und zoologische Garten in Paris. Der eingesperrte Panther ist der Hauptakteur im Gedicht, das lyrische Ich tritt dabei in den Hintergrund.

Die erste Strophe des Gedichts beschreibt den Blick des Panthers hinter den Gitterstäben, müde und hoffnungslos, lebt er in einer Welt bestehend aus Gitterstäben.

In der zweiten Strophe wird die einstige Geschmeidigkeit und Kraft des edlen Raubtiers angedeutet, das sich auf Grund der Enge des Käfigs nur im ganz kleinen Kreis bewegen kann, im immergleichen Rhythmus und seinen Lebenswillen verloren zu haben scheint.

Die dritte und letzte Strophe gibt eine Andeutung auf die Persönlichkeit des Panthers. Der Blick des Panthers klärt sich kurz, ein Blick, mit dem er für einen kurzen Augenblick die Welt sieht, statt der Stäbe seines Käfigs, ein Blick der ihm ins Herz dringt, aber der Augenblick ist gleich darauf wieder vorbei.

Gedichtanalyse

Das Gedicht „Der Panther“ besteht aus 3 Strophen mit jeweils 4 Versen. Jeder dieser Strophen beschreibt ein Körperteil des Panthers. Das Versmaß ist ein fünfhebiger Jambus mit Ausnahme des letzten Verses, der einen vierhebigen Jambus hat. Der durchgängige Kreuzreim beschreibt die langsamen, stetigen Schritte des Panthers, verstärkt wird der Eindruck durch die abwechselnd stumpfen und klingenden Kadenzen. Das Gedicht ist im Präsens verfasst.

Stilmittel und Sprache

Der Panther wird nur in der Überschrift genannt, im Gedicht selbst sind es nur Pronomen, die das Raubtier beschreiben. Dadurch wird vermittelt, dass das Gedicht auch auf andere Situationen übertragen werden kann und nicht ausschließlich eben genau diesen Panther meint. In der ersten Strophe findet man viele Umlaute, der Leser wird dazu angeregt, das Gedicht langsam und bedächtig zu lesen. Der müde Trott, mit dem sich der Panther durch seinen Käfig bewegt, wird damit sofort für den Leser spürbar. Ein Beispiel für ein Enjambement findet sich in Verszeile 1 und 2 „Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe - so müd geworden“. Die Wiederholung (Repetition) des Substantivs „Stäbe“ unterstreicht dieses Empfinden noch zusätzlich, ebenso wie die Hyperbel in der Metapher „hinter tausend Stäben“. Dass auch „vom Vorübergehen der Stäbe“ gesprochen wird zeigt, dass sich der Panther gewissermaßen passiv verhält, die Stäbe bewegen sich an
ihm vorbei, nicht wie es eigentlich sein sollte, das Raubtier bewegt sich an den Stäben vorbei. Eine weitere Personifikation hat Rilke im zweiten Vers verwendet, „sein Blick ist so müde geworden“. Die Beschreibung des Gangs in der zweiten Strophe enthält eine Antithese „der weiche Gang geschmeidig starker Schritte“. Kraft und Anmut sind hinter der teilnahmslosen Fassade des Panthers noch zu erkennen. Die Hyperbel „im allerkleinsten Kreis“ zeigt durch die Stereotypie eines gefangenen Tieres die Hoffnungslosigkeit und Rilke zieht den Vergleich „wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte“. Das Substantiv „Kraft“ lässt für den Leser das Bild eines selbstbewussten, edlen Raubtiers entstehen. Mit „um eine Mitte“ ist eine Metapher gemeint, für das Innere des Panthers. In Vers 8 verwendet der Dichter ein Paradoxon „betäubt ein großer Wille“. In der letzten Strophe findet sich eine weitere Metapher „schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf“ und der Panther öffnet sein Lid, allerdings besagt das Temporaladverb „nur manchmal“, dass das nur selten geschieht. Die Augen „als die Fenster zur Seele“ bleiben aber verhangen, denn niemand kann in die Seele blicken. Die Personifikation, dass sich die „Pupille lautlos öffnet“ verdeutlicht die Emotionslosigkeit. Das passive Verhalten des Panthers zeigt sich nochmal in der Personifikation „ein Bild geht durch der Glieder angespannten Stille“, das einst freie, wilde Raubtier hat kein Interesse mehr an der Außenwelt. Im letzten Vers gibt es noch einmal eine Metapher „und hört im Herzen auf zu sein“.

Interpretationsansätze

Das gesamte Gedicht scheint einer Kreisbewegung zu folgen. In der ersten Strophe wird der Blick des Panthers beschrieben, in der zweiten der Gang und in der dritten das Auge. Der Blick endet im Herzen, legt für einen kurzen Augenblick sein Innerstes frei. Die frühere Kraft kann man noch erahnen, der Wille aber ist gebrochen. Dennoch gibt es Momente, in denen er ein kleines Stück der Außenwelt an sich heranlässt, Momente, die auch sofort wieder vorbei sind. Dann könnte das Gedicht wieder von vorne beginnen.

So könnte man sich selbst in dem Gedicht wiederfinden, auch wir Menschen sind Einschränkungen unterworfen und oft müde von all den alltäglichen Kleinigkeiten, die uns abverlangt werden. Oft glaubt man dem Alltagstrott nicht entkommen zu können, bis auf die kleinen Hoffnungsschimmer, die uns durch ein Bild, ein Gespräch oder einfach durch einen Gedanken geschenkt werden. Damit kann das Gedicht auch als Apell an die Menschen verstanden werden, die Gitterstäbe des Alltags zumindest teilweise zu überwinden.

Eine weitere Interpretationsmöglichkeit ist die Verwerflichkeit, einfühlendes Lebewesen einzusperren, um sie der Außenwelt präsentieren zu können.

Häufige Fragen:

  • Wer war Rainer Maria Rilke?

  • Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) war ein österreichischer Lyriker und gilt als einer der bedeutendsten Dichter der literarischen Moderne, vor allem in Bezug auf das Dinggedicht.

  • Was ist ein Dinggedicht?

  • Bei einem Dinggedicht wird einem sprachlosen Objekt eine Stimme gegeben. Der Lyriker beschreibt die Welt aus Sicht dieses Objekts. Dabei werden dem Ding menschliche Eigenschaften zugeschrieben und kann somit als Allegorie für menschliche Grundbedürfnisse, wie zum Beispiel die Freiheit interpretiert werden. Die Bezeichnung Dinggedicht ist auf Kurt Oppelt zurückzuführen.

  • Welchen historischen Hintergrund hat dieses Gedicht?

  • „Der Panther“ wurde 1903 geschrieben und gehört zur Epoche des Symbolismus.

  • Welches Motiv hatte Rilke, das Gedicht zu schreiben?

  • Der Untertitel des Gedichts „Im Jardin des Plantes, Paris“ weist auf den botanischen Garten in Paris hin. Dort wurden in der „Menagerie“ exotische Tiere gehalten. Rilke hat die Tiere dort über einen längeren Zeitraum beobachtet und sich dann in die Situation des gefangenen Raubtiers hineinversetzt. Zugleich fühlte der Dichter sich während seines Aufenthalts in Paris einsam. Auch das kann ein Motiv zum Verfassen dieses Gedichts sein.

  • Warum ist „Der Panther“ ein Dinggedicht?

  • Dem Raubtier wird vom Dichter eine Stimme verliehen, in dem er sich in den gefangenen Panther hineinversetzt und aus dessen Sicht die Welt beschreibt.

  • Welche Themen haben die einzelnen Strophen?

  • Die erste Strophe beschreibt den eingeschränkten Lebensbereich des Panthers, der Blick stößt überall an Grenzen. In der zweiten Strophe steht der Gang, die ursprüngliche Kraft und Geschmeidigkeit im Mittelpunkt. Die dritte Strophe verdeutlicht anhand der Augen des Panthers die Leblosigkeit und Hoffnungslosigkeit seines Daseins.

  • Welches grundsätzliche menschliche Bedürfnis spricht das Gedicht an?

  • Der Wunsch nach Freiheit, Unabhängigkeit und damit das Ausbrechen aus festgefahrenen Strukturen ist ein tiefes menschliches Bedürfnis und wird symbolisch durch den gefangenen Panther dargestellt.





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