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Regierungserklärung Adenauers- Analyse - Referat



Analyse einer politischen Rede

Bei der zu analysierenden politischen Rede handelt es sich um die Regierungserklärung Konrad Adenauers die er am 20.9.1949 vor dem Bundestag in Bonn und über Medien auch an das gesamte Volk nach seiner Wahl zum ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland hielt. Er behandelt in seiner Rede die Entstehung und so das Staatwerden der Bundesrepublik Deutschland. Die vier Mächte, die Alliierten, teilten nach ihrem Sieg im zweiten Weltkriegs Deutschland in die Bizone im Osten und die Trizone, die von den westlichen Siegermächten USA, Frankreich und Großbritannien besetzt wurde. Der Forderungen der Alliierten nach einem funktionierenden politischen System an die Deutschen wurde nachgegangen, indem der Parlamentarische Rat das Grundgesetz entwickelte, das damals eher als eine vorübergehende Verfassung angesehen wurde. Die Rede ist streng chronologisch aufgebaut. Adenauer beginnt mit den kürzlich zurückliegenden Wahlen zum Bundestag und letztendlich seiner Wahl, stellt dann die Veränderung dar und Beschreibt die neuartigen Funktionen des Besatzungsstatuts und macht zuletzt den Zuhörern Hoffnung auf eine positive Zukunft durch seine Regierung. Seine Intentionen liegen auf darstellender und appellativer Ebene. Adenauer stellt die Entwicklung der BRD bis zu seiner Kanzlerwahl und diesen Prozess als logische Konsequenz der bisherigen Politik dar. Die Beschreibung der Entwicklung der wenn auch bedingten Freiheit des deutschen Volkes spielt in der gesamten Rede eine zentrale Rolle. Letzten Endes appelliert er an das Volk, seine Politik als Politik der Freiheit zu sehen und zu unterstützen.

Die Textgestalt der Rede ist in drei äußerliche Abschnitte geteilt, inhaltlich lässt sich die Rede in sechs Abschnitte gliedern.
Adenauer beginnt seine Rede im ersten Abschnitt mit der formellen Anrede „Meine Damen und Herren!“, somit kann sich jeder angesprochen fühlen, der die Rede hört. Er richtet sich an keine bestimmte Gruppe sondern schließt alle mit ein, die Abgeordneten des Bundestags sowie das gesamte Volk außerhalb.
Im nächsten inhaltlichen Abschnitt (Z.2-7) beschreibt Adenauer durch einfache Hauptsätze im paradaktischen Satzstil die Entwicklung der BRD vom Parlamentarischen Rat zur Kanzlerwahl. Alle wichtigen Wahlen, die in den letzten Tagen stattgefunden haben, werden chronologisch aufgezählt und nicht weiter vertieft. Der Ablauf der Wahlen wird ellipsenartig wiedergegeben (Z. 5.: „Am 15. September der Bundeskanzler“), was die Schnelligkeit des Wahlvorgangs verdeutlicht. Der gesamte Abschnitt ist sehr faktisch aufgebaut, es werden keine Hintergründe erläutert. Es ist praktisch eine extrem kurze Zusammenfassung der vergangenen Tage, die durch die Aufzählung sehr einfach für den Zuhörer zu verstehen sind. Eine neue Regierung hat sich innerhalb von ein paar Tagen gebildet und es erscheint so, als ob nun endlich etwas ins Rollen gekommen wäre und die Angesprochenen auf eine schnelle Weiterentwicklung der Freiheit des deutschen Volkes hoffen können.
Der dritte inhaltliche Abschnitt (Z.7-16) erklärt die Funktionen des Besatzungsstatuts. Auffallend ist, dass Adenauer hier plötzlich vom paradaktischen Satzbau zum hypotaktischen wechselt, womit er die komplizierten und eigentlich nicht miteinander zu vereinbarenden Zusammenhang zwischen Freiheit und Besatzungsstatut. Deshalb bezeichnet er die staatliche Freiheit auch als „relativ“ (Z.16), die Freiheit des Volkes ist also nicht absolut, sondern immer noch durch das Besatzungsstatut eingeschränkt. Trotzdem ist der Redner der Ansicht, dass sich das Volk auch hierüber freuen soll, da es im Vergleich zu den direkten Nachkriegsjahren ein großer Fortschritt innerhalb des deutschen Volks und er deutschen Politik ist (Z.15f: „Aber wir erfreuen uns doch einer wenigstens relativen staatlichen Freiheit.“). Die Vergangenheit soll nicht mehr in den Vordergrund gerückt werden, sondern sich ausschließlich auf die Gestaltung der Zukunft konzentriert werden und die schrecklichen Erinnerungen an den Zustand im Dritten Reich (Z.11ff: „Fortschritt gegenüber den Verhältnissen, die seit 1945..“, „auch gegenüber den Zuständen im nationalsozialistischen Reich“). Der Bundeskanzler lobt somit die Entstehung der Staatlichkeit der BRD seit dem Kriegsende da alles insgesamt gesehen als großer Fortschritt gilt. Das Gemeinschaftsgefühl des deutschen Volkes wird gestärkt, indem ein inkludierendes Wir in Zeile 13 benutzt wird, sodass sich wie schon bei der Anrede jeder angesprochen fühlt. Adenauer verfolgt in diesem Punkt appellative Ziele; er will das Volk erreichen und im mitteilen, dass es sich über eine so große Entwicklung hinsichtlich der Freiheit in der Zeitspanne der direkten Nachkriegszeit und dem jetztigen Zeitpunkt freuen soll, auch wenn die Souveränität immer noch durch das Besatzungsstatut beschränkt ist. Dies verstärkt er noch durch den Gebrauch des Modalverbs „müssen“ in Zeile 13; er lässt dem Volk gar keine andere Wahl als die Lage in Deutschland anzunehmen. Die Punkte, die noch nicht von der Entwicklung verändert worden sind, verpackt er in eine Klimax (Z.14f: „nicht frei…nicht gleichberechtigt…in zwei Teile zerrissen…“) wodurch man sieht, dass er die Situation auch nicht verschönt, sondern auch die negativen Dinge sieht und nicht übergeht, wodurch das Vertrauen der Zuhörer in ihn gestärkt wird.
Im vierten gedanklichen Abschnitt (Z.16-20) fasst Adenauer die wichtigsten neu gewonnenen Güter für die Bevölkerung auf. Knapp integriert er diese in seine Rede, was den Zuhörer auf eine positive Zukunft hoffen lässt. Es handelt sich hierbei um den wirtschaftlichen Aufstieg (Z.16), die Persönlichkeitsrechte (Z.19) und den Rechtsschutz (Z.18). Diese drei Güter sind mit Hilfe einer Dreierfigur hervorgehoben um bei den Angeredeten eine besondere Aufmerksamkeit hervor zurufen. Die Willkürherrschaft ist vorbei, durch das neu entworfene Grundgesetz sind das Leben und die Freiheit der Bürger geschützt. Es wird ein Sicherheitsgefühl hervorgerufen, was das Vertrauen in die Politik stärkt. Das Volk soll glauben, dass dies einzig und allein der Verdienst der Regierung ist, dass sie sich nun in Sicherheit und in einem geordneten Staat befinden.
Auffällig ist auch hier, dass Adenauer wieder das Modalverb „müssen“ aufgreift (Z.20), was verdeutlicht, dass er das Volk trotz der Freiheitsentwicklung leitet und mit versteckten Appellen beeinflusst. Er macht der Bevölkerung klar, dass auch wenn noch nicht alle Ziele erreicht wurden (Z.20: „trotz allem, was noch fehlt“), doch die kostbarsten und wichtigsten Steine für eine bessere Zukunft gelegt wurden.
Im fünften gedanklichen Abschnitt (Z.21-23) behauptet Adenauer, seine Wahl zum Bundeskanzler sei die „logische Konsequenz“ (Z.21) der freiheitlichen Entwicklung und gleichzeitig eine Absage an die SPD. Das deutsche Volk hat gewählt und sich für die CDU entschieden und somit ist es der Wille des Volkes, sich für Adenauers Politik stark zu machen. Seine Entscheidungen bekommen so etwas Allgemeines; das heißt dass auch die Bevölkerung mit seinen Beschlüssen einverstandne ist und sie unterstützt, da sie den Bundeskanzler mitsamt seinen Zielen und Richtlinien gewählt hat. Durch diesen Schritt hat Adenauer in Zukunft die Möglichkeit, sich immer wieder auf diese Tatsache zurück zurufen. Wenn er eine Entscheidung fällen wird, mit der das Volk nicht einverstanden ist, kann er sich verteidigen, indem er es daran erinnert, dass es ihn gewählt hat und somit auch seine Politik. Dies dient als eine Art Absicherung für Adenauer.
Im sechsten und letzten inhaltlichen Abschnitt (Z.23-27) appelliert Adenauer zur Unterstützung seiner Politik, da es die Position der Mehrheit ist. Er verdeutlicht noch einmal, dass sich das deutsch Volk für die soziale Marktwirtschaft, also für Adenauers Politik entschieden hat und nicht für die SPD, die die planwirtschaftliche Politik und den Kommunismus vertritt. Er sieht sich hier bestätigt, dass die CDU die einzige Partei ist, die in der Lage ist, Deutschland in der Weiterentwicklung der Freiheit zu helfen, wofür für ihn auch keine Koalitionen in Frage kämen, besonders nicht mit der SPD (Z.25f: „Eine Koalition zwischen den Parteien, die die Planwirtschaft verworfen, und denjenigen, die sie bejaht haben, würde dem Willen der Mehrheit der Wähler entgegengerichtet gewesen sein.“). Durch die „große Mehrheit“ (Z.24f), die die CDU gewählt hat und sich so gegen den Kommunismus ausgesprochen hat, ist diese Möglichkeit einer Koalition auch nicht in den Sinn gekommen, da sie ausschließlich die CDU gewählt haben und ein Zusammenschluss gegen den Willen dieser „großen Mehrheit“ gewesen wäre. Mit der „großen Mehrheit“ übertreibt Adenauer, da der Wahlkampf der CDU mit nur einer Stimme Mehrheit erfolgreich war. Mit dieser Übertreibung zeigt er aber, dass es für ihn nur eine Partei gibt, nämlich seine und er kein Einmischen durch andere duldet. Dem Volk wird hier eine starke, selbstständige Partei präsentiert, die sich gegen einen unterlegenen Gegner durchgesetzt hat und nun das Land in eine bessere Zeit führen wird. Damit dies erreicht wird, appelliert Adenauer auch auf die weitere Unterstützung der Bevölkerung, damit die Mehrheit weiter hinter der CDU steht.

Die Sprachverwendung in Adenauers Regierungserklärung ist appellativ und darstellend. Die typischen sprachlichen Mittel der Darstellung benutzt er besonders im zweiten Abschnitt, in dem er die Wahlen und die Entwicklung der BRD beschreibt. Mit Hilfe von Ellipsen, einfachen Hauptsätzen, Parenthesen und Anaphern stellt er die Vorgänge klar und nüchtern dar. Bei komplizierteren Themen wie dem Zusammenhang von Besatzungsstatut und Freiheit benutzt er die komplexeren Satzbauten im hypotaktischen Stil, auch um seine Intelligenz hervor zu heben und den Zuhörer zu beeindrucken. Mit subordinierenden Konjunktionen schafft er ein argumentatives Vorgehen, um die Zuhörer aufmerksamer zu machen.
Die zweite Sprachfunktion, der Appell, zeigt sich durch etliche Sprachliche Mittel, die alle dazu beitragen, seine Position als Bundeskanzler und seine Politik von der Bevölkerung anerkannt und unterstützt zu bekommen.
Auffallend ist außerdem, dass Adenauer sehr oft die Wörter „Freiheit“ und „Entwicklung“ wiederholt, die somit zu Schlüsselwörtern werden und dem Zuhörer es vereinfachen, die Rede zu verstehen und den thematischen Zusammenhang zu erkennen. Außerdem sind es Wörter, die Jeden ansprechen, da jeder den Wunsch besitzt, in Freiheit zu leben und Mitglied in einem weiterentwickelten Staat zu sein. Dies macht es den Zuhörern einfacher, sich mit den Zielen Adenauers zu identifizieren und sie zu unterstützen.

Die Hauptintension Adenauers ist, dem Volk unmittelbar nach seinem Regierungsantritt die neue Regierung schmackhaft zu machen und Hoffnung zu schenken, sodass seiner Politik vertraut wird. Er will seine Partei als einzige Lösung darstellen und die Opposition in den Hintergrund rücken damit alle Augen auf ihm und der CDU liegen.
Ich finde, dass Konrad Adenauer die Rede clever aufgebaut hat und die sprachlichen Mittel gut die Aussagen des Textes unterstreichen. Trotzdem ist die Rede typisch politisch, es wird alles an der eigenen Partei verschönt, die Opposition ist schlecht, das Wahlergebnis war eindeutig etc.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: carööö



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