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Problematik: Guter Mensch - Referat



Der gute Mensch

Was bedeutet es eigentlich, wenn wir heute über einen Menschen sagen, er ist ein guter Mensch? Klingt irgendwie altmodisch, fast etwas abgedroschen. Ist es nicht vielmehr so, dass kein anderes Prädikat wertvoller sein kann? Wann ist man ein guter Mensch? Was muss man tun um so einer zu werden.

Soll man den Armen helfen, sein Leben den anderer opfern. Ich kann mich dazu nicht entscheiden. Jeder muss selbst entscheiden, wer für ihn ein guter Mensch ist oder was man tun muss, um einer zu werden. Ich werde versuchen zu zeigen ob es in den beiden Werken, „Der gute Mensch aus Sezuan“ und „Das heilige Experiment“ gute Menschen gibt und warum diese gute Menschen sind.

Im Werk von Fritz Hochwälder „Das heiliger Experiment“ gibt es nur wenige Protagonisten. Der eine ist der Pater Provinzial, der stellvertretend für den jesuitischen Fürsorgestaat in Paraguay steht. Dann gibt es noch den königlichen Abgesandten, der gekommen ist, um den Staat aufzulösen. Naja, und dann gibt es noch den König von Spanien, der zwar nicht auftritt, das heißt, eigentlich kein Protagonist ist, aber im Hintergrund agiert und der den Jesuitenstaat auflösen will.

Bei diesen Untersuchungen nach dem guten Menschen, muss man aber aufpassen. Man muss die Menschen beurteilen und nicht ihre Pflichten, ihre Aufträge. Deswegen darf man nicht sagen, dass die zwei Abgesandten des Königs schlechte Menschen sind. Sie handeln, so wie sie müssen. Ich sehe die Abgesandten sogar als gute Menschen. Gerade gegen Ende des Stückes, als einer der Abgeordneten am Ende der Untersuchung sagt, dass die Untersuchungen ergeben hätten, dass der Staat und Pater Provinzial unschuldig sind, aber er den Staat trotzdem auflösen muss, da es ihm so aufgetragen wurde. Da erkenne ich doch einen guten Charakterzug. Er erkennt die Unschuld, gibt aber zu, nichts tun zu können. Er muss so handeln, wie es ihm der König aufgetragen hat.
Der König hingegen ist meiner Ansicht nach ein wirklich schlechter Mensch, denn er hat den Staat von vornhinein verurteilt. Er hat dem Pater Provinzial und dem Jesuitenstaat die Untreue gegenüber dem König, Verheimlichung von Silberbergwerken, Wucher und Unterdrückung der Indios vorgeworfen. All das ist frei erfunden und in keinerlei Hinsicht wahr. Er ist der wahre schlechte Mensch, denn er will nur, dass dieser gut laufende, kommunistische Jesuitenstaat kein gutes Beispiel für viele seiner Thronstaaten wird. Das ist sein einziges, absolut schlechtes, Ziel. Die Jesuiten hatten nichts falsch gemacht, sie hatten genau das erreicht was sie wollten, nämlich Frieden und Zufriedenheit für die Indianer. Die Spanier hatten Angst vor so einem Staat. Sie dachten, so ein Beispiel könnte vielleicht Schule machen und sich immer weiter ausbreiten, also das Experiment, was an solches eigentlich gelungen war, gleich im Keim ersticken, das war des Königs Ziel.
Der Pater Provinzial ist genau das Gegenteil des Königs. Er versucht sein Bestes und sein Möglichstes, um es allen Recht zu machen. Er lässt die Indios in Ruhe leben und wirtschaften, lässt es ihnen frei, ob sie dem Staat beitreten oder nicht. Er und die Jesuiten hatten nichts falsch gemacht, sie hatten Frieden und Zufriedenheit geerntet. Der Pater Provinzial wird beim Versuch, Frieden zu stiften, getötet.
Zwei Haltungen prallen gegeneinander: Die des Legaten Querini, welche Opportunismus mit der Herrschaft und Verzicht auf oppositionelle Politik fordert, um vorgeblich Seelen retten zu können. Und jene des Provinzialen, welcher für eine Theologie der Befreiung einsteht, die ihr seelsorgliches Bemühen mit politischem Engagement auf der Seite der Mühseligen und Beladenen verbindet und ersteres ohne letzteres für vergeblich befindet. Querini scheut nicht grobe Worte, wenn er das heilige Experiment als satanische Abweichung von der reinen Glaubenspraxis denunziert, die von Rechtes wegen vor das Inquisitions-Tribunal gehörte. Allein der Provinzial lässt sich nicht mit Argumenten wider sein besseres Wissen zur Umkehr verführen. Auch
die angebliche Missgunst des Papstes, der nach den Worten Querinis auf ein rechtzeitiges Scheitern des Jesuitenstaates gehofft hätte, mag den Provinzial nicht in seiner Standfestigkeit beirren. Und so fährt Querini sein schwerstes Geschütz auf, als er den Provinzial an sein Gehorsamsgelübde erinnert und dazu herrisch anmerkt: "Ihr vollzieht meinen Befehl und führt das königliche Edikt durch." An Zynismus ist Querini nicht mehr zu überbieten, wenn er seiner Weisung zur Begründung beifügt: "Es geht um den Bestand des Ordens - und Ihr sprecht von hundertfünfzigtausend Menschen!"
Der Widerstand des auf blinden Gehorsam getrimmten Provinzialen zerbricht mit einem Eingeständnis jesuitischer Willfährigkeit: "Ich halte Euern Befehl für gut und richtig. Mit allen meinen Kräften werde ich ihn durchführen. Ich will nichts anderes sein als ein willenloses Werkzeug des Ordens." Zur unverhohlenen Betroffenheit des Visitators Don Pedro Miura verfügt der Provinzial die Rückgabe der Macht an den Gesandten des spanischen Königs. In der Folge befiehlt der Provinzial die Liquidierung des Jesuitenstaates; ein Befehl, der von dem militärischen Leiter des Ordensstaates, Pater Ladislaus Oros, S.J., mit den Worten: "Ihr befehlt - eine Sünde!" verweigert wird. Und: "Das Gehorsamsgelübde ist aufgehoben, wenn der Vorgesetzte zur Sünde verleitet."
In der Abfolge kommt es zu tumultartigen Gewaltszenen in deren Verlauf der Provinzial tödlich verletzt wird und im Zorn - seinem blinden Gehorsam entsprechend - sein eigenes Werk ... diesen Staat - als Antichrist bezeichnet. In einem letzten Dialog mit Pater Oros bezichtigt er diesen das Gehorsamsgelübde gebrochen zu haben um sich sodann - als Sterbender - gegen die gewissensbeugende Macht der Systemräson mit den Worten: "... denn ketzerischer Überzeugung bin ich geblieben - und ich bereue nicht! -- ...." aufzulehnen.
Ob die Jesuiten wirklich „gut“ gehandelt haben, darüber kann man diskutieren. Den Indios ging es gut und sie haben niemandem etwas getan. Aber warum haben sie sich um die Indios gekümmert? Sie tun alles für andere, das vermittelt den Eindruck eines selbstlosen Einsatzes. Aber warum tun sie das? Sie wollen schlicht und einfach nach ihrem Tod in den Himmel kommen. Sie handeln also mit einem Hintergedanken und das ist für mich nicht mehr wirklich „gut“. Ein guter Mensch muss für mich aus freien Stücken, selbstlos handeln. Dann sind seine Taten für mich „gut“.

Das Drama regt auf Klassische Art und Weise die Menschen zum Denken an. Er moralisiert nicht mit erhobenem Zeigefinger, lasst aber die Leser in sozialethischer Betroffenheit zurück. Das Drama endet in tiefer Betroffenheit und lässt ein zornerfülltes, doch nachdenkliches Publikum mit bohrenden Selbstzweifeln zurück. Sollte ihm doch nichts Menschliches fremd sein. Verantwortliche Gewissensfreiheit versus "Staatsräson" nennt sich die Beunruhigung, die sich im Anschluss an die Lektüre des Dramas dem Leser aufdrängt.








Dieses Referat wurde eingesandt vom User: felixh



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