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Politische Dokumentation - Friedensnobelpreis für die EU - Referat



Politische Dokumentation Friedensnobelpreis für die europäische Union

Hinführung zum Thema

Die Thematik, ob die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union gerechtfertigt ist hat in den letzten Monaten seit der Verleihung am 12. Oktober 2012 für heftige Kontroversen gesorgt und führte zu massenweise Protest und Kritik an der Entscheidung des Komitees bei der Bevölkerung, früheren Nobelpreisträgern, Menschenrechtsaktivisten und der Presse und ist damit ähnlich heftig diskutiert wie die Verleihung des Friedensnobelpreises an den amerikanischen Präsidenten Barack Obama.

Wohingegen Repräsentanten des Volkes, wie der deutsche Außenminister Guido Westerwelle die Verleihung als „eine großartige Entscheidung“ und „die europäische Integration als das erfolgreichste Friedensprojekt der Geschichte.“1 bezeichneten.

Auch der deutsche SPD Politiker und Präsident des Europaparlaments Martin Schulz sieht „die EU als ein einzigartiges Projekt, welches Krieg durch Frieden, Hass durch Solidarität ersetztet hat"1

Diese und weitere Aussagen werden von vielen Gegnern als sehr skeptisch angesehen und seien ein „verzweifelter Versuch, die europäische Gemeinschaft in Krisenzeiten wieder in ein besseres Licht zu rücken“2, so die Focus-Online-Redakteurin Danuta Szarek. Zudem sollen europäischen Politiker „wenn sie vom Euro-Desaster ablenken wollen, anfangen, von den Anfängen, von der gemeinsamen historischen Verantwortung, vom Friedensprojekt Europa zu sprechen.“2, jedoch sei Europa in Ihren Augen ein Projekt der gemeinsamen Währung, dass uns im Moment um die Ohren zu fliegen drohe. Diese Aussage wird durch die inneren Unruhen in den Europäischen Ländern, welche durch die sich immer weiter zuspitzenden Finanzkrise hervorgerufen wurde, unterstützt.

Anhand dieser Beispiele erkennt man, dass bei der Bewertung der Debatte kein klarer Konsens herrscht und auf den ersten Blick beide Interessengruppen stichhaltige Argumentationen zu haben scheinen.

Daher ist es für mich äußerst wichtig dieses Thema objektiv zu beleuchten und ein nachvollziehbares Urteil darzulegen.

Weiterhin ist es erforderlich zu klären ob die Europäische Union wirklich alle Kriterien des Preises erfüllt, denn sollte dies nicht der Fall sein wäre diese Auszeichnung nur eine Beschönigung der wirklichen, problematischen Zustände und dies würde jeden einzelnen Bürger der europäischen Gemeinschaft betreffen.

Um die Materie zu verstehen und später meine Argumentation nachzuvollziehen zu können werde ich den Begriffe Frieden definieren, den Friedensnobelpreis und die Begründung des Komitees für Ihre Entscheidung der Vergabe des Friedensnobelpreises an die EU erläutern.

Begriffserklärung

Definition des Begriffes Frieden:3

Es gibt zwei verschiedene Friedensbegriffe, den positiven und den negativen Frieden nach der Definition von Johan Galtung einem norwegischen Wissenschaftler.

Der negative Frieden ist nichts weiter als die Abwesenheit von Krieg sei er inner- oder zwischenstaatlich oder die Periode zwischen zwei Kriegen. Im Gegensatz zum negativen Frieden beinhaltet der positive Friedensbegriff weit mehr als nur die Abwesenheit von Krieg, sondern ist ein Prozess des Friedens, welcher „durch die die Abwesenheit personeller Gewalt und struktureller Gewalt gekennzeichnet ist, z. B. durch die Wahrung der Menschenrechte“ und „Verwirklichung von sozialer Gerechtigkeit auf hohem Niveau und ein Minimum an Gewalt“.

Der Friedensbegriff nach Dieter Senghaas sollte ebenfalls Beachtung zugesprochen werden, da er in seinem „zivilisatorische Hexagon“ die Bausteine der Friedensicherung darlegt, die alle in festem Zusammenhang stehen.

Die einzelnen Bausteine kurz erläutert:

Das Gewaltmonopol bedeutet, dass die „Gewalt entprivatisiert“ und damit das Volk „entwaffnet“ wird und das Gewaltmonopol beim Staat liegt.
Die Rechtsstaatlichkeit bedeutet die „demokratische Kontrolle“ des Gewaltmonopols die dessen willkürlichen Gebrauch verhindern soll.
Interdependenzen und Affektkontrolle ist die Selbstkontrolle und Toleranz der Bürger gegenüber einander in Konflikten.
Politische Teilhabe ist die „demokratische Beteiligung der Bevölkerung an Wahlen und politischen Entscheidungen“.
Soziale Gerechtigkeit beinhaltet eine gerecht Justiz, welche die „Sicherung der Grundbedürfnisse und Menschenrechte“ garantiert.
Konstruktive Konfliktkultur ist die „Toleranzfähigkeit der Gesellschaft und die Bereitschaft, Konflikte mithilfe von Kompromissen zu lösen“.

Dies sind laut Senghaas die Garanten für ein friedliches Zusammenleben.

Der Friedensnobelpreis

Der Friedensnobelpreis ist eine Kategorie des von dem schwedischen Erfinder und Industriellen Alfred Nobel gestifteten Nobelpreises. Die Voraussetzung für die Vergabe wurde in seinem Testament festgelegt, jedoch wird heute der Preis ebenfalls für den „Einsatz für die Menschenrechte“ und „2004 erstmals die Arbeit für die Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung“ vergeben.4

In seinem Testament schrieb Nobel die Voraussetzung für die Vergabe des Friedensnobelpreises:
„[…] und ein Teil an denjenigen, der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat. Der Preis [...] für Friedensverfechter [wird] von einem Ausschuss von fünf Personen [vergeben], die vom norwegischen Storting gewählt werden. Es ist mein ausdrücklicher Wille, dass bei der Preisverteilung die Zuteilung nicht an irgendeiner Nationalität festgemacht wird, so dass der Würdigste den Preis erhält, ob er Skandinavier sei oder nicht.“4

An welche Institutionen oder Personen der Preis vergeben wird legt das Nobelpreiskomitee fest, welches aus fünf Personen besteht.

Das Nobelpreiskomittee und seine Begründung für die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union 4/5

Die Träger Friedensnobelpreis werden von einem Komitee bestehend aus fünf Personen, welche vom norwegischen Parlament gewählt werden, bestimmt. Außerdem besteht dieses Komitee für sechs Jahre und kann gegebenenfalls wiedergewählt werden. Seit jeher besteht das Komitee aus diesem Grund ausschließlich aus Norwegern.
Die jetzigen Mitglieder sind Thorbjørn Jagland, welcher Vorsitzende des Komitees ist, Kaci Kullmann Five, Inger-Marie Ytterhorn, Berit Reiss-Andersen und Gunnar Stålsett, welcher die krankheitsbedingt ausfallende Ågot Valle ersetzt.

Das Komitee entscheidet „vollkommen unabhängig von äußeren Einflüssen“, außerdem müssen „Entscheidungen nicht gerechtfertigt werden“ und auch nach der Vergab des Preises müssen sie nicht „Stellung zur Entscheidung“ nehmen.

Die Begründung des Komitees für die Vergabe an die Europäische Union lautet folgendermaßen:5

„Das norwegische Nobelkomitee hat entschieden, dass der Friedensnobelpreis 2012 an die Europäische Union (EU) vergeben wird. Die Union und ihre Vorgänger haben über sechs Jahrzehnte zur Förderung von Frieden und Versöhnung beigetragen. Seit 1945 ist diese Versöhnung Wirklichkeit geworden.“

Weiter heißt es, dass „das furchtbare Leiden im Zweiten Weltkrieg die Notwendigkeit eines neuen Europa zeigte.“ Die europäische Union hätte „historische Feinde“ wie „Frankreich und Deutschland zusammengeführt“ und zu „engen Partnern“ gemacht.

Ebenfalls wurde durch den „Fall der Berliner Mauer“, die „Teilung zwischen Westen und Osten in weiten Teilen beendet“, die „Demokratie gestärkt“ und viele „ethnische Konflikte“ beseitigt. Zudem habe man durch die Aufnahme von Kroatien eine „Aussöhnung mit dem Balkan vorangebracht“.

Einschließlich der „Förderung von Menschenrechten in der Türkei“ und die „Aussicht auf eine EU-Mitgliedschaft“ des Landes. Zwar erlebe die EU „ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten und beachtliche soziale Unruhen“, jedoch solle man sein Augenmerk auf die „wichtigste Errungenschaft (…) den erfolgreichen Kampf für Frieden und Versöhnung und für Demokratie sowie die Menschenrechte; die stabilisierende Rolle der EU bei der Verwandlung Europas von einem Kontinent der Kriege zu einem des Friedens“ richten.

Abschließend wird noch einmal betont, dass „die Arbeit der EU 'Bruderschaft zwischen den Nationen'“ repräsentiere und „einer Form von 'Friedenskongress', wie Alfred Nobel dies als Kriterium für den Friedenspreis 1895 in seinem Testament umschrieben hat“ entspreche.

Beschreibung des Problems

Das Problem, welches die Kontroverse über die Frage, ob die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union gerechtfertigt ist ausgelöst hat, ist die Ansicht vieler Menschen, dass die EU keinesfalls, wie es von vielen Politikern und dem Komitee propagiert wird, ein würdiger Preisträger des Nobelpreises ist und damit die ganze Verleihung nur eine Inszenierung zum schönreden der teils dramatischen innerpolitischen Zustände in Europa ist.

Als Beispiel könnte man hier Griechenland nehmen, indem das Gewaltmonopol des Staates in Form von Polizeigewalt gegen Demonstranten, die gegen die aus der europäischen Finanzkrise resultierenden Sparpaketen demonstrieren, vorgeht.

Dies hat und hatte Straßenschlachten und gewaltsame Auseinandersetzungen zur Folge.6

In diesem Fall kann man nicht mehr von friedlichen Zuständen sprechen und muss sich fragen, ob man nur den negativen Frieden als Kriterium für den Nobelpreis sehen sollte, oder aber den positiven Frieden, welcher unteranderem das Kriterium der möglichst gering gehaltenen Gewalt in einem Land beinhaltet und offensichtlich in diesem und in vielen anderen Fällen nicht erfüllt ist.

Weiterhin haben drei ehemalige Preisträger an das Komitee des Friedensnobelpreises geschrieben. In ihrem Brief heißt es unter anderem, dass die „Mitgliedsländer ihre kollektive Sicherheit auf militärischen Zwang und Kriegseinsätzen“7 gründen und folglicherweise nicht auf die „Verwirklichung von Nobels globaler Friedensordnung ohne Militär"7 ausgerichtet sind.

Unter anderem stellt sich die Frage, ob eine Union, in der vier Nationen unter den Top 7 größten Waffenexporteure der Welt8 stehen, als friedenbringendes Moment gesehen werden kann.

Denn ohne Waffen wäre kein Krieg möglich, doch durch Exporte wie der umstrittene Panzer-Deal zwischen Deutschland und dem Land Saudi-Arabien welches in Bahrain während des „arabischen Frühlings half Demonstrationen blutig niederzuschlagen“9, wird die Gefahr von Gewalt durch das Militär gesteigert und schafft somit eine potentielle Kriegsgefahr und dies hat somit nichts mit friedensbringenden Maßnahmen zu tun.

Ein weitere Interessanter Punkt ist die Flüchtlingspolitik der Europäischen Union, welche zur Zeit heftig kritisiert wird. Der Generalsekretär von Amnesty International in Deutschland, Wolfgang Grenz sagte die Union trage „zum Teil selbst zu Menschenrechtsverletzungen bei“10.

Außerdem werde „sie auf dem Gebiet der Menschenrechte ihren eigenen Ansprüchen oft nicht gerecht - insbesondere in ihrer Asyl- und Flüchtlingspolitik“10 und es soll „skandalösen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten an den EU-Außengrenzen“10 geben.

Dabei stellt sich die Frage, ob man dies als „Kampf für (…) Menschenrechte“5 sehen kann und ist damit ein weiterer Kritikpunkt.

Diese Kritik sollte Anlass zur Hinterfragung des Geschehens geben, jedoch sehen viele wichtige europäische Politiker die ganze Angelegenheit mit rosaroter Brille und wollen nichts von der Kritik wissen und erkennen nur - die durchaus vorhandenen- positiven Seiten.

Daher sind die Ursachen dieses Problems ist zum einen die weit auseinandergehende Meinung der Öffentlichkeit und der Politik in Europa über die Verleihung des Titels, zum anderen die Missstände und inneren Krisen in der europäischen Gemeinschaft die von dem Nobelpreiskomitee sowie den Politikern größtenteils außer Acht gelassen werden, die erwähnten Waffenexporte einiger EU-Länder und viele weitere Gründe.

Die Folgen sind die Diskreditierung des Nobelpreises und damit der Verlust seiner früheren Bedeutung als einer der wichtigsten und bedeutesten Auszeichnungen der Welt.
Außerdem leidet die Glaubwürdigkeit der Politik beträchtlich darunter, vor allem im Zusammenhang mit der Überzeugung der europäischen Bürger, dass die EU der Garant für Frieden und Harmonie in Europa sei und destabilisiert damit das gewollte Zusammengehörigkeitsgefühl der Europäer.

Abschließend kann man sagen, dass es von großer Wichtigkeit für die EU und die Institution des Nobelpreiskomitees wäre diese Missstände aufzuarbeiten, um Ihre Glaubwürdigkeit und Ihr Ansehen bei der Bevölkerung zu erhalten.

Eine Lösung des Problems ist sehr schwierig, da der Friedensnobelpreis nicht zurückgezogen werden kann und die Probleme welche die Menschen im Zusammenhang mit dem Friedensnobelpreis in Europa in Verbindung bringen nicht einfach zu lösen sind, da sie sehr komplexe Krisen beinhalten, welche nicht über Nacht gelöst werden können.

Daher wäre für mich die einzige Denkbare Lösung ein Dialog zwischen Öffentlichkeit, Politikern
und dem Nobelpreiskomitee. Damit könnten zumindest die Bürger Ihren Unmut über die Entscheidung zur Sprache bringen und somit den Politikern die Chance geben sich direkt mit der Kritik auseinanderzusetzten und am Ende abwägen ob es die richtige Entscheidung wäre den Preis nachträglich abzulehnen, wenn auch nur inoffiziell. Damit könnten Sie beweisen, dass Sie nicht an Vertuschung sondern am aktiven Angehen der Missstände in Europa interessiert sind.

Analyse des Konflikts

In diesem komplexen Konflikt ist das knappe Gut die Wahrheit, welche von der einen Partei beschönigt und von der anderen gefordert wird.
Um diese Wahrheit streiten sich zwei Konfliktparteien, zum einen die Politik, zum anderen die Öffentlichkeit, d.h. Bevölkerung, Presse und frühere Preisträger des Friedensnobelpreises

Das Friedensnobelpreiskomitee ist kein aktiver Teilnehmer, da es nach seiner Entscheidung zu keiner Stellungnahme gezwungen ist und diese auch nicht Rückgängig machen kann, jedoch kann man seine Begründung für die Verleihung berücksichtigen und sollte nicht außer Acht lassen, dass Sie an einer Beilegung des Konfliktes interessiert wären, da das Ansehen des Friedensnobelpreises gefährdet ist.

Die Politik hat das Interesse durch den Erhalt des Friedensnobelpreises, die positiven Seiten der europäischen Union an die Öffentlichkeit zu bringen, um den europäischen Bürgern eine zukunftsgläubige Einstellung gegenüber der Europäischen Union zu suggerieren, da es im Moment kritisch um die Zukunft der Gemeinschaft steht und daher die Stimmung nicht weiter kippen sollte, wenn der Glaube an ein gemeinsames Europa erhalten werden und die Lage in Krisenherden nicht eskalieren soll.

Durch Ihre großen Einflussmöglichkeiten kann die Politik durch Medien und Kampagnen Ihre Wahrheit verbreiten und dadurch eine große Masse erreichen und beeinflussen.

Die breite Öffentlichkeit hingegen möchte keine Beschönigungen der Missstände sondern die ganze Wahrheit über die Probleme und die Fehler der Union hören und nicht durch falsche Vorwände getäuscht werden, da die Bürger direkt betroffen sind und endlich eine Lösung für die vielen Probleme sehen wollen.

Deshalb ist es für diese Partei das größte anliegen, dass die Politiker zugeben das etwas falsch läuft und dies nicht vertuschen.

Ebenfalls will sie Veränderungen und hofft die Politiker durch Proteste, kritisches Hinterfragen unter Druck setzen zu können und hat durch die demokratischen Strukturen große Möglichkeit Ihre Meinung im Internet, auf Kundgebungen und in Schrift zu verbreiten.

Man könnte die Situation mit dem Buch von George Orwell „1984“11 vergleichen in welchem die dort herrschende Diktatur bestimmt was die Bürger wissen dürfen und was nicht, um sie über die miserable Lage hinwegzutäuschen die im Land vorherrscht und Aufstände zu vermeiden. Es gibt jedoch einige Menschen die Wiederstand leisten und die komplette unbeschönigte Wahrheit über die Geschehnisse in dem Land erfahren wollen.

Dieser Vergleich ist zwar überspitzt zieht aber durchaus parallelen zu der Situation in der wir uns befinden.

Abschließend kann man sagen, dass nicht allein die Verleihung des Preises Auslöser des Konfliktes ist, sondern auch die problematischen Zustände in Europa, welche durch die Thematik wieder in die Öffentlichkeit gerückt sind.

Bildug eines politischen Urteils

Ob die Vergabe des Friedensnobelpreises an die Europäische Union gerechtfertigt ist werde ich mithelfe verschiedener Bewertungskriterien erläutern.

Zuallererst werde ich auf die Legalität dieser Entscheidung zu sprechen kommen, wobei diese Frage sehr schnell geklärt werden kann.

Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees ist vollkommen legal, da selbst wenn diese nach der Verleihung des Preises in Frage gestellt wird, das Komitee zu keiner Zeit seine Begründung rechtfertigen oder zu dieser Stellung nehmen muss.4

Bei der Frage der Effizienz werde ich mich auf die Beeinflussung Öffentlichkeitswirkung der Europäischen Institution durch den Erhalt des Preises konzentrieren.
Hierbei ist es wichtig welche Ziele das Komitee verfolgt haben könnte, da dieses alleine verantwortlich für die Ausstellung des Preises ist.

Nach der Aussage der Komitee-Vorsitzende Thorbjörn Jagland sei die Verleihung „eine Botschaft an das mit einer schweren Schuldenkrise kämpfende Europa, das Erreichte zu bewahren und weiter zu entwickeln.“12

Desweiteren sei sie eine Warnung, was verloren ginge "wenn der Union das Auseinanderbrechen gestattet würde".12

Wen man diese Aussage betrachtet so kann man leicht feststellen, dass diese Ziel erreicht wurde. Durch die Verleihung sind Debatten entbrannt, die sich um die Zuständen in Europa drehen und somit eine Weiterentwicklung ermöglichen könnten, falls die Politiker in den Dialog mit den Bürgern treten sollten.

Wenn man jedoch den Nutzen für die Politik beleuchtet, so wird schnell klar, dass es mehr negative Seiten für diese Partei nach sich zieht, da vielen Menschen keinen Anlass finden sich über den Preis zu freuen und die Europäische Union in dem guten Licht zu sehen, wie es die Politiker tun. Im Gegenteil ein großer Teil der Bevölkerung ist unzufrieden und sieht in dieser Verleihung einen weiteren hilflosen Versuch die Bürger von der europäischen Idee zu überzeugen.

Somit brachte die Verleihung zwar Kontroversen in Schwung, die zu Verbesserungen in Europa führen könnten, hat jedoch auch den Unmut gegenüber der Europapolitik bei den Bürgern gesteigert und daher ein negatives Signal erzeugt, dass eine Welle von Wut und Kritik nach sich zieht.

Folglich brachte die Verleihung der Politik mehr Nachteile als Vorteile für die europäische Politik und kann damit nur als Teilerfolg gewertet werden.

Bei der Frage der Legitimität der Entscheidung werde ich die Begründung des Friedensnobelpreis Komitees für die Verleihung, mit den Kritikpunktend der Öffentlichkeit vergleichen und die Voraussetzungen Alfred Nobels mit einbeziehen, um am Ende abwägen zu können ob diese erfüllt sind.

Zu allererst werde ich mich auf Nobel Vorstellungen konzentrieren, da diese Grundvoraussetzungen für die Vergabe sind.
Laut Nobel gehe der Preis an denjenigen, der unteranderem „zur Verminderung stehender Heere beigetragen hat“4

Jedoch ist diese Grundvoraussetzung ist nicht gegeben, da die Europäische Union über die „zweit größte Armee der Welt verfügt“13, dies sind ca. 1,825 Milliarden Soldaten.
Infolgedessen kann man nicht von einer Erfüllung der Vorgabe Nobels sprechen.

Andererseits hat die Europäische Union die „Verbrüderung der Völker“4, welche eine weitere Voraussetzung Nobels ist, ganz klar vorangebracht.
So heißt es auch vom Komitee:

„Die Europäische Union hat „historische Feinde“, wie „Frankreich und Deutschland zusammengeführt“5
Daher kann man hier nicht zu einer eindeutigen Entscheidung kommen und muss weiter Punkte betrachten um zu einem klaren Urteil zu kommen.

Aus diesem Grund muss man die Argumente der beiden Konfliktparteien miteinander vergleichen:

Zugute halten muss man der Europäischen Union die Schaffung eines Europas ohne kriegerische Konflikte zwischen Staaten der Gemeinschaft, was vor nicht einmal 60 Jahre undenkbar war und eine der größten Errungenschaften dieser Vereinigung ist.

Zum anderen schaffte man es den eisernen Vorhang zwischen West- und Osteuropa durch den Fall der Berliner Mauer zu beenden und dadurch eine neue Ära in ganz Europa einzuleiten.

Doch es gibt einen Haken an der Sache: Diese Errungenschaften wurden in der weiten Vergangenheit getätigt und die Gegenwart sieht keineswegs rosig aus.

Als ersten Kritikpunkt sehe die gewaltigen inneren Unruhen in Europa, welche ich schon ausführlich beschrieben habe. Es herrscht für mich, nach der Definition des positiven Friedens, kein friedfertiger Zustand in Europa. Eine gebeutelte Krisenunion, in der es zu Straßenschlachten zwischen Polizei und Bürgern kommt6, die sogar Tote und Verletze fordern, kann in einer demokratischen Vereinigung nicht hingenommen werden, schon gar nicht wenn es um die Verleihung eines Friedensnobelpreises geht.

Weiterhin ist es unverständlich, dass die Ehrung an eine Gemeinschaft der Top-Waffenexporteure8 geht, welche Waffen selbst in Krisengebiete liefern und damit militärische Aktionen gegen die Zivilbevölkerung, z.B. in Saudi-Arabien ermöglichen können und damit keineswegs Frieden schaffen.

Ebenfalls wird der in der Begründung des Komitees niedergeschriebene „Kampf für (…) Menschenrechte“5, wie schon erwähnt in den eigenen Ländern nicht immer erfüllt.
Es herrscht „skandalösen Umgang mit Flüchtlingen und Migranten an den EU-Außengrenzen“10 und es gibt außerdem viele weitere ungelöste Probleme in der Einwanderungspolitik.

Aus diesen Gründen finde ich die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Europäische Union nicht legitim.

Zwar erfüllt die EU einige Kriterien und hat zugegebener Maßen einen großen Teil zur Versöhnung der europäischen Staaten nach dem zweiten Weltkrieg beigetragen, jedoch ist in der jetzigen krisenhaften Situation die Verleihung mehr als unangemessen.

Denn wenn selbst Gandhi dem Friedensnobelpreis nicht würdig war, wieso sollte es dann die Europäische Institution sein.

Das letzte Kriterium in meiner Urteilsfindung ist die Verantwortbarkeit, welche wiederum Zwiegespalten gesehen werden kann.

Man muss dem Nobelpreiskomitee zu Gute halten, dass der Preis eine Warnung und ein Ansporn für die Europäische Union sein soll und daher ein sehr nobles Ziel verfolgt, welches in diesen Zeiten der Krise durchaus vertretbar wäre und auch nötig ist.

Doch aufgrund der viele Missstände die in der europäischen Union in Zusammenhang mit den Kriterien des Preises hängen ist es vor allem für die anderen Anwärter auf den Friedensnobelpreis eine Farce den Preis an diese Institution zu verleihen.

Das Problem an der Sache ist, dass es hier nicht um die Verleihung eines unbedeutenden Fernsehpreises geht, sondern um einen der wichtigsten Auszeichnungen überhaupt und daher eine solche Entscheidung unter diesen Umständen keineswegs tragbar ist.

Somit bin ich letztendlich der Meinung, dass die Entscheidung des Komitees den Friedensnobelpreis an die Europäische Union zu verleihen nicht gerechtfertigt ist, denn es ist für mich nicht ausreichend die Vergabe allein mit Errungenschaften aus der Vergangenheit zu begründen, wenn offensichtlich in der Gegenwart viele Ungereimtheiten herrschen.

Außerdem ist der Friedensnobelpreis nicht als Ansporn für eine gebeutelte Union geschaffen worden, sondern für Menschen, die ihr Leben dem Kampf gegen Ungerechtigkeit und für die Freiheit der Menschen verschrieben und ihre Ziele auch erreicht haben.

Schlussendlich möchte ich noch hinzufügen, dass ich die europäische Gemeinschaft keinesfalls für unnötig und ohne Zukunftsaussichten halte, sondern in meiner Dokumentation nur auf die Probleme hinweisen wollte die offensichtlich vorhanden sind und endliche einmal angegangen werden müssen.

Sollte dies getan werden, wäre die EU sicher ein würdiger Preisträger, doch dahin ist es für mich noch ein langer Weg, der aber beschritten werden muss wenn wir weiterhin in einem friedlichen Europa leben wollen.

Textquellen:

- Spiegel Online: „Stimmen zum Friedensnobelpreis für die Europäische Union“ vom 12.10.2012
http://www.focus.de/politik/ausland/stimmen-zum-friedensnobelpreis-fuer-die-europaeische-union-merkel-sieht-ermutigung- barroso-grosse-ehre_aid_837244.html

- Focus Online: Contra-Kommentar zur Ehrung für die EU:„Die EU hat den Nobelpreis nicht verdient“ vom 12.10.2012
http://www.focus.de/politik/ausland/contra-kommentar-zur-ehrung-fuer-die-eu-die-eu-hat-den-nobelpreis-nicht- verdient_aid_837601.html

- „Friedensbegriffe“ aus Abitur Wiki 2012
http://de.abi2010.wikia.com/wiki/Friedensbegriffe

- „Was bedeutet Frieden?“, aus Kompass
http://kompass.humanrights.ch/cms/front_content.php?idcat=1943

- „Friedensbegriff nach Dieter Senghaas“, aus Eichsfeld-Gymnasium.de
www.eichsfeld-gymnasium.de/Dieter-Senghaas


- Artikel „Friedensnobelpreis“, aus Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensnobelpreis

- „Die Begründung des Nobelkomitees im Wortlaut“, aus Tagesschau Online vom 12.10.2012:
http://www.tagesschau.de/ausland/friedensnobelpreis-eu100.html

- „Massenproteste und Polizeigewalt in Athen“, aus World Socialist Web Site vom 19.10. 2012
http://www.wsws.org/de/articles/2012/okt2012/grie-o19.shtml

- „Übergabe des Friedensnobelpreises EU-Trio trotzt Kritik“, aus Ntv-Online vom 10.12 2012:
http://www.n-tv.de/politik/EU-Trio-trotzt-Kritik-article9742066.html

- Artikel „Waffenexport“, aus Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCstungsindustrie#Waffenexport

- „Waffen-Deal: Deutschland will Saudi-Arabien Kampfpanzer liefern“ aus Spiegel Online vom 02.07.2011:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/waffen-deal-deutschland-will-saudi-arabien-kampfpanzer-liefern-a-771989.html

- Artikel “George Orwell 1984”, aus Wikipedia
http://de.wikipedia.org/wiki/1984_%28Roman%29#Inhalt

- „Heftige Kritik an EU vor Verleihung des Nobelpreises“, aus N24 Online vom 07.12.2012
http://www.n24.de/news/newsitem_8432169.html

- „ Der Friedensnobelpreis soll eine Ermahnung an Europa sein“, aus Morgenpost Online vom 12.10 2012
http://www.morgenpost.de/politik/article109796582/Der-Friedensnobelpreis-soll-eine-Ermahnung-an-Europa-sein.html

- „Eu-Armee – 2.größte der Welt“, von Ausländerjahr.eu
http://www.auslandsjahr.eu/eu-hat-die-2-groesste-armee-der-welt/




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