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Platons und Lockes Erkenntnistheorien im Vergleich - Referat



Thema der Hausarbeit: Stelle sowohl Platons (1.)als auch John Lockes (2.) Erkenntnistheorie
erläuternd dar, vergleiche sie miteinander und untersuche sie kritisch
auf ihre Plausibilität hin(3.)!

1.Platons Erkenntnistheorie:

Platons Erkenntnistheorie beruht auf seiner Ideenlehre, die am folgenden Beispiel erklärt ist:
In der Wahrnehmungswelt existieren niemals zwei völlig gleiche Dinge, trotzdem kommen wir oft zu dem Schluss, dass z.B. zwei Streichhölzer gleich seien. Doch wie können wir Gleichheit erkennen, wenn wir sie nie zuvor in der äußeren Sinneswelt wahrgenommen haben? Platons logische Schlussfolgerung ist, dass wir die Idee der Gleichheit bereits angeboren in uns tragen, in unserer Seele. Während die Dinge der wahrnehmbaren Sinneswelt nur Abbilder dieser uns innewohnenden Ideen sind. Man kann die Ideen also als Urbilder bezeichnen, die ewig existieren. Aus diesem Grunde nimmt Platon die Unsterblichkeit der Seele an, sodass es nichts gäbe, was diese nicht schon erfahren habe. Suchen und Lernen seien demnach nur Erinnerung. Nach Platon beruht deshalb jede „wahre“ Erkenntnis auf dem Wiedererinnern (Anamnesis) von Ideen, die die Seele im „Ideenhimmel“ schaut bevor sie in einen Menschenkörper eintritt. Nach der Einkörperung vergisst der Mensch die in der Seele verinnerlichten Ideen und braucht daher einen äußeren Anstoß, um sich an sie zurück- bzw. wiederzuerinnern und um damit zu wahrer Erkenntnis zu gelangen.

Den Erkenntnisprozess kann man sich in vier Stufen vorstellen:
1.Beobachten eines Gegenstandes/2.Wahrnehmung durch die Sinnesorgane/3.Weiterleitung an die Vernunft, mittels Denken Freilegung der Idee = 4. ERKENNTNIS(Idee der Idee)

Es sind die gleichen vier Schritte, die in Platons Höhlengleichnis der befreite Höhlenmensch durchläuft bis er die Sonne erblickt, und damit den Ursprung von allem erkennt.
Der gewöhnliche Mensch lebt im Alltag vergleichsweise wie in einer Höhle. Denn die Dinge, die er als real wahrnimmt, sind Platons Ideenlehre zufolge in Wahrheit nur Schatten und Abbildungen der Ideen. Die Höhle im Gleichnis steht für unsere sinnlich wahrnehmbare Welt, der Aufstieg des Höhlenbewohners für den Weg der Seele hinauf bis zur Erkenntnis der Idee, die im Gleichnis durch die Sonne repräsentiert ist. Es geht im Höhlengleichnis also darum, sich nicht mit den unmittelbar wahrnehmbaren Dingen zu begnügen, sondern nach dem Urbild zu suchen. Hierbei helfen den Menschen die Philosophen, die die letzte Stufe der Erkenntnis schon erreicht haben und nun wieder in die Höhle zurückkehren, um ihnen ebenfalls den Weg zur Erkenntnis zu weisen
.
2.John Lockes Erkenntnistheorie:

Im Gegensatz zu Platon behauptet John Locke, als ein Vertreter des Empirismus, dass im Ausgangszustand(Geburt) der Geist des Menschen eine unbeschriebene Tafel sei (tabula rasa), sodass die Quelle der Erkenntnis nur die Erfahrung sein könne.
Er unterscheidet zwei Quellen der Erfahrung: einmal die Beobachtung äußerer,
sinnlich wahrnehmbarer Gegenstände, die durch unsere Sinne wahrgenommen werden und unserem Geist zugeführt werden (SENSATION), zum anderen die Beobachtung und
Wahrnehmung innerer Operationen des Geistes, der sich mit den aus ihm selbst entstandenen Ideen befasst(REFLEXION). Diese inneren Eindrücke umfassen geistige Tätigkeiten wie z.B. Zweifeln, Erkennen oder Wollen. Diese inneren Erfahrungen, von ihm auch als innerer Sinn bezeichnet, sind nirgends in der Sinneswelt zu finden, und sind daher von ihr vollkommen losgelöst!
Erst der Verstand verbindet diese zwei Arten von Erfahrungen zu neuen komplexen Ideen durch Abstraktion, Vergleichen und anderen Tätigkeiten des Verstandes.
3.Vergleich und Kritik der beiden Erkenntnistheorien:

Der grundlegende Unterschied der beiden Theorien ist die Beschaffenheit der Ausgangslage. Während Platon davon ausgeht, dass dem Menschen von Anfang an alle Ideen innewohnen, vertritt Locke die Meinung, dass am Anfang der Geist des Menschen ein unbeschriebenes Blatt ist. Hinzu kommt, dass Platon streng zwischen Glauben und wahrem Wissen
unterscheidet. Während wahres Wissen durch Freilegung der Ideen erfolgt bzw. durch das Wiedererinnern (Anamnesis), ist Glauben ein unbewusster, oft unbegründeter Vorgang, der selbst wenn er zutrifft nicht mit Wissen zu verwechseln ist, da ihm die Einsicht fehlt, der vorangeschaltete Denkprozess. Deswegen reichen, nach Platon, Sinneswahrnehmungen nicht zum Erlangen der Wahrheit aus, sondern erzeugen lediglich Meinungen.
Dem widerspricht die Behauptung John Lockes, dass man zur Erkenntnis nur durch Erfahrung gelange, also auch durch die äußere Sinneswahrnehmung, die eine Quelle der Erfahrung darstellt.

Die beiden Theorien haben aber auch eine grundlegende Gemeinsamkeit:
Bei beiden dient der Verstand als Schlüssel zur Herausarbeitung der Erkenntnis.
Nach Platon erreicht man nur durch den Denkprozess die Freilegung der Idee bzw. das Erinnern an die Idee und bei Locke führt der Verstand/Geist sich selbst Ideen zu, mit denen er dann die Reflexion vollführt und im Endeffekt neue komplexe Ideen hervorbringt.
Eine weitere Gemeinsamkeit ist die strikte Ablehnung beider, dass die Ideen, bei Locke speziell die Ideen, die der Verstand sich selbst zuführt und die gewonnenen neuen Ideen, vollkommen von der Sinneswelt losgelöst sind, und demzufolge aus uns selbst kommen.

Beide Theorien bieten aber auch Anlass zu Kritik.

Wie schon John Locke kritisiert, hält die Ideenlehre Platons Realitätsfragen nicht stand.
So gibt es z.B. keine einheitliche Idee von Gott, da auf der Welt verschiedene Religionen existieren und es sogar Gebiete gibt, in denen ein Begriff bzw. Wesen wie Gott überhaupt nicht existiert. Das gleiche Problem ergibt sich bei der Idee von Gut und Böse. Diese Problematik widerspricht Platons Ideenlehre, der zufolge jeder Mensch die gleichen universellen Ideen in sich trägt.
Es kommt auch die Frage auf, ob denn die Behauptung, dass alle Ideen von Anfang an ins uns liegen der Wahrheit entspricht, denn wenn ein Mensch zum Beispiel nie chinesisch durch äußere Umstände gelernt hat, so wird er durch die beste Maieutik nicht plötzlich die Idee seiner Chinesischkenntnisse wieder finden, da sie meiner Meinung nach in der Praxis nicht existiert. Ein weiterer Kritikpunkt an Platons Erkenntnistheorie ist, dass er die Unsterblichkeit der Seele einfach voraussetzt ohne sie zu beweisen.

Auch Lockes Erkenntnistheorie weist eine Schwäche auf, die meiner Meinung nach aber gravierend für die gesamte Theorie ist.
Locke trennt Sensation und Reflexion strikt voneinander ab. Es stellt sich aber dann die Frage woher der Anstoß für unseren Verstand kommt selbst „plötzlich“ eigene Ideen zu produzieren, wenn er definitiv nicht aus der äußeren, wahrnehmbaren Sinneswelt kommt und der Geist am Anfang ein unbeschriebenes Blatt ist.
Diese Lücke mindert meiner Meinung nach die Plausibilität seiner kompletten Erkenntnistheorie.


Dieses Referat wurde eingesandt vom User: -klönchen-



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