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Platon - Referat



PLATON

POLITEIA - DER STAAT



Inhalt

1. Einführung zu Platon

a) Biographie

b) Platons Werke

2. Aufbau der "Politeia"

3. Inhalt der "Politeia"

Allgemein
Ausbildung von Wehr- und Lehrstand
Leben des Wehrstandes
Analogie von Seele und Staat in ihrem Aufbau
Verfallsformen des Staates
4. Fazit

1.Einführung zu Platon
a)Biographie

Über die Biographie Platons ist im Gegensatz zu seinem umfangreichen Werk wenig bekannt.

Geboren wurde er 428 oder 427 v.Chr. und wuchs im hohen Adelsstand von Athen auf. Schon mit 20 Jahren schloß er sich Sokrates an. Wenig später musste er mit ansehen, wie Athen, das schon während seiner Kindheit und Jugend unter katastrophalen Zuständen in der Demokratie gelitten hatte, erneut in eine politische Sackgasse geriet: Die Oligarchie der 30 Tyrannen entstand 404, eine Herrschaft einiger Adliger.


Büste Platons



Schon 403 wurde diese Regierung von der Demokratie wieder abgelöst. Platons politische Ambitionen wurden in dieser Situation zunichte gemacht, zumal die Demokratie jetzt Sokrates -Platons Mentor- hinrichten ließ. So zog sich Platon in die Philosophie zurück, zumal seine Werke nicht verstanden wurden. 385 gründete er seine Akademie, um politischen Nachwuchs auszubilden. Seine politische Meinung blieb natürlich von den frühen Erfahrungen beeindruckt.

In den Jahren 388/387, 367/366 und 361/360 unternahm Platon Reisen nach Sizilien und Unteritalien, wo es zeitweise sogar so schien, als ob seine politischen Wünsche in Erfüllung gehen könnten, was letztlich aber doch scheiterte.

Platon starb 348 oder 347.


b)Platons Werke

Platon hat eine beträchtliche Anzahl von Werken hinterlassen. Sehr häufig hat er darin Dialogform gewählt, häufig auch Sokrates als Hauptperson. Er nutzte sein Talent zum Schreiben gezielt dazu, sein breites philosophisches Spektrum festzuhalten. Dieses ist insofern wichtig, als dass Platon die philosophischen Schriften als die besten ansah, die das mündliche Verfahren der Dialektik (also die Gesprächstechnik, dem Zuhörer in ihm ruhendes Wissen durch geschicktes Fragen zu entlocken und gleichzeitig vermeintliches Wissen durch Ironie aufzuheben) möglichst wortgetreu wiedergab.

Die "Politeia" schrieb Platon nach der Gründung der Akademie. Sein Gesamtwerk aufzählen zu wollen wäre hier zuviel. Wichtig ist in diesem Zusammenhang noch das Werk "Gesetze" (nach 361), in dem er seine früheren Forderungen abschwächt.


2.Aufbau der "Politeia"

Die "Politeia" ist ein sehr komplexes Werk, dass sich mitnichten nur mit Platons Staatslehre, die hier behandelt werden wird, beschäftigt. Es ist die Grundlage seiner Philosophie, Ethik, Seelenkunde, Erziehung, Kultur, Soziologie und Eugenik (Erbgesundheitslehre). Berühmte Teile Platons Philosophie sind darin enthalten wie das Höhlen- und das Sonnengleichnis.

Die "Politeia" besteht aus 10 Büchern, wobei die Kapitelunterteilungen nicht von Platon stammen. Das 1.und das 10 Buch umrahmen das Werk als Vor- bzw. Nachspiel. Der Anfang des 2. Buches bildet die Einleitung, Buch 2 (Rest)- 4 den ersten Hauptteil, Buch 5-7 den zweiten und Buch 8 den dritten. Buch 9 ist der Schluss. Zusammen kommt man auf 7 Teile des Buches. 7 ist die Zahl Apollos, dem geistigen Gott des Staates.

Die Hauptperson ist Sokrates. Er bestimmt durch die Dialektik den Verlauf des Buches. Das 1. Buch heißt "Thrasymachus" und wurde schon 20 Jahre vor dem Rest der "Politeia" geschrieben. Dieses Buch leitet die Problematik ein, die das Gesamtwerk eigentlich beinhaltet: Wer ist gerecht und damit glücklich? Somit ist die "Politeia" im eigentlichen Sinne eine Diskussion über die Gerechtigkeit. Aufgeworfen wird diese Diskussion von Thrasymachus, der im 1. Buch behauptet, dass der Ungerechte der Glückliche sei. Später spielt er kaum noch eine Rolle, die folgenden Dialoge werden hauptsächlich von Sokrates mit Glaukon und Adeumantes geführt (zwei Brüder Platons). Sokrates ist es dann auch, der zu Beginn des 2. Buches vorschlägt, um zu einer Gerechtigkeitsdefintion zu gelangen, erst einmal die Gerechtigkeit für einen Staat zu definieren, da man größere Dinge besser erkennen, von ihnen gleichzeitig auf das Konkrete schließen könne.

Die Bücher 2-4 beschäftigen sich mit dem Aufbau des Staates im nichtphilosophischen Sinn. Das Herzstück folgt in den Büchern 5-7, da dort die Einheit und das Wesen des platonischen Staates auf dem Hintergrund der Idee des Guten gezeigt werden. Buch 8 beschäftigt sich mit Verfallsformen des Staates. Der Schluss in Buch 9 bringt das Fazit. Buch 10 ist als Nachspiel über Dichtung und Ewigkeit die notwendige Vervollständigung der "Politeia"

3. Inhalt der Politeia

a)Allgemein

Platons Idealstaat liegt die Idee zugrunde, dass jeder nur eine Sache perfekt ausführen könne und dass er deshalb allein dieses machen solle. Des halb gibt es eine strikte Trennung der Stände: Nährstand, Wehrstand und Lehrstand. D.h. den Grundstock bildet die Mehrheit der Bevölkerung, der Nährstand. Er umfasst Bauern und Händler, die das Volk materiell versorgen sollen. Für den Wehrstand sollen die besten Leute ausgewählt werden, um den Staat nach innen und nach außen zu verteidigen. Aus dieser Elite soll wiederum eine Elite ausgesucht werden, die den Lehrstand bildet, also den Staat regieren soll. Dabei ist die wichtigste Forderung Platons, dass die Philosophen herrschen oder die Herrscher wenigstens philosophieren sollen, da nur durch Philosophie die Idee des Guten erkannt und so der Staat regiert werden kann. Dieses wird dadurch untermauert, dass diese Forderung genau in der Mitte der "Politeia" steht. Weil der Herrscher aber diese Idee erkannt hat und somit unfehlbar ist, unterliegt er keiner anderen Kontrolle als seiner eigenen Einsicht. Deshalb ist Platons Idealstaat eine Aristokratie, die sich wegen der Unzulänglichkeit jedes einzelnen, allein zu überleben, bildet.


b)Ausbildung von Wehr- und Lehrstand

Um zur Idee des Guten zu gelangen, bedarf es natürlich einer gründlichen Ausbildung des Wehr- und Lehrstandes, die Platon auch ausführlichst beschreibt. (Eine fundierte Ausbildung sieht Platon allgemein als sehr wichtig an.) Dabei betont er, dass auch Frauen im Wehrstand tätig sein können, wobei ihnen allerdings die ihren körperlichen Möglichkeiten entsprechenden, leichteren Tätigkeiten überlassen werden müssen. Somit ist Platon zumindest in Ansätzen einer der ersten Verfechter der Gleichberechtigung (auch wenn er diese Forderung in seinem späteren Werk "Gesetze" widerruft).

Die Ausbildung der Wächter und Herrschenden beginnt mit frühester Jugend. Dabei stellt Platon die Forderung, dass es keine (sonst übliche) sexuelle Beziehung zwischen einem Mann und einem Jungem geben darf, da nur so reine Liebe möglich sei - platonische Liebe in ihrer wahrsten Bedeutung. Im weiteren Verlauf wird zunächst nur von der Wächterausbildung die Rede sein, da die Herrschenden aus den Wächtern ausgewählt werden und die Grenzen zwischen Wächtern und Herrschenden teilweise fließend sind.

Bis zum 20. Lebensjahr soll es nach Platon musische und gymnastische Ausbildung geben, wobei unter musischer Erziehung Dichtung im weitesten Sinne zu verstehen ist. Dabei ist interessant, dass Platon die unterhaltende Dichtung ablehnt und nur Heldenepen und Götter verehrende Schriften zulässt. Daraus ergibt sich für die ganze Bevölkerung eine Zensur (die sich auch auf alle anderen Künste ausdehnt) zum Wohle der Erziehung der Wächter. Weiterhin beschreibt Platon sehr genau die Musik, die gespielt werden soll, da Rhythmen und Töne seiner Meinung nach am tiefsten in die Seele dringen. So sollen z.B. nur klare Rhythmen verwendet werden, da diese ein geordnetes und mannhaftes Leben ausdrücken und den Hörenden zu einem tüchtigen Menschen machen.

Die gymnastische Erziehung soll den Willen härten und im Einklang mit der musischen Erziehung stehen, da zuviel vom ersten verhärtet, zuviel vom zweiten verweichlicht. Zu der gymnastischen Erziehung gehört neben Jagden und Wettkämpfen auch die Mäßigung, also kein übermäßiger Alkoholgenuss und einfache Ernährung. Daneben sollen in diesem ersten Teil der Erziehung auch mathematische Grundlagen gelegt
werden, da Mathematik von Platon als Mittel zum Hinleiten zur Wirklichkeit angesehen wurde.

Dieser grundlegenden Erziehung folgt eine Aussonderung der Besten. Diesen werden bis zum 30. Lebensjahr tiefere Einblicke in die Mathematik gewährt. Dann werden wiederum die Besten ausgesondert. Die anderen bleiben im Wächterstand. Von 30-35 Jahren beschäftigen sich die Ausgewählten mit der Dialektik; nach einer weiteren Aussonderung folgen 15 Jahre praktische Erfahrung im Staatsdienst und Kriegführen.

Insgesamt dauert diese Ausbildung 50 Jahre. Daneben muss auch Loyalität zum Staat bewiesen werden. Wer alle diese Ausbildungsschritte erfolgreich besteht (was im Prinzip niemand schaffen kann), kann nach Platon die Idee des Guten erkennen und ist ein würdiger Philosophenkönig.


c)Leben des Wehrstandes

Platon empfiehlt für den Wehrstand aus zwei Gründen die Besitzlosigkeit und somit eine Art Kommunismus: zum einen, um möglichen Neid der Bevölkerung auszuschließen, zum anderen, um die Wächter nicht von ihrer eigentlichen Tätigkeit abzulenken und damit sie nicht eigennützig handeln. Nicht nur keinen Besitz soll es geben, auch die Menschen sollen einander nicht gehören. Es gibt also keine Ehen und die Kinder, die aus erlaubten, kurzen Beziehungen entstehen, werden allgemein erzogen. Platon gibt auch für die Verbesserung der Menschen Tipps. So sollen die besten Männer und Frauen möglichst oft Kinder zeugen, die anderen möglichst selten. Unter den Kindern sollen nur die der besten Leute angemessen aufgezogen werden, wobei dies aber nicht von den Müttern zu Hause, sondern von Kinderfrauen in Heimen geschehen soll. Sklaven sind hier wie in allen Schichten so selbstverständlich, dass Platon sie gar nicht erwähnt. Außerdem empfiehlt Platon für alle Stände Euthanasie, d.h. Töten chronischer Kranker (aber mit deren Einverständnis), da sie nur noch eine Last für den Staat und auch für sich selbst seien.


d)Analogie von Seele und Staat in ihrem Aufbau

Platon beschreibt in der "Politeia" eine Analogie von Staat und Seele in Bezug auf ihren Aufbau. Die drei Stände des Staates entsprechen den drei Teilen der Seele. Die Seele kann nur intakt und somit glücklich sein, wenn alle Teile im Gleichgewicht sind. Ebenso kann der Staat nur funktionieren, wenn alle drei Stände im Gleichgewicht sind. Platon stellt folgende Beziehungen auf:

Stand
Lehrstand
Wehrstand
Nährstand

Teil der Seele
Vernunft
Mut
Begierde

Staatsform
Aristokratie
Timokratie
Oligarchie, Demokratie, Tyrannis




Die Seele ist im Einklang, wenn die Vernunft durch den Mut die Begierde zu zügeln und nach ihrem Willen zu formen versteht. Analog dazu verhält es sich im Staat. Der Lehrstand muss versuchen, möglichst allen Menschen zu vermitteln, dass sie ein Teil des Ganzen sind und Individualismus unzulässig ist. Der einzelne muss nach Platon seine Pflichten im Staat erfüllen, auch wenn es ihn zunächst unglücklich zu machen scheint. Es macht ihn aber dennoch glücklich, weil er es für die Allgemeinheit macht und diese dadurch glücklich wird. Dieses Glücklichsein strahlt dann auf den einzelnen zurück. Da allerdings einige Menschen des Nährstandes nicht zu dieser Einsicht gelangen (wie es im idealsten Fall wäre, was aber auch Platon als unerreichbar erkennt) genauso, wie die Begierde der Seele manchmal über die Vernunft siegt, muss es Bestrafungen für Uneinsichtige geben, damit das Gleichgewicht der Stände nicht beeinträchtigt wird.


e)Verfallsformen des Staates

Diese Analogie lässt sich noch weiterführen. Während Platons Idealstaat eine Aristokratie ist, in der die Vernunft überwiegt, gibt es noch vier weitere, schlechtere Staatsformen: Timokratie (Herrschaft einiger, in der der Seelenteil Mut überwiegt), Oligarchie (Herrschaft mehrerer), Demokratie und Tyrannis, die alle drei der Begierde entsprechen. Die Staatsformen laufen in dieser Reihenfolge ab und werden immer schlechter. Parallel zur Staatsform muss sich natürlich auch entsprechend die Seelenform verändern. Dieser Prozess ist nach Platon unausweichlich, da nicht mal der beste Staat vorm Verfall geschützt ist.

Platon schreibt ausführlich über die Verfallsformen und deren Entstehung. Hier sollen nur kurz einige Merkmale der jeweiligen Staatsform genannt werden, wobei die Reihenfolge die der Entstehung der Formen ist (also aus Aristokratie entsteht Timokratie, daraus Olgarchie usw.).

In der Timokratie sind einige Leute des Wehr- oder Lehrstandes an der Macht, die das Privateigentum unter sich aufteilen und das Volk knechten. Die Menschen besitzen eine "Radfahrermentalität", d.h. sie treten nach unten und buckeln nach oben. Sie sind anmaßend und ungebildet, haben aber noch gute Anlagen, so dass der mittlere Teil der Seele sie beherrscht.

Die Oligarchie als nächste Verfallsform begünstigt die Reichen, die an der Macht sind. Der Staat spaltet sich in zwei Teile auf: die Armen und die Reichen. Auf Bildung wird keinen Wert gelegt und die Menschen sind extrem geizig, um ihren Reichtum zu mehren. Die Begierde als dritter Seelenteil sticht hervor. So werden die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher.

Hieraus entsteht die Demokratie, die durch Aufstände der Armen hervorgeht. Platon bezeichnet sie für den Augenblick als göttliche Lebensweise, da sie viele Freiheiten gibt. Die Begierde regiert, da die Lüste ungehemmt ausgelebt werden können, wodurch aber dem Leben die seine Ordnung genommen wird. Außerdem meint Platon, dass die angeblichen Vorzüge, die aus der Demokratie resultieren, nämlich Freiheit, Wohlerzogenheit, Großartigkeit und Männlichkeit eigentlich Willkür, Übermut, Verschwendung und Schamlosigkeit heißen müssten, um den wahren Charakter der Demokratie deutlich zu machen.

Schließlich kommt es zur Tyrannis, der Herrschaft eines Einzelnen, der aber die Idee des Guten nicht erkennen kann, da er keine fundierte Ausbildung genossen hat. Nach anfänglicher

Freundlichkeit, um das Volk zu verführen, entwickelt er sich zum Tyrannen, den das Volk hasst. Der tyrannische Mensch ist ein triebgesteuerter Trinker und wird so zwangsläufig zum Verbrecher. Der dritte Teil der Seele überwiegt völlig, weshalb er natürlich unglücklich sein muss. Der unglücklichste Mensch von allen ist aber der Tyrann selber, da er in Unruhe, Qual und Angst leben muss. Dieses ist ein Resultat daraus, dass das Volk ihn hasst und ihn aufgrund seiner Willkür und Brutalität am liebsten töten würde.




4.Fazit

Sokrates kann in der "Politeia" letztendlich überzeugen, dass der Gerechte der Glückliche ist (schon wegen des Gleichgewichts der Seele). In einer etwas obskuren Rechnung gelangt Sokrates zu der Auffassung, dass der aristokratische Mensch 729mal glücklicher ist als ein Tyrann.

Insgesamt muss man sagen, dass Platon das Buch nicht für unsere Zeit geschrieben hat. Für seine Zeit und Erlebnisse ist dieses Buch sicherlich verständlich, einiges vielleicht auch uns. (Er ruft z.B. auch dazu auf, dass blutsverwandte Länder- für ihn griechische - sich nicht zu bekämpfen, sondern sich ggf. sogar in einer Art Staatenbündnis zusammenschließen sollen. Parallelen zur heutigen EU sind in Ansätzen deutlich.) Allerdings darf man zwei Sachen nicht vergessen: Zum einem war der Staat Platons schon zu seiner Zeit mehr ein geistiges Gebilde als ein reales (Platon selbst scheiterte schließlich auch bei der Verwirklichung). Zum anderen lassen sich damit vom Ansatz her viele Staatsformen begründen, die unserer heutigen Demokratie entgegenstehen (besonders wenn zur Begründung nur Teile der "Politeia" verwendet werden), z.B. Kommunismus und Alleinherrschaften im negativen Sinne, was Platon bestimmt nicht erreichen wollte.

Trotzdem ist die "Politeia" - besonders auf dem Hintergrund der über die Staatslehre hinausgehenden Buchteile - eine hoch interessante Darstellung von Platons Philosophie- und Staatsverständnis.


Quelle(n) für dieses Referat: keine Angaben



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