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Philosophie der Zeit - Referat



GFS – Philosophie der Zeit

1. Leben wir in einer Stressgesellschaft?

Beantwortung der Frage anhand von Statistiken
1) http://cdn2.spiegel.de/images/image-184855-galleryV9-qoki.jpg
2) http://www.einfache-hilfe.de/resources/Expertentelefon_Stress.jpg
3) Stressreport 2012 Deutschland
4) http://www.baua.de/de/Publikationen/Fachbeitraege/Gd68.pdf?__blob=publicationFile

Auswertung der Statistiken

Statistik 1:
Wie in der Statistik zu sehen ist, herrscht vor allem in den westlichen Ländern ein äußerst hohes Lebenstempo. Beispielsweise liegt Deutschland auf Platz drei der Rangliste, denn wir erreichen in allen Bereichen eine sehr hohe Platzierung, was darauf schließen lässt, dass der Stress und der Zwang zur Pünktlichkeit bei uns sehr hoch sind. Dies deutet auf das Vorhandensein einer Stressgesellschaft hin.
Statistik 2:
Äußerst erschreckend ist die Statistik über die Anzahl der Krankheitstage durch Born-out-Erkrankungen, welche in den letzten Jahren dramatisch zugenommen hat. Dies zeigt auf, dass Stresserkrankungen ein immer größer werdendes Problem sind und auf eine Zuspitzung der Stressproblematik schließen lassen. Jene Erkrankungen haben sowohl negative Konsequenzen für Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeber.
Statistik 3:
Die dritte Statistik den Beweis dafür, dass die Stressbelastung steigt: Über 50% der befragten Personen stimmen zu, dass heutzutage mehr Stress vorherscht als früher. Im Gegensatz dazu stimmen nur fünf Prozent nicht zu. Daher wird ebenfalls deutlich, dass Der Stress ein flächendeckendes Problem ist, welches die gesamte deutsche Bevölkerung betrifft.
Statistik 4:
Diese Statistik aus dem Stressreport der Bundesrepublik Deutschland verdeutlicht, dass ein Großteil der Beschäftigten durch ihre Arbeit sehr unter Druck gesetzt wird, was unter anderem durch zu hohe Anforderungen und ständige Erreichbarkeit ausgelöst wird. Dies erzeugt einen starken Termin- und Leistungsdruck, welcher eine enorme Belastung des einzelnen zur Folge hat, die Stress und Unzufriedenheit auslöst. Somit ist die Arbeit ein essentieller Stressfaktor, welcher immer mehr Platz im Leben der Menschen einnimmt.

Schlussfolgerung aus den Statistiken und weiterführende Erklärung der Stressproblematik:

Wie durch die Statistiken und den Test aufgezeigt, befinden wir uns heutzutage in einer sogenannten Stressgesellschaft, in welcher Millionen Menschen -alleine in Deutschland- zunehmend unter Druck oder Alltagsstress stehen und infolgedessen immer häufiger an psychischen und auch physischen Krankheiten leiden (jeder vierte der 235 Millionen europäischer Arbeitnehmer)
Für die meisten Menschen ist hierbei der Beruf oder die Schule der größte Belastungsfaktor, doch gelten auch die eigenen hohen Ansprüche und der Perfektionswille in allen Lebensbereichen als Indikator für den Stress. Natürlich sind auch private Konflikte und Herausforderungen sehr häufig dafür verantwortlich, dass das ohnehin schon enge Zeitkontingent überlastet wird und der Stress die Überhand gewinnt.2 Dazu gehören Faktoren wie Geldmangel, Probleme in der Beziehung, Versagensängste, Krankheit, seelische Probleme oder Zeitmangel. Diese lösen im Endeffekt einen Teufelskreis aus, da sich der Stress durch sie immer mehr verschlimmer und dadurch wieder neue Probleme ausgelöst werden, die den Stress wiederum verschlimmern.
Hier ein Beispiel für einen solchen „Teufelskreis“:
Eine beliebige Person P muss eine GFS in einem beliebigen Fach F halten. Die beliebige Person P hat nicht viel Zeit und plant ein die GFS in einem bestimmten Zeitraum X zu erledigen. Doch kommt ihm eine beliebige Krankheit K in den Weg, welche ihn in genau diesem Zeitraum außer Gefecht setzt. Nun muss er Zeit in Anspruch nehmen, welche für andere Angelegenheiten A gedacht wesen wäre. Dadurch verschlimmert sich das Zeitproblem und die anderen Aktivitäten geraten in den Hintergrund. Hierdurch werden weitere Zeitprobleme in anderen Lebensbereichen ausgelöst, die ebenfalls neue Probleme auslösen und mehr Stress erzeugen. Somit wird der Stress immer mehr, löst wieder neue Probleme aus und der Teufelskreis entsteht.
Dieser lang anhaltende Stress wird begleitet durch Symptome wie Müdigkeit –für mich ein sehr großes Problem-, Kopfschmerzen, Verspannungen und im schlimmsten Fall -wie schon angesprochen- sind Stresserkrankungen wie Burn-out die Folge (Burn-out ist offiziell nicht als Krankheit klassifiziert).

Um die Beeinträchtigung durch das Burn-out–Syndroms zu verdeutlichen, hier eine Definition:
Burn-out-Syndrom (englisch burn out: ausbrennen):
Zustand der chronischen Erschöpfung, der durch Antriebs- und Leistungsschwäche, Gedächtnisstörungen, Niedergeschlagenheit und Müdigkeit gekennzeichnet ist, oftmals begleitet von einer erhöhten Anfälligkeit für Depressionen, Erkrankungen des Herzens und Kreislaufsystems sowie von Infektionen.
Das Burn-out-Syndrom macht noch einmal deutlich welche enormen Auswirkungen der ständige Stress auf uns und unsere Gesundheit hat. Aus diesem und den zuvor genannten anderen Gründen ist es von enormer Wichtigkeit sich mit der Thematik zu befassen und Wege aus dem Stress zu suchen und zu finden, um wieder ein gesünderes und glücklicheres Leben führen zu können.
Ein Leben ohne fehlende Zeit, also ein Leben ohne ständigen Stress.

2.Das Wesen der Zeit – Kants transzendentale Ästhetik

Überleitung

Nun habe ich viel über den Begriff Stress geschrieben. Doch was ist Stress denn eigentlich? Stress ist in der allgemeinen Definition der Mangel an Zeit, um Aufgaben und Probleme in Ruhe bewältigen zu können. Doch wie wird diese Zeit definiert, existiert sie wirklich oder ist sie nur ein Konstrukt unserer Gedanken? Diese Frage nach jenem Wesen der Zeit, welche essentiell für das Verständnis der gesamten Problematik ist, versucht unter anderem der deutsche Philosoph Immanuel Kant zu beantworten.
Lebensdaten:
Immanuel Kant war einer der bedeutesten Köpfe der westlichen Philosophie und der Aufklärung. Er wurde am 22. April 1724 in Königsberg (Preußen) geboren, wo er fast sein ganzes Leben verbrachte und im Alter von 80 Jahren starb. Er hatte außerdem ein reges Interesse an den Naturwissenschaften und der Naturphilosophie.
Nach Anekdoten aus seiner Zeit haben die Einwohner in Königsberg angeblich ihre Uhren nach Kant stellten, da dieser für seinen geregelten Tagesablauf bekannt war, beispielsweise wurde er immer exakt um 4.45 geweckt und ging pünktlich um 22 Uhr ins Bett. Hierbei ist natürlich nicht alles zu Hundertprozent glaubwürdig. Aber man kann behaupten, dass Kant sich seine Zeit sehr bewusst einteilte und es deshalb nicht verwundet, warum Kant sich mit dem Wesen der Zeit beschäftigte.

In der transzendentalen Ästhetik („Kritik der reinen Vernunft“) beschäftigt sich Kant mit den Sinneswahrnehmungen, hierbei benutzt er den Begriff Anschauung für diese.
Die Sinnlichkeit ist dabei die Fähigkeit Dinge wahrzunehmen. Dieses Wahrnehmen liefert uns Anschauungen, die Kant Empfindung nennt.
Hierbei sind die sogenannten Erscheinungen der unspezifische Inhalt der Empfindung. Diese bestehen aus der Materie und der Form.
Es geht in der transzendentalen Ästhetik, um reine Erkenntnis, d.h. sie bezieht sich auf die inhaltsfreien und nicht empirischen Anschauungen. Diese nennt man die apriorischen Anschauungen, da sie Bedingungen der Erfahrung sind und schon im Vorhinein existierten. Kant benennt zwei apriorische Anschauungsformen: Den Raum und die Zeit, mit deren Wesen ich mich nun auseinandersetzten werde.
Die Zeit ist eine apriorische Anschauungsform der transzendentalen Ästhetik, denn Zeitwahrnehmung wäre nicht möglich, wenn sie nicht vor der Erkenntnis da wäre. Da her ist sie Grundlage aller Empfindungsvorstellungen ist und wird als reine Anschauungsform bezeichnet.
Es gibt hierbei eine metaphysische und eine transzendentale Erörterung der Zeit.
Zuerst werde ich die metaphysische (Behandelt zentrale Probleme der Physik) Begriffserklärung erläutern: Die Zeit ist aufgrund ihrer apriorischen Anschauungsform kein empirischer Begriff, sondern eine apriorische und sinnliche Anschauung. Denn ohne eine apriorische Vorstellung dieser könnten wir z.B. Gleichzeitig- oder Nachzeitigkeit nicht wahrnehmen, da uns das Verständnis für diese fehlen würde. Infolgedessen ist die Zeit eine sogenannte notwendige Vorstellung, da man sich diese, laut Kant, nicht wegdenken kann. Denn ohne Zeit wäre unser normales Leben nicht möglich oder? Denn wenn keine Zeit da ist, existiert auch keine Entwicklung und somit auch kein Mensch.
Desweiteren ist die Zeit kein diskursiver (Erkenntnis durch Begriffe) Begriff, d.h. es kann nicht mehrere Zeitbegriffe gleichzeitig geben, da sonst keine Erkenntnis möglich wäre. Denn wenn es keinen genau geklärten Zeitbegriff gibt, so ist es auch nicht möglich Dinge in zeitlichem Zusammenhang wahrzunehmen.
Weiter ist die Zeit etwas ungeteiltes, da jeder Zeitabschnitt zur Zeit an sich zählt. beispielsweise sehen wir Tage nicht getrennt voneinander, sondern in einem zeitlichen Zusammenhang.
Zuletzt stellt Kant fest, dass die Zeit an sich unendlich ist, da sie alle möglichen und differenten Zeitauffassungen als eine ein einheitliche Größe erfasst.
Nun zur transzendentalen Erörterung der Zeit durch Kant:
Hier will Kant aufzeigen, dass die Zeit ein Prinzip für synthetische apriorische Erkenntnis sei, also dass sie nicht auf der Basis von Erfahrung beruht.
Um dies zu bewiesen zeigt er auf, dass Bewegung und Veränderung ohne die Zeit als schon vorhandene Vorstellung des Nacheinanders nicht möglich wären. Denn wie wir wissen beruht Veränderung, beispielsweise beim Alterungsprozess auf dem voranschreiten der Zeit oder ist im physikalischen Sinne Voraussetzung für Bewegung (Geschwindigkeit x Zeit = Strecke)
Letztendlich ist die Zeit Grundlage aller gegebenen Dinge, da Gegenstände auch nur durch die Zeit, beispielsweise im Raum vorhanden sein können. Aus diesem Grund nennt Kant die Zeit den inneren Sinn, da sogar unsere innere Selbstwahrnehmung der Zeit zugrunde liegt. Denn wir erkennen uns selbst nur als Erscheinung, als einen Zusammenhang von Vorgängen in der Zeit.

Fazit

Somit ist die Zeit das fundamentale Prinzip der Sinnlichkeit und keine manifeste Form, sondern eine subjektive Bedingung der Welterkenntnis, die dem Verstand entstammen. Zusammen mit dem Raum bildet die Zeit die empirische Realität, d.h. sie sind die Grundlage für äußere und innere Empfindungen, welche wiederum Grundlage für die empirische Erkenntnis ist. Sie sind aber keine Eigenschaften dieser, sondern besitzen eine transzendentale Identität, d.h. dass sie wie schon erwähnt die Grundlage aller Gegenstände sind und wir uns nichts jenseits dieser vorstellen können.

3.Therapie des Zeitproblems durch die Philosophie – Lucius Annaeus Seneca

„Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.“ 1
Lucius Annaeus Seneca

Lebensdaten

Lucius Annaecus Seneca lebte von 4/1 n.C. bis 68 n.C. und wurde in der südspanischen Stadt Corduba als Sohn des gleichnamigen Vaters Lucius Annaecus Seneca und seiner Mutter Helvetia geboren. Er war ein römischer Philosoph, Naturforscher, Staatsmann und als Stoiker einer der am häufigsten gelesenen Schriftsteller im römischen Reich.

Überleitung

Nachdem der Ist-Zustand der Stressgesellschaft und das Wesen der Zeit geklärt sind, werde ich nun die Therapie des Zeitproblems anhand des philosophischen Werkes „De brevitate vitae“ (Die kürze des Lebens) von Lucius Annaeus Seneca Anregungen für die Bewältigung und Therapie des Zeitproblems mithilfe der Philosophie darlegen.
Auch schon zur Zeit der Römer beschäftigte und belastete die Menschen das Zeitproblem, vor allem in Hinblick auf die Muße, das otium (die freie Zeit).
Seneca war einer der ersten Philosophen, welcher das Verhältnis von Zeit zum menschlichen Individuum systematisch thematisierte. Hierbei war wie der Titel seines Werkes verrät die Klage der Menschheit über die kürze des Lebens ein ausschlaggebender Faktor.
In Bezug auf einige Stellen aus „De brevitate vitae“ (deutsche Übersetzung) werde ich nun aufzeigen, wie man dem Zeitproblem entgegenwirken kann und somit welche Handlungen/ Lebensweisen falsch sind.
Therapie des Zeitproblems durch die Philosophie – De brevetate vitae

Zunächst sollte man wissen, dass Seneca die Menschen in Hinblick auf den Umgang mit der Zeit in zwei Gruppen unterteilt:
Den Homo occupatus (Der, der keine Zeit hat) und den Weisen (Der, der sich Zeit nimmt). Diese beiden menschlichen Existenzen leben in drei verscheidenen Arten von Zeit:

Homo occupatus
Vergangenheit:
gewiss
(certum) oblivi (vergessen)

Gegenwart:
kurz neglegere (vernachlässigen)

Zukunft:
ungewiss (debium) timere (fürchten)

Der Weise

Vergangenheit: comprehendere (verstehen)
Gegenwart: uti (nutzen)
Zukunft: praecipere (vorwegnehmen)

Der homo occupatus ist nicht Herr seiner Zeit, er vergisst die Vergangenheit, vernachlässigt die Gegenwart und fürchtet die Zukunft. Dadurch versinkt er in der kurzlebigen Gegenwart und sein Leben versinkt im Stress (negotium).
Der Weise hingegen führt ein Leben der Muße (otium), indem er aus der Vergangenheit lernt, die Gegenwart nutzt und die Zukunft vorwegnimmt. Hierdurch wird er Herr über seine Lebenszeit.
Wie der homo occupatus genau mit seiner Zeit umgeht und wie man daraus lernen kann zum Weisen zu werden, werde ich nun mithilfe von Auszügen aus Senecas „De brevitate vitae“ aufzeigen.

Therapie des Zeitproblems durch die Philosophie - De brevetate vitae

„Nein, nicht gering ist die Zeit, die uns zu Gebote steht; wir lassen nur viel davon verloren gehen. Das Leben, das uns gegeben ist, ist lang genug und völlig ausreichend zur Vollführung auch der herrlichsten Taten, wenn es nur
von Anfang bis zum Ende gut verwendet würde (…)Aber den einen hält unersättliche Habsucht in ihren Banden gefangen, den anderen eine mühevolle Geschäftigkeit, die an nutzlose Aufgaben verschwendet wird(…)“

Hier zeigt Seneca auf, dass der sich über die Kürze des Lebens beklagende homo occupatus bewusst werden sollte, dass wir eigentlich genug Zeit zur Verfügung hätten, wenn wir diese nicht durch sinnlose Aktivitäten/Arbeiten oder negative Charaktereigenschaften in der Gegenwart verschwenden würden.
Daher kann man nur ein langes Leben (= erfülltes Leben), selbst bei einem frühen Tod führen, wenn man seine Zeit sinnvoll nutzt und nicht verschwendet, denn jede sinnlos verflossene Sekunde ist eine verlorene Sekunde. Hierbei könnte man das Fernsehen schauen als Beispiel nennen, denn 2012 betrug die Fernsehzeit eines Deutschen im Durchschnitt 221 Minuten3! Dies ist eine enorme Verschwendung von wertvoller Lebenszeit und sollte, wenn wir Seneca Glauben schenken für sinnvollere Tätigkeiten genutzt werden. Zumindest einmal die Stunden vor dem Fernseher, welche nicht zur Erholung des Körpers und des Geistes dienen.

„Ihre Landgüter lassen sie von niemand in Beschlag nehmen, und beim geringsten Streit über die Feldmark rennen sie nach Waffen; was aber ihr eigenes Leben betrifft, so lassen sie andere in dasselbe eingreifen; ja nicht genug damit, sie bemühen sich sogar darum, andere zu Herren und Besitzern ihres Lebens zu machen. Es findet sich keiner, der sein Geld austeilen möchte; sein Leben dagegen, unter wie viele verteilt es ein jeder! Ihr Vermögen zusammen zu halten, sind sie immer eifrig beflissen; handelt es sich aber um Zeitverlust, so zeigen sie sich als die größten Verschwender da, wo der Geiz die einzige Gelegenheit hat, in ehrbarer Gestalt aufzutreten..“

Hier zeigt sich wieder, dass die Menschen sich zu sehr mit anderen Personenbeschäftigen und sich von diesen für ihre eigenen Zwecke einspannen lassen. Hierbei muss der Betroffene enorme Kraft und Zeit aufwenden, um es allen Recht zu machen und vergisst er dabei sich selbst und verliert die Zeit an andere, die für ihn bestimmt war.
Außerdem wird die Ignoranz und Dummheit der Menschen gegenüber dem Haushalten ihrer eigenen Lebenszeit deutlich. Sie sind sparsam und verteidigen ihr Hab und Gut mit allen Mitteln, doch ihre Zeit schenken sie her und sie interessiert es nicht einmal. Das ist ein großer Fehler und führt zur maßlosen Verschwendung der Lebenszeit.
Hierbei wäre ein überengagierter Angestellter einer Firma das beste Beispiel:
Er lässt sich von allen Seiten Arbeit aufbrummen, die er nicht erledigen müsste, nur um es den Kollegen und den Chefs recht zu machen, um im Job erfolgreich zu werden. Außerdem vergisst er dadurch seine eigene Freizeit, seine Familie und die Dinge die wichtig im Leben sind und verschenkt somit seine Zeit an die Firma. Doch wenn er eines Tages an einer Stresskrankheit leidet oder durch einen stressbedingten Herzinfarkt stirbt, so wird er ohne weiteres ersetzt und schnell vergessen, doch seine Familie und Freunde werden zurück bleiben und sich nichts sehnlicher wünschen, als eine weitere Minute mit ihm verbringen zu können.

Dies Lebensweise spricht Seneca auch deutlich an:
„(…) Frage dein Gedächtnis, wenn du einmal deiner Sache wirklich sicher gewesen bist, wie wenige Tage deiner Absicht gemäß verlaufen sind, wie selten du mit dir selbst Umgang gepflogen, wie selten du dein wahres Gesicht gezeigt, wie oft dein Gemüt verzagt hat; frage dich, was du in dieser langen Lebenszeit tatsächlich geleistet, wie viel dir von deinem Leben durch andere weggenommen worden, ohne daß du den Verlust gewahr wurdest, wie viel dir vergebliche Trauer, törichte Freude, unersättliche Begierde, der Reiz der Geselligkeit Zeit geraubt, wie wenig dir von dem Deinigen geblieben — und du wirst einsehen, daß du stirbst, ehe du reif bist.“ (…)
Dieser Abschnitt in Kombination mit dem letzte Satz hat etwas niederschmetterndes, denn er macht uns schlagartig bewusst, dass wir ein unvollkommenes Leben führen und wir es, wenn der Tod einmal da ist nicht mehr vervollständigen können.
Doch sollten wir den Tod nicht verdrängen, sondern als Warnung gegen die Zeitverschwendung verstehen und die Endlichkeit als Chance wahrnehmen. Also ihn und die Zukunft nicht wie der homo occupatus zu fürchten (timere), sondern ihn wie der Weise vorwegzunehmen (praecipere) und dadurch bewusster mit der Zeit umzugehen.

Außerdem spricht Seneca das Gedächtnis an, welches der homo occupatus im Normalfall nicht zu nutzen weiß und somit die wichtigen Erkenntnisse und Botschaften aus der Vergangenheit vergisst (oblivi). Ohne diese wird er niemals aus diesem Schatz Erkenntnis schöpfen können, um den weisen Umgang mit der Zeit zu lernen. Denn wer vergisst was er falsch gemacht hat, der wiederholt seine Fehler immer wieder.

Fazit

„Ihr lebt, als würdet ihr immer leben; niemals werdet ihr eurer Gebrechlichkeit euch bewußt; ihr habt nicht acht darauf, wie viel Zeit bereits vorüber ist; ihr verschwendet sie, als wäre sie unerschöpflich, während inzwischen gerade der Tag, der irgend einem Menschen oder einer Sache zuliebe hingegeben wird, vielleicht der letzte ist. Ihr fürchtet alles, als wäret ihr nur sterblich; ihr begehrt alles, als wäret ihr auch unsterblich“
Diese Zeilen fassen die Botschaft, welche Seneca in diesem Werk verbreitet. Wir verschwenden, verdrängen und Vergessen die Zeit, so als hätten wir unendlich davon, doch im Endeffekt ist jede Minute kostbar und sollte sinnvoll genutzt werden.
„Ihr fürchtet alles, als wäret ihr nur sterblich; ihr begehrt alles, als wäret ihr auch unsterblich“
Bei näherer Betrachtung macht dieser Satz das Grundproblem unserer Stressgesellschaft deutlich. Zum einen tun wir die Dinge nicht, die uns glücklich machen, da wir die Konsequenzen fürchten, welche den Ausbruch aus dem Alltag mit sich bringen; zum anderen jagen wir Menschen und Idealen hinterher, die wir nie erreichen können und trotzdem opfern wir unsere Lebenszeit dafür auf.
Um mit diesen Grundprobleme der Stressgesellschaft umgehen zu können müssen wir vom homo occopatus zum Weisen werden. Und dies ist eben nur möglich wenn wir den richtigen Umgang mit der gewissen (certum) Vergangenheit, der kurzen Gegenwart und der ungewissen (debium) Zukunft lernen.
Hierfür ist Senecas Werk eine gute Hilfestellung, doch ist meiner Meinung nach jeder fähig diese Erkenntnisse auch selbst zu ziehen, er muss es nur bewusst wollen.

„Wehrufe über die vergangene Zeit, teils Klagen über die
Gegenwart, teils verzweifelnde Hinweise auf die Zukunft. Einen Halbfreien nannte sich Cicero. Aber wahrlich, nie wird ein Weiser sich zu einer solchen Erniedrigung seines Namens hergeben, niemals wird er ein Halbfreier sein, er, der doch immer im Besitz der ungeschmälerten und vollen Freiheit ist, aller Bande ledig,
sein eigener Herr und emporragend über die anderen. Denn was könnte den überragen, der über dem Schicksal steht?“

4.Persönliches Fazit und Schlussfolgerung

Abschließend ist die GFS für mich zu etwas paradoxem geworden. Ich referiere über den besseren Umgang mit der Zeit und den Folgen von Stress und habe eigentlich die gesamte Zeit während ich den Vortragvorbereitet habe unter Zeitdruck gelitten.
Vielleicht kann ich mich aus diesem Grund recht gut in die Thematik hineinversetzten und bin deshalb vor allem von dem Ausmaß der Stressgesellschaft nicht wirklich überrascht, trotzallem ist es erschreckend zu sehen wie sehr der Stress unseren Alltag formt und bestimmt. Für mich ist eine Stressgesellschaft so wie ihre Folgen etwas krankhaftes, denn wäre sie normal, würden nicht derart viele Menschen unter ihr Leiden. Daher war Seneca für mich sehr interessant zu lesen, da er Lösungen und Anregungen für die Bewältigung des Problems auf eine äußerst direkte Weise anbietet. Denn die Auseinandersetzung mit seinen Aussagen hat mir auch aufgezeigt, dass nicht nur die anderen, sondern vor allem man selbst daran Schuld hat, dass man gestresst ist. Außerdem finde ich es faszinierend, wie ähnlich die Probleme der Menschen in der damaligen Zeit den unseren sind und dass Senecas Worte heutzutage noch immer die selbe Bedeutungskraft haben. Ich denke, dass wichtig ist Herr über seine eigene Zeit zu werden, so wie Seneca es beschrieben hat, denn ich selbst bin derjenige der meine Zeit verschenkt, da man sie mir nur stehlen kann wenn ich nicht auf sie achte. Auch wenn die Zeit wie Kant sagte an sich unendlich ist, so ist sie dies für mich leider nicht.
Daher ist meine Schlussfolgerung oder Erkenntnis aus diesem Referat in seiner Gesamtheit, dass Zeit etwas sehr kostbares ist- so offensichtlich es auch klingen mag, vielen ist dies nicht bewusst-. Zeit verleiht uns die Macht berge zu versetzten, aber der Umgang mit der Zeit bringt auch viel Verantwortung mit sich. Wer diese Verantwortung nicht wahrnimmt der muss damit rechnen, dass er die Konsequenzen davon tragen muss, in Form von Stress und Krankheit. Daher werde ich versuchen mein Zeitmanagement zu ändern, um öfter wieder ein paar ruhige Stunden oder wie Sie es sagen würden: Mußestunden verbringen zu können. Und dadurch meinem Körper und meiner Seele etwas Gutes zu Tun.

Quellen

http://www.preventicum.de/fileadmin/user_upload/documents/Pressemitteilung/Hintergrundtexte/t001-stressbackground.pdf

http://www.focus.de/panorama/welt/gesellschaft-studie-deutschland-ist-gestresst_aid_1143581.html

http://de.wikipedia.org/wiki/Stress#Stress_beim_Menschen

http://www.immanuel-kant.net/biografie/

http://suite101.de/article/kants-transzendentale-aesthetik-a119992#.U7fmtUA2f1M

http://www.textlog.de/32622.html

http://12koerbe.de/phosphoros/kant.htm

http://zitate.net/lucius%20annaeus%20seneca.html

http://www.dtv.de/_pdf/blickinsbuch/34251.pdf?download=true

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/1525/umfrage/durchschnittliche-fernsehdauer-pro-tag/ 4http://www.dtv.de/_pdf/blickinsbuch/34251.pdf?download=true



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