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Perspektive - einfache raumschaffende Mittel und Bedeutungsperspektive - Referat



Perspektive
Das Wort „Perspektive“ stammt vom lateinischen Verb „perspicere“, das „deutlich sehen, durchschauen“ bedeutet, im übertragenden Sinn „in die Ferne schauen“. In Bildern ist in erster Linie die Perspektive dafür verantwortlich, dass der Betrachter einen räumlichen Eindruck erhält. Im Laufe der Jahrhunderte fanden Künstler immer neue Mittel, um diesen Eindruck hervorzurufen. Zu einer Wissenschaft wurde die „Ars prospettiva“, die Kunst der Perspektive, so richtig aber erst in der italienischen Renaissance, während davor hauptsächlich sogenannte „vorpespektivische“ Verfahren angewendet wurden.

Einfache raumschaffende Mittel
Mit erhobenen Armen steht der heilige Apollinaris inmitten eines paradiesischen Gartens, der durch Pflanzen, Tiere und Steine angedeutet wird. Die einzelnen Elemente sind so angeordnet, dass jedes für sich gut sichtbar ist und möglichst nicht von einem anderen überdeckt wird. Der Eindruck, dass sich die Dinge in einem räumlichen Zusammenhang befinden, wird vorrangig durch den „Höhenunterschied“ hervorgerufen. Was weiter oben liegt, scheint sich auch weiter hinten zu befinden. Bei Jörg Kölderers Jagd- und Fischfangszene am Achensee liegen die Boote ebenfalls über und damit scheinbar hintereinander, doch kommt ein Mittel hinzu: die „Größenabnahme“ oder „Verkleinerung nach hinten“. Sie folgt hier noch keiner festen Regel wie bei der Zentralperspektive, sondern wird gefühlsmäßig angewandt. In der ägyptischen Wandmalerei sind die von der Seite gezeigten Rinder so angeordnet, dass sie einander teilweise „überdecken“. Die unvollständige Form scheint jeweils weiter hinten zu liegen. Wenn die Überdeckung wie hier in regelmäßigen Abständen erfolgt, liegt eine „Staffelung“ vor. Wenn sich nicht Flächen, sondern Linien überdecken, sprechen wir von „Überschneidung“. Van Goghs Zeichnung „Boote vor Saintes-Maries“ versammelt die einfachen Mittel der Raumdarstellung.

Bedeutungsperspektive
Ganz klein macht sich der Mönch mit Kutte und Tonsur unter der Darstellung der Muttergottes im Bild “Maria mit Kind und Selbstbildnis“. Es ist der Maler selbst, rechts lateinisch bezeichnet als „Frater Mathias Parisiensis“ (Bruder Mathias Paris), der mit seinen Händen auf Bild und Text zeigt und sich damit als Urheber der Darstellung zu erkennen gibt. Dem Gesetz der „Bedeutungsperspektive“ folgend, hat er sich von der Größe her
dem sakralen Motiv untergeordnet. Als Künstler des Mittelalters, der im Kloster Bilder religiösen Inhalts in Handschriften malte, nimmt er eine Haltung voller Demut ein. Die Bedeutungsperspektive ist nicht immer nur an den unterschiedlichen Größen von Figuren zu erkennen; sie liegt indirekt auch bei der „Isokephalie“ vor: Auf der Wandmalerei „Das Jüngste Gericht“ haben die Dargestellten die gleiche Kopfhöhe; sie erhalten damit eine ähnlich wichtige Bedeutung. Ihre große Zeit hatte die Bedeutungsperspektive in der mittelalterlichen Kunst bis in das 15. Jahrhundert. In der Renaissance begannen Künstler dann, die von der Natur gegebenen Größenrelationen zwischen Personen oder Dingen abzubilden. Erst die Surrealisten des 20. Jahrhunderts stellten diese - in ihren Augen nur scheinbare – Richtigkeit in Frage. Der belgische Maler Rene Magritte gab Gegenstände mit Vorliebe in Größenverhältnissen wieder, wie sie nur in Träumen vorkommen können.




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