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Paul Celan und die Shoah - Referat



Der aus Großrumänien stammende, aber deutschsprachige Autor Paul Celan setzte sich in seinen Werken ausführlich mit der Shoah auseinander. „Shoah“ ist jüdisch und bedeutet „großes Unglück“. Paul Celan verwendet diesen Begriff als Synonym für den Holocaust.

Celan wurde 1920 als „Paul Antschel“ im damaligen Großrumänien (in der heutigen Ukraine) geboren. Da in seiner Region größtenteils deutsch gesprochen wurde, wurde auch Celan deutschsprachig erzogen und schrieb deshalb auch alle seine Texte auf Deutsch.

Celan studierte zunächst in Paris und später in Berlin Medizin. In Berlin erlebte er so auch die Reichskristallnacht 1938 mit. Die Judenverfolgung durch die Nazis wurde Celan zum Verhängnis, denn er war jüdischer Abstammung. Er tauchte wegen der Reichskristallnacht unter, um nicht ermordet zu werden und musste auch noch erfahren, wie seine Eltern in einem KZ ums Leben kamen. Celan machte sich sein gesamtes Leben lang Vorwürfe wegen des Tods seiner Eltern und stellte sich immer wieder die Frage, ob er schuld daran sei. Diese Schuldfrage verarbeitete er auch in seinen Texten.

Celans Werke können in zwei literarische Phasen unterteilt werden:
In der ersten Phase bis etwa 1959 befasste Celan sich vor allem mit der Shoah und den NS-Verbrechen.
In der darauffolgenden Phase beschäftigte er sich stattdessen mit der Sprache und setzte sich mit der Frage auseinander, wo die Grenzen, was man mit der Sprache ausdrücken kann, liegen.

Das wohl berühmteste Werk Celans ist sein Gedicht „Todesfuge“, in welchem er über die Zustände in den Konzentrationslagern der Nazis schreibt. Es erzählt, wie einige der KZ-Häftlinge dazu gezwungen werden, Gräber zu schaufeln, während andere Häftlinge Musik machen müssen.
Es wird auch beschrieben, dass die Gefangenen eine „schwarze Milch“ zu sich nehmen. Zu der Frage, Einige meinten, dass die „schwarze Milch“ ein Oxymoron, also ein Widerspruch sei. Diese Milch gebe es in Wirklichkeit nicht. Celan selbst behauptete aber im Nachhinein, dass es die schwarze Milch sehr wohl gab. Vermutlich ist daher mit der Milch ein Getränk gemeint, das den KZ-Häftlingen verabreicht wurde und welches nährend aber zugleich tötend wirkt.

In dem Gedicht werden außerdem zwei weibliche Personen erwähnt: Margarete und Sulamith. Mit Margarete ist hier Gretchen aus Goethes Faust gemeint, und steht als Stellvertreter der deutschen Kultur. Sulamith hingegen ist ein Charakter aus dem „Hohelied“ im Alten Testament und steht im Gedicht stellvertretend für die jüdische Kultur. Es fallen die Worte „Dein goldenes Haar Margarete“ sowie „Dein aschenes Haar Sulamith“. Gold ist ein Symbol für das Wertvolle, während Asche etwas wertloses und schmutziges symbolisiert. Celan stellt so die Diskriminierung der „wertlosen und schmutzigen“ Juden durch die „wertvollen“ Deutschen dar.
Die „Todesfuge“ wurde von Celan zwar auf Deutsch geschrieben, erschien
allerdings 1947 unter dem Namen „Todestango“ in rumänischer Übersetzung in einer Zeitschrift. Erst ein Jahr später wurde das Gedicht auch auf Deutsch veröffentlicht.

Celan erntete mit der „Todesfuge“ gleich mehrfach Kritik:
Sowohl Ivon Goll als auch Immanuel Weißglas behaupteten unabhängig voneinander, dass Paul Celan große Teile der Todesfuge bei Ihnen kopiert habe. Immanuel Weißglas‘ Behauptung konnte allerdings widerlegt werden, da sein Gedicht „Er“, von dem Celan Teile kopiert haben soll, erst nach der Todesfuge veröffentlicht wurde.

Außerdem wurde Celan von der Gruppe 47 für seine betonte und gefühlsvolle Leseweise kritisiert. In der Gruppe 47 war es üblich, Texte monoton vorzulesen, da man das betonte Vorlesen mit der Rhetorik der NSDAP-Politiker in Verbindung brachte. An Celan wurde folglich bemängelt, dass er wie Joseph Goebbels lese.

Am 20.04.1970 beging Paul Celan Selbstmord. Warum er sich umbrachte, ist bis heute ungeklärt. Infrage kommen allerdings zwei Theorien:
Celan machte sich zeitlebens Vorwürfe wegen des Tods seiner Eltern im KZ. Möglicherweise trieb ihn diese Schuldfrage so weit in die Enge, dass er Suizid als einzigen Ausweg sah.

Auch für möglich gehalten wird, dass es Celan in den Wahnsinn trieb, dass er sich nicht von der deutschen Sprache loslösen konnte. Obwohl Celan gesagt hatte, Literatur nur in einer Sprache zu schreiben, hatte er dennoch eine Abneigung gegen die deutsche Sprache, da diese die Sprache der Nazis und somit der Mörder war. Da Celan aber keine andere Sprache flüssig sprechen konnte, blieb ihm nur das Verfassen deutscher Texte. Diese Situation mag ihm so aussichtslos erschienen haben, dass er sich umbrachte.



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