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Mutter Courage und ihre Kinder - Referat



Prüfungslektüre: Mutter Courage und ihre Kinder - Dramenanalyse Deutsch LK

3. Bild (S. 47 unten bis S. 51 oben)
1. Einleitung und Einordnung der Szene
Das Drama „Mutter Courage und ihre Kinder“, verfasst durch den Autoren Bertolt Brecht und veröffentlicht durch den Suhrkamp-Verlag wurde im schwedischen Exil in einem Schauspielhaus 1941 in Zürich uraufgeführt. Der Handlungszeitraum umfasst den Dreißigjährigen Krieg zwischen 1624 und 1636 und beinhaltet verschiedene Handlungsorte in Europa darunter Schweden, Polen und Deutschland. Das literarische Werk besteht aus 12 Bilder, die in unterschiedlicher Länge das Stück bestimmen und in einer Art Montageprinzip dargestellt wurden. Dies zeichnet sich dadurch aus, dass die einzelnen Bilder unabhängig voneinander geschrieben worden sind und nicht aufeinander aufbauen. Das zentrale Thema des Werkes handelt von der Marketenderin Mutter Courage (Anna Fierling), die versucht, ihre Geschäfte im Krieg zu machen, indem sie durch die unterschiedlichen Länder zieht und mit einem Planwagen ihre Waren an die Soldaten verkaufen will in der Hoffnung, so durch die schlimmen Zeiten des Krieges zu kommen. Ihre drei Kinder möchte sie aber nicht für den Krieg einsetzen, obwohl sie ihren gesamten Lebensunterhalt am Krieg verdient. Zudem stellen die einzelnen Bilder die Frage nach Moral und Menschlichkeit in Zeiten großer Not. Schließlich kommt es aber dazu, dass sie alle drei Kinder im Krieg verliert unter anderem auch, weil für sie ihre Existenz wichtiger ist. Neben Mutter Courage, welche auch die Hauptperson in dem Drama spielt, bilden zudem ihre stumme Tochter Kattrin, ihr ältester Sohn Eilif und ihr jüngster Sohn Schweizerkas die Personen im Werk „Mutter Courage“. Des Weiteren tauchen auch der Weber, der Feldwebel, der Koch, der Feldprediger, der Zeugmeister, eine Hure Yvette Pottier und ein Soldat innerhalb der einzelnen Bilder immer wieder auf. In diesem Ausschnitt des 3. Bildes geht es darum, dass Mutter Courage ihren Wagen an die Hure Yvette Pottier verpfänden will, um so an das Geld zu gelangen, welches sie für den Freispruch ihres gefangenen Sohnes Schweizerkas dringend benötigt.

1.2 Einordnung
Vor dem 3. Bild kommt es dazu, dass Mutter Courage mit ihrem Planwagen durch den Krieg zieht und ihre Waren verkaufen will. Dabei trifft sie auf einen Weber und einen Feldwebel, die Interesse an ihrem ältesten Sohn Eilif zeigen. Denn dieser soll im Krieg als Soldat eingesetzt werden, da er als redlich und mutig erscheint. Mutter Courage, erst sehr zögerlich, entscheidet sich letztendlich nicht dafür, ihren Sohn Eilif gegen Münzen mit in den Krieg ziehen zu lassen. Durch Unaufmerksamkeit gelang es den Feldhauptmann jedoch, Eilif zu „entführen“ und ihn mit in den Krieg zu schicken. Des Weiteren versucht sie als Händlerin immer wieder, ihre Waren mit Taktik, Geschicklichkeit und Mitleid zu verkaufen. Im gleichen Zuge trifft sie auch ihren Sohn Eilif wieder, den sie zwei Jahre, auf Grund des Krieges nicht gesehen hat. Im Weitern Verlauf trifft sie auf die Hure Yvette Pottier, der ihr Mann, der Koch, in Flandern abhandengekommen ist und die nun eine enge Beziehung mit dem Obristen pflegt. Gleichzeitig erzählt sie Mutter Courage ihre Erlebnisse vom „Fraternisieren“. Dort thematisiert sie vor allem ihre Erlebnisse, denn sie wurde sexuell Missbraucht und musste Gewalt erwahren. Yvette Pottier möchte durch ihre Erzählung erreichen, dass Mutter Courage vorsichtig wird und Yvette möchte sie Warnen und nicht erleben, dass sie gleiche Erfahrungen wie sie selbst sammeln muss. Ihr jüngster Sohn Schweizerkas ist derweil als Zahlmeister beim Finnischen Regiment angestellt worden und verwaltet die Regimentskasse. Er wird auf der Flucht mit der Soldschatulle ergriffen und wird abgeführt, worauf ihn nun ein Hinrichtungstod droht. Die Evangelischen haben dabei die Katholischen überführt. Zudem wird durch den Feldprediger noch in lyrischer Form ein Horenlied eingebracht, welches sich auf den Leidensweg und die Verleugnung Jesu und somit auf die Passionsgeschichte bezieht. Hier lässt sich eine Parallele zu Schweizerkas ziehen, denn auch er wurde verleugnet und ihm droht nun ein Hinrichtungstod. Das von ihm eingebrachte Lied soll durch die historische Einbringung der katholischen Religion gezielt auch auf die jetzige Situation von Schweizerkas abzielen.

2. Inhalt der Szene
Der Ausschnitt aus dem 3. Bild beinhaltet ein Gespräch zwischen Mutter Courage, dem Feldprediger und der Hure Yvette. Mutter Courage denkt dabei darüber nach, wie sie an das Geld gelangt, welches sie für den Feldwebel benötigt, um ihren Sohn Schweizerkas vor dem Tod zu bewahren. Dabei sticht ihr Yvette Pottier, mit der sie gut befreundet ist, ins Auge, der sie ihren Wagen zunächst nur verpfänden und nicht verkaufen will. Diese ist vorerst aber desinteressiert, da sie einen Kauf des Wagens befürwortet. Mutter Courage gelingt es jedoch durch Taktik, den Obristen und somit auch Yvette davon zu überzeugen, sodass sie ihren Wagen an sie verpfändet. Während Yvette vorerst eine Bestandsaufnahme des Wagens macht, ist Mutter Courage sehr angespannt, denn das Leben ihres Sohnes Schweizerkas hängt nur noch an einem Pfaden und sie darf keine Zeit verlieren. Yvette wird schließlich im Auftrag von Mutter Courage zum Feldwebel geschickt um mit ihm über das Angebot von Schweizerkas zu verhandeln. Während der Feldprediger Mutter Courage davon überzeugen will, nur hundertfünfzig zu bieten, lässt diese sich nicht davon abbringen, zweihundert Gulden zu zahlen, um ihren Sohn Schweizerkas vor der Hinrichtung zu bewahren. Denn sie beabsichtigt, dieses Geld später aus der Regimentskass zu nehmen. Schließlich bereiten sich Mutter Courage und ihre Tochter Kattrin noch auf die Ankunft von fünfzig Reitern vor. Dabei ist sie in großer Hoffnung, ihren Sohn Schweizerkas bald durch Bestechlichkeit wieder zu bekommen, denn schließlich hat sie durch die Verpfändung ihres Wagens Geld zu bieten. Dies ist ihre einzige Taktik und sie setzt viel Hoffnung hinein, sodass ihr Sohn vor Gericht als Unschuldig dargestellt wird und sie ihn freisprechen.

3. Deutung und Bewertung der Szene
Der Schwerpunkt liegt in diesem Bild auf dem Dialog zwischen Mutter Courage, dem Obristen und Yvette Pottier. Dabei kann man erkennen, dass Mutter Courage den verhältnismäßig größeren Redeanteil einnimmt, welches darauf zurück zu führen ist, dass sie zum einen Angst um ihren Sohn Schweizerkas hat, zum anderen aber auch nicht den Wagen als ihre Existenzgrundlage verlieren will und sich so mit einem übermäßigen Redeanteil ihre Gefühle und Ängste widerspiegeln. Zu Beginn (S. 47 unten) wirkt Mutter Courage sehr aufgebracht. Durch rhetorische Fragestellungen wie :“Aber wo nehmen wir das Geld her?“ und „War die Yvette nicht da?“ kann man ihre Ängste deutlich erkennen, denn schließlich geht es um Leben und Tod ihres Sohnes. Dies beschreibt sie selbst auch ganz zu Anfang durch die Antithese „Leben und Tod“. Das sie alles daran setzt möglichst schnell Geld aufzutreiben, um zu verhindern, dass ihr Sohn stirbt kann man als Leser sehr gut nachvollziehen, schließlich würde jede Mutter um das Leben ihres Sohnes kämpfen. Mutter Courage hat aber vielleicht auch noch eine weiter Intention im Hinterkopf, nämlich hat ihr Sohn Schweizerkas immer ihren Wagen mit den ganzen Waren durch das Land geschoben. Würde er nun sterben, so hätte sie niemanden mehr, der ihr den Wagen schiebt und somit sieht sie damit auch wieder ihre Existenzgrundlage in Gefahr. Das ihr erster Gedanken darauf fällt, Yvette könnte Geld haben, könnte man damit deuten, dass die beiden eine Freundschaft führen, wo man sich gegenseitig hilft und auch mal Geld borgt. Durch die Metapher „Sie hat schon einen Obristen aufgegabelt“ (S.47) wird ebenfalls deutlich, dass Mutter Courage Yvette genauer kennt und sie über die Bekanntschaft zwischen ihr und dem Obrist bescheid weiß. Des Weiteren spricht Yvette Mutter Courage beim Wiedersehen auch in einer direkten, persönlichen Anreden mit
„Liebe Courage“ an, welches auch darauf deutet, dass die beiden eine gute Freundschaft führen. Als Yvette sich darauf erkundigt, ob Mutter Courage ihren Wagen verkaufen wolle reagiert diese sehr abweisend und verwendet zudem Ellipsen. Sie ist nicht an dem Verkauf ihres Wagens interessiert, möchte ihn höchstens verpfänden und denkt somit daran, dass der Wagen ihre Existenzgrundlage ist. Würde sie ihn verkaufen, so bekäme sie zwar das Geld, aber ihre zukünftige Existenz wäre damit nicht gedeckt. Mutter Courage denkt in diesem Zusammenhang sehr vorausschauend und durchdenkt ihre Aussagen. So auch mit der Metapher „Aber lieber lauf ich mir die Füße in den Leib nach einem Angebot, als dass ich gleich verkauf (S.48).“ Teilweise kann man dies nachvollziehen, denn in Zeiten des Krieges ist man um jede Existenzgrundlage dankbar. Allerdings sollte sie auch nicht vergessen, dass nach wie vor es um Leben und Tod ihres Sohnes geht. Weiterfolgend kann man erkennen, dass sich scheinbar ein Verhältnis zwischen Yvette und dem Obristen aufgebaut hat, denn dieser spricht sie mit „Liebe“ an und Yvette nennt ihn „mein Freund“ (S.49). Ebenfalls scheint es so, als würde Yvette sich nicht trauen eigenständig eine Entscheidung zu treffen, denn sofort zieht sie die Meinung des Obristen in Betracht. So kann man immer wieder in kurzen Ellipsen wie „Wenns nur verpfändet ist…“ (S.48) erkennen, dass Yvette sich sehr unsicher ist und lieber dem Obristen die Entscheidung treffen lässt. Dies bewerte ich aus meiner eigenen Sicht als nicht vorteilhaft, denn schließlich könnte sie sich auch eine eigene Meinung darüber bilden, ob sie den Wagen nun kaufen möchte oder nicht. Zudem sollte sie bedenken, nicht noch mal den Fehler zu machen und sich von einem Mann abhängig zu machen, denn schließlich hat sie der Koch bereits sitzen lassen. Hier kann ich nicht ganz nachvollziehen, warum sie sich erneut von einem Mann abhängig macht, obwohl sie schon schlechte Erfahrungen gesammelt hat und eigentlich Ängste vorm verlassen entwickelt haben müsste. Mutter Courage versucht die beiden jedoch zu überzeugen, indem sie kurze unvollständige Sätze anführt und so die Absicht hat, Yvette unter Druck zu setzen, damit sie eine Entscheidung trifft. Dabei hat Mutter Courage natürlich nur im Hinterkopf, dass sie schnellstmöglich an Geld kommen muss. Durch die Steigung „eine Woche oder zwei Wochen“ (S.49) versucht Mutter Courage zudem Yvette zu beeinflussen und ihren Wagen als etwas ganz Besonderes darzustellen, was man sonst nirgendwo mehr bekommen könnte. Yvette lässt sich trotz dessen nicht so schnell von Mutter Courage überzeugen und durch die Wiederholung und rhetorische Frage „ich geh gern herum, ich geh gern mit dir herum, Poldi, das ist ein riesiges Vergnügen nicht?“ (S.49) macht sie Mutter Courage klar, dass es ihr nichts ausmachen würde, wenn sie noch länger nach einem Wagen suchen müsste. Erneut merkt man hier wieder die Beziehung zwischen dem Obristen und Yvette, indem der Obrist versucht, den Fähnrich vor Yvette schlecht zu reden, sodass nur noch er eine Rolle in dem Leben von Yvette spielt. Das er ihr an dieser Stelle den Wagen kaufen möchte ist zwar lieb gemeint, jedoch wirkt er sehr aufdringlich und besitzergreifend, sodass Yvette sich sehr durch seine schmeichelhafte Art von ihm überzeugen lässt. Dies führt auch letztendlich dazu, dass Yvette sich für den Wagen entscheidet. Im gleichen Zuge beauftragt Mutter Courage Yvette zum Feldwebel zu gehen, um mit ihm über Schweizerkas zu reden. Dies scheint ihr an dieser Stelle sehr wichtig zu sein, da sie Druck auf Yvette ausübt und mit dem Neologismus „Hyänenvieh“ (S.50) Yvette besonders deutlich machen will, dass es nun sehr dringlich ist. Dies kann man verstehen, denn Mutter Courage befindet sich ohnehin in einer Ausnahmesituation, denn schließlich hat sie gerade ihren Wagen verpfändet und zudem möchte sie nun ihren Sohn Schweizerkas dafür endlich wieder haben. Das diese Situation für Mutter Courage herausfordern ist merkt man auch daran, dass sie sich vom Feldprediger nicht beeinflussen lässt und zudem ihn bittet sich aus der ganzen Situation heraus zu halten. Hierbei verwendet sie zum ersten Mal die Redewendung „Hier geht’s ums Leben“ (S. 50), welche verdeutlicht, dass sie sich immer noch vor Augen führt, dass im schlimmsten Fall ihr Sohn Schweizerkas sterben wird. Zudem setzt sie ein hohes Vertrauen in Yvette, indem sie ihr vertraut, alles richtig dem Feldwebel auszurichten, welches auf einer guten Freundschaft basiert. Im Verlauf der Szene kommt es dazu, dass Mutter Courage immer forscher wird. Dies kann man daran erkennen, dass sie eine abwertende Sprache verwendet, teils Beschimpfungen wie „Hyänenvieh“ nutzt und zudem klar und deutlich versucht, ihren eigenen Standpunkt zu vertreten. Nämlich alles darauf zu setzen, dass ihr der Plan gelingt, den Feldwebel mit Geld zu bestechen. Innerhalb der einzelnen Bilder kommt es oft dazu, dass große Zeitsprünge in der Handlungszeit vorhanden sind, wodurch die epische Form des Theaters noch einmal zum Vorschein kommt. So besteht zwischen dem 2. Und dem 3. Bild ein Zeitraum von drei Jahre. Zudem mischt Brecht innerhalb der Bilder die einzelnen Gattungen Epik, Lyrik und Dramatik, wodurch es dem Leser gelingt distanziert die Handlung zwischen Mutter Courage, Yvette und dem Obristen zu betrachten und bestimmte Vorgänge der handelnden Personen kritisch zu hinterfragen. So könnte man hinterfragen, warum Yvette den Wagen von Mutter Courage unbedingt kaufen möchte und ihr eine Verpfändung vorerst nicht passt.

4. Bedeutung der Szene
Diese Szene hat für den Weiteren Handlungsverlauf eine besondere Bedeutung, denn schließlich kommt es dazu, dass Schweizerkas unter elf Kugeln hingerichtet wird. Mutter Courage hat zu viel Zeit verschwendet, die ihrem Sohn letztendlich das Leben gekostet hat. Zudem legt Schweizerkas vor seinem Tod noch ein Geständnis ab, nämlich, dass er die Schatulle gehabt hat und sie in den Fluss geschmissen als, als sie ihm hinterher waren. Die Schatulle ist schließlich nun futsch und dies ist auch für Mutter Courage sehr enttäuschend, denn sie hatte gehofft, sich später das Geld, welches sie für die Freilassung von Schweizerkas zahlt, aus der Regimentskasse nehmen zu können. Somit gelangt sie an kein Geld mehr. Doch um den Tod von Schweizerkas trauert sie nicht wirklich, denn sie behauptet viel mehr, sie habe ihn nicht gekannt. In den weiteren Handlungen verliert sie auch ihre Tochter Kattrin, indem sie ihre Geschäfte und somit ihre Existenz wieder mal befürwortet und sich nicht ausreichend um das Wohlergehen ihrer Tochter kümmert, sodass diese schließlich auf dem Dach von den Soldaten erschossen wird.



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