Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Musikepoche Mittelalter - Referat



Mittelalter - Zwei musikalische Welten
Das Mittelalter (medium aevum: „mittleres Zeitalter“) als Epoche zwischen der Antike und der Neuzeit (ca. 6. bis 15. Jahrhundert) war durch eine stark hierarchisch geprägte Gesellschaft und eine christliche Geisteshaltung gekennzeichnet:

Unfreie Leibeigene, Bauern, Knechte und Handwerker bildeten als untere dienende Schicht den Großteil der Bevölkerung (ca. 90%). Die herrschende Rolle übernahmen der Adel im weltlichen Bereich (Könige, Fürsten, Herzöge,Grafen) und der Klerus im kirchlichen Bereich (Bischöfe,Priester,Mönche). Diese gesellschaftliche Hierarchie galt als gottgegeben und damit als unumstößlich.

Auch die Musizieranlässe und damit die Musik selbst waren im Mittelalter in die unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereiche unterteilt:

Auf den Marktplätzen in den Städten, die ab dem Jahr 1100 entstanden, und bei den Festen in den Dörfern unterhielten Spielleute und Gaukler das Volk mit ihrer Spielmannskunst. An den prachtvollen Höfen der Adeligen wurde zu feierlichen Anlässen musiziert; hier standen die höfischen Minnesänger im Mittelpunkt, die als angesehene Ritter weltliche Lyrik und Liebeslyrik zu Ehren der höhergestellten adligen Frau darboten.

Die Grundlage der geistlichen Musik war der liturgische Messgesang der römischen Kirche. In den Klöstern, Kirchen und Kathedralen entstanden wichtige musikalische Zentren, in denen sich die Notenschrift und die Mehrstimmigkeit entwickelten.

Geistliche Musik
Die Grundlage der geistlichen Musik im Mittelalter bildete der gregorianische Choral, der einstimmige, unbegleitete, lateinische Gesang der katholischen Liturgie. Der Name geht zurück auf Papst Gregor Den Großen (540-604), der um 600 zur Vereinheitlichung der Kirchenmusik und damit zur Stärkung der Einheit der Christen die Choraltexte gesammelt, geordnet und ihre gottesdienstliche Verwendung in der heutigen Form festgelegt haben soll.

Die Gregorianik als erster einheitlicher Musikstil und Fundament der Musikkultur Europas ist damit auch die älteste bis heute lebendig gebliebene Kunstform des Abendlandes.

Nach dem Vorbild der von Gregor |. In Rom eingerichteten „Schola cantorum“ wurden in ganz Europa Sängerschulen gegründet, in denen die melodische Gestaltung des gregorianischen Chorals unterrichtet und zunächst mündlich überliefert wurde. Um auch die Choral-Melodien verbindlich festhalten und in einer einheitlichen Form in den Kirchen und Klöstern des Reiches verbreiten zu können, wurde es notwendig, dass der gregorianische Choral von schreibkundigen Mönchen schriftlich aufgezeichnet wurde. Erste Niederschriften, in denen die Choralleiter als Gedächtnisstützen für ihre Dirigierbewegungen kleine Zeichen über den Textsilben notierten, entstanden um 900.

Zunächst gaben diese sogenannten Neumen (griechisch Wink,Gebärde) den Melodieverlauf für den auswendigen Vortrag der Choralsänger nur ungefähr wieder; später wurden Tonhöhenlinien ins Pergament geritzt oder aufgemalt.

Um 1025 führte der
Benediktinermönch Guido von Arezzo zur Darstellung von Tonhöhen ein System mit vier Linien im Terzabstand, die Färbung der C- und der F-Linie und die Variable Schlüsselvorzeichnung c und f ein.

Im 12. Jahrhundert entwickelte sich mit der Quadratnotation die im 19. Jahrhundert wieder belebte und heute noch gebräuchliche römische Choralnotation.

Der Alleluja-Jubilus als Freudenruf zum Lobpreis Gottes ist ein überschwängliches, fast wortloses Jubilieren auf der letzten Silbe des „Alleluja“ (Hebräisch: „lobet den Herrn“)

Der gregorianische Choral bildete auch den Ausgangspunkt bei der Entwicklung der Mehrstimmigkeit: Seit dem 10. Jahrhundert wurde zur Ausschmückung in Festgottesdiensten zu einer Choralmelodie nach festen Regeln eine weitere Stimme improvisiert, die zunehmend selbstständiger und kunstvoller wurde. Insbesondere in der Sängerschule von Notre Dame in Paris wurde die mehrstimmige Vokalmusik weiterentwickelt.

Während des Neubaus der Kathedrale Notre Dame in Paris (1163-1235), die in ihrer an elementaren Proportionen orientieren gotischen Architektur, in ihrer Größe und Pracht dem Lob Gottes dienen und die Macht der Kirche demonstrieren sollte, würde die Notre-Dame-Schule zu einem führenden Zentrum der Mehrstimmigkeit. Über den gregorianischen Choral, der in breiten Haltetönen gedehnt in der Unterstimme liegt, entfalteten sich im Organum (griechisch/lateinisch: Instrument, Werkzeug) der Notre-Dame Schule kunstvolle, melodisch und rhythmisch eigenständige Oberstimmen bis zur Vierstimmigkeit.

Mit Leonin (um 1150-1210) und Perotin (ca. 1150/1165- ca. 1200/1225), Sänger und Magister der Schola an Notre Dame, wurden auch erstmals Komponisten namentlich bekannt.



Kommentare zum Referat Musikepoche Mittelalter: