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Karstadt - Referat



Die Geschichte des Warenhauses Kardstadt

1881 wurde in Wismar von Rudolph Karstadt
ein "Manufaktur-, Confektions- und Tuchgeschäft" eröffnet. Es war eine neuartige Geschäftsidee: Barverkauf zu Festpreisen. Das Handeln und Anschreiben wurde hier ausgeschlossen, denn das war damals allgemein üblich. Ausserdem wurde der Zwischenhandel übergangen. Somit waren niedrige Preise möglich geworden. Schon bald entstanden weitere Filialen im norddeutschen Raum. Bereits 20 Jahre später gab es 20 Filialbetriebe. Doch es fehlten damals noch richtig große Warenhäuser in den Zentren der großen Städte. Es waren die Konkurrenten wie Hermann Tietz und August Wertheim, die große Warenhäuser errichteten. 1912 endlich hatte Karstadt mit der Filiale an der Hamburger Mönckebergstraße einen Standort erster Güte. Doch bald begann der erste Weltkrieg, der eine weitere Expansion vorübergehend unterband. Erst nach Kriegsende zeichnete ich eine weitere Vergrößerung des Unternehmens ab, als Karstadt zunehmend mit der westdeutschen Warenhauskette Althoff zusammenarbeitete. Diese Zusammenarbeit endete in der Fusion zur "Karstadt Aktien-Gesellschaft" mit zusammen 46 Filialbetrieben in Nord- und Westdeutschland. Anstatt neu zu bauen wurden weitere Geschäfte übernommen, so zum Beispiel die Firma Lindemann mit 15 Filialen. Erst nachdem in Hamburg eine neue Firmenzentrale entstand, dachte man an den Neubau von Filialen. Der Anfang wurde im Hamburger Arbeiter-Stadtteil Barmbek gemacht: Im Jahre 1928 entstand dort ein Warenhaus mit sechs Geschossen in einer stark belebten Einkaufsstraße.
Eine Dominante dieses Hauses war ein Turmbau, der durch eine abends blau angestrahlte Lichtsäule bekrönt wurde. Karstadt hatte seinen Stil gefunden. Dieser Stil grenzte sich deutlich von den Mitbewerbern ab. Es war der hauseigene Architekt Phillip Schaefer, der das Barmbeker Haus entwarf. Dies war aber gewissermaßen nur eine Generalprobe. Eine Generalprobe für den Auftritt in der größten Stadt Deutschlands: In Berlin. In Berlin nämlich besaß Karstadt bis zu diesem Zeitpunkt noch kein Warenhaus, der Konzern war in Berlin weitgehend unbekannt. Der Konzerngründer war der Meinung, dass sich dies nun ändern sollte und war auf der Suche nach einem geeigneten Ort, um seinen Auftritt in Berlin in Szene zu setzen.

Der Hermannplatz war schon immer ein Verkehrsknotenpunkt im Süd-Osten der Stadt: Hier kreuzten sich die Hasenheide/Berliner Straße mit der Hermannstraße, dem Kottbusser Damm, der Urban- und Kaiser-Friedrich-Straße. Der Hermannplatz selbst war gewissermaßen nur eine schmale Straßenschlucht zwischen der Urbanstraße und Hasenheide, also kein Platz im wörtlichen Sinne. Es lag schon in den Jahren nach der Jahrhundertwende im Interesse der Stadt Neukölln, diesen Platz derart zu verändern, dass er dem Verkehrsaufkommen gewachsen war. Nun kam etwa 1912 die Stadt Berlin mit ihren U-Bahnplanungen. Zunächst war der Bau einer U-Bahn unter der Hasenheide Richtung Hallesches Tor vorgesehen. Es sollte in dieser Fortsetzung die Nord-Süd-Bahn Richtung Wedding sein. Seit 1907 plante die AEG ihrerseits den Bau einer U- oder Hochbahn zwischen Gesundbrunnen und Neukölln. Demzufolge hätten sich diese beiden U-Bahnprojekte hier am Hermannplatz berührt oder gar gekreuzt. Hier allerdings stand die enge Bebauung um den Platz diesen Plänen entgegen. Zunächst wurde untersucht, wie diese Linien hier am Hermannplatz verknüpft werden können, ohne die Platzanlage zu verändern. Doch es zeigte sich, dass die Platzanlage zu eng ist. Daraufhin kaufte die Nord-Süd-Bahn-AG die angrenzenden Grundstücke, um die darauf befindlichen Mietshäuser abzureissen. Auch der hinter diesen Gebäuden befindliche Rummelplatz musste den U-Bahnplanungen weichen. Um 1925/26 wurden die Gebäude dann tatsächlich abgerissen. Anschließend war eine riesige Freifläche entstanden, unter der die gesamten U-Bahnanlagen Platz hatten. Nun war es ja so, dass die Nord-Süd-Bahn-AG nach dem Bau diesen Platz nicht weiter benötigte und dachte daher an eine Weiterveräusserung. Ein Teil des Geländes allerdings sollte als Platzanlage genutzt werden.

Selbstverständlich war der Warenhauskonzern an dem 12500 qm großen Gelände interessiert. Im November 1926 wurde das Gelände erworben, kurze Zeit später kam noch ein kleineres Gelände an der Hasenheide hinzu: Der Bauplatz war gefunden!
Das Gelände war derart ausgedehnt, dass es den Repräsentations-Ansprüchen des Karstadt-Konzerns sehr entgegen kam. Ausserdem war es hier möglich, den Warenhausbau direkt mit dem U-Bahnhof zu verbinden.

Im Sommer 1927 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, also unmittelbar, nachdem die U-Bahnbauarbeiten abgeschlossen waren. Dies war erforderlich, da das Gebäude über einem betriebsinternen Tunnel, dem "Karstadt-Tunnel" entstehen sollte. Während unten der U-Bahnbetrieb lief, entstand an der Oberfläche ein Gebäudekubus, der in seinen Grundabmessungen derart gigantisch war, dass man schnell erahnen konnte, dass hier "was Großes" entsteht. 1928 konnte Richtfest gefeiert werden. Entstanden war ein 32 Meter hoher Stahlbeton-Skelettbau mit zwei 56 Meter hohen Türmen. Das Gebäude besteht aus einem Gerüst-Raster von 6,5 x 6,5 Metern.

Anschließend begann der Innenausbau und die Verkeidung des Gebäudes mit Muschelkalk-Platten im damals modernen Wolkenkratzer-Stil.

Es bot Nutzflächen von 70.000 qm in sieben Geschossen, die Fronthöhe von 32 Metern wurde durch zwei elfgeschossige Turmbauten bekrönt, wie sie im Ansatz her schon in Hamburg-Barmbek bekannt waren. Auch auf die zunächst umstrittenen Lichtsäulen wurde nicht verzichtet.

Am 21. Juni 1929 war es dann endlich soweit: Die Berliner konnten ihr neustes Warenhaus stürmen. Es setzte neue Maßstäbe in allen Disziplinen: Es war das mit Abstand größte Warenhaus Europas.
Das Gebäude kann über vier Zugänge betreten werden: Am Hermannplatz befand sich der Hauptzugang, die Seitenzugänge in der Urbanstraße und Hasenheide, ein vierter Zugang befand sich im Basement des Hauses: Eine geräumige Halle verbindet das Warenhaus mit dem U-Bahnhof. Ein Gang führt brückenartig zum Bahnsteig der Nord-Süd-Bahn-Linie C, ein anderer Tunnel zum Bahnsteig der GN-Bahn-Linie D.
"Im Erdgeschoss fand man Papierwaren, Bücher und Herrenartikel, im ersten Stock Konfektion. Die Holzarbeiten des Erdgeschosses sind in mattiertem Nußbaum, die des ersten Obergeschosses in poliertem Mahagoni ausgeführt, wodurch vor allem dem letzteren Stockwerk eine ausgesprochen elegante Note verliehen ist. Bemerkenswert sind im ersten Geschoss ferner u.a. die Frisiersalons, von denen der Herrensalon in Marmor, der Damensalon in Schleiflack und der Kindersalon mit originellen Wandbildern ausgestattet ist."
Im zweiten Obergeschoss erwartete den Kunden das "Weltstadt-Restaurant" mit "erlesenem Padukholz ausgeführt, das in seiner vornehmen Wirkung noch durch prachtvolle Intarsien gehoben wird". 500 Besucher fasste dieses Restaurant. Im dritten Obergeschoss gab es ein weiteres Restaurant, das mit Zitronenholz und Nußbaumprofilen ausgestattet wurde. Hier fanden 380 Gäste Platz.

Im vierten und fünften Obergeschoss waren weitere Abteilungen untergebracht, zusätzlich befand sich
im fünften Obergeschoss die riesige Lebensmittelabteilung.

Das sechste Obergeschoss dagegen diente rein internen Zwecken, also Verwaltung, Sozialräume und eine Mitarbeiter-Kantine waren hier untergebracht. Das absolute Highlight aber war der Dachgarten. Er bot 500 Gästen Platz. Der Besucher hat von dort oben einen phantastischen Ausblick über die Stadt. Es gab einen zweiten Dachgarten in Berlin: Auf dem Hotel Eden in der Budapester Straße. Doch diese beiden Dachgärten hatten einen wesentlichen Unterschied: der Karstadt-Dachgarten stand jedermann offen. Der Dachgarten erfreute sich allergrößter Beliebtheit. Jeden Nachmittag gab es hier Konzerte, die immer gut besucht waren. Bei schönem Wetter konnte der Kunde hier nach seinen Einkäufen noch zu Kaffee und Kuchen einkehren - sofern er denn einen Platz bekam...

Auch vertikal bot das Haus beeindruckende Daten: Je Etage gab es vier Rolltreppen, die sämtlich aufwärts liefen. Erst zu Geschäftsschluß wurde die Fahrtrichtung gewendet. Zusätzlich gab es 24 Personenaufzüge, 8 Lastenaufzüge, 13 Speiseaufzüge und ein Autoaufzug. Der Autoaufzug ermöglichte es, dass ein ganzer LKW direkt in die Lebensmittelabteilung in der 5. Etage gehoben werden konnte. Man erhoffte sich damit, das aufwändige Umladen ersparen zu können...

Im Keller gab es noch eine Bosonderheit vor allem für Neuköllner: Neukölln war ein Arbeiter-Stadtteil mit vornehmlich kleinen Wohnungen. Hier nun gab es eine "Öffentliche Badeanstalt", die gegen einen geringen Obulus genutzt werden konnte.

Technisch war das Gebäude selbstverständlich auf dem letzten Stand: Alle Etagen waren mit Sprinkleranlagen versehen, so dass ein ausbrechendes Feuer bereits im Frühstadium bekämpft werden konnte. Zusätzlich gab es eine sogenannte "Drenscher-Anlage": Sie unterteilte das Gebäude mittels Regenschleiern in unabhängige Gebäudeteile. Interessant dürfte auch die Kühlanlage gesesen sein: Diese zentrale Einrichtung versorgte mittels 6.000 Meter lange Leitungen alle Räume, in denen es nötig erschien, die Temperatur niedrig zu halten. Diese Anlage versorgte nicht nur die sehr umfangreichen Kühlräume, sondern sogar Schaufensterbereiche, wo dies erforderlich erschien. Ausserdem war die Anlage im Stande, die Temperaturen zu überwachen und zu korrigieren! Wohlgemerkt: 1929 - zu einer Zeit also, als der gewöhnliche Privathaushalt noch mit Barren für den Eisschrank beliefert wurde...

Es war die gewaltige Erscheinung des Gebäudes, die dafür sorgte, dass es über die Stadt hinaus bekannt wurde. Bei günstiger Sicht konnte man das Gebäude mit seinen Türmen bereits bei den Seelower Höhen ausmachen!

Schon 1930 - die Weltwirtschaftskrise machte sich bemerkbar - zeigte sich, dass das Warenhaus zu groß dimensioniert war. Bis 1933 wurden zwei Verkaufsetagen geschlossen und über 2000 Mitarbeiter entlassen. Auch dem Konzern ging es zunehmend schlechter: Viele Filialen wurden geschlossen, am Hermannplatz blieben nur noch etwa 1000 Mitarbeiter übrig. Es mussten Verlustbringer abgebaut werden, denn der Konzern stand damals am Rande der Existenz. Die Geldströme der Banken flossen schon lange nicht mehr. Erst mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten mäßigte sich die Talfahrt: neue Kredite flossen wieder. Der Preis jedoch war hoch: Jüdische Mitarbeiter mussten, entgegen dem Willen der Geschäftsleitung, freigestellt werden... Auch wenn sich das Unternehmen in den Folgejahren wieder etwas erholen konnte, stand die schlimmste Zäsur dem Haus noch bevor: Der Krieg!

Einige weitere Stockwerke wurden für den Publikumsverkehr geschlossen und das Heeresbekleidungsamt mietete sich ein. Bei den Angriffen auf die Stadt erfuhr das Gebäude nur leichte Schäden, doch vom einstigen Glanz des Gebäudes war nicht mehr viel übrig.

Am 25. April 1945 wurde das weitgehend intakte Gebäude von der Waffen-SS ohne Vorwarnung gesprengt. Es blieben nur einige Fahrstuhlschächte übrig, lediglich ein kleiner Gebäudeteil an der Hasenheide überstand den Krieg.
Die Waffen-SS wollte auf diese fragwürdige Art verhindern, dass sowjetische Truppen in die Stadt vorrücken.
Nach Kriegsende konnte im Juli 1945 in dem Gebäudeteil an der Hasenheide ein mehr improvisierter Verkaufsraum eröffnet werden.

Erst im Jahre 1950 wurde mit einem Wiederaufbau begonnen. Es entstand auf der Südwestecke des Areals ein vierstöckiger Stahlbetonbau. Er hatte bei weitem nicht die Abmessungen und die Eleganz des Altbaus. In den ersten Jahren standen hinter dem Neubau noch die Altbauruinen. Am 7. Mai 1951 wurde das neue Gebäude eröffnet.

Im Jahre 1954 wurden die Ruinen beseitigt und es entstand ein Parkplatz für 50 PKWs. In den Folgejahren gab es eher unauffällige Erweiterungen: 1959 wurde das Untergeschoss in die Verkaufsräume einbezogen, 1960 entstand ein "Schaufenster-Band" bis zur Urbanstraße. Um 1976 wurde das Warenhaus wesentlich vergrößert: Nun hatte es im Grundriss wieder nahezu den Altbau-Umfang erreicht, nicht aber die Höhe und schon garnicht die Eleganz des Altbaus. Der direkte Zugang von der U-Bahn aber wurde wieder freigegeben.

Erst um 1988 wurde wieder über einen Umbau diskutiert. Der Umbau sollte eigentlich um 1990 stattfinden, es gab sogar schon detaillierte Pläne, doch die Wiedervereinigung kam dazwischen: Dies bescherte dem Haus enorme Umsätze, da der Standort Hermannplatz auch im Osten bekannt war. Man schob den Umbau also auf. Etwa 1993 sollte endlich mit dem Umbau begonnen werden, doch nun war es die Hertie-Übernahme des Karstadt-Konzerns, die eine Bauausführung verhinderte. Endlich konnte 1998 mit dem lang gewünschten Umbau begonnen werden, der im Sommer 2000 abgeschlossen werden konnte. Heute zählt das Haus am Hermannplatz wieder zu den ganz großen des Konzerns, doch auch jetzt noch ist der Bau bei weitem nicht so ausgedehnt wie es der Vorkriegsbau war.





Dieses Referat wurde eingesandt vom User: 11mimi



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