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Kafka: Die Verwandlung - Referat



KAFKAS: DIE VERWANDLUNG

THEMA: Gregors Tod – Mord oder Suizid?
In Kafkas Werk „Die Verwandlung“ von 1916 geht es um den jungen Reisenden Gregor Samsa, der eines Morgens erwacht und sich zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt vorfindet. Mit dieser Verwandlung beginnt Gregors Leidensweg – es ist ihm nicht mehr möglich, seiner Arbeit nach zu gehen, und das, obwohl er doch den Ernährer seiner Familie darstellt, außerdem versagt ihm diese nach und nach jegliche Nähe, sieht ihn nur noch als Monster. Die allmähliche Ausgrenzung Gregors führt zu Verzicht auf Essen und Schlaf und schließlich zu seinem Tod. Er ist somit aktiv an seinem Ableben beteiligt, weswegen man im Endeffekt fast eindeutig von Selbstmord sprechen könnte. Aber meiner Meinung nach spielen auch viele andere Faktoren eine Rolle, die nicht von Gregor selbst, sondern vielmehr aus seinem direkten Umfeld aus, also seiner Familie, Einfluss nehmen und womöglich in seiner totalen Verweigerung gipfeln.
Sicher ist, dass zwei zentrale Elemente zu Gregors Tod führen: Einerseits die physische, andererseits die psychische Belastung. Ermordet werden kann ein Mensch offensichtlich auch auf zweierlei Arten. Selbstverständlich stellt sich der Tod als solcher im Sinne von Ausbleiben der lebenswichtigen Aktionen wie Atmen etc. dar, welches durch Umwelteinflüsse wie Verletzungen, beispielsweise der Apfelwurf und die Prügel des Vaters, gewaltsam hervorgerufen wird. Denkt man jedoch an den Begriff des Todes, so kommt einem als Erstes sicher der Verlust des Körpers und der Seele in den Sinn, das Alleinsein, das einen jeden Menschen bei der letzten Hürde seines Lebens, dem Sterben, erwartet. Aber können nicht genau diese Ereignisse bereits stattfinden, bevor sie sich sichtbar auf den Körper auswirken? Gregor verlor seinen Körper und tauschte diesen gegen den eines Käfers. Auch seine Seele verschwand mit der Zeit, sein menschliches Dasein verflüchtigte sich, ebenso wie der Kontakt zu seiner Familie, zu den Menschen, die er liebte. Und all diese Dinge sind ihm gewaltsam genommen worden, durch vollkommene Belastung seiner Psyche. Zentrale Aktionen dafür finden sich zahlreiche. Bereits nach dem Aufwachen in Form eines Ungeziefers denkt Gregor über sein bisheriges Leben nach, über seinen Beruf, den er stets gewissenhaft ausübte, um seine Familie ernähren zu können, um seiner Schwester eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Das Wohl der ganzen Familie lastete auf seinen Schultern, ebenso wie sein Zimmer in gewisser Weise den Mittelpunkt der Wohnung darstellt, da es mit allen anderen verbunden ist. Gregor, der Sohn, befindet sich also in der Position des Familienoberhaupts, in Rivalität mit dem Vater, dem einzigen Familienmitglied, das aktiv und bewusst Gewalt auf ihn ausübt. Eine große Verantwortung wurde ihm auferlegt, und in seinem Unterbewusstsein wurde ihm nach und nach klar, dass er nicht in der Lage ist, diese zu tragen, dass er es wohl gar nicht will. Die Verwandlung könnte also als Form der Verweigerung Gregors gesehen werden, als Abschließen mit seinem alten Leben, mit dem er vollkommen unzufrieden ist. Trotzdem plagt ihn ein schlechtes Gewissen, sodass der „Zauber“ vielmehr als Unfall gesehen und beschrieben wird, obwohl er, meiner Meinung nach, von Gregor sehnlichst herbeigewünscht wurde. Die allmähliche Ablehnung durch seine Familie ist offensichtlich. Von Anfang an wird er in seinem Zimmer eingeschlossen. Zuerst wird sich allerdings noch in gewissem Maße um ihn bemüht, Schwester Grete bringt ihm Essen, er darf abends an der angelehnten Tür den Gesprächen der Familie lauschen und eigentlich schwingt in all diesen Handlungen die schwache Hoffnung mit, Gregor könne doch wieder zu dem werden, der er einmal war, worauf Sätze wie
„Er ist ja mein unglücklicher Sohn! Begreift ihr denn nicht, dass ich zu ihm muss?“ (Seite 28, Zeile 26) oder „Es wäre das Beste, wir suchen das Zimmer genau in dem Zustand zu erhalten, in dem es früher war, damit Gregor, wenn er wieder zu uns zurückkommt, alles unverändert findet und umso leichter die Zwischenzeit vergessen kann“ (Seite 30, Zeile 10-13) schließen lassen. Doch mit der Entfernung der Möbel gibt die Familie seine menschliche Existenz schließlich auf und auch die Art und Weise, wie von Gregor gesprochen wird, ändert sich schlagartig mit dem „Angriff“ auf seine Mutter. Plötzlich werden Begriffe wie „Gregor ist ausgebrochen“ (Seite 33, Zeile 20, 21) verwendet und nach dem Apfelwurf durch den Vater (Seite 35) ist Samsa als Mensch für die Familie gestorben. Grete bemüht sich nicht mehr, ihn anständig zu versorgen, was deshalb die Bedienerin übernehmen muss. Doch diese Abweisung der Schwester führt dazu, dass Gregor sein Essen verweigert, als Ersatz vielleicht sogar ihr Violinenspiel heranzieht. Das, was man als seinen Todesstoß bezeichnen kann, ist jedoch wohl die Tatsache, dass Grete ihren Bruder als solchen aufgibt: „Ich will vor diesem Untier nicht den Namen meines Bruders aussprechen, und sage daher bloß: wir müssen versuchen, ES loszuwerden.“ (Seite 44, Zeile 41-43). Gregor, der sich schon vorher nur als Last der Familie angesehen hat, ist sich nun bewusst, dass er nicht mehr dazu gehört, zu nichts mehr nütze ist, und der Kummer über diese Tatsache rafft ihn dahin. All diese Argumente könnten also die These des Mordes unterstützen. Doch auch für den Selbstmord Gregors sprechen einige Verhaltensweisen: Er verweigert nicht nur Essen und Schlaf, sondern ersetzt auch all seine menschlichen Eigenschaften durch tierische, verliert so seine Seele, seinen Geist und seine Intelligenz. Diese sind jedoch wohl eher Reaktionen auf den Ausschluss aus seiner Familie. Man kann also wohl davon ausgehen, dass alle beschriebenen Handlungen irgendwie fest miteinander verknüpft sind, auseinander hervorgehen. Es lässt sich darum meiner Meinung nach nicht eindeutig feststellen, ob Gregor sich selbst umgebracht hat oder ermordet wurde. Offensichtlich ist jedoch, dass seine Familie sowohl physisch als auch psychisch enorme Gewalt auf ihn ausgeübt hat, auch bereits vor seiner Verwandlung und dass all diese Faktoren mit einer totalen Regression Greogors zusammenspielend so letztendlich zu seinem Tode führen.




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