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Joseh von Eichendorff - Wünschelrute - Referat



Interpretation: Joseph von Eichendorff – Wünschelrute (1835)

"Der vielleicht einzige deutsche Dichter, der zu nichts als Zuneigung, zu nichts als Liebe einlädt, sie erzwingt, gar keine andere Regung zulässt. Da war er streng, der Lubowitzer Freiherr." Diese Worte findet Eckhard Henscheid zum Autor des Gedichtes „Wünschelrute“, zu Joseph von Eichendorff. Sein Zitat schwelgt uns, in Gedanken bei Eichendorff, in die Zeit der Romantik zurück. Die bedin-gungslose Liebe … Sehnsucht … all diesen Worten sollten wir vielleicht auch in der heutigen Zeit mehr Aufmerksamkeit zuwenden!
Geschrieben wurde das Gedicht „Wünschelrute“ 1835 von Joseph von Eichendorff. Eichendorff heißt mit vollem Namen Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff und wurde am 10. März 1788 in Oberschlesien als Sohn des preußischen Offiziers Adolf Theodor Rudolf von Eichendorff und dessen Frau Caroline geboren. Er genoss eine aristokratisch-katholische Erziehung und be-suchte das Gymnasium. Zusammen mit seinem Bruder studierte er danach Rechtswissenschaften in Halle und kämpfte danach in den Befreiungskriegen. Er war verheiratet und hatte vier Kinder. Später war er auch noch für die königliche Regierung tätig. Eichendorff starb zwei Jahre nach seiner Frau am 26. Januar 1857 in Neiße.
Der historische Hintergrund des Gedichtes ist gekennzeichnet durch die vorrangegangene Franzö-sische Revolution und den napoleonischen Krieg. Das durch den Wiener Kongress wiederhergestellte absolute System in Europa, welches die Romantik stark kennzeichnet, geriet 1835 schon leicht ins Wanken, so dass es dann in einigen Jahren danach zur Revolution in Deutschland kam.
Auch wenn das Gedicht in einer epochalen Übergangsphase geschrieben wurde, ist es schon durch den Dichter in die Romantik einzuordnen. Die Romantik (1795-1835) stellt die Konzepte der Klassik und Aufklärung infrage und wendet sich den Idealen des Sturm und Drang und der mittelalterlichen Dichtung zu. Besonders genutzt wird in der Romantik die Ephik und die Lyrik. Diese Gattungen ermöglichen die Fllucht aus der Wirklichekit und stellen das möglichst intensive Erleben am besten in den Mittelpunkt. Die Autoren sind dabei häufig auf der Suche nach der Sehnsucht zu sich selbst und werden dadurch als Außenseiter gesehen. Vom formalen Aspekt sind weder Form noch Inhalt in der Romantik festgelegt.
Das zu analysierende Gedicht trägt den Titel „Wünschelrute“. Eine Wünschelrute ist ein zumeist gegabeltes Instrument, das nach einer seit dem Spätmittelalter bezeugten Vorstellungstradition geeignet sein soll, in der Hand eines sogenannten Rutengängers auf Anziehungskräfte oder Aus-strahlungen von Metallen, Wasseradern, geologischen Verwerfungen oder Gegenständen im Er-dreich zu reagieren.
Inhaltlich geht es in dem Vierzeiler um ein in träumenden Dingen schlafendes Lied. Dabei beginnt die ganze Welt zu singen, wenn der Leser das richtige „Zauberwort“ trifft. Der inhaltlich Aufbau unterteilt das Gedicht in zwei Teile. Den ersten Abschnitt bilden die ersten beiden Zeilen, da sie sich auf das „Lied in allen Dingen“ beziehen. Den zweiten Abschnitt bilden demnach die letzten beiden Zeilen, in denen ein „Zauberwort“ die Welt zum Singen bringt. Ein besonderer Ort oder eine Zeit sind dem Inhalt des Gedichtes nicht zu entnehmen. Aber eine Person tritt in dem Werk auf, d.h. das „du“ und somit der Leser wird angesprochen. Er hat die Aufgabe das Zauberwort zu treffen. Motive des Gedichtes sind Träume und Mystik, welche durch Wörter die „schläft“ oder „Zauberwort“ entstehen.
Formell besteht das Gedicht aus einer einzigen Strophe, welche wiederrum aus vier Zeilen besteht. Die Zeilen reimen sich nach dem Schema „abab“ und bilden somit einen Kreuzreim. Die Zeilenan-zahlen wechseln sich von acht und sieben Zeilen, gemeinsam mit weiblicher und männlicher Kadenz ab. Das Metrum des Gedichtes ist ein vier hebiger Trochäus durch alle Zeilen. Durch das Metrum wird eine Gleichmäßigkeit erreicht, so dass es auch möglich wäre das Gedicht als Lied zu singen. Allgemein ist das Gedicht sehr regelmäßig hinsichtlich vieler Punkte. Diese Regelmäßigkeit bringt die romantische verträumte Stimmung in das Gedicht und ist aufgrund des schwierig zu ver-stehenden Inhaltes auch notwendig, um den Überblick über das doch so kleine Stück nicht zu ver-lieren und um es letztendlich zu verstehen.
Sprachlich enthält das Gedicht auch einige rhetorische Figuren. Besonders angehäuft sind dabei Personifikation wie „schläft ein Lied“, „Dinge, die da träumen“ und „Welt hebt an zu singen“. Die „Vermenschlichungen“ haben den entscheidenden Einfluss auf die Schwierigkeit des Textverständ-nisses. Das bedeutet wiederrum, man muss das Gedicht erst einige Male lese um den Inhalt über-haupt zu erfassen und es erschweret bzw. macht es teils unmöglich eine
Inhaltsangabe zu schreiben, so dass diese auch noch verständlich ist. Weitere rhetorische Figuren sind die Alliteration „fort und fort“ und die Metaphern „in allen Dinge“ (als Welt zu interpretieren) und „Zauberwort“ (erst aus der vollständigen Interpretation zu deuten). Auch enthält das Gedicht inhaltlich Wörter, die im Zusammenhang zueinander stehen. Verbinden kann man daher „schläft“ mit „träumen“ und „Lied“ mit „singen“. Durch diese stilistische Besonderheit wird das Gedicht noch weiter verknüpft und die vier Zeilen stehen immer mehr in einer deutlichen Beziehung zueinander.
In der Interpretation ergeben sich durch den Inhalt und die Form zwei verschiedene Interpretati-onsansätze. Wenn man zum einen sehr inhaltlich an die Interpretation geht, sagt der erste Sinnab-schnitt (Zeile 1 und 2) aus, dass in allen Sachen der Welt ein Lied steckt. Dieses Lied kann gleich-bedeutend für Poesie stehen. Weiterhin schlafen („träumen“) „alle Dinge“ ruhig vor sich hin. Das „fort unf fort“ in der zweiten Zeile lässt darauf schließen, dass man nichts an diesem Zustand ändern kann. Im zweiten Sinnabschnitt zeigt sich jedoch, dass man selbst diesen Zustand ändern kann („du“). Wenn man nämlich mit der Wünschelrute (Titel) das richtige „Zauberwort“ trifft, dann fängt die ganze Welt an zu singen. Das bedeutet, wenn man mit der Feder(statt mit der Wünschelrute) die richtigen Wörter und somit also ein schönes Gedicht, Lied oder etwas ähnliches schreibt dann wird das Gedicht, Lied und alles andere poetische überall nachgesungen.
Der erste Interpretationsansatz ist jedoch vielleicht etwas überzogen und der zweite ist wesentlich plausibler. Die weitere Möglichkeit ist, dass die ganze Welt mit „ allen Dingen“ (Z.1, wie bei den rhe-torischen Figuren schon erwähnt) gemeint ist. Sie ist in einen ewigen Schlaf gefallen, und kann nur durch den richtigen Zauberspruch erweckt („die Welt fängt an zu singen“, Z. 3) werden. Dies wird auch in der Form des Gedichts deutlich: Die ersten Zeilen bestehen aus jeweils 6 und die letzten beiden aus 7 und 5 Wörtern. Dies macht deutlich, wie alles belebt und verändert wird wenn der Dichter es berührt.

Egal welche Möglichkeit man wählt, in beiden wird deutlich, dass die Poesie, im Gedicht durch Lied und Singen erwähnt, wichtig ist. Genauso wichtig für die Poesie ist jedoch auch das träumerische, unreale, was durch schläft und träumen ausgedrückt wird. Folglich sind für die Poesie die zentralen Merkmale und Motive der Romantik wichtig. Merkmale wären in diesem Bezug, dass das Gefühl als wichtigste Fähigkeit angesehen ist, dass die Wirklichkeit nicht nachgeahmt, sondern durch eigene Kreativität geschaffen werden soll und das eine Sehnsucht zu sich selbst besteht. Die Sehnsucht zu sich selbst wird in dem Gedicht dabei äußerst deutlich, denn letztendlich kann nur der Angespro-chene selbst („du“) das richtige Zauberwort treffen, um die Welt zum „Singen“ zu bringen. In „Sin-gen“ könnte man dann noch deuten, dass die Welt mit dem „Singen“ erst aktiv wird und somit mög-licherweise die Konzepte der Aufklärung infrage stellen soll und kann.

In diesem Gedicht wird deutlich, wie wichtig den Romantikern die Poesie ist und wie sie sein soll, nämlich ohne erkennbaren Sinn, wie ein Traum. Dieses Gedicht deckt sich völlig mit der Vorstellung der richtigen, vollkommenen Kunst in der Ansicht in der Romantik.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: katinka90



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