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Johann Wolfgang Goethe - faust - Referat



Johann Wolfgang Goethe

Faust – Der Tragödie erster Teil
BIOGRAPHIE

Johann Wolfgang von Goethe wurde am 28. August 1749 in Frankfurt/Main als Sohn des kaiserlichen Rater Dr.jur. Johann Caspar Goethe und Catharina Elisabeth geboren. Da seine Eltern großen Wert auf eine gute Ausbildung legten, bekam Goethe bereits im frühen Alter Privatunterricht in Latein, Griechisch, Englisch, Italienisch und Schönschreiben. Ein Jahr nach ihm kam seine Schweser Cornelia zur Welt.
Im Jahre 1765 schrieb er sich in Leipzig zum Jurastudium ein und hörte dort noch zusätzlich Vorlesungen in Philosophie und Philologie. Im Sommer 1768 erlitt er einen Blutstur, im Winter gleichen Jahres litt er an einer schweren Krankheit mit einer lebensgefährlichen Krise. 1770 wechselte er den Studienort und siedelte daher nach Straßbur. Dennoch lag sein Interesse weniger im juristischen Bereich, vielmehr besuchte er in erster Linie medizinische Vorlesungen. 1771 promovierte er zum Lizentiaten der Rechte und zog anschließend nach Frankfurt, wo er als Rechtsanwalt zugelassen wurde.
Im April 1775 verlobte er sich mit Lili Schönemann, doch nur ein halbes Jahr später wurde das Verlöbnis wieder gelöst. Im Juni 1777 starb seine Schwester Cornelia, zwei Jahre später wurde er zum Geheimen Rat ernannt. Im April 1782 erhob Kaiser Joseph II. Goethe in den Adelsstand, nur einen Monat später starb sein Vater.
Im März 1784 entdeckte Goehte in Jena den Zwischenkieferknochen am menschlichen Obergebiss. Im Jahr darauf begann er ein Studium der Botanik. Im September 1788 kam es in Rudolstadt zu einer ersten Begegnung zwischen Goethe und Friedrich Schiller. Ein Jahr später wurde sein Sohn Julius August Walther geboren, weitere vier Jahre später folgte die Tochter Caroline, die jedoch nur kurze Zeit lebte. Im März 1798 kreuzten sich die Wege von Goethe und Novalis.

1801 erkrankte Johann Wolfgang Goethe an Gesichtsrose. Zwei Jahre danach kam seine Tochter Kathinka zur Welt, doch wie seine erste Tochter lebte auch sein drittes Kind nur kurze Zeit. 1804 ernannte man ihn zum Wirklichen Geheimen Rat mit dem Prädikat Exzellenz.
Im folgenden Jahr machte ihm mehrmals eine Nierenkolik sehr zu schaffen. Im Oktober 1806 heiratete er Christiane Vulpius. 1808 starb Goethes Mutter und im Dezember 1815 wurde er zum Staatsminister ernannt. Ein halbes Jahr später starb seine Frau Christiane nach schwerer Krankheit.
Er selbst erkrankte 1823 an einer Herzbeutel- und Rippenfellentzündung. Im Oktober 1830 starb sein Sohn August, Goethe erlitt nur einen Monat später einen Blutsturz. Am 22. März 1832 starb Goethe nach einwöchiger Krankheit.

INHALT

Faust ist frustriert weil er durch seine Forschung nicht die Antworten findet, die er sucht. Aus diesem Grund wendet er Magie an und beschwört den Erdgeist, in der Hoffnung durch ihn Antworten zu erhalten. Dieser nimmt ihn allerdings nicht ernst und macht sich sogar noch über den Doktor lustig. Durch dieses Ereignis noch weiter in Depressionen steckend, überlegt Faust sogar, ob er sich selber umbringen soll.
Einen Tag später macht Heinrich Faust zusammen mit seinem Schüler Wagner einen Spaziergang in der Stadt. Dabei folgt ihnen ein kleiner schwarzer Hund, den Faust anschließend auch mit nach Hause nimmt. Dort entpuppt sich das Tier als Mephisto – der Teufel. Die beiden schließen einen Pakt, Faust gibt dem Teufel seine Seele, wenn dieser ihm dafür alle Wünsche erfüllt und es schafft, ihn richtig glücklich zu machen. So versucht Mephisto ihn durch einfache und recht primitive Mittel zu beglücken. Als erstes gehen die beiden in eine Kneipe, wo bereits andere Studenten betrunken sind und ausgelassen singen. Dies klappt aber nicht, da Faust ein solches Verhalten eher als anstößig empfindet, woraufhin die beiden die Kneipe wieder verlassen.
Im nächsten Versuch bringt er die Hauptperson zu einer Hexe, die ihm einen Zaubertrank einflößt, welcher ihn für alle Frauen unwiderstehlich machen soll. Dort sieht er allerdings das Abbild einer Frau im Spiegel, welche er sehr hübsch findet. Mephisto bringt ihn wieder enttäuscht zurück.
Nun lernt er das einfache Arbeitermädchen Gretchen zufällig auf der Straße kennen. Diese ist von ihm so eingeschüchtert, dass keine wirkliche Unterhaltung zustande kommt. Faust hat sich unsterblich in Gretchen verliebt und kann an nichts anderes mehr denken. Er benutzt Mephistos Hilfe um in ihr Schlafzimmer einzudringen, wo er davon träumt sie zu lieben. Weiter verstecken die beiden einen Schatz ihn ihrem Zimmer, den sie allerdings aufrichtig zur Kirche bringt, welche diesen dann prompt behält. Faust fordert Mephisto sofort auf ihr ein neues Geschenk zu machen und weiter soll er die allein wohnende Nachbarin, zu der Gretchen ein gutes Verhältnis hat, in seinem Sinne manipulieren. Der Teufel gibt ihr eine amtliche Bestätigung dafür, dass deren Mann tot sei, sodass sie nun nicht mehr länger alleine sein muss und sich einen neuen Mann suchen kann, den sie dann aber in Mephisto selbst sieht und ihn ununterbrochen umgarnt.
Die beiden Paare treffen sich im Garten und gerade als Gretchen und Faust sich küssen und dabei sind noch eine Stufe weiter zu gehen, kommt Mephisto und trennt die beiden, da er die Annäherungsversuche der Nachbarin nicht mehr aushält. Die beiden unterhalten sich über Religion und Kirche, wo schnell klar wird, dass sie Unterschiede haben. Gretchen glaubt fest an die Kirche als braves Arbeiterkind, Faust als gebildeter Doktor steht Religion sehr skeptisch gegenüber.
Er gibt ihr ein Schlafmittel für die Mutter mit, sodass sie schläft und die beiden sich unbeobachtet treffen können. Dieses Mittel stellt sich allerdings als tödlich heraus. Als einige Zeit später Mephistopheles und Faust wieder zu Gretchen gehen wollen, lauert ihnen dort Gretchens Bruder, der Soldat Valentin, auf. Dieser hat von dem sündigen Verhalten seiner Schwester erfahren und will Faust als „den Verführer” umbringen. Faust tötet Valentin aber in einem Degenkampf mit Mephistos Hilfe. So gibt sich Gretchen die Schuld an dem Tod ihres Bruders und ihrer Mutter, zudem wird immer mehr klar, dass sie schwanger ist (nicht restlos klar von wem, Mephisto?), was ohne Ehe zu der damaligen Zeit sehr schlimm war. Aus diesen Gründen wurde sie eingesperrt und soll in kurzer Zeit hingerichtet werden. Während Mephisto sich mit Faust auf der Walpurgisnacht befindet und dort eine der nahezu schon “Orgien” mit vielen Hexen feiert, erfährt er, dass Gretchen sterben soll. Er leiht sich von Mephisto magische Pferde und dieser betäubt die Wachen, sodass er Gretchen im Gefängnis befreien kann. Doch diese will nicht mitkommen, auch gerade weil sie nun endlich Mephisto als solchen erkannt hat, und lieber sterben. Die beiden fliehen und sie wird hingerichtet.
PERSONENBESCHREIBUNGEN

FAUST hat alle Wissenschaften studiert und ist dennoch unzufrieden. Er kennt all das Geschriebene schon und möchte mit seinem Geist und mit seinem Herzen die Zusammenhänge der Welt begreifen und strebt sein ganzes Leben lang nach diesem Ziel. Er ist ein Gelehrter, der jedoch nicht nur die Lehren der anderen begreifen möchte, sondern auch selbst Forschungen anstellt um etwas Neues zu entdecken. Er ist der typische Mensch der Sturm und Drang Zeit und erfüllt deren Ideale: Natur, Gefühl, Genie und Freiheit. In gewisser Weise ist Faust auch arrogant, da er viel mehr weiß als andere und dies auch zeigt. Er bezeichnet sich selbst auch als Gott, was ebenso seine Überheblichkeit ausdrückt, wie das Gespräch mit seinem Famulus Wagner, wo sich deutlich zeigt, dass er seiner Meinung nach allwissend ist. Trotz dieser starken Eigenschaften gibt es auch ein anderes Extrem, denn von seiner Selbstüberzeugtheit fällt er in ein seelisches Tief und denkt an Selbstmord. Nach Euphorie bricht er zusammen.
Faust hat kein Interesse an weltlichen Genüssen, was sich in der ,,Hexenküche" durch seine Verjüngung ändert. Für ihn sind nun auch Liebe und Begehren, sozusagen weltliche Genüsse, wichtig. Faust erlebt aufrichtige und wahre Liebe, doch trägt er keine Verantwortung dafür.


MEPHISTOPHELES begleitet Faust und möchte ihn vom rechten Weg abbringen, ihm die irdischen Genüsse schmackhaft machen und dadurch seine Seele gewinnen, wie es im Pakt ausgehandelt worden ist. Der Teufel versteht das Streben von Faust nicht, da er nur die Triebhaftigkeit und nicht das Streben nach einem höheren Ziel der Menschen kennt und glaubt dadurch, Faust leicht verführen zu können. Er sieht nur das Schlechte im Menschen, wobei es dem Menschen möglich ist, beides, das Gute und das Böse, zu sehen. Mephisto verkörpert zwar das Böse, entspricht jedoch nicht dem Bild des Teufels, wie er immer von den Menschen charakterisiert wird. Er ist klug, intelligent, gesittet, höflich und freundlich. Für Faust ist er in gewisser Weise ein ebenbürtiger Gesprächspartner mit dem er diskutieren kann. Mephisto steht jedoch nicht gleich mit Gott, er ist ihm untergeordnet und zählt, wie auch die Engel, zu Gottes Gesinde und wirkt am göttlichen Werk mit. Mephistopheles tritt im Stück meist im Hintergrund auf. Er wird als derjenige dargestellt, der beobachtet und der die Fäden zieht, und er kommt in fast jeder Szene vor.


GRETCHEN ist ein wohlanständiges, gesittetes, naives, liebes, religiöses und gottesfürchtiges Geschöpf und entspricht so dem Ideal des kleinbürgerlichen Mädchens. Sie hat diese Regeln des Kleinbürgertums stark verinnerlicht. Dadurch weiß sie auch, nachdem sie mit Faust geschlafen hat, dass sie etwas sündiges getan hat und selbstverständlich die Konsequenzen dafür tragen muss. So nimmt sie auch ihre Verurteilung als gerechte Strafe und Sühne auf sich. In ihre Reinheit in Liebe, Gläubigkeit und instinktivem Erkennen wird sie für Faust und Mephisto zu einer ebenbürtigen Partnerin. Dadurch rettet sie auch Faust vor dem verlieren der Wette und auch Mephisto hat keine Macht über sie.
Nachdem sie Faust traf und sich in ihn verliebte, wird bis zum Ende sichtbar, dass sich Gretchen in eine Frau wandelt. Faust ist auch mitschuldig, dass Gretchen vom rechten Weg abkommt. Sie wird von Gott gerettet, denn Gretchen in ihrem ,,dunklen Drange" weiß, dass sie den falschen Weg ging und kannte den ,,rechten Weg". Sie lebt in ärmeren Verhältnissen als Faust, denn er zählt zum Großbürgertum, lebt also in einer gehobeneren Schicht. Gretchen hat einen Bruder namens Valentin, der Soldat ist, und sie lebt mit ihrer Mutter in einem Haus zusammen, wo sie die Hausarbeiten erledigt.


WAGNER ist ein Gegenstück zu Faust. Er will nicht Neues entdecken und begreifen, sondern schon vorhandenes Wissen aus Büchern lernen und das ist für ihn die richtige Art und Weise der Wissenschaft. Er kennt nur die Theorie und das genügt ihm, deshalb weiß er auch nicht viel vom Leben außerhalb der Bücher, von Menschen, Gefühlen und Natur. Auch das Wissen von Faust möchte er sich aneignen und er versteht den Wissensdurst von ihm für noch nicht behandelte Themen in der Vergangenheit keineswegs. Die Naturbegeisterung von Faust ist ihm ebenso fremd, dennoch ist dieser Mann für ihn ein Vorbild und er verehrt ihn, da er hofft, ein Abglanz von seinem großen Lehrmeister wird auf ihn übergehen. So würde er zu ebenso Ansehen und Anerkennung gelangen.
In gewisser Weise ist Wagner naiv und menschenfremd, da er nicht bemerkt, dass er von Faust oft erniedrigt und als unwissender Bücherwurm dargestellt wird. Wagner hat auch wenig Einfühlungsvermögen, da er nicht merkt, dass er Faust stört, nachdem ihm der Erdgeist erschienen ist. Er denkt, dass Faust aus einem griechischen Trauerspiel deklamierte. Faust verachtet Wagner und kann nicht verstehen, wie Wagner nur das alleinige Wissen aus Bücher genügt. Er ist jedoch mit ganzem Herzen bei der Sache,
da es für ihn spannend ist, zu erkennen und zu begreifen, was die früheren Wissenschaftler gedacht haben. Somit ist er nur ein Schüler, denn ein richtiger Wissenschaftler versucht Neues zu erforschen und zu entdecken. Für die Klassik ist Wagner eine untypische Figur, da er zu sachlich denkt und lebt.


SPRACHE/STIL

Mit Ausnahme der Szene Trüber Tag. Feld ist der Faust in Versen geschrieben. Goethe verwendete den am Versende reimenden Knittelvers, wie er in ähnlicher Form schon zu Lebzeiten des historischen Doktor Faust, etwa von Hans Sachs benutzt wurde, und den Madrigalvers („Ich sehe nur, wie sich die Menschen plagen.“ (V.280) (Mephistopheles)). Das Versmaß des Faust passt also nicht nur gut zum historischen Hintergrund, es ermöglicht auch eine lebensechte Sprache der Personen.

Der Endreim unterstützt überdies die zahlreichen komödiantischen Dialoge im Faust. Einige Beispiele:
Wagner: Verzeiht! ich hör Euch deklamieren;
Ihr last gewiss ein griechisch Trauerspiel?
In dieser Kunst möcht ich was profitieren,
denn heutzutage wirkt das viel. (522)
Bürger: Nichts bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
wenn hinten, weit, in der Türkei,
die Völker aufeinanderschlagen. (860)
Faust: Und was soll ich dagegen dir erfüllen?
Mephisto: Dazu hast du noch eine lange Frist.
Faust: Nein, nein! Der Teufel ist ein Egoist
und tut nicht leicht um Gottes Willen,
was einem andern nützlich ist. (1649)
Faust: Mich dünkt, die Alte spricht im Fieber.
Mephisto: Das ist noch lange nicht vorüber. (2553)

Ein bekanntes Beispiel für einen unreinen Reim im Faust weist auf die mundartliche Prägung des Verfassers hin („dialektischer Reim“). Gretchens Anrufung Mariens, Ach, neige, | Du Schmerzenreiche (3587–3588), reimt sich nicht in der Standardsprache, aber im Frankfurter Hessisch, in dem Goethe aufwuchs.


HISTORISCHER HINTERGRUND

Ort der Handlung ist Deutschland, unter anderem Leipzig und der Harz. Die Zeit ist etwa die Lebenszeit des historischen Faust (ca. 1480–1538), also die Wende vom Mittelalter zur Neuzeit.
Wir begegnen Faust in seiner gotischen Studierstube. Als Zeitgenosse Luthers (1483–1546) beschäftigt er sich mit einer Bibelübersetzung. Die mittelalterliche Alchemie, wie sie sein eigener Vater betrieben hat, beurteilt er sehr kritisch. Er selbst setzt dagegen auf Magie und Geisterbeschwörung, auf Offenbarungen aus einer anderen Sphäre – hierin Nostradamus (1503–1566), einem anderen Zeitgenossen, ähnelnd.
Es kommen Anachronismen vor, zum Beispiel Marthe Schwerdtleins Wunsch, einen „Totenschein“ zu erhalten (2872), um das Hinscheiden ihres Mannes im „Wochenblättchen“ anzeigen zu können (3013). Beides gab es zu Fausts Zeiten noch nicht. Auch sind Anspielungen auf technische Errungenschaften des 18. Jahrhunderts zu finden, z.B. den Heißluftballon (2065–2072).


ENTSTEHUNG


Faust. Eine Tragödie – 1797 fügte Goethe dem Fragment die einleitenden Szenen Zueignung,Vorspiel auf dem Theater und Prolog im Himmel hinzu. Die endgültige Fassung der bereits im Urfaust und im Fragment enthaltenen Szenen sowie die Ausführung der Walpurgisnacht erfolgten bis 1806. Das Werk ging als Faust. Eine Tragödie. für die Ostermesse 1808 in Druck. Aus der Geschichte um ein unglücklich gemachtes Mädchen und einen verzweifelten Wissenschaftler war ein Menschheitsdrama zwischen Himmel und Hölle geworden.
Goethe hat von seinem 21. bis 57. Lebensjahr am ersten Teil des Faust gearbeitet. Die drei Fassungen dokumentieren neben der inhaltlichen Erweiterung auch eine bedeutende stilistische Entwicklung.
Schon während der Arbeit an Faust I hatte Goethe Entwürfe und Szenen zum zweiten Teil des Faust angelegt, obwohl er selbst nicht daran glaubte, dieses Projekt verwirklichen zu können.
INTERPRETATION

Die Tragödie schildert das Streben des Menschen nach vollkommener Erkenntnis. Als Faust erkennt, dass er jene Wahrheit nicht im Geistigen findet, schließt er mit dem Teufel einen Pakt, der ihm größtmögliche sinnliche Befriedigung erwarten lässt. Doch Faust weiß bereits, dass diese Forderung auch für den Teufel unerfüllbar ist. In der folgenden Tragödie erliegt er seiner Sinnlichkeit und seinem Egoismus, erkennt jedoch in Gretchen die wahre, die hingebende Liebe, die ich retten wird.
Im Faust wird Goethes Überzeugung Gestalt, dass bereits das Streben nach der Erkenntnis des Ursprünglichen die damit verbundenen Verfehlungen rechtfertigt. Da Faust weder im Geistigen noch im Triebhaften zur Ruhe kommt, dürfte die Lösung nur in einer dritten Komponente des menschlichen Lebens liegen.
2 Seelen wohnen ach in meiner Brust (vor der Wette):
Welches sind diese 2 Triebe? Einer der uns an die sinnliche Welt fesselt und einer, der uns in die Gedankenwelt entführt. In beiden Fällen ist das Herz der Ort, wo sich der Zwiespalt harmonisieren kann. Diesen Quellpunkt des Himmelslichtes trachtet Mephisto zu beseitigen. Faust, sich seiner Natur bewusst, will beide Triebe in ihrer Realität vollkommen ergründen. Auf diesem Weg muss er sich mit dem Egoismus konfrontieren, der beide Neigungen vollkommen verzerrt hat.
Gretchentragödie
Nachdem Faust von Mephisto einen "Zaubertrank" bekommen hat, prophezeit ihm Mephisto, er würde nun jede Frau wollen und bekommen. Gleich darauf trifft er Gretchen auf der Straße. Der Trank vollführt seine Wirkung, indem er Gretchen schmeichelt und ihre Gunst zu gewinnen versucht. Daraufhin enteilt Gretchen. Faust ist von ihr, ihrem Verhalten und ihrem Aussehen, so fasziniert, so dass sich Bezauberung und Verzauberung, zugleich aber auch Reizung und Erregung spürbar machen. Beim darauffolgenden Gespräch mit Mephisto schwärmt Faust von Gretchen und er will, dass Mephisto sie ihm beschafft.
Er ist in Gretchens Kammer und erlebt dies als Gegenwelt gegenüber seines Studierzimmers. Fausts "Liebeslust", gereizt durch das flüchtige Erlebnis der Schönheit, hatte ihn hergeführt, und jetzt erfährt er durch das tiefe Erlebnis der Reinheit die eigene Niederträchtigkeit, die ihm Bedrückung und Qual bereitet.
Nunmehr ist Gretchen in ihrer Hinwendung zu Faust, die sie so unbefangen einging, unentrinnbar befangen und dies ahnt sie-, ihrer inneren Ruhe und Harmonie, ihres Seelenfriedens unwiederbringlich verlustig: "Meine Ruh' ist hin, Mein Herz ist schwer; Ich finde sie nimmer und nimmermehr." Fausts verjüngte, ausstrahlende Erscheinung, sein adeliges Auftreten und auch sein durch Händedruck und Kuss geäußertes aufrichtiges Liebesbekenntnis sind Realität.


WIRKUNG AUF DIE ZEIT

Faust I zählt zur Epoche der Klassik (1788-1805). lat. Klassik: classicus = zur ersten Steuerklasse gehörend
• Renaissance: Klassik = Antik
• Ausweitung des Begriffes: Klassik = musterhaft, vorbildlich
• Übertragung des Begriffes
Klassik = eine kulturelle Hochleistung eines Volkes
lit. -> Höhepunkt einer Entfaltung einer Nationalliteratur
Das klassische Schönheitsideal verbindet Verstand und Gefühl, Geist und Natur.
Idealbild
Der Mensch soll gut, edel und hilfreich sein. Er ist im Denken und Fühlen ausgeglichen, gesunder Körper und gesunder Geist sollen harmonieren. Ideale sollen in dieser Welt verwirklicht werden. Verbindung von Geist und Natur. Erziehung strebt danach diese Ziele zu erreichen.
Entelechie
Jeder Mensch hat ein Ziel in sich, dass er zu erreichen versucht. Erziehung soll dabei behilflich sein.
Das Humanitätsideal der Klassik drückt sich durch die Menschen aus, die ausgeglichen sein sollen
Vertreter dieser Idee: Humboldt: "Human ist der im Denken und Fühlen ausgeglichene Mensch. Dieser Mensch ist das Produkt einer göttlichen Idee und Abbild Gottes. Dieser Mensch lässt sich nicht einengen durch nationalistische, religiöse Gedanken." Die Klassik versucht dieses ideale Menschenbild in die Praxis umzusetzen; Winkelmann, Kant: kategorischer Imperativ.
Klassik
Zentrales ist das Schöne, Harmonie, Ausgewogenes zwischen Kopf und Herz.
Darstellung der vollendeten, diesseitigen Persönlichkeit, Person hier und jetzt, Streben nach Humanität, nach dem Guten, Wahren und Schönen (ist das höchste Ziel menschlichen Lebens, selbst im tragischen Scheitern -> Faust).

Themen:
• Endlichkeit der Wissenschaft
• Kritik an der zu theoretischen Wissenschaft der damaligen Zeit und ihrem Stellenwert
• Kritik am Ständesystem
• Faust ist auf das Diesseits bezogen, das Jenseits und die Religion rücken in den Hintergrund
• Status der Religion (Gretchen streng gläubig, Faust hat starke Zweifel)
• Der strebende Mensch --> Weiterentwicklung
• Verantwortung setzt dem Streben Grenzen
• Universitätssatire (Wagner-Faust, Studenten = Ameisen die nichts durchschauen; Mephisto-Schüler, Schüler sind Doktoren ausgeliefert)


Die tragische Faust-Thematik ist seit dem 16. Jh. unzählige Male literarisch bearbeitet worden. Offensichtlich ist dies ein Stoff, der die Geister und Gemüter der Menschen immer wieder aufs neue herausfordert. Und über kaum ein Thema ist soviel geschrieben und herumgerätselt worden. Jedes einzelne Motiv des Faust-Stoff wurde verschiedentlich untersucht und erläutert.
Das ist das tragische Dilemma, indem der melancholische Doktor Faust steckt und das ihm "schier das Herz verbrennt". Um seinen ungeheuren Wissensdurst zu stillen, hat er "mit heißem Bemühen..." "Philosophie, Juristerei, Medizin und leider auch Theologie"(I,344 356) studiert - nur um festzustellen, "daß wir nichts wissen können" (I,364). Faust fühlt sich von allen guten Geistern verlassen und wendet sich der schwarzen Magie zu. Das führt ihn allerdings nicht aus dem Dilemma heraus, sondern in immer kompliziertere Verstrickungen hinein.
"Zwei Seelen wohnen, ach! in meine Brust". Diese berühmten Worte aus Goethes Faust sind inzwischen beinahe zu einem Synonym für den Namen Faust geworden. Sinnigerweise hat Faust eine doppelte Bedeutung: Im Deutschen steht er für Wut und Aufruhr, ungezähmte Kraft und Gewalt. Vom Lateinischen hergeleitet - (aus faustus = glücklich) - heißt Faust hingegen der Glückliche. Damit verweist der Name dieses tragischen Helden, der sein Glück nicht selten mit Gewalt zu erreichen versucht, auf die tiefe Zerrissenheit seines Wesens.

GATTUNG
Faust 1 ist nicht mehr ein Drama der geschlossenen, klassischen Dramenform, das heisst ohne die Einheit von Ort, Raum und Zeit. Die Gretchentragödie jedoch besteht aus einem vollständig geschlossenem Drama durch Exposition, Aufstieg, Peripetie, Abstieg und Katastrophe. Das ganze Drama ist in Reimform geschrieben. Goethe bediente sich auch der Satire und Funktionen des Mysterienspiels in einigen Szenen.
Die einzelnen Szenen besitzen insgesamt eine eher lose Anbindung an die Gesamthandlung. Eine grobe strukturelle Gliederung wird meist in der Einteilung in Gelehrtentragödie, Gretchentragödie und in Rahmenhandlung vorgenommen, die jedoch nicht unbedingt ist.
Faust ist eine Tragödie.
AUFBAU

Rahmenhandlung
Prolog im Himmel: Mephisto darf Faust seine Straße führen
Exposition der Binnenhandlung
Szenen (4) bis (7): Der Vertrag zwischen Faust und Mephisto kommt zusande
Binnenhandlung (I)
(die "kleine" Welt)
Übergang in die "kleine" Welt: Szenen (8) und (9) Binnenhandlung (II)
(die "große" Welt)
Übergang in die "große" Welt: Szene (1)
Durchführung
Gretchenhandlung (örtlich und zeitlich begrenzt) Durchführung
Fausts Gang durch die Geschichte (Vielfalt der Zeiten und Räume)
Zwischenspiel
Nordische Walpurgisnacht (Triebwelt - Perspektive vom Ende her) Zwischenspiel
Klassische Walpurgisnacht (Natur und Kunst - Perspektive vom Anfang her)
Anknüpfung der Binnen an die Rahmenhandlung
Kerkerhandlung (28): Gretchen zwischen Himmel und Hölle Grablegungsszene (22): Engel und Teufel streiten um "Faustens Un-
sterbliches"
Schlussszene"Bergschluchten": Faust wird von Gretchen ,hinangezogen'

EIGENE MEINUNG

Ich persönlich empfinde Faust I als sehr schwierige Lektüre. Ich habe der Tragödie ersten Teil selbst im Burgtheater gesehen und muss gestehen, dass mir das schon sehr beim Verständnis geholfen hat. Ich denke nur, dass ich, wenn ich schon mit Faust I Schwierigkeiten habe, mit dem zweiten Teil gar nicht zurecht kommen würde. Was ich wiederum sehr schade finde.
Trotzdem finde ich auch, dass es sehr gut ist, wenn man Faust liest, da es einfach zur Allgemeinbildung dazugehört. Man kann sich ziemlich viele Gedanken darüber machen und sich wirklich damit beschäftigen. Das kann man nicht bei vielen Büchern, und ganz besonders bei Faust fasziniert mich das. Es war es wirklich wert zu lesen.




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