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Interpretation der Rede Bismarcks vom 28.01.1886 - Referat



Quelleninterpretation der ,,Rede Bismarcks vom 28.01.1886“


Die Rede des preußischen Ministerpräsidenten Otto von Bismarck , die er am 28.01.1886 vor dem preußischen Abgeordnetenhaus hielt, ist eine politische Rede. Es geht um die Polenpolitik Preußens. Bismarck analysiert hier die Politik mit den in Preußen lebenden Polen in der Vergangenheit, die jetzige politische Situation und die Absichten und Gründe für die zukünftige Politik.

Um die Rede zu verstehen muss man sich mit Polen, seiner Entwicklung und historischen Situation in dieser Zeit auseinandersetzen:
Polen war schon immer ein wirtschaftlich schwacher Feudalstaat, zerrüttet durch innere Kämpfe und Bauernkriege. In Folge von 3 „ polnischen Teilungen“ wurde es 1795 vollständig an Preußen, Russland und Österreich aufgeteilt. Erst 1815 , im Zuge des Wiener Kongresses, wurde wieder ein Königreich Polen hergestellt. Jedoch nicht in den alten Grenzen. So gehörte z.B. das polnischsprachige Gebiet „Großherzugtum Posen“ zu Preußen.
Preußen zeigte in den ersten Jahren Loyalität gegenüber der polnischen Minderheit, versuchte sie zu integrieren. So wurde z.B. polnischer Sprachunterricht gestattet und es gab im preußischen Reichstag eine polnische Fraktion.
In den weiteren Jahren kam es dann jedoch zum Zuzug zehntausender Polen aus dem polnischen Königreich, so dass in den preußischen Ostgebieten die polnische Bevölkerung drastisch anwuchs und die Zahl der deutschen Bevölkerung zurückging. Mit dem Zuzug verstärkte sich auch das nationale Bewusstsein der Polen erheblich und Bestrebungen nach Eigenständigkeit und Unabhängigkeit nahmen zu. Dem nationalstaatlichen Konzept der Eindeutschung wirkte das entgegen. Immer wieder kam es zu Unruhen und Aufständen. Die tragende Rolle spielet hierbei der polnische Adel, der Träger des polnischen Nationalgedankens war und ein eigenständiges Polen anstrebte. Für ihn kam das Übernehmen der preußischen Staatsideen nicht in Frage.
Als Preußen die Situation erkannte und das „Deutschtum“ in Gefahr sah, gab Bismarck den Befehl zur umfassenden Ausweisung der Polen, die daraufhin auch erfolgte.
Diese neue Polenpolitik erregte in der polnischen Fraktion des Abgeordnetenhauses des preußischen Reichstags und deren katolischen Anhängern Widerstand und Zorn.

Vor diesem Hintergrund hält Bismarck nun am 28.01.1886 eine Rede vor dem preußischen Abgeordnetenhaus. Er erläutert und verteidigt seine neue Polenpolitik als Antwort auf das gescheiterte Bemühen Preußens die polnische Bevölkerung für die preußischen Staatsiden zu gewinnen.
Hauptschuld an der gescheiterten Politik, gibt er dem polnischen Adel. Bismarck schätzte die Rolle des polnischen Adels im Deutsch-Polnischen Verhältnis als sehr bedeutend und einflussreich ein , da dieser eine große Stellung besaß . Aus diesem Grund versuchte die preußische Regierung, den polnische Adel immer wieder für ihre Ideen zu gewinnen . Das jedoch ohne Erfolg (Zitat:,,[...], den polnischen Adel für die preußischen Staatsideen wohlwollend zu gewinnen, ein Missgriff gewesen ist [...]“).
Bismarck wirft dem polnischen Adel vor, dass sie zwar die
fortschrittlichen preußschen Gesetze und Bedingungen für Ihre Interessen und Entwicklung genutzt haben, sie diese jedoch nicht anerkennen. Er ist davon überzeugt, dass der polnische Adel, wenn er stark genug wäre und die Gelegenheit hätte, sich sofort gegen Preußen erheben würde um seine Unabhängigkeit zu erwirken. (Zitat: „[...]Die polnischen Herren sind nicht schüchtern gewesen in der Ausbeutung aller Gesetze, die im deutschen Reiche und in Preußen gegeben waren. Sie erkennen sie ihrerseits nicht an.[...] wenn sie heute Gelegenheit hätten, gegen uns vorzugehen und stark genug wären , so würden sie......ohne Kündigung losschlagen.“
Bismarck zog aus der gescheiterten Polenpolitik die Konsequenzen. Er ließ von seinen Bemühungen ab die Eingliederung der Polen anzustreben. Er verfolgte jetzt das Ziel einer loyalen Bevölkerung und diese kann er nur erreichen, indem er die Verhältniszahl zu Gunsten der Deutschen ändert (Zitat:,, dass wir die Verhältniszahl zwischen der polnischen und deutschen Bevölkerung möglichst bessern zum Vorteil der Deutschen[...]“.
Bismarck möchte dieses Ziel erreichen , indem er die Zahl der Deutschen anhebt oder die polnische Bevölkerung vermindert. So sollen alle ausgewiesen werden, die keine deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

Ich denke, dass diese Rede für ein völkisch-nationales Staatsverständnis Bismarcks spricht. Er will einen deutschen Staat! Andere nationale Bestrebungen und anderes Gedankengut will er unterbinden, indem er alle Nichtdeutschen einfach ausweist.
Damit kann man erkennen, dass es Ende des 19.Jh. zu einer Wende in der preußischen Polenpolitik kam. Es ging nicht mehr wie anfangs um die Integration und Loyalität der polnischen Bevölkerung sondern um deren Ausgrenzung und Unterdrückung gegenüber der deutschen Bevölkerung. Die ethnische Homogenität wurde zur Politik Preußens.






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