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Interpretation Goethe - Referat



"Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so sieht's auch der herr Philister:
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.

Kommt aber nur einmal herein,
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ist's auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in die Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein;
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergetzt die Augen!"

[Goethe: Gedichte (Ausgabe letzter Hand. 1827), S. 808.
Digitale Bibliothek Sonderband: Meisterwerke deutscher Dichter und Denker, S. 7692 (vgl. Goethe-BA Bd. 1, S. 599)]


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Mit seinem Gedicht "Gedichte sind Fensterscheiben", das er zusammen mit anderen unter dem Sammeltitel "Parabolisches" veröffentlicht hat und das auf mich einen heiteren und frühlichen Eindruck macht, will Johann Wolfgang von Goethe durch Symbole und Vergleiche zeigen, dass jemandem erst nach eingehender und intensiver Beschäftigung mit einem solchen Werk der Sinn und die harmonische Schönheit erschlossen werden können.

In der ersten Strophe werden Gdichte mit gemalten Fensterscheiben verglichen, die von außen dunkel, düster und unansehnlich wirken. Damit soll gezeigt werden, dass sie auf den ersten Blick unverständlich und ohne tieferen Sinn erscheinen, wie wenn man von außen auf die bunten Glasscheiben schaut, und ihre Schönheit nicht erkennen kann. Aud der Herr Philister, der Spießer, der hiermit gemeint ist, hat keinen Blick dafür, und er wendet sich bald wieder ab, ohne dass er es geschafft hätte, dieses "Geheimnis" zu entschlüsseln. Am Ende des ersten Verses steht ein Ausrufezeichen nach der Aussage "Gedichte sind gemalte Fensterscheiben", womit dieser Vergleich noch betont und bekräftigt werden soll, auf den dieses Gedicht aufbaut. Die erste Strophe ist in einem jambischen Metrum gehalten und hat sechs Verse mit drei umfassenden Reimen. Die Endreime haben bis auf das mittlere Reimpaar alle -ei-Laute. Doch dadurch, dass in der Mitte die beiden Wörter "düster" und "Philister" aus der Reihe fallen und eine Ausnahme bilden, werden sie besonders betont und ihre Zusammengehörigkeit wird gezeigt.
Man soll erkennen, dass dieser Spießer genau zu dem "düster" passt, da er nicht bereit ist, sich auf ein Gedicht einzulassen. Johann Wolfgang von Goethe benutzt auch im dritten Vers eine Lautmalerei mit dem dumpfen Laut "u" bei den Worten "dunkel" und "düster", um die Finsternis und Farblosigkeit der Schieben bzw. der Ger Gedichte auf den ersten Blick von außen zu demonstrieren. Auch wird in der ersten Strophe versucht klarzumachen, dass Verdruss und vielleicht Resignation Ergebnisse dafür sind, dass man die Schönheit nicht erkannt hat, d.h. dass jemand, der sich nicht eingehend mit einem solchen Werk beschäftigt hat, keine Freude daran haben kann, was der Dichter auch durch die Wiederholung des Worters "verdrießlich" unterestreicht. Durch das apostrophierte "sieht's" wird das ganze Gedicht mehr in Umgangssprache gesetzt und der Leser fühlt sich wohl auch eher angesprochen.

Die zweite Strophe beginnt mit der direkten Aufforderung Goethtes an den Leser, die Kapelle
doch zu betreten, womit er meint, dass jener alle Vorturteile fallen lassen soll,um sich ganz dem Gedicht widmen zu könnnen. Wenn einem das gelungen ist, erkennt der Leser auf einmal den Wert, die Helle und die Schönheit eines Gedichtes. Die zweite Strophe hat im Gegensatz zur ersten 7 Verse und sowohl einen umfassenden als auch einen Paarreim, wobei bei dem umfassenden Reim das Schema b d d d b ist, d.h. dass in der Mitte drei Verse mit dem gleichen Endreim stehen. Durch diese drei, "Kapelle", "helle" und "Schnelle", wird das plötzliche Aufleuchten beim Betreten der Kapelle bzw. die Freude beim ersten Erkennen gezeigt. Das erreicht Goethe auch durch viele freundlich klingende Vokale, wie z.B. -e, -a, -i, -ei. Hier soll demonstriert werden, wie sehr die Sicht von innen eine Freude sein kann. In den beiden letzten Versen - "Dies wird euch Kinder Gottes taugen, / Erbauteuch und ergetzt die Augen!" - zeigt der Dichter, wie sehr dieses Erfolgserlebnis verdient ist, und dass man es ruhig genießen soll.

Das Gedicht ist in zwei Hauptteile gegliedert. Im ersten werden die Düsternis und die Farblosigkeit beim oberflächlichen Betrachten beschrieben und im zweiten die Freude und die Helle sowie die Schätze, die erkannt wreden, wenn man sich intensiv mit einem solchen Werk beschäftigt und den Sinn entschlossen hat. Goethe will mit diesem Gedicht zeigen, wie wichtig es ist, nicht sofort wieder aufzugeben, wenn man anfangs nicht zu erkennen scheint. Es wird deutlich, wenn man es dennoch schafft, das alles zu "entschlüsseln", wie die Freude darüber und das Erfolgserlebnis doppelt so groß sind.

Ich finde das Gedicht von Goethe sehr gut, da es zeigt, wie wichtig es ist, nicht von vorneherein ablehnend zu sein und sich gerade auf ein Gedicht einzulassen. Auch fühlt man sich durch die Aufforderungen und den manchmal fast umgangssprachlichen Ton angesprochen. Meinen Eindurck zu Beginn möchte ich eigenltich bestätigen.
Dieses Referat wurde eingesandt vom User: cheekily



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