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Interpretation Die Tochter - Referat



„Die Tochter“ von Peter Bichsel


Peter Bichsel, der in Luzern 1935 geboren wurde und bis 1973 Volksschullehrer war, schreibt in seiner Kurzgeschichte „Die Tochter“ über die Beziehung zwischen den Eltern und der erwachsen gewordenen Tochter.
Die Eltern sitzen abends zusammen am gedeckten Tisch und warten auf ihre Tochter, die noch in der Stadt arbeitet und halb acht mit dem Zug nach Hause kommt. Während sie warten, stellen sie sich vor, wie ihre Tochter den Tag verbringt und schwelgen in Erinnerungen, bis die Mutter den nahenden Zug hört.
Der unmittelbare Einstieg und das offene Ende sind zwei Merkmale einer Kurzgeschichte. Doch auch der parataktisch Satzbau und dass es sich in der Geschichte um einfache Leute handelt, sind Merkmale einer Kurzgeschichte.
Peter Bichsel schrieb in der auktorialen Erzählebene, da er zwischen dem Leser und den handelnden Personen vermittelt. Da die erzählte Zeit kürzer ist als die Erzählzeit, hat der Text einen zeitraffenden Effekt. Der Autor schreibt hauptsächlich im Erzählbericht, jedoch hat er ab Zeile 34 überwiegend die direkte Rede angewendet.
Da die Tochter nur während des Wartens beschrieben wird und selbst nicht auftritt, sind die Eltern die Protagonisten.
Während den ersten Abschnitten wird die Tochter von den Eltern in Gedanken und Gesprächen beschrieben.
Monika besitzt einen Plattenspieler (Z. 11), einen Spiegel, verschiedene Fläschchen und Döschen und einen Hocker aus marokkanischen Leder(Z.12 f). Auch dass sie Modejournale liest sind Anzeichen dafür, dass sie modebewusst ist.
Durch die Gespräche und Gedanken der Eltern wir Monika als „liebes Kind“ (Z.9 f), blond und als groß gewachsen beschrieben (Z.8 f). Wahrscheinlich ist sie eine hübsche, junge Frau, da sie auch die zarte Haut ihrer Tante Maria hat. (Z. 8)
Monika arbeitet in einem Büro in der Stadt (Z. 20) und ist sehr klug, weil sie, im Gegensatz zu ihren Eltern, französisch und stenographieren kann. (Z.41f)
Dass die Eltern extra für Monika ihren Tagesablauf umstellen, „ Seit sie in der Stadt arbeitete, aßen sie erst um halb acht, Früher hatten sie eine Stunde eher gegessen.“ , zeigt, dass sie Monika sehr lieben und soviel Zeit wie möglich mit ihr verbringen wollen. Sie interessieren sich sehr für sie und sind mindestens genauso stolz auf sie. So wollen sie von Monika oft wissen, was sie in der Stadt getan habe (Z. 20), Monika weiß dann aber nichts zu sagen. Das, und dass sie nichts zu sagen weiß, wenn die Eltern sie bitten etwas auf Französisch zu sagen (Z. 41f) zeigt, dass sie sich ein wenig eingeengt fühlt und dies wahrscheinlich der Grund für ihr baldiges Ausziehen ist. (Z. 29)
Die Eltern denken, dass ihre Tochter ein Fräulein geworden ist. (Z. 19f)
Das Rauchen, was eher ein negatives Laster ist, versuchen sie damit zu begründen, dass andere Mädchen auch rauchen. (Z. 38)
In dem Text wird klar, dass Monika zum Mittelpunkt im Leben ihrer Eltern geworden ist und sie gar keine anderen Gespräche führen, was ein Zeichen dafür ist, dass ihr eigenes Leben langweilig und ihre Beziehung zueinander eingeschlafen ist.
In dem Text sind einige Fremdwörter, wie zum Beispiel „Tearoom“ (Z. 19), „Abonnement“ (Z. 23) und „Modejournal“ (Z. 27). Diese sind jedoch leicht verständlich.
Im Text sind viele kurze Sätze, die sehr bedrückend auf den Leser wirken. Dies soll ihn zum Nachdenken anregen und auf eigene Erfahrungen und Erinnerungen stoßen. Verschiedene Wörter weisen auf, dass der Text aus den 60er Jahren stammt, wie zum Beispiel „Bürofräulein“ und „Lohntüte“ (Z.15). Diese sind veraltete Wörter, die heutzutage nur noch selten verwendet werden. Außerdem wird das Wort „warten“ sechs mal im Text verwendet und gilt somit als
Leitmotiv. (Z. 1, 2, 4, 5, 10, 32) Da das Wort so oft im Text vorkommt, wird die Sehnsucht der Eltern nach der Tochter deutlich.
Doch nicht nur das Wort „warten“ kommt oft in dem Text vor, sondern auch das Personalpronomen „sie“ wird oft verwendet: „ Sie war immer ein liebes Kind.“ (Z. 9), „ Sie ist wie deine Schwester“ (Z. 34) und in Zeile 39 „ Sie wird auch heiraten“. Das Personalpronomen wird im Vergleich zu dem Namen Monika oft genannt und stellt somit eine gewisse Distance zwischen den Eltern und der Tochter dar.
Man kann auch das rhetorische Mittel, den Vergleich, im Text finden, wie zum Beispiel in Zeile 34. Dort vergleicht die Mutter ihre Tochter mit deren Tante Maria, die wie die Tochter ist und die die Eltern sehr mögen.
Im Text gibt es viele Aufzählungen (Z. 6f, 13f, 26f), was den Text übersichtlicher und kürzer macht.
Außerdem wird in dem Text „Die Tochter“ meist in der Umgangssprache gesprochen, da es sich bei den Protagonisten um Personen aus dem Alltag handelt. „Sag mal etwas auf französisch!“, (Z. 40) „Andere Mädchen rauchen auch“ (Z. 36) und in Zeile 9 „Sie war immer ein liebes Kind“.
Die Überschrift „Die Tochter“ soll zum Nachdenken anregen. Es ist eine sehr unpersönliche Überschrift, wenn man bedenkt, wie sehr die Eltern ihre Tochter lieben.
Peter Bichsel möchte in dem Text die Gefühle und Empfindungen von Eltern darstellen, deren Sprösslinge erwachsen werden und sich von ihnen Schritt für Schritt loslösen. Er möchte auch zeigen, dass zwischen Eltern und Kindern trotz gutem Verhältnis zueinander ungewollt und unbewusst eine Lücke entstehen kann.
Wenn die Kinder zu ihren Eltern eine gute Bindung haben, fällt es immer schwer, sich voneinander zu trennen. Für die Eltern ist es besonders schwer, da sie Jahr für Jahr gesehen haben, wie sich die Kinder entwickeln und sie in ihr Leben einbezogen haben. Dies nicht mehr zu haben, kann schmerzhaft sein. Für die Kinder ist es ein neuer aufregender Lebensabschnitt mit vielen neuen Erfahrungen, die sie ohne ihre Eltern machen müssen und wollen. Als mein Bruder mit 16 Jahren ausgezogen ist, mittlerweile ist er 22, war es auch sehr schwer für meine Mutter. Alltägliche Dinge haben sie immer wieder daran erinnert, dass ihr Sohn nicht mehr im Haus wohnt, wie zum Beispiel beim Tisch decken oder beim Wäsche waschen. Jedoch hat sie sich schnell an die neue Situation gewöhnt. Schließlich war es kein Abschied für immer, sondern nur ein Abschied zu einem Lebensabschnitt.


Wörter: 995

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Skadiemaus



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