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Interpretation „Porträt einer alten Frau“ - Referat



Interpretation
Das Gedicht „Porträt einer alten Frau“ wurde von Richard Exner geschrieben und 1980 herausgebracht.
Richard Exner erblickte am 13. Mai 1929 das Licht der Welt und verbrachte seine Kindheit in Darmstadt. 1950 wanderte er in die USA aus und studierte dort Germanistik und vergleichende Literaturwissenschaft. Die Folgezeit verbrachte er als Professor in Priceton und anderen Univeritäten. Doch neben dieser wissenschaftlichen Existenz gibt es auch noch eine künstlerische: Er schreibt Gedichte, die er nach 1956 auch regelmäßig publiziert. Leider konnte ich seine jetzigen Aufenthaltsort nicht herausfinden, doch ich gehe davon aus, dass er noch am Leben ist.

Zuerst muss man sagen, dass das lyrische Ich in diesem Gedicht keinesfalls mit dem Dichter gleichzustellen ist. Im Gegensatz zum männlichen Dichter handelt es sich bei der Ich-Erzählerin nämlich um eine Frau, wie die Überschrift schon verrät.
Nachdem ich das Gedicht mehrmals gelesen hatte, erschloss sich mir der Sinn noch überhaupt nicht, zumal ich den Inhalt des Werkes nicht in Verbindung zur Biographie Exners bringen konnte. Auch der Aufbau des Gedichtes erschwerte die Sache zusätzlich: Es ist in 15 Strophen unterteilt, die völlig unregelmäßig entweder aus zwei oder aus drei Versen bestehen. Eine Reimform ist nicht vorhanden.
Doch schließlich las ich immer öfter Formulierungen heraus, die, wie ich glaube, den Tod symbolisieren sollen. Daraufhin wurde mir klar, dass eine alte Frau in diesem Gedicht ihre Sorgen und ihre Angst vor dem nahenden Tod schildert.

Gleich in der ersten Strophe findet man die erste Metapher für den Tod: „Die Erde von später – schon auf den Schultern“ Ich bringe mit dieser Erde die Beerdigung in Verbindung, die den Schlussakt der meisten Menschenleben darstellt. Die Frau spürt den nahen Tod bereits auf ihren Schultern lasten, vielleicht hat sie auch aufgrund von Krankheiten einen krummen Buckel.
In der zweiten Strophe schildert sie ihre altersbedingten Einschränkungen und Beeinträchtigungen: „Täglich mit kreisenden Schritten – den Käfig vermessen“ Mit dem Käfig könnte in diesem Fall das Haus der alten Dame gemeint sein. Jedoch könnte es auch wieder auf den Tod anspielen, mit dem Käfig wäre dann der Sarg gemeint.
Die Ich-Erzählerin kommt nun auf die Wehmut alter Menschen zu sprechen, da sie das Gefühl haben, in der Vergangenheit etwas verpasst zu haben und das nun nicht mehr nachholen zu können. Die vierte Strophe „Statt sprechen stöhnen – und schweigen – verschweigen“ weist auf den Verfall des Körpers sowohl physisch als auch psychisch hin. Die Ich-Erzählerin wirkt insgesamt sehr traurig über ihre Situation, aber auch ängstlich, wahrscheinlich bald sterben zu müssen.
Die nächste Strophe zeigt, dass die Frau bereits den meisten Kontakt zur Außenwelt abgeschnitten hat: „Nein, ich schreibe nicht mehr – niemandem“ Dies begründet sie in der nächsten Strophe: „Mein Flügel bleibt – ich spiele noch, aber ihr – hört es nicht mehr“ Ihr hört ja doch keiner mehr zu, die Umwelt interessiert sich sowieso nicht für die Äußerungen einer alten, kranken Frau, so meint das lyrische Ich.
Die siebte Strophe lautet: „Dagegen höre ich alles – und traue keinem“ Sie bringt zum Ausdruck, dass die alte Dame das Vertrauen in ihre Umwelt und in ihre Mitmenschen verloren hat. Ich denke, sie hat weder Angehörige noch einen Mann oder gute Freunde, die ihr in dieser schwierigen Lage helfen könnten.
Doch sie hat Angst vor dem Tod und sie möchte noch am Leben bleiben, denn sie isst, „um nicht zu erkalten“. Erstaunlich finde ich, dass der Richard Exner die Wörter „sterben“ und „Tod“ in diesem Gedicjst wie Tabuwörter behandelt. Es geht zwar eigentlich die ganze Zeit nur darum, doch sie kommen nicht ein einziges Mal
vor.
Die Strophe „Seid dankbar, dass meine Ängste – unbeschreiblich sind“ interpretiere ich folgendermaßen: Falls die Ängste der alten Frau beschreiblich wären, würde sie ihren Mitmenschen damit wahrscheinlich die ganze Zeit auf den Ohren liegen. Daher soll die Umwelt dankbar sein, dass die Ängste unbeschreiblich sind.
Doch sie ist schon so alt, dass sie Menschen so weit wie möglich scheut, was aus der 10. Strophe herauszulesen ist. Außerdem möchte sie sich für die nicht mehr allzu lange Zeit, die sie noch zu leben hat, nicht mehr umstellen: „Bitte alles so lassen – und keine Flecken machen“
Immerhin ihre Nächte sind noch erträglich. Das klingt einleuchtend, da man sich in der Nacht weder bewegt noch nachdenken muss. Der Mensch ruht in der Nacht.
Trotz der ganzen Andeutungen, die auf einen sehr nahen Tod hinweisen, meint die Ich-Erzählerin nun, dass es „schon noch eine Weile“ geht. Ich weiß nicht, was die Frau nun eigentlich will, eine möglichst schnelle Erlösung von den Einschränkungen und Sorgen des Alters und somit einen schnellen Tod oder die Herauszögerung des Todes so weit wie möglich. Ich glaube, sie selbst ist sich nicht sicher und schwankt von Strophe zu Strophe.
Die vorletzte Strophe „Freilich, der entsetzliche Blick – von unten“ stellte mich vor Probleme. Ich musste einige Zeit überlegen, wer oder was von unten gucken könnte. Plötzlich kam mir die Idee, es könnte junge Kinder sein, die die alte Frau mit Verwunderung oder sogar Ekel anschauen. Kein Wunder, dass die greise Frau so was nicht mag.
Die letzte Strophe ist der Abschluss. Das lyrische Ich befindet sich immer noch in einer ausweglosen Situation, sie will weder sterben noch alt werden. Somit spricht sie aus: „ich hab mir das aber alles - nicht ausgesucht“ Damit meint sie, sie wollte nie so werden, wie sie jetzt ist, zwar alt, aber nicht so.

Stellt sich mir noch die Frage, warum Richard Exner dieses Gedicht geschrieben hat. Denn er selbst ist erstens keine Frau und zweitens war er, als er dieses Gedicht schrieb, gerade mal 61 Jahre alt, also nicht wirklich greis. Ich könnte mir vorstellen, er hatte eine Mutter oder eine andere Verwandte oder Bekannte, die ähnlich dachte wie die Ich-Erzählerin aus dem Gedicht.
Mir gefällt dieses Gedicht nicht. Erstens braucht man lange, um zu verstehen, was der Dichte meint und zweitens muss ich mir noch keine Gedanken darüber machen, welche Probleme man im hohen Alter bekommt. Außerdem glaube ich, dass Senioren heutzutage zahlreiche Möglichkeiten haben, sich helfen zu lassen, wenn sie Probleme haben.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: herrlocke



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