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Interpretation „Gartenfest“ - Referat



Interpretation

Das Gedicht „Gartenfest“ wurde von Horst Bieneck verfasst. Bieneck wurde am 7.5.1930 in Gleiwitz in Schlesien geboren.
Er war von 1951 bis 1955 in Sibirien inhaftiert. Die Erfahrungen während seiner Haft und die anschließenden Versuche, diese zu verarbeiten sind eines seiner zentralen Themen in seinen Werken.
Bieneck starb am 7.12.1990 in München.

Das mir vorliegende Gedicht gehört zweifellos dem „Traumbuch eines Gefangenen“ an, das 1957 entstanden ist. Leider ist dem Text keine Jahreszahl zugeordnet, jedoch spricht dafür der biografische Bezug.

Der Inhalt des Gedichtes „Gartenfest“ wurde mir erst nach dem Lesen von anderen Gedichten, die Bieneck geschrieben hat richtig verständlich. Erlebnisse, Erinnerungen, offenbar aus seiner Zeit im sibirischen Strafgefangenenlager Workuta werden deutlich, wenn Bieneck von den „aufgehängten Gesichtern“, Zeile 4 und den „lautlos gefällten Bäumen“, Zeile 10 schreibt.

Das Gedicht besteht aus zwei Strophen, deren Stil und Form sehr an sein Vorbild Berthold Brecht erinnert. Horst Bieneck nimmt vordergründig den Abschluss eines Gartenfestes zum Anlass, seine Erinnerungen aufzuzeichnen und nachvollziehbar zu machen. Er schreibt von „abgebrannten Kerzen in den Lampions“ und personifiziert sie zu „aufgehängten Gesichtern“. Ein auf den Leser äußerst nachhaltiges wirkendes Sprachbild. Auch die „leeren Worthülsen“ erinnern an ehemals sprechende Menschen, deren Gedanken und Worte einfach weggekehrt werden, als wären sie nie gesprochen worden. Im Dunkel der Nacht sind die Akteure, die Musiker einfach mit dem Bus weggefahren, nachdem die Reste ihres Wirkens von den Kellnern beseitigt worden sind.

Ein Übergang zur zweiten Strophe entsteht dadurch, dass der angefangene Hauptsatz in Zeile 1 in der ersten Zeile der zweiten Strophe weitergeführt wird. „Spät in der Nacht... Stürzen lautlos gefällt im Park die Bäume“.
Auffallend die fehlenden Satzzeichen im gesamten Text. So ist es dem Leser überlassen, entsprechende inhaltliche Akzente zu setzen. Während in der ersten Strophe das aktuelle Geschehen in Form von „wenn“ - Sätzen beschrieben wird, widmet sich der Autor in der zweiten Strophe den Folgen der Vergangenheit. Das Personalpronomen „Wir“ fasst das in prägnanter Form zusammen. „Wir trinken“, „Wir gehen ein paar Schritte“, und an anderer Stelle: „Wir tanzen“. Er beginnt zu Handeln und versucht sich dadurch aus der dunklen Vergangenheit zu lösen und sich wieder auf ein „normales“ Leben einzulassen.
Die außenstehenden Betrachter,
„ die Lebenden“ schauen verwundert zu, können das Geschehene nicht begreifen.

Im Bezug auf die Wortwahl fallen die treffenden Adjektive und Substantive auf, die dem Leser eindrucksvolle Bilder vermitteln. Wendungen wie „aufgehängte Gesichter“ , „leere Worthülsen“, „ verwunderte Lebende“ sind typisch dafür. Die dreimalige Wiederholung des Personalpronomens „Wir“ soll Eindringlichkeit hervorrufen.
Die Sätze in Bienecks Gedicht sind hauptsächlich nebengeordnet. „Wir trinken daraus... Gelächter steigt in uns auf...“ Für den Leser eine Möglichkeit Gedanken unkompliziert aneinander zu reihen.
Das gesamte Gedicht besteht aus zwei gleichlangen Strophen mit jeweils 9 Versen. Das Gedicht besteht also aus insgesamt 18 Versen, die ähnlich wie bei Brecht lose aneinander gereiht sind, was typisch für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts ist.
„ Die Gedichte sind nicht einmalig. Sie sind nachmachbar. Sie fordern zum Suchen, zum Finden, zum Nachmachen auf.“ So lautet ein Zitat von Bieneck im Bezug auf sein eigenen Werke.

Ich habe im Sinne des Dichters versucht, das Gedicht zu verstehen und seine Hintergründe zu finden, die Person des Dichters dazu in Beziehung zu setzen. Ich wäre froh, wenn mir das bis zu einem gewissen Grad gelungen wäre.


Dieses Referat wurde eingesandt vom User: herrlocke



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