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Interpretation „Bei Eröffnung des Feldzuges 1756“ von Johann Wilhelm Ludwig Gleim - Referat



Interpretation „Bei Eröffnung des Feldzuges 1756“ von Johann Wilhelm Ludwig Gleim
Das Gedicht „Bei Eröffnung des Feldzuges 1756“ wurde von Johann Wilhelm Ludwig Gleim verfasst.
Gleim wurde am 2. 4. 1719 in Ermsleben geboren. Ab 1730 besuchte er die Stadtschule Wernigerode. Nach dem Tod beider Eltern 1735 ermöglichten ihm wohlhabende Gönner trotzdem das Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften in Halle. Er abeitete als Hauslehrer sowie als Sekretär, was ihm einefinanziell abgesicherte Position verschaffte. Er widmete sich nun ausschließlich der anakreontischen Dichtkunst, während er mit seinen wichtigsten deutschen Kollegen in ständigem Briefkontakt stand und den Nachwuchs förderte. Bis zu seinem Tod im Februar 1803 genoss er als „Vater Gleim“ hohes Ansehen. Gleim schrieb zahlreiche Kriegslieder, wie auch dieses, außerdem Fabeln, Epigramme und anderes.

Das Gedicht ist regelmäßig in 9 Strophen zu je 4 Versen unterteilt. Der erste sowie der dritte Vers einer jeden Strophe haben 8 Silben, der zweite und der vierte Vers dagegen nur 6. Da immer die zweite, vierte und sechste Silbe des Verses betont ist, handelt es sich um ein jambisches Gedicht. Die Reimform ist in jeder Strophe ABAB, z.B. Welt-Held, Krieg-Sieg, tun-ruhn.
Dieses Gedicht erschien 1758, also zwei Jahre nach Ausbruch des Siebenjährigen Krieges, um den es auch geht. Anlass zum Siebenjährigen Krieg war der Anspruch Österreichs auf Schlesien. Zu diesem Zweck bildete es eine 20mal überlegene Allianz gegen Preußen, unter Einbeziehung von u.a. Frankreich, Russland und Schweden. Preußen gelang es jedoch unter Friedrich dem Großen und mit Unterstützung Englands, die zahlreichen Angriffe zurückzuschlagen und im Frieden 1763 Gebietsverluste zu vermeiden sowie 5. europäische Großmacht zu werden.
Als ich das Gedicht zum ersten Mal las, dachte ich sofort an ein preußisch patriotisches Gedicht, das den Krieg, das Soldatentum und den Soldatentod verherrlicht und die Soldaten motivieren sollte.

In der ersten Strophe betont der Dichter zuerst, dass es sich bei seinem vorliegenden Gedicht um ein Kriegslied handelt: „Krieg ist mein Lied!“ Dies macht er, wie ich glaube, da er ein Vertreter der Anakreontik ist und Anakreontiker sich üblicherweise mit Liebe, Wein und Lebensgenuss beschäftigen. Doch ein Leitsatz der Aufklärungsdichtung, wozu auch die Anakreontik gehört, lautet: Vernunft vor Empfindung. Da alle Welt Krieg führt und Gleim Preuße ist, schreibt auch er über Krieg: „Weil alle Welt Krieg will, so sei es Krieg!“ Im Vergleich „Berlin sei Sparta!“ ist trotzdem ein Merkmal der Anakreontik erkennbar: Elemente der Antike. Der Erzähler macht von vornherein klar, dass er Preußen siegen sehen will, was aufgrund seiner preußischen Nationalität auch nicht verwunderlich ist.
In der zweiten Strophe bringt der Erzähler seine Bereitschaft zum Ausdruck, für Preußen in den Krieg zu ziehen und gegen die Feinde seines Vaterlandes zu kämpfen. Nach dem erklärten Willen des Erzählers, Schlachtgesänge anzustimmen („Auch stimm ich hohen Schlachtgesang“), beschreibt er in der dritten Strophe das Geräusch des Krieges: „Bei Pauken- und Trompetenklang, Im Lärm von Ross und Mann“. In der vierten Strophe beschwört der Erzähler, welcher in diesem Gedicht meiner Meinung nach der Dichter ist, den Kampfesgeist der preußischen Soldaten: „Und streit, ein tapfrer Grenadier, Von Friedrichs Mut erfüllt!“ und verharmlost die Gefahr des Krieges: „Was acht ich es, wenn über mir Kanonendonner brüllt?“ In der zweiten bis vierten Strophe erkenne ich eine starke Kriegsverherrlichung und Verharmlosung sowie Gleichgültigkeit der Gefahr. Ich denke jedoch, dass dies in der damaligen Zeit normal war, da Krieg vor allem in Europa wesentlich häufiger der Fall als heute und zum Alltag für die Soldaten gehörte.
In der fünften Strophe
wird der Soldatentod beschrieben. Der Dichter motiviert dazu, bis zum Ende weiterzukämpfen und nicht aufzugeben: „noch sterbend droht Mein Säbel in der Hand“ Außerdem lese ich eine Verherrlichung des Soldatentodes im Krieg heraus: „Unsterblich macht der Heldentod, Der Tod fürs Vaterland!“ Damals gab es für Soldaten keinen besseren und ehrenvolleren Tod als den Tod fürs Vaterland. Diese Thematik wird auch in der sechsten Strophe weiterbehandelt. Der Dichter stellt den Soldaten im Todesfall einen schnellen angenehmen Tod und „im Himmel hohen Sitz“ in Aussicht. Ich glaube, er will den Soldaten damit die Furcht vorm Sterben nehmen. Diesem Zweck dienen, glaube ich, sowohl die fünfte, als auch die sechste Strophe.
In der siebten Strophe erkenne ich die erste Wendung im Gedicht. Der Dichter betont zwar weiterhin, wenn es sein muss, für sein Vaterland in den Krieg zu ziehen und zu steben. Jedoch zieht er ein Leben für Wein, Genuss und Liebe ausdrücklich vor, falls er lebend aus dem Krieg zurückkehrt. Er verlässt damit den Kurs der absoluten Kriegs- und Soldatentodverherrlichung, den er in den Strophen 2 – 6 bestritt. Um dieses Vorziehen des genussvollen Lebens nach dem Krieg auszudrücken, benutzt er wieder antike Elemente, nämlich den Kriegsgott Mars sowie den Gott des Genusses und der Liebe Apoll: „Wenn aber ich als solch ein Held Dir, Mars, nicht sterben soll, Nicht glänzen soll im Sternenzelt, So leb ich dem Apoll!
In der achten Strophe beschreibt der Erzähler, wie aus dem Soldat wieder ein Dichter wird, wenn der Krieg vorbei ist und er noch am Leben sein sollte. Die letzte Strophe ist der Schlussteil, welcher ein schönes Leben nach dem Krieg in Aussicht stellt, sollte Preußen unter der Herrschaft Friedrichs siegreich sein: „Dann singe Gott und Friederich“

Meine Einschätzung zu Beginn hat sich nicht geändert. Das Gedicht schrieb Gleim, wie ich glaube, hauptsächlich, um die Moral der preußischen Soldaten zu stärken und so den Sieg seines Vaterlandes Preußen herbeizuführen. Es klingt jedoch nicht immer siegessicher, was sicherlich auch an der vielfachen Übermacht der Feinde lag.
Mir gefällt dieses Gedicht nicht, da ich die Verherrlichung des Krieges und des Soldatentodes als „Heldentod“ nicht mag. Außerdem ist es kein Gedicht, das typisch für Anakreontiker war, zu denen ja auch Gleim gezählt wurde. Ich denke, Gleim war eigentlich kein kriegliebender Mensch, sondern hat sich von der kriegerisch-patriotischen Stimmung zu Beginn des Siebenjährigen Krieges mitreißen lassen.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: herrlocke



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