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Homo Faber - Interpretation des Aufenthalts in Kuba - Referat



Interpretation: Fabers Wandel in Kuba

Bei seinem Aufenthalt in Kuba ändert sich sein Blickwinkel auf die westliche Welt beziehungsweise deren Lebensweise und er beginnt sie zu kritisieren.
Dieser American Way of Life, der für ihn bis vor kurzem noch selbstverständlich und die beste Art zu Leben war, wirkt nun auf ihn abstoßend und absurd.

Die neue negative Haltung lässt sich in dieser Textstelle gut erkennen:
„Schon was sie essen und trinken, diese Bleichlinge, die nicht wissen, was Wein ist, diese Vitamin-Fresser, die kalten Tee trinken und Watte kauen und nicht wissen, was Brot ist, dieses Coca-Cola-Volk, das ich nicht mehr ausstehen kann.“ (S. 175)
Hier wird deutlich, dass seine Abneigung gegen die Amerikaner schon bei ganz alltäglichen Dingen beginnt, wie bei den Ess- und Trinkgewohnheiten, die nicht auf Genuss und Gesundheit ausgerichtet sind, sondern bei dem „Coca-Cola-Volk“ auf schnellen und ungesunden Konsum. Außerdem könnte die Bezeichnung der Amerikaner als „Bleichlinge“ ein Symbol für die Abneigung dieser gegen die Natur und ihre ungesunde Lebensweise sein.
Jedoch stellt Faber trotz dieser Erkenntnis sein „pausenlos(es)“ (S.173) Rauchen nicht ein, was vermuten lässt, dass er teilweise noch immer an den alten Konsumgewohnheiten festhält.

Ein weiterer Kritikpunkt Fabers ist „ihre falsche Gesundheit, ihre falsche Jugendlichkeit, ihre Weiber, die nicht zugeben können, dass sie älter werden“. (S.177)
Dabei zeigt sich ein Kontrast zu der früheren Denkweise Fabers, da er den Tod ebenfalls verdrängte, fast Angst vor ihm hatte:
„Ich habe sie immer gefürchtet; was man auch dagegen tut: ihre Verwitterung. Überhaupt der ganze Mensch! - als Konstruktion möglich, aber das Material ist verfehlt: Fleisch ist kein Material, sondern ein Fluch.“(S.170)
Das war einer der Hauptgründe für Faber, dass die Maschine dem Menschen überlegen sei, da diese eben unvergänglich ist im Gegensatz zum Lebewesen.
Zwar hatte er schon früher leichte Zweifel an der Überdeckung von Alter und Krankheit, als er die Amerikanerinnen auf dem Schiff nach Europa als „Geschöpfe der Kosmetik“ bezeichnete, jedoch erkennt er in Kuba zum ersten Mal die Sinnlosigkeit dieser Denkweise, die durch die symbolischen Mittel wie das Antibiotikum „Penicillin“, dass sie am Leben halte und „Kosmetik“, die ihr Alter überspielt dargestellt wird, die aber den Prozess der „Verwitterung“ nur verlangsamen, aber nicht verhindern kann.
Deshalb seien die Amerikaner mit „ihrer rosigen Bratwursthaut“ in Fabers Augen „grässlich“, im Vergleich zu den „Menschen hier“. (S.176)

Faber, der sich selber in den Rolle des Helfers und Retters gegenüber der 3.Welt sah, in seinem Beruf als UNESCO Mitarbeiter macht sich nun lächerlich über seine Landsleute, am Beispiel seines Freundes „Dick“, die er sarkastisch als „Schutzherren der Menschheit“ (S.176) bezeichnet und findet Gefallen an den kubanischen Einwohnern und deren Ansichten und Verhaltensweisen.
Die Amerikaner sind in seinen Augen nur Versager, die sobald sie „besoffen sind“ ihren gespielten „Optimismus“ verlieren und dann „Heulkrämpfe“ erleiden , da sie selbst Hilfe bräuchten, aber nach außen das Bild der höheren Rasse erhalten wollen.
Im Gegensatz dazu seien die Kubaner die glücklichen Menschen, die er „bewundert wie Fremde Tiere“, weil sie „gerne leben, weil Feierabend, weil sie schön sind“. (S.177-178)
Dieses unbeschwerte Leben fasziniert ihn und lässt die Lebensweise der „Wohlstands-Plebs“ (S.177), wie seine Ex-Freundin Ivy, die ihn ihrem „amerikanisierten Vakuum“ leben noch weltfremder für ihn erscheinen.
Außerdem ändert er seine frühere Ablehnung der gegenüber den Schwarzen, wie z.B. in der Flughafenszene als er die schwarze Putzfrau als „dicke Negerin (…), mit Riesenmaul“ (S.11) bezeichnet und kommt nun in Kuba nicht „aus dem Gaffen heraus“, als er die „wunderbare(n) Menschen, die Mischung aus Neger und Spanier“ (S.173) bewundert und beleuchtet diese nun in einem positiven Licht.

Abschließend lässt sich sagen, dass seine schon vorhandenen Zweifel an seiner früheren amerikanischen Lebensweise während seiner Reise in Kuba größer werden, welche ihn dazu bringen umzudenken und die Absurdität des amerikanischen Way of Life deutlich machen.
Das hat zur Folge, dass er die für ihn bisher unterentwickelten Schwarzen nun überlegen und glücklicher wirken als es die Amerikaner je sein werden und er beschließt „anders leben“ (S.175) zu wollen und entwickelt so einen regelrechten „Zorn auf Amerika“.
Doch trotz dieser Erkenntnis hält Faber an alten Dingen fest, z.B. am Rauchen, weil er sich noch nicht 100% von seinen alten Ansichten lösen kann, da er im Inneren noch immer durch sein altes Weltbild beeinflusst wird, welches den westlichen Menschen durch seinen technologischen Fortschritt noch immer dem lebensfrohen Kubaner weit voraus sieht.

Während seiner Wandlung in Kuba wendet sich Faber fast vollständig von der Technik und seinem rationalen Weltbild ab, welches nach dem Tod Sabeths zusammengebrochen ist und fängt an sich für das Mystische und Irrationale zu interessieren, wodurch er seine Umwelt anders wahrnimmt.
In Kuba findet somit die Vollendung seiner Entwicklung statt, welche sich durch das ganze Buch zieht.

Zum ersten Mal in Fabers Leben muss sich die Technologie hinter der Natur anstellen. Er will die Natur nicht mehr mit Hilfe der Technik beherrschen und erfährt ihre Schönheit, die er vorher nie erkannt hatte.
Diese
Schönheit wird durch ein erkennbares Verhaltensmuster dargestellt, indem er die Natur mithilfe von technischen Begriffen beschreibt, da er diesen neu gewonnenen Blick für die Natur von der alten Ansicht noch nicht vollständig lösen kann und technische Begriffe für ihn noch immer als „schön“ gelten.
Hierbei kann man zwei Textstellen vergleichen, um den unterschiedlichen Blick auf die Natur in den beiden Lebensabschnitten zu beschreiben:
In der Wüste von Tamaulipas begegnet er den Eindrücken der Natur sehr rational und unbeeindruckt, da er „Techniker (ist) und gewohnt (ist), die Dinge zu sehe, wie sie sind.“ Er „ sieht die gezackten Felsen, (…) wie dir Rücken von urweltlichen Tieren, aber ich weiß: Es sind Felsen.“ (S.24)
Im Gegensatz dazu hat er in Kuba, wie schon erwähnt ein komplett anders Verhältnis zur Natur und beschreibt sie wie damals mit Sabeth, irrational ,begeistert und mit „kindlicher Freude“ : „Licht der Blitze; nachher ist man blind, ein Augenblick lang hat man ihn gesehen: die schwefelgrüne Palme im Sturm, Wolken, violett mit der bläulichen Schweißbrenner Glut“ (S.175).
Nach diesem Vergleich erkennt man noch einmal, dass Faber eine Wandlung durchlaufen hat, die sein rationalistisches Weltbild aus den Fugen gebracht hat.

Da Faber sich nun in die Umwelt und Natur integrieren will, versucht er ihr entgegenzutreten und geht in Kuba „hinaus an den Strand“, um „alleine zu sein“ (S.176). Dabei ist er von der restlichen, modernen Welt abgeschnitten. Er kann also durch die Technik nicht abgelenkt werden und sich alleinig mit der Natur auseinandersetzen.
In dieser Stelle des Textes verschmilzt Faber zum ersten Mal mit der Natur, als er mit „dem Gesicht im Wasser“ schwimmt, damit er „den Meeresgrund sieht“ (S.176). Diese Stelle symbolisiert, dass Faber nun die Natur durchschaut und ihre tiefere Bedeutung erkennt.
Außerdem lässt er durchblicken, dass er doch an seinem mathematischen Weltbild zweifelt und doch an mystischen Dinge glaubt.
Da er eine Bekanntschaft aus Kuba fragt, ob sie glaubt, „dass die Schlangen (ganz allgemein)von Göttern gesteuert werden, bzw. von Dämonen“ (S.180). Eine derartige Äußerung von Faber lässt erkennen, dass der Tod von Sabeth seine Wandlung noch einmal beschleunigt hat.

Fabers Abkehr von der Technik wird desweiteren durch weitere Symbolik beschrieben.
Hier sind sein Rasierer und die Kamera zentral, die beide spezielle Funktionen haben.

Für ihn diente der Rasierer als Werkzeug um das unkontrollierte der Natur zu beherrschen, daher hasst er es „unrasiert“ zu sein. Für ihn ist bis zu diesem Zeitpunkt die Technik ein Schutzmechanismus gegen die Natur.
Daher fühlt er sich während des Aufenthalts in der Wüste und im Dschungel nicht wohl, da es dort „keinen Strom gibt“ und er wird „nervös“. (S.27)
Desweiteren dient seine Kamera, die ihn bisher auf jeder Reise begleitet, als Symbol für die Flucht vor der Natur, da er durch diesen technischen Apparat Distanz schaffen kann und die Welt aus der Sicht der Technik wahrnimmt.

Hierzu steht wieder im krassen Gegensatz dazu seine Verhaltensweise in Kuba und die Verwendung dieser Symbole.
Das zwanghafte rasieren Fabers wird in diesem Abschnitt des Romans nicht einmal erwähnt, daher kann man annehmen, dass er dem Zwang der Technik entflieht und nicht mehr versucht die Natur zu kontrollieren, sondern die Eindrücke und Erfahrungen zulässt ohne sich dagegen zu wehren.
Ebenso verhält es sich mit seiner Kamera, denn Faber „filmt nichts mehr“ und sieht endlich ein, dass erleben, mehr wert ist als Dinge aufzuzeichnen, denn „nachher muss man es sich als Film ansehen, wenn es nicht mehr da ist, und es vergeht ja doch alles“. (S.182).
Somit fängt er an zu leben und wendet sich von der unechten Technik ab und der wahren Welt zu.
Er entwickelt die Ansätze weiter, die ihm den Blick für die Realität gaben und versucht die Welt in einem anderen Blickwinkel zu entdecken. Dafür Opfert er seine zentralen Verhaltensmuster und eignet sich neue an, wie den drang pausenlos zu Rauchen. Trotz allem kann er sich nicht komplett von seinem technisch ausgerichteten Menschenbild abwenden. Ein typisches Merkmal für dies ist seine Schreibmaschine Hermes Baby und seine neue Art Natur technisch Auszudrücken.



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