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Hinduismus - 4.Version - Referat



Die Entstehung
Das Wort „Hindu“ leitet sich von „Sindhu“ ab, dass den Fluss Indus nordwestlich Indiens im heutigen Pakistan bezeichnet. Der Hinduismus ist untrennbar mit Indien verbunden und steht heute für eine Vielzahl religiöser Glaubensrichtungen und -praktiken, die sich über einen Zeitraum von 4500 Jahren auf dem indischen Subkontinent entwickelten. Die Bezeichnung „Hinduismus“ ist eine Wortschöpfung des 19.Jh. Die Hindus haben viele verschiedene Bezeichnungen für ihre Religion. Eine davon ist „Dharma“, ein Sanskrit-Wort mit zwei Bedeutungen. Es steht für das kosmische Gesetz, dem die gesamte Schöpfung unterliegt und für das angemessene Verhalten, das dazu führt, dass man seine geistigen Ziele erreicht.
Der Hinduismus entstand in einer der ältesten Zivilisationen der Welt. Es gibt aber keinen Stifter, Propheten oder Boten wie bei anderen Religionen. Nach und nach haben sich Denken, Glaube und Philosophie entwickelt. Der Hinduismus hat kein Glaubensbekenntnis mit Regeln und Glaubensinhalten. Er ist vielmehr eine Lebensweise, die die Gläubigen von den weltlichen Bedingungen befreien soll. Sie sollen das Wahre und Ewige schätzen lernen. Zwar verstehen sich acht von zehn Menschen in Indien (in dem rund 900 Millionen Menschen leben) als Hindus, doch unterscheiden sich der Zugang zur Religion und die Art der Religionsausübung zwischen den Landesteilen. 10

Der Glaube an die Reinkarnation
Die verschiedenen Hindu-Traditionen haben grundlegende Gemeinsamkeiten. Dazu gehört der Glaube an die Reinkarnation (die Seele eines Menschen wird in einem neuen Körper wiedergeboren). Die guten oder bösen Taten im vergangenen Leben, sind dafür entscheidend, in welchem Körper(Mensch oder Tier) man wiedergeboren wird („Karma“).

Die Seelenwanderung und den immer währenden Kreislauf des Lebens von der Geburt zum Tod und weiter zur Wiedergeburt drückt der Begriff „Sansara“ aus. Der Hindus geistiges Ziel ist es, von Leben zu Leben immer reiner zu werden, indem sie dem weltlichen Glück entsagen. So erreichen sie „Moksha“, die Erlösung aus dem Geburtenkreislauf und das Eingehen in die ewige Stille des heiligen Brahman, die Göttlichkeit.
Seit der Frühphase ihrer Entwicklung wird die Hindu-Gesellschaft in Klassen oder Kasten unterteilt. Es gibt vier Kasten, die Priester (Brahmanen), Krieger (Kshatriyas), Bauern und Handwerker (Shudras). Diese vier große Kasten gliedern sich in ein kompliziertes System von zwei- bis dreitausend Unterkasten. Dabei gilt eine genaue Rangordnung: Die Brahmanen bilden die höchste Kaste, dann folgen die Krieger, die Bauern und die unterste Kaste bilden die Handwerker. Jede Kaste befolgt eigene Vorschriften und Bräuche und grenzt sich so von den anderen ab.
Nur durch die Geburt in einer Kaste wird man Hindu. Man kann nicht zum hinduistischen Glauben übertreten. Niemand kann seine Kaste verlassen und in eine höhere oder niedrigere Kaste aufgenommen werden. Denn die Geburt in eine bestimmte Kaste ist durch das Dharma festgelegt und ergibt sich aus dem Karma.
„Unberührbare“ oder auch Parias werden diejenigen genannt, die keiner Kaste angehören. Sie stehen auf der untersten Stufe der Gesellschaft. Sie müssen die Berufe ausüben, die niemand haben möchte, z.B. Müllbeseitigung. Sie gelten daher als „unrein“. Hindus dürfen sie nicht einmal berühren. Die Unberührbaren nennen sich selbst Dalit, das bedeutet „die Unterdrückten“. Sie wollen damit auf ihre schlechte Stellung in der Gesellschaft aufmerksam machen. 11

Die Ursprünge
Die Wurzeln des Hinduismus liegen in der Zivilisation, die sich vor rund 4500 Jahren im Industal entwickelte, einem schmalen Streifen furchtbaren Landes, der sich vom Himalaja durch das heutige Pakistan bis zum Arabischen Meer erstreckt. Diese Zivilisation hatte ihre Blüte zwischen 2500 und 1500 v. Chr. Sie brachte eine hoch entwickelte Kultur hervor, die zwei Zentren hatte: Mohenjo Daro und Harappa.
Die frühe Geschichte
Im Jahr 1921 ergaben Archäologische Ausgrabungen, dass Mohenjo Daro und Harappa, die ersten Städte des indischen Subkontinents , sehr groß und planvoll angelegt waren. Die soliden Gebäude hatten hohe Schutzmauern und die Straßen verliefen schachbrettartig. Ans Licht kamen zahllose Tonfiguren, die eine Müttergöttin darstellten. Sie wurde wohl als Quell des Lebens und der Schöpfung angebetet. Vielleicht ist sie eine Vorläuferin der Muttergöttin Mahadevi im klassischen Hinduismus.

Die vedische Zeit
Es wird von einigen Historikern angenommen, dass um 1500 v. Chr. Stämme, die sich selbst als „Arier“ (die Gastfreundlichen) bezeichneten, aus dem Kaukasusgebiet oder gar aus Mitteleuropa ins Industal vorgedrungen sind. Wirklich gesichert ist aber nur, dass die ältesten Texte der Hindus in einer Sprache, dem Sanskrit, überliefert sind. Sie ist mit den Sprachen im Westen von Indien (Iran, Griechenland und insgesamt Europa) verwandt. Daher geht die Wissenschaft von einer indoeuropäischen Sprachenfamilie aus. Die heiligen Texte des frühen Hinduismus werden als „Veda“ (Wissen) bezeichnet. Sie wurden ab etwa 800 v. Chr. schriftlich niedergelegt und um neue Dichtungen erweitert. Sie werden bis heute verehrt. Indra ist der bedeutendste Gott der vedischen Literatur. Er galt nicht nur als heiterer Trunkenbold, sondern zugleich als zentraler Schöpfergott. Die frühvedischen Götter wurden beim kultischen Gastmahl geehrt.
Im ersten Licht der Morgenröte bat man die Götter, auf dem bereiteten Lager Platz zu nehmen, und gemeinsam mit den Opfernden ein Stückchen Brot und einen Schluck Rauschtrank („Soma“) zu sich zu nehmen.

Die Puranas
In den ersten Jahrhunderten christlicher Zeitrechnung fügten sich die religiösen Ideen und Praktiken zu dem Hinduismus zusammen, den wir heute kennen. In dieser Zeit markierte die Fertigstellung der epischen Gedichte „Mahabharata“ und „Ramajana“ kulturell und religiös einen Schritt nach vorn. In den „Puranas“, einer weiteren Sammlung heiliger Texte, wurden Schöpfungsgeschichten und Geschichten über das Leben der Götter festgehalten. Schließlich entstanden Regeln darüber, wie ein Hindu sein Leben führen soll. Darunter waren vier Stationen („Ashramas“), die ein Hindu bis zum Erreichen des Moksha durchlaufen müsse: das Leben als Student, der die heilige Literatur liest; das Leben als Hausvater, der gesellschaftliche Verantwortung übernimmt; das Leben als Einsiedler, der über die wichtigsten Dinge des Lebens nachdenkt; das Leben als Asket, der den Freuden der Welt entsagt.

Die Gottheiten
Die Zahl der indischen Gottheiten ist unübersehbar. Vishnu und Shia sind die am meisten verehrten Götter im heutigen Indien. Vishnu verkörpert das Prinzip der Welterhaltung. Er erscheint, wenn die Welt in Gefahr ist in einer Gestalt eines Tieres oder eines Menschen, um das Böse abzuwehren und die Ordnung wieder herzustellen. Als Tier tritt Vishnu in vier Verkörperungen auf: als Fisch, als Schildkröte, als Eber und als Mannlöwe. Die bekanntesten Avataras (Erscheinungen auf der Erde in Menschengestalt) Vishnus sind Rama und Krishna. In den Veden wird über ihre Heldentaten berichtet. Die Abenteuer und Weisheitslehren dieser beiden Helden sind in der indischen Kunst und Literatur
ein beliebtes Thema.
Der andere Gott, Shiva, steht gleichzeitig für die schöpferischen und die zerstörerischen Kräfte des Alls.
Manchmal wird er als Tänzer abgebildet, der durch seinen Zaubertanz im ewigen Kreislauf die Welt erschafft und wieder zerstört. Oft wird Shiva in liebevoller Umarmung mit seiner göttlichen Gefährtin Shakti abgebildet. Sie trägt ebenfalls heilende und zerstörende Züge.
Der Gott Brahma steht in engem Zusammenhang mit Vishnu und Shiva. Er wird als Baumeister der Welt verehrt. Brahma ist aber nicht der höchste Schöpfergott, denn er baut und ordnet die Welt aus vorhandenen Teilen und nach Gesetzen, die ihm vorgeschrieben sind.
Für manche Hindus sind Brahma, Vishnu und Shiva drei gleichrangige Erscheinungsformen eines einzigen, allmächtigen Gottes.
Zusätzlich zu den Hauptgottheiten gibt es Nebengötter wie den Windgott Vayu und den Sonnengott Surya. Die Hindus glauben, dass sich in allem Lebendigen das Göttliche befindet. Daher verehren sie Tiere.
Zwei weitere Götter sind im Hinduglauben von besonderer Bedeutung:
Der Affengott Hanuman und Ganesha, einer der beiden Söhne des Shiva. In Indien ist Ganesha ein beliebter Gott. Man sagt, dass ihn sein Vater infolge eines Missverständnisses enthauptete. Als er seinen Irrtum erkannte, war er so verzweifelt, dass er versprach, ihm den Kopf des ersten Lebewesens zu geben, das ihm begegnete – und das war zufällig ein Elefant.
Ganesha, des als Beseitiger von Hindernissen gilt, wird auch als Gott der Gelehrsamkeit verehrt. Auf Abbildungen trägt er auf dem menschlichen Körper einen Elefantenkopf mit nur einem Stoßzahn.
Viele Hindus verehren ihre Lieblingsgottheit zu Hause in einem speziellen Schrein.

Die heiligen Schriften
Die heiligen Schriften des Hinduismus sind sehr umfangreich. Sie sind in Sanskrit, der altindischen Gelehrtensprache, niedergeschrieben. Die älteste hinduistische Schriftsammlung wird Veda genannt, das heißt übersetzt „das Wissen“. In den Veden sind religiöse Überlieferungen festgehalten, die über dreitausend Jahre alt sind. Sie enthalten Hymnen, Beschwörungen, Opfervorschriften und Weisheitslehren. Jeder Hindu erkennt die Autorität der Veden an. Die übrigen heiligen Schriften besitzen für die einzelnen Strömungen im Hinduismus einen unterschiedlichen Stellenwert.
Zwei für den Hinduismus sehr bedeutende Werke sind das Ramayana und das Mahabharata.
Das Ramayana berichtet vom göttlichen Helden Rama. In vielen Tausend Versen werden Ramas Geburt, seine Kindheit und seine Abenteuer geschildert. Das Ramayana ist im heutigen Indien eine beliebte Vorlage für Film, Theater, Malerei und Literatur. Es wurde auch in die deutsche Sprache übertragen.
Das Mahabharata ist ebenfalls eine sehr umfangreiche und alte Dichtung, die von Göttern, Helden und großen Kämpfen erzählt. Im Lauf der Geschichte werden alle Aspekte des Hindulebens erörtert, darunter Recht, Politik, Geografie, Astronomie und Naturwissenschaften. Das Mahabharata ist mit seinen 200 000 Zeilen das längste Gedichtwerk der Welt.

Der Gottesdienst
Der Gottesdienst heißt „Pudja“ und wird von den meisten Hindus zu Hause durchgeführt. Ein Schrein der Lieblingsgötter, den Bildern oder Statuen zieren, dient diesem Zweck. Manche reiche Familien besitzen einen ganzen Raum als Schrein. Dort beten sie einzeln oder in der Familie.
Der Pudja beginnt mit dem einfachsten, aber wichtigsten Gebet („Mantra“): dem heiligen Wort Om, mit dem man die Verbindung zum Göttlichen herstellt. Dem folgen weitere Mantras aus den Schriften und ein Opfer (zum Beispiel Süßigkeiten, Geld, Obst) an einen bestimmten Gott.
Es gibt auch Gottesdienste im Tempel („Mandir“), die unter der Leitung eines Brahmanen aus der obersten Priesterklasse stattfinden. Die Hindus glauben zwar, dass ihr Gott überall ist, doch seine Wohnung ist der Tempel. Nur der Priester darf ins Allerheiligste kommen, das „Garbhagriha“ (das innere Haus). Vor dem Gottesdienst führen die Mitglieder der Gemeinde Reinigungsrituale durch, unter anderem das Waschen der Füße, das Spülen des Mundes oder die Zubereitung besonderer Speisen. Der Priester leitet den Gottesdienst, indem er aus den heiligen Texten liest und Mantras spricht. Man zündet kleine Gebetslampen („Divas“) an, und nach dem Gottesdienst teilen die Menschen das Essen, das zuvor gesegnet und ein Teil davon den Göttern geopfert wurde.

Die Pilgerreise
Ein wichtiger Bestandteil der hinduistischen Glaubensausübung ist die Pilgerreise („Jatra“) an eine heilige Stätte. Sie gilt bereits als religiöser Akt. In Indien gibt es viele Pilgerstätten. Besonders heilig sind Orte, die mit der Geburt oder dem Leben eines Gottes zu tun haben.
Heilige Orte liegen meist an Flussufern, Küsten, Stränden oder auf Bergen. Flussübergänge versinnbildlichen sowohl den Übergang von einem Leben ins andere als auch den von Sansara zu Moksha, den jeder zu vollziehen hofft.
Der heiligste Fluss Indiens ist der Ganges, der nach der Flussgöttin Ganga benannt ist. Beim Bad im heiligen Wasser des Ganges gelten die Kastenunterschiede nicht; auf einer Pilgerreise sollen alle gleich sein. Im Wasser werden auch die Unreinen rein.

Die vier Ziele im Leben
Im traditionellen Hinduismus gibt es vier große Ziele im Leben. „Dharma“, das erste Ziel, besteht darin, Pflichten gemäß seiner Stellung im Leben zu erfüllen. Besonders wichtig ist, dass man freundlich zu anderen ist, die Wahrheit sagt, dem Nachbarn hilft, die Menschen liebt und bereit ist, Opfer zu bringen.
„Sanatana Dharma“, der immer währende Dharma, unterstreicht diese Vorstellung. Das zweite Ziel im Hinduleben ist „Artha“, der Gewinn materiellen Wohlstands und das Streben nach rechtschaffenem weltlichem Erfolg. Das dritte Ziel ist „Kama“, der Genuss redlicher Freude. Und das vierte ist „Moksha“, die Erlösung von der Bindung an die Welt.

Geburt und Wiedergeburt
Nach dem Hinduglauben besitzt jedes Lebewesen eine ewige Seele („Atman“). Diese kann viele Millionen Mal in vielen Millionen Formen wiedergeboren werden. Das moralische Gesetz des Universums ist Karma, das kosmische Prinzip, dem die Welt und alles Leben gehorchen. Die zukünftige Existenz Atmans wird vom Karma bestimmt.



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