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Geschichte des Franz Sales Haus in Essen - Referat



Gründung im Jahr 1884
Es ist das Jahr 1884: Das Deutsche Reich ist gerade dreizehn Jahre jung als in Essen die Gründung einer katholischen Anstalt für geistig beeinträchtigte Kinder beschlossen wird. Kaiser Wilhelm I. und Otto von Bismarck regieren das Land und die Erziehung und Pflege behinderter Kinder obliegt Krankenhäusern und privaten Initiativen.

Am 3. April wird ein Verein gegründet, der es sich zur Aufgabe macht, katholische Kinder mit Behinderungen aus der gesamten Rheinprovinz zu pflegen und zu erziehen. Hermann-Josef Ochs wird der erste Direktor des Hauses, das zu diesem Zeitpunkt noch nicht den Namen des späteren Patrons Franz von Sales trägt. Als Leiter der städtischen Taubstummenschule kam ihm die Idee, geistig beeinträchtigte Kinder in eigenen Klassenverbänden auf der Grundlage besonderer Lehrpläne zu schulen.

Die politische Situation für das Vorhaben hätte für Oberbürgermeister Gustav Hache, Pfarrer Peter Beising und die anderen Gründungsväter kaum ungünstiger sein können: Zwar ist der Höhepunkt des von Bismarck gegen die katholische Kirche gerichteten "Kulturkampfes" schon vorüber, jedoch sind die Auswirkungen des antikatholischen Klimas noch immer deutlich zu spüren. Orden und Kongregationen, die nicht der Krankenpflege dienen, sind aufgelöst, zahlreiche Mitglieder befinden sich im Ausland. Die staatliche Aufsicht und Vormundschaft empfinden die katholischen Pflegeeinrichtungen als Schikanen und Hindernis bei der täglichen Arbeit.

Dennoch ziehen die Verantwortlichen aus der Situation vorläufig Gewinn: Da das als höhere Mädchenschule dienende Klostergebäude der B.M.V. noch leer steht, können am 3. April 1884 insgesamt 22 Kinder in das Gebäude im II. Hagen zur Miete einziehen. Der Vorstand des Vereins ist sich bewusst, dass die Unterbringung nur eine Übergangsregelung darstellt, denn die Rückkehr der Nonnen ist nur eine Frage der Zeit. Ein Segen sind auch die Schwestern der heiligen Elisabeth, die als krankenpflegende Genossenschaft vom staatlichen Verbot ausgenommen waren. Sie übernehmen die Pflege der Kinder.

Im Jahr 1889 werden die Weichen für die Sicherung der Zukunft des Hauses gestellt: Wilhelm II. verleiht der Einrichtung die Rechte einer juristischen Person, die "Milde Stiftung" ist ins Leben gerufen. Damit sind die Voraussetzungen für den Erwerb von Ländereien geschaffen, denn der Auszug aus dem Klostergebäude und die notdürftige Unterbringung der Kinder im Essener Stadtteil Segeroth erzwingen den Beschluss der Generalversammlung, auf einem eigenen Grundstück ein neues Gebäude zu errichten. Drei Jahre später, im April 1892, können die inzwischen fast 200 Kinder und 18 Ordensschwestern in den Neubau in Huttrop einziehen. Erst jetzt, acht Jahre nach der Gründung des Vereins, fühlen sich die Bewohner richtig zu Hause; erst jetzt wählen sie sich für ihre Heimat den Namen, den das Haus bis heute trägt: Franz Sales Haus.

Seit 1892 ist der heilige Franz von Sales Patron und Namensgeber der Einrichtung. Die Motive dafür lieferte Hermann Josef Ochs, der damalige Leiter der städtischen Taubstummenschule und spätere Direktor des Franz Sales Hauses in einer Vorstandssitzung der "Milden Stiftung" am 21. Juli 1891. Ochs bezog sich auf eine Begebenheit aus dem Leben des Franz von Sales (1567-1622): Der Heilige hatte sich auf einer Visitationsreise eines taubstummen Jungens angenommen, der von einer Gruppe Knaben verhöhnt und verfolgt wurde. Seither gilt Franz von Sales als Patron der Taubstummen. Ochs schlug den Namenspatron vor, war doch die neue Einrichtung aus der städtischen Taubstummenschule hervorgegangen.
Wer war Franz von Sales?
Jugend und Ausbildung (1567-1592)
Der spätere Theologe, Mystiker und Schriftsteller Franz von Sales wird am 21. August 1567 als Sohn einer adeligen Familie auf Schloss Sales bei Annecy im Herzogtum Savoyen geboren. Obwohl seine Eltern treue Anhänger der katholischen Kirche sind, deutete zunächst nichts darauf hin, dass Franz Karriere als katholischer Geistlicher machen würde. Der Vater ließ Franz unter Aufsicht eines Erziehers ab seinem sechsten Lebensjahr in den Schulen in La Roche und Annecy erziehen. Mit elf Jahren fasst er gegen den Willen seines Vaters den Entschluss, Priester zu werden. Franz bittet um die Tonsur und erhält sie.

Der Vater träumt von einer juristischen Laufbahn seines Sohnes und schickt Franz auf die Jesuitenschule von Clermont in Paris. In der freien Zeit lässt ihn sein Erzieher, der Theologie studiert, seine Mitschriften lesen und ihn an theologischen Disputen teilnehmen. 1588 wechselt Franz an die Universität von Padua, wo ihm 1591 für sein Studium der Doktorgrad beider Rechte (bürgerliches und kirchliches Recht) verliehen wird. Er beschäftigt sich zunehmend mit religiösen Praktiken wie Fasten, Beten und asketischen Übungen. Vor Erschöpfung schwer krank, diagnostizieren die Mediziner bei ihm eine tödliche Krankheit. Doch wider Erwarten erholt sich Franz.

Franz von Sales
Priester und Missionar (1593-1602)
1593 wird Franz auf Wunsch des Bischofs von Genf zum Propst des Domkapitels von Genf ernannt. Der Vater, der schon Heiratspläne geschmiedet hatte, gibt seinen Widerstand auf und erteilt seinem Sohn die Genehmigung Priester zu werden. Deutliche Missionserfolge stellen sich ein, als es Franz gelingt, namhafte Persönlichkeiten des Landes zu bekehren. Ihren feierlichen Ausdruck findet diese Entwicklung in dem vierzigstündigen Gebet von Thonon, der Stadt, die Franz als Basis seiner Mission im Chablais dient (1598).
Apostolat des Bischofs (1603-1622)
Franz von Sales empfängt 1602 in Thorens die Bischofsweihe und wird zum Bischof von Genf. Eine besondere Prägung erhält dieser Lebensabschnitt auch durch
eine außergewöhnliche, persönliche Beziehung: Er begegnet Johanna Franziska von Chantal, mit der er die Kongregation der "Töchter der Heimsuchung Mariä" gründet, in der auch körperlich schwache und kranke Frauen Aufnahme finden, die dem Ideal klösterlichen Lebens nicht gewachsen sind. Der Verzicht auf körperliche Bußübungen und die Einhaltung strenger Fastenvorschriften ist für das 17. Jahrhundert ebenso revolutionär wie die Pflege und Versorgung Kranker und Armer im Geiste katholischer Karitas. Am 28. Dezember 1622 stirbt Franz von Sales im Alter von 56 Jahren in Lyon. Im Gedenken an seine Lebensleistung feiern wir noch heute alljährlich am 24. Januar seinen Festtag.
Franz- Sales- Haus heute


• 1.500 Plätze für Menschen mit geistigen, psychischen und mehrfachen Behinderungen
• 771 Mitarbeiter (Trägerverein: 58)
• 20 Standorte im Stadtgebiet

Franz Sales Wohnen GmbH
• 530 Plätze in fünf Wohnverbünden (481 Plätze davon im stationären Bereich)
• 362 Mitarbeiter
• 10 Wohnheime
• 12 Wohngruppen
• 4 Hausgemeinschaften
• 53 Menschen werden im Ambulant Betreuten Wohnen unterstützt
• Der Familienunterstützende Dienst betreut mehr als 40 Familien
• Unterstützung durch die Kontakt-, Koordinierungs- und Beratungsstelle suchten pro Jahr rund 250 Menschen
• In der Tagesstruktur werden aktuell 21 Teilnehmer betreut
• Rund 100 Ehrenamtliche engagieren sich regelmäßig bei uns
• Die Seelsorge ist ein fester Bestandteil unseres Angebots
• Vielfältigste Freizeitangebote, jahreszeitliche Feste
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Franz Sales Schule gGmbH
• 185 Schüler
• 14 Mitarbeiter
• Ausbildungsgänge: Heilerziehungspfleger, -helfer und Sozialmanagement
• Zusatzausbildungen: FAB, Sonderpädagogische Zusatzqualifikation
• Fort- und Weiterbildung für Fachkräfte
• Übungsleiterschein
• Tagungen
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Franz Sales Förderschule
• 110 Schüler (32 Externe)
• 40 Mitarbeiter
• 8-10 Schüler pro Klasse
• Die basale Förderung, die lebenspraktische Förderung in den Berufspraxisstufen, AGs sowie Spiel- und Erlebnisprojekte sind Bestandtteil des Schulprogramms
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Qualifizierung
• 80 Teilnehmer in den Berufsvorbereitenden Bildungsmaßnahmen
• 14 Mitarbeiter
• 11 Beschäftigte des Zeitarbeitsunternehmens in time gGmbH
• 10 Plätze im Modellprojekt BIN IM BERUF
• 10 Plätze im Joborientierungscenter
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Franz Sales Werkstätten GmbH
• 559 Plätze
• 137 Mitarbeiter
• 7 Standorte
• 21 unterschiedliche Arbeitsbereiche
• Berufsbildungsbereich
• Förderbereich
• Sozialer Dienst
• Therapeutisches Reiten im eigenen Reitbetrieb
• Bioland-Landwirtschaft
• Werkstattladen
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DJK Franz Sales Haus e. V.
• 1.100 Mitglieder
• 40 Sportgruppen
• 35 Mitarbeiter
• Integratives Fitnesszentrum
• Prävention
• Rehabilitationssport
• Wettkampf- und Breitensport
• Fortbildungen
• BSNW-Leistungsstützpunkt Fußball
• Integratives Drachenbootrennen

Geschichte des FSH und Euthanasie

Gegründet wurde das Franz-Sales-Haus 1884 in der städtischen Taubstummenschule. Es sollten lernbehinderte und geistigbehinderte Kinder gefördert werden.
1892 wurde dann ein Neubau und eine Kirche für 197 Kinder eingeweiht. Danach wurden das Schutzengelhaus, das Marienhaus und das Hermann-Josef-Haus gebaut.
1906 fand die Einweihung des Antoniushauses für weitere 100 Jugendliche statt.
Dann folgen weitere Gebäude zum Arbeiten: Schreinerei, Polsterei, Gutshof, Gewächshaus, Küchen- und Wirtschaftsgebäude.
Ab 1940 wurden laut Gedenktafel 782 Kinder- und Jugendliche in andere Pflege- und Heilanstalten verlegt. Nach unseren Recherchen waren es 832, was dem Franz-Sales-Haus selber auch bekannt ist.
Die Verlegung passierte aus ganz unterschiedlichen Gründen z.B. um angeblich Platz zu schaffen für Kriegsverletzte und um Stationen für Kranke zu haben, weil Krankenhäuser zerbombt waren.
Viele von den verlegten Kindern und Jugendlichen starben in der ersten Tötungsphase durch Vergasung in 6 Tötungsanstalten. Eine davon war Hadamar, in der 15.000 Menschen vergast wurden.
Diese erste Tötungsphase wurde beendet durch Clemens August Graf von Galen, der Bischof in Münster war und in einer Predigt den Menschen von den Vergasungen berichtete.
Auch Kaplan Wolpers, der damalige Direktor des Fanz-Sales-Hauses Herr Schulte-Pelkum und die Ordenschwestern versuchten, den behinderten Kindern und Jugendlichen zu helfen.
In der zweiten Tötungsphase kamen dann noch viele behinderte Menschen durch Spritzen, Medikamente, medizinische Versuche und durch Verhungern um.

Franz-Sales-Haus: "Euthanasie"-Morde
Im Vorgarten des Franz-Sales-Hauses an der Steeler Straße 261 in Essen-Huttrop informiert eine Tafel über die "Euthanasie"-Morde an den sogenannten unheilbaren Kranken. Der Text lautet:
Das Franz-Sales-Haus hat seinen Ursprung in einem 1884 in Essen gegründeten katholischen Verein, der die Pflege und Erziehung geistig-seelisch Beeinträchtigter übernahm. Zwischen 1940 und 1943 wurden 782 Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem Franz-Sales-Haus in andere Heil- und Pflegeanstalten verschleppt. Im Rahmen des nationalsozialistischen "Euthanasie"-Programms wurden viele von ihnen mit Gas oder medizinischen Mitteln, durch bewußte Vernachlässigung oder durch Entzug der Nahrung umgebracht. Es ist der mutigen und aktiven Fürsorge der Mitarbeiter zu verdanken, daß zahlreiche Bewohner des Franz-Sales-Hauses den Mordaktionen nicht zum Opfer fielen. Ein besonderer Dank gilt den Ordensfrauen aus der Gemeinschafte der Barmherzigen Schwestern von der Hl. Eisabeth, dem Direktor des Hauses, Hermann-Josef Schulte-Pelkum, und Prälat Paul Wolpers, damals Kaplan im Franz-Sales-Haus.




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