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Gerhard Hauptmann - Die Ratten - Referat



1. Brief von Pauline Piperkarcka nach dem Handel mit Frau John ( S. 10 Z. 3ff )

Liebe Auguste,
du weißt doch, dass ich nicht so gerne schreibe. Ich hab‘ mich auch schon ewig nicht mehr bei Dir gemeldet. Aber ich hab‘ gerade niemanden, dem ich das erzählen kann, was mir auf dem Herzen liegt.
Ich habe eigentlich alles verloren. Ich habe die ganze Zeit geschuftet, mir den Arsch aufgerissen, um einen jämmerlichen Hungerlohn zu bekommen, von dem ich nicht einmal meine Miete bezahlen kann. Vor ein paar Tagen haben die mich einfach auf die Straße gesetzt. Und das ist nicht alles. Mein Bräutigam, der Alois, ist einfach abgehauen. Ohne ein Wort zu verlieren, hat der mich sitzen lassen. Ich hab keinen Pfennig mehr in der Tasche. Und jetzt kommt das Schlimmste. Ich erwarte ein Kind.
Ich hab‘ mich immer gefragt, wie ich das kleine Ding denn ernähren soll, wenn es denn so weit ist. Weißt du denn, was mich das kostet? Von meinen Eltern kann ich auch keine Unterstützung erwarten. Wenn die mitbekommen, dass ich schwanger bin, hauen die meinen Kopf einfach an die Wand und setzen mich auf die Straße. Das kann ich jetzt ja gar nicht gebrauchen.
Ich werde hier die ganze Zeit nur rumgereicht. Niemandem kann ich wirklich vertrauen. Ich hab das Gefühl, dass mich die ganzen Männer hier immer nur ausgenutzt haben. In Wirklichkeit bin ich denen doch komplett egal. Ich hab niemanden. Ich halte das einfach nicht mehr aus. Ich will raus und einfach weg hier. Mein Leben ist sinnlos, besteht nur noch aus Arbeit und Existenznot.
Heute war ich bei Henriette, die kennst du ja auch noch von damals. Hab‘ mich bei ihr ausgeheult. Sie und ihr Mann Paul träumen ja noch von der heilen Familienwelt, schaffen es aber nicht, ein Kind zu bekommen. Als ich ihr das von meiner Schwangerschaft erzählt habe, kam ihr die Idee, mir das Kindchen abzukaufen. Ihr Mann ist ja Maurerpolier und hat sich ein bisschen was zusammengespart, Du, die bietet mir 123 Mark!!! Soviel Geld hatte ich noch nie in meinen Händen. Ich hab ja noch kurz gezögert, dachte mir, Pauline, das geht so einfach doch nicht, aber dann habe ich an meine Situation gedacht. Ich brauche das Geld und das Kind hätte es bei mir wirklich schwer. Hier bei den Johns hat immer jemand Zeit, um sich drum zu kümmern. Der einzige, der mir hier nicht gefällt, ist Henriettes komischer Bruder. Angsteinflößende Gestalt... Naja, aber allzu oft kommt der hier auch nicht vorbei. Auf jeden fall werde ich mein Kind nach der Geburt der John überlassen. Dann hab ich erst einmal Ruhe.
Liebe Auguste, ich weiß nicht, ob du das verstehen kannst, aber es ging wirklich nicht anders. Hätte ich diesen Handel nicht gemacht, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben. Diese Ängste waren wirklich unerträglich. Und das Ganze hat mich jetzt ein bisschen erleichtert. Ich brauch‘ nur noch einmal deine Meinung dazu.. Ich würde mich freuen, wenn du mir zurückschreibst.
Deine Pauline

2. Inhaltsangabe

Die Tragikkomödie ,,Die Ratten‘‘ von Gerhart Hauptman aus dem Jahr 1910 handelt von einer Frau, die ihr Familienglück durch ein gekauftes Kind zu finden versucht und alles dafür tut.
In einer ehemaligen Kaserne in Berlin, wo auch der Kostümfundus des Theaterdirektors Hassenreuther untergebracht ist, finden sich die Hauptpersonen des Dramas ein: Henriette John und ihr Mann Paul, der am Anfang des Stücks noch in Altona arbeitet, das schwangere Dienstmädchen Pauline Piperkarcka und die Putztfrau Hassenrheuters.
Pauline Piperkarcka wird von ihrem Freund verlassen und erwartet ein Kind. Sie ist über ihr allgemeines Schicksal sehr traurig und spielt mit dem Gedanken, sich umzubringen. Frau John, deren Mann sich sehnlichst ein Kind wünscht, interessiert sich sehr für das Kind der schwangeren Piperkarcka. Sie macht ihr ein Angebot, das Kind für 123 Mark abzukaufen und es aufzuziehen. Pauline geht aufgrund ihrer Not auf diesen Handel ein und lässt Frau John ihr
Kind beim Standesamt eintragen. Nach einiger Zeit kommt Pauline auf den Gedanken, ihren weggelaufenen Bräutigam mit ihrem Kind zu einer Heirat zu zwingen. Sie geht zum Standesamt und lässt das Kind nocheinmal mit sich als Mutter eintragen, so dass Frau John nun nur noch als Pflegemutter dasteht. Aus Panik flieht Frau John mit dem Säugling, welchen sie mittlerweile tatsächlich für ihr eigenes Kind hält. Pauline möchte ihr Kind abholen und verwechselt es mit dem der Nachbarin Knobbe. Diese entfacht einen Streit zwischen Frau Knobbe und Pauline, die glaubt, dass es sich um ihr Kind handle. Während des Streits der beiden Frauen stirbt das Kind.
Henriette John hat unterdessen ihren finster wirkenden Bruder Bruno geschickt, um Pauline einzuschüchtern. Dieser tötet Pauline Piperkarcka bei einer kurzen Auseinandersetzung versehentlich. Als Herr John nach Hause kommt und die gesamte Wahrheit über den Handel seiner Frau mit Pauline erfährt, entscheidet er sich, das Kind in einem Heim unter zu bringen. Frau John stürzt sich daraufhin aus dem Fenster.
Parallel zu dieser Handlung schafft es Harro Hassenrheuther vom Verwalter des Kostümfundus zum Theatherdirektor aufzusteigen. Seine Tochter Walburga, hat ein Verhältnis mit einem Schüler Hassenrheuthers. Obwohl die Väter sich zuerst gegen eine Beziehung der beiden aussprechen, wird das Verhältnis am Ende geduldet.
3. Erläuterung des Briefs von Pauline Piperkarcka
Ich habe mich für das Schreiben eines Briefes von Pauline Piperkarcka entschieden, weil ich die junge Frau für eine zentrale Figur in diesem Drama halte. Das junge polnische Dienstmädchen kommt aus sehr einfachen Verhältnissen und ist meist auf sich allein gestellt. Daher hat es sich für mich angeboten, einen Brief an eine Bekannte zu verfassen. Die Sprache habe ich dabei bewusst einfach gewählt, den polnischen Akzent jedoch nicht mit einbezogen. Dennoch habe ich für Pauline typische Ausdrucksweisen verwendet. Auf ihre Herkunft und ihres Bildungsgrads basierende Fehler habe ich weggelassen, auch wenn sie bei einem Brief von dieser jungen Frau wahrscheinlich aufgetreten wären.
Bei dem Inhalt des Briefes geht es mir in erster Linie darum, die Notlage der Piperkarcka zum Zeitpunkt des Handels mit Frau John hervorzuheben. Kurze Sätze mit teils wirren Überleitungen demonstrieren ihre Unsicherheit. Sie erzählt der vor bereits mehreren Jahren weggezogenen und gleichzeitig einzigen richtigen Freundin, wie viele Sorgen sich bei ihr angehäuft haben. Die finanzielle Notlage, ihre Bezugslosigkeit zu den Menschen in ihrer Umgebung, die Schwangerschaft und das Gefühl, von ihrem Freund ausgenutzt worden zu sein, haben Pauline Piperkarcka mit Selbstmordgedanken spielen lassen. Sie beschreibt dies auch gegenüber ihrer Freundin. Weil Pauline eine von Grund auf sehr leicht beinflussbare Persönlichkeit ist und stark von ihren Gefühlen gesteuert wird, versucht sie, sich in ihrer Entscheidung vor Ihrer Freundin zu rechtfertigen und hofft, von ihr Zustimmung für ihre Entscheidung zu erlangen. Dies würde sie zu diesem Zeitpunkt bekräftigen.


Ich erkläre, dass ich diese Ersatzleistung ohne fremde Hilfe geschrieben habe.

Ort, Datum, Unterschrift



















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