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Gedichtvergleich "Mondnacht" - Kunert und Eichendorff - Referat



Im Folgenden werde ich die Gedichte „Mondnacht“ von Günter Kunert und das gleichnamige Gedicht von Joseph von Eichendorff analysieren und vergleichen.
Das im Jahre 1983 von Günter Kunert geschriebene Gedicht „Mondnacht“ beschreibt das Verhältnis von Mensch und Natur und kritisiert den Forschungsdrang der Menschen am Beispiel der ersten Mondlandung.
Formal besteht das Gedicht aus vier Strophen, in denen die Versanzahl von Strophe zu Strophe weniger wird. Die erste Strophe besteht aus neun, die zweite aus fünf, die dritte aus drei und die vierte aus nur einem Vers. Dies verdeutlicht die negative Entwicklung der Menschen im Laufe der Zeit.
Sie werden laut Kunert immer wissbegieriger, überschreiten schließlich sogar die Grenzen ihres eigenen Planeten und landen mit taumelnden Schritten (vgl. V.13) auf dem Mond. Hier können sie sich seiner Meinung nach viel zu leicht bewegen, wenn man ihre belastete Herkunft in Betracht zieht (vgl. V.14).
Die dritte Strophe besagt, dass die Menschen in letzter Zeit „wie immer dorthin“ gelangen, „wo Leben unmöglich ist“ (V. 17-18), das heißt sie stellen sich über die Natur und scheuen sich nicht davor, auch fremde Planeten erkunden zu wollen, die eigentlich nicht für sie bestimmt sind.
Wie weit weg und wie fremd der Mond ist unterstreicht Kunert mit dem Wort „fern“, welches als einziges Wort in Vers 5 steht und dem Leser sofort ins Auge springt.
Der Mond und im übertragenen Sinne auch die Natur erscheint dem lyrischen Ich als ein „lebloser Klotz“ (V.1), dem der Glanz vom rücksichtslosen Menschen genommen wurde.
Der Mensch, der immer mehr Platz für sich benötigt, zerstört die Natur, an die noch „Märchen erinnern“ (V.3).
Diese Situation wird durch auffallend viele negative Nomen und Adjektive, z.B. eisig, bitter, fremd, Schweigen, Schatten, Last usw. verdeutlicht. Die Alliteration „Geborstenes Geröll“ (V.10) zeigt die Zerstörung auf, die durch den Menschen verursacht wird.
Der Dichter schafft eine triste und emotionslose Atmosphäre, die zu seiner Auffassung der Entwicklung der Menschen sehr gut passt.
Mit dieser negativen Atmosphäre stimmen auch das nicht vorhandene Metrum und das fehlende Reimschema überein.
Durch die sich durch das gesamte Gedicht hindurch ziehenden Enjambements möchte der Dichter zum Weiterlesen anregen, denn man versteht den Sinn des Gedichts nur, wenn man es bis zum Ende durchliest. Der Doppelpunkt vor der letzten Strophe verdeutlicht ihre Wichtigkeit. Der Mensch gerät in „Gleichnisse ohne Erbarmen“ (V.19), denn die Zerstörung seiner selbst und seiner Umwelt ist ein Teufelskreis.
Dadurch, dass ausschließlich Indikativ benutzt wird, verdeutlicht Kunert den Realitätsbezug der Situation und versucht außerdem, den Leser durch den Wechsel zu „wir“ und „unser“ (z.B. V.11, 16) betroffen zu machen und zum Nachdenken anzuregen
Der Titel „Mondnacht“ ist meiner Meinung nach nicht treffend für dieses emotional kalte Gedicht, denn mit diesem Begriff werden meist eher romantische Stimmung, Freiheit und Harmonie in Verbindung gebracht, so wie es in Joseph von Eichendorffs Gedicht „Mondnacht“ der Fall ist.
Dieses Gedicht wurde zur Zeit der Romantik im Jahre 1830 geschrieben. Thema des Gedichts ist der Einklang der Seele mit der Natur.
Im Gegensatz zu Kunerts Gedicht hat es einen regelmäßigen Aufbau mit 3 Strophen, bestehend aus je 4 Versen, das Metrum ist ein dreihebiger Jambus und das Reimschema
ein unreiner Kreuzreim.
Schon die äußere Form des Gedichts strahlt Harmonie aus, denn es wirkt, als würden die zwei vom Konjunktiv und unreinen Reim geprägten äußeren Strophen die im Indikativ und im reinen Kreuzreim stehende mittlere Strophe umarmen.
In der ersten Strophe werden die sich küssenden Himmel und Erde personifiziert und stehen im übertragenen Sinne für den Einklang von Seele und Natur. An dieser Stelle wird Konjunktiv benutzt, sodass das im Leser entstehende Bild von der Verschmelzung von Himmel und Erde wie ein irrealer Traum wirkt.
Im Gegensatz zu der in Kunerts Gedicht dargestellten Leblosigkeit findet in Eichendorffs Version eine Bewegung statt, die durch dynamische Verben aus dem Bereich des Fliegens und der Freiheit unterstützt wird (vgl. Strophe 3). Während in der zweiten Strophe noch ein leichter Windhauch die Ähren bewegt (V.6) und die Wälder zum rauschen bringt (V.7), so spannt die Seele in Strophe drei ihre Flügel aus (V.9) und macht eine Reise durch jene als so wunderbar beschriebene Natur.
In solch einer harmonischen Atmosphäre fühlt sich das lyrische Ich befreit und entspannt.
Die hauptsächlich vorkommenden Wortfelder sind Ruhe, Traumwelt, Natur, Himmel und Freiheit. Sie unterstützen die emotionale Wärme des Gedichts.
Somit komme ich zu dem Schluss, dass diese beiden Gedichte mit ein und demselben Titel zwei sehr unterschiedliche Aussagen haben. Während Kunert die Menschen klarmachen möchte, dass sie die Natur zerstören, schwärmt Eichendorff von der Harmonie zwischen ebendiesen. Die Natur ist bei Eichendorff ein Ort der Befreiung und des Lebens, während Kunerts Gedicht von Leb- und Ausweglosigkeit geprägt ist.
Ich persönlich denke, dass beide Gedichte die Verbindung von Menschen und Natur sehr einseitig darstellen. Das Menschenbild der Romantik war sicherlich von sehr positiver Aspekten geprägt wie z.B. Freiheit, Liebe und Natur, jedoch sollte aus heutiger Sicht nicht ausgeblendet werden, wie sehr der technische Fortschritt und der Forschungsdrang des Menschen unsere Umwelt wirklich beeinflusst hat. Ich finde es richtig von Kunert, darauf aufmerksam zu machen, jedoch wertet er die Menschen meiner Meinung nach mit diesem Gedicht zu sehr, denn sicherlich ist nicht die gesamte Menschheit schlecht und von Zerstörung geprägt.




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