Lerntippsammlung Headergrafik
Linie
Abstandshalter

Suchbegriff:

Gedichtsanalyse "Es ist alles eitel" - Referat



In dem Gedicht „ Es ist alles eitel“ von 1630 spricht der Autor Andreas Gryphius die Vergänglichkeit des Lebens an und setzt diese in Bezug zu der damaligen Bevölkerung und verschiedenen Elementen des irdischen Lebens. Das Gedicht ist durch die Entstehungszeit und typisches Vanitas-Thema dem Barock zuzuordnen, nicht zuletzt, weil auch die Textart ein barocktypisch strikt geordnetes Sonett ist, was in dieser Zeit eine Antithetik zu dem Chaos des dreißigjährigen Krieges, in dem das Gedicht entstand, bildet und somit schon einen der Hauptaspekte des barocken Gedichts aufgreift.

Das Sonett besteht aus zwei Quartetten und zwei Terzetten, welche durchgehend dem Vers des Alexandriners folgen, der in vielen Versen nach der dritten Hebung eine deutlich gekennzeichnete Zäsur besitzt (vgl. V.2 und V.3). Das Reimschema ist in den Quartetten ein umarmender, in den Terzetten hingegen ein Schweifreim, wodurch im Zusammenspiel mit den anderen äußerlichen Merkmalen ein Bild strikter Ordnung entsteht. Inhaltlich beginnt das Sonett mit dem Titel „Es ist alles eitel“, der eine Inversion und Hyperbel ist, und dem ersten Vers, der „ Du siehst, wohin du siehst, nur Eitelkeit auf Erden“ lautet, und in dem sich die Wortwiederholung von „du siehst“ und nach dem zweiten Komma eine Hyperbel, ähnlich der aus dem Titel („Es ist alles eitel“), befinden. In diesen beiden Teilstücken des Gedichts lässt sich das Wort „Eitelkeit“ mit Vergänglichkeit übersetzen. Titel und erster Vers bilden zusammen die inscriptio, in der das lyrische Ich, indem es den Leser/ die Leserin direkt anspricht und so eine Verbundenheit beider Seiten entstehen lassen will, ganz klar seinen Standpunkt vertritt und eine Situation beschreibt, die das ganze Gedicht hindurch weitergeführt wird und durch den Gebrauch von Hyperbeln eine gesteigerte Dramatik hervorruft, jedoch gleichzeitig durch die übertriebene Darstellung in Verbindung mit Wörtern wie „nur“ in Vers 1 eine extrem hoffnungslose Stimmung mitschwingen lässt. Ausgehend von der inscriptio wird nun in der pictura, die sich von Vers 2 bis einschließlich zum zehnten Vers erstreckt, die vorhergestellte Situation sprachlich mit Beispielen und Metaphern verziert. Vers 2 lautet: „Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein“, wodurch ganz stark die Antithetik von den durch die Zäsur getrennten Teilen heraussticht. Auch Vers 3 ist diesem syntaktischen Schema nach gleich aufgebaut und somit liegt in Vers 2 und 3 ein Parallelismus vor. Schon von Beginn an wird also mit antithetischen Wörtern gearbeitet, die soweit „heute“(V.2) und „morgen“(V.2), sowie „Städte“(V.3) und „Wiese“(V.3) lauten. Durch ihre gegensätzliche Bedeutungen werden somit die Begriffe, die in den ersten Hälften der Verse standen, durch diese, die sich in der zweiten Hälfte befinden, vor allen in den Versen 2, 3, 5 und 6 infrage gestellt, was dem Leser ihre jeweilige Vergänglichkeit näher bringen soll. Auch Vers 5 und 6 im zweiten Quartett enthalten Parallelismen, sowie gleichzeitig Anaphern. Und auch sie haben den antithetischen Aufbau, der auch schon im ersten Quartett anzutreffen war, nur das sich hier die Begriffe „itzt“(V.6) und „morgen“(V.6), sowie „prächtig blüht“(V.5) und „zertreten werden“(V.5) gegenüber stehen. Es folgt Vers 7, der „Nichts, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein“ lautet, der nochmals die Hyperbel des Titels, die „Es ist alles eitel“ lautete, aufgreift und umschreibt. Hier werden auch häufig benutzte Wörter des Wortfeldes rund um das Vanitas-Motiv deutlicher, wie zum Beispiel „prächtig blüht“(V.5) in Verbindung mit „zertreten werden“(V.5), „ewig“ in Vers 7, „Asch und Bein“ in Vers 6, sowie die im Barock häufig genutzte Allegorie „Wiesenblum“ in Vers 13, die sehr deutlich das Motiv der Vergänglichkeit aufgreift. Auch Vers 8 bedient sich nochmals des syntaktisch antithetischen Schemas, wie auch Vers 2 und 3, wobei das Wort „donnern“ in demselben Vers einerseits zur Dramatisierung gebraucht wird, gleichzeitig jedoch indirekt einen Bezug zu der Dramatik des dreißigjährigen Krieges setzt, wobei hier nebenbei die Wörter „Glück“(V.8) und „Beschwerden“(V.8) personifiziert werden um ihre Wichtigkeit im gesamten Vanitas-Motiv und im allgemeinen Leben des Barocks zu verdeutlichen.

Nun folgt das erste
Terzett, angefangen mit dem Satz „Der hohen Taten Ruhm muss wie ein Traum vergehen“, was die Unwirklichkeit und Vergänglichkeit sogar hochgeschätzter Werte, wie der hier als Inversion dargestellte „hohen Taten Ruhm“ betont. Des Weiteren folgt in Vers 10 nun eine rhetorische Frage an den Leser, der durch diesen Vers einen Kampf bzw. einen Widerstand gegen die Vergänglichkeit als hoffnungs-, ja sogar sinnlos und ohne Erfolg erachten soll. Auch der Ausruf „Ach“ im folgenden Vers verdeutlicht dies noch einmal und lässt die hoffnungslose Stimmung, die sich schon am Anfang des Gedichts anbahnte, noch einmal aufleben. Der Vergleich, der nun folgt, zwischen dem, was „Wir so köstlich achten“(V.11) mit „schlechter Nichtigkeit“(V.12) und dem Trikolon „Schatten, Staub und Wind“(V.12), sowie mit der vorher schon genannten „Wiesenblum, die man nicht wiederfind’t“(V.13), stellt die Vergänglichkeit und die Antithetik – die großen Themen des Gedichts – hier als unvermeidbar und immerwährend dar. Dieser Teil von Vers 11 an bildet zusammen mit dem noch folgenden Vers die subscriptio, in der der Autor des Gedichts noch einmal alles zusammengefasst hat, was bisher gesagt wurde. In der Pointe des Sonetts, dem vierzehnten Vers, der „Noch will, was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten.“ lautet, geht es nun darum, dass alles Irdische nicht ewig und somit vergänglich ist und der Mensch das ewige Leben „noch nicht“(V.14) – diese Wörter lassen zum ersten mal in diesem Gedicht einen Hoffnungsschimmer zu und stehen damit im krassen Gegensatz zum bisherigen Gedicht - , sondern erst im Jenseits finden wird. Dieser Gedanke bildet nun den Abschluss des Sonetts und ist gleichzeitig sehr typisch für den Barock, da er von vielen barocken Lyrikern aufgegriffen wurde.

So ist dieses Sonett durch vielerlei Aspekte, wie die strikte äußerliche Form, der zur Verdeutlichung gebrauchte Bilderreichtum, sowie die zahlreichen Verzierungen sprachlicher Art ganz klar der Zeit des Barocks zuzuordnen. Teilweise gibt es auch Überschneidungen zwischen Lyrik und Architektur und Gartenbau des Barocks, wie zum Beispiel die in allen diesen kulturellen Künsten anzutreffenden prunkvollen Verzierungen.

Mir persönlich gefällt das Gedicht, da der Autor in diesem durch eine hohe Vielfalt an Sprachschmuck und den Bilderreichtum ein wirklich lebendiges und sehr deutliches Bild der Vanitas aufstellt, wodurch er bei vielen Lyrikern im Barock als Vorbild galt und eine ganze Epoche der Lyrik mit seinen Gedichten beeinflusste und sogar half sie in eine bestimmte Richtung zu lenken. Da die Vergänglichkeit nicht nur ein Gedanke des Barocks ist, sondern den Leser immerwährend beschäftigt – häufigste Bespiele für den modernen Kampf sind Schönheits-Operationen und das immer mehr in den Vordergrund rückende Gesundheitsbewusstsein vieler Menschen - , ist dieses Sonett im Grundgedanken immer noch aktuell, was in unserer Zeit zur Beliebtheit des Textes beiträgt.

Dieses Referat wurde eingesandt vom User: Dirty-Harry



Kommentare zum Referat Gedichtsanalyse "Es ist alles eitel":