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Gedichtinterpretation: Zwielicht von Eichendorff - Referat



Gedichtinterpretation
Joseph von Eichendorff
Zwielicht (1812)
Dämmrung will die Flügel spreiten,
Schaurig rühren sich die Bäume,
Wolken ziehn wie schwere Träume -
Was will dieses Graun bedeuten?
Hast ein Reh du lieb vor andern,
Lass es nicht alleine grasen,
Jäger ziehn im Wald und blasen,
Stimmen hin und wieder wandern.
Hast du einen Freund hienieden*,
Trau ihm nicht zu dieser Stunde,
Freundlich wohl mit Aug und Munde,
Sinnt er Krieg im tück’schen Frieden.
Was heut müde gehet unter,
Hebt sich morgen neugeboren.
Manches bleibt in Nacht verloren -
Hüte dich, bleib wach und munter!
*hienieden: auf dieser Erde, im Diesseits
1. Biographie von Joseph von Eichendorf

Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorff wurde am 10. März 1788 auf Schloss Lubowitz bei Ratibor in Oberschlesien geboren. Nach seinem Jurastudium trat er 1816 in den preußischen Staatsdienst ein. Eichendorff wurde als geheimer Regierungsrat in Berlin 1844 pensioniert. Fünf Jahre später lernte er Fontane kennen. Am 26. November 1857 starb Joseph von Eichendorff im Ater von 69 Jahren in Neiße.

2. Formale Gestaltung

Das Gedicht umfasst vier Strophen mit je vier Versen (Quartett), also eine ‚einfache Volksliedstrophe’. Die Strophen sind jeweils in umarmenden Reimen aufgebaut. Jedoch findet man in dem letzten Vers der ersten Strophe einen unreinen Reim. Das Versmaß ist ein vierfüßiger Trochäus und das Gedicht hat eine weibliche Kadenz (Versausgang).

3. Gesamtdeutung

Wenn es dämmert herrscht Zwielicht (zwielichtig: seltsam, undurchsichtig, nicht eindeutig durchschaubar und zweifelhaft), also es erscheint anders als es in Wirklichkeit ist. Man sollte auf alles acht geben (Strophe 2: Jäger) und nur auf sich selbst vertrauen (letzte Vers: Warnung des lyrischen Ichs an den Leser). Auch Freunde (Strophe 3) können hinterlistig sein, denn in dieser zwielichtigen Stunde ist nichts durchschaubar und alles wirft Zweifel auf. Was in der Dämmerung noch so seltsam erscheint, kann am Morgen klarer und freundlicher wirken (Strophe 4).
Die Natur ist dem Menschen (Jäger; Freund) ähnlich, denn sie ist nicht vorhersehbar, manchmal freundlich, manchmal feindlich und unheimlich.




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