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Gedichte Expressionismus - Referat



Der Begriff Expressionismus leitet sich aus den lateinischen Wörtern „ex“ (aus) und „premere“ (drücken) ab. Es ist die Epoche der Ausdruckskunst, die mit der Malerei begann und sich im gesamten künstlerischen Bereich, der bildenden Kunst, der Literatur und der Musik verbreitete. Ab 1910 bis 1920 / 25 bezeichnet man die künstlerische Epoche als Expressionismus. Die Bezeichnung Expressionismus wurde 1911 von Kurt Hiller geprägt. In der Literatur entsteht eine Gegenbewegung zu Naturalismus, Realismus und Impressionismus, eine Gegenbewegung zur Ästhetik. Zum ersten Mal entstand eine Symbiose unter den Kunstrichtungen zum Beispiel: Ernst Barlach, der Bildhauer und Dichter oder Oskar Kokoschka, der Maler und Dichter. Diese Epoche ist durch eine besondere Vielfalt und Verschiedenartigkeit geprägt.

Die Urbanisierung und die Technologisierung beziehungsweise die Industrialisierung entwickelten sich schnell und veränderten das bisherige Lebensumfeld der Menschen radikal. Krieg und Tod, Isolation und eine Weltuntergangsstimmung beherrschten die Gefühlswelt gerade der jüngeren Generation. Die Auflösung der gewohnten Familien – und Sozialstrukturen, die großen Veränderungen in der Arbeitswelt verstärkten die Verunsicherung der Menschen. In der Literatur gewann die Lyrik an Bedeutung, Werke in Prosa wie das Frühwerk Berthold Brechts waren eher die Ausnahme.

In der Literaturwissenschaft wird der Expressionismus in drei Phasen geteilt: der Frühexpressionismus von 1910 bis 1914, der Kriegsexpressionismus von 1914 bis 1918 und der Spätexpressionismus von 1918 bis 1925. Die komplette Zeitspanne umfasst politische Krisen, den ersten Weltkrieg und Revolutionen. Das moderne Großstadtleben, die Angst vor der Einsamkeit, vor Identitätsverlust und dem allgemeinen Zerfall wurden zu den wichtigsten Themen der Schriftsteller. Vergleichbar wie die Vertreter der Epoche Sturm und Drang wollten die Literaten aufrütteln und „den neuen Menschen“ erschaffen.

Merkmale und Ziele des Expressionismus

Neue Techniken entstanden gerade in der Lyrik, indem bisher geltende Regeln gebrochen wurden, zum anderen wurde aber streng auf die Form geachtet zum Beispiel Sonett: Zeilen und Strophen werden aneinandergereiht, im sogenannten Reihungsstil (Parataxe), Wörter werden bewusst ausgelassen um Dynamik zu erzeugen, Neologismen – Wortneuschöpfungen entstanden, Grammatikregeln wurden nicht eingehalten und Enjambements (Zeilensprung) verwendet.

Inhaltlich und formal findet ein Abwenden von bisherigen Traditionen statt und die bisherige Ästhetik des Schönen wandelt sich zu einer Ästhetik des Unschönen, Hässlichen. Die Dichter wollen nicht mehr einen flüchtigen Augenblick festhalten wie im Impressionismus, sondern stellen einen subjektiven Ausdruck dar, mit vielen vergleichenden Bildern und Metaphorik in der Sprache. Die Stimmung in der Lyrik hat surrealen Gehalt mit ausdrucksstarker Farbmetaphorik.

Die Form der Lyrik ist meist streng, bezüglich der Art des Reims und des Metrums, oft wir das Sonett verwendet. Die Zeilen sind ein unverbundenes Nebeneinander, der sogenannte Reihenstil entsteht, Bilder werden aneinandergereiht, ohne in direktem Zusammenhang zu stehen oder entsprechen nicht der vordergründigen Logik oder dem eigentlichen Satzbau. Oft werden nur Substantive oder Verben verwendet. Die Sprache wird modernisiert durch Neologismen und expressive Sprachbilder mit beschwörender Eindringlichkeit und Sprachmagie. Wortwiederholungen und eine eigenwillige Syntax werden populär.

Die althergebrachten Moralvorstellungen und die Erstarrung der Vätergeneration sollen aufgerüttelt werden und die Gesellschaft radikal erneuert werden. Der daraus entstandene Generationenkonflikt entwickelte sich auch zu einem politischen Konflikt, der 1. Weltkrieg war daher fast schon herbeigesehnt mit dem Wunsch nach einer kompletten Neuordnung. Großstädte wuchsen rasant, neben den politischen Konflikten trugen die Reizüberflutung auf der einen Seite und die Anonymität auf der anderen zur Verunsicherung und Überforderung der Menschen bei. Die Themen in der Lyrik waren entsprechend geprägt von dem Gefühl der Ohnmacht und dem Ausgeliefertsein der Menschen, von der Bedrohung ausgehend vom schnellen Wachstum der Städte und dem Fortschreiten der Industrialisierung, der Untergang wurde prophezeit, das bisher bekannte Sozialgefüge und die zwischenmenschlichen Beziehungen gerieten ins Wanken.

Themen und Motive des Expressionismus

Viele Gedichte der Expressionisten haben als Thema das Leben in der Großstadt und das Tempo ihrer Entwicklung. Das Morbide und der Tod an sich, Vergänglichkeit und Verfall, der Untergang und das Weltende gehören
ebenfalls dazu. Die Dramatik von Leidenschaft, Liebe und Wahnsinn wird in vielen Gedichten als Motiv aufgegriffen.

Bekannte Autoren und ihre Werke

Frank Wedekind (1864 bis 1918) gilt als der Wegbereiter des Expressionismus, Franz Kafka (1983 bis 1924) als der berühmteste Autor des Expressionismus.

Georg Heym lebte von 1887 bis 1912 und zählt zu den wichtigsten Lyrikern des frühen Expressionismus. An die 500 lyrische Stücke finden sich in seinem Lebenswerk, wie zum Beispiel „Der Krieg“, „Die Stadt“, Der ewige Tag“ alle 1911 entstanden, „Die Tote im Wasser“, „Der Gott der Stadt“ beide aus dem Jahr 1910 und die Herbst-Gedichte.

Auch Georg Trakl (1887 bis 1914) ist ebenfalls einer der bedeutendsten Dichter dieser Epoche. Er erzeugt in seinen Gedichten eine schwermütige Stimmung und beschreibt seine eigene, depressive Weltsicht. Beispiele für seine Gedichte: „Die schöne Stadt“ entstanden 1907, „Verfall“, „An den Knaben Elis“, „De profundis“, „In den Nachmittag geflüstert“.

Jakob van Hoddis (1878 bis 1942), sein bekanntestes Gedicht ist „Weltende“ erschienen 1911, weitere Gedichte wie „Aurora“, „Der Todesengel“ und „Morgens“ gehören zu seinen Werken.

Else Lasker-Schüler (1869 bis 1945), die deutsch-jüdische Dichterin war auch Malerin. Mit ihrem Gedicht „Weltende“ beschreibt sie das Elend nach dem ersten Weltkrieg, die beiden Zeilen „Es ist ein Weinen in der Welt – als ob der liebe Gott gestorben wär“ sind wohl die bekanntesten. Weitere Gedichte sind „Versöhnung“ „Mein Volk“ und „Sinnesrausch“.

Franz Werfel (1890 bis 1945) hat mit „Der Weltfreund“ seinen Wunsch der Verbrüderung der Menschheit als Thema aufgegriffen. Neben Gedichten schrieb er auch Dramen, Romane und Novellen.

Bruno Alfred Döblin (1878 bis 1957) war Psychiater und Schriftsteller und integrierte Hörspiele und Drehbücher in sein Werk. „Berlin Alexanderplatz“ aus dem Jahr 1929 gilt als Wendepunkt des deutschen Romans, mit dem der Expressionismus ins epische Erzählen aufgenommen wird. „Die Ermordung der Butterblume“ und „Wallenstein“ sind weitere bekannte Romane. Er gilt allerdings als der größte Lyrikverächter, was er in „Verfluchung der lyrischen Poesie“ sehr deutlich ausdrückt.

Alfred Lichtenstein (1889 bis 1945) ein deutscher Jurist und expressionistischer Schriftsteller hat mit „Die Dämmerung“ sein bekanntestes Gedicht verfasst. Weitere Gedichte sind „Gesänge an Berlin“, „Lied der Sehnsucht des Kuno Kohn“ und „Die Prophezeiung“.

Alfred Wolfenstein (1988 bis 1945) war Lyriker, Dramatiker und Übersetzer. „Städter“ und „Bestienhaus“ sind nur zwei Beispiele aus seinem umfangreichen Werk.

August Stramm (1874 bis 1915) war Dichter und Dramatiker des deutschen Expressionismus. Sein Gedicht „Patrouille“ ist ein gutes Beispiel für diese Epoche, mit der schlichten Sprache, ohne auf die Grammatik zu achten und den Substantiven beziehungsweise substantivierten Verben. „Traumwiese“, „Die Menschheit“ und „Weltwehe“ sind weitere Gedichte des Dichters.

Ernst Maria Richard Stadler (1883 bis 1914) begeisterte sich für Theater und Dichtung. Beispiele für seine Gedichte: „Untergang“, „Frühlingsnacht“ und „Dämmerung in der Stadt“

Häufige Fragen:

  • Was ist Expressionismus?

  • Expressionismus ist eine Epoche in der Kunst. Die Literatur wird von der bisherigen Ästhetik befreit, die Themen waren oft Verzweiflung, Tod und Untergang, gerade mit und nach dem ersten Weltkrieg. Ausdrucksstärke waren statt Satzbau und Grammatik wichtig.

  • In welchem Zeitraum fällt die Epoche des Expressionismus?

  • Die Jahre 1910 bis etwa 1925 zählt man zum Expressionismus.

  • Was ist heute Expressionismus?

  • Das Grundthema des Expressionismus, Untergang und Neuanfang kann auch auf die heutige Zeit sehr gut übertragen werden, sozusagen als Kunst in der Krisenzeit.

  • Welche weiteren Gedichte zum Expressionismus gibt es?

  • Georg Kaiser „Von morgens bis mitternachts“
    Else Lasker-Schüler „Ein alter Tibetteppich“
    Ernst Troller „Die Wandlung“

  • Wer waren die wichtigsten Vertreter des Expressionismus?

  • Georg Heym, Gottfried Benn, Else Lasker-Schüler, Alfred Döblin, Jakob van Hoddis und Paul Boldt sind einige wichtige Dichter des Expressionismus.

  • Welche Kennzeichen gibt es in einem expressionistischen Gedicht?

  • Es gibt keine einheitliche Sprache, Syntax und Grammatik sind nicht wichtig, die Worte sind ausdrucksstark, Wortneuschöpfungen entstehen, die traditionelle Form wird gebrochen. Die Themen werden durch das schnelle Wachstum der Großstadt und die ebenso schnell fortschreitende Technologisierung und das damit einhergehende Gefühl von Anonymität und Ohnmacht bestimmt.

  • Durch welche Stilmittel sind expressionistische Gedicht gekennzeichnet?

  • Metaphern, Worthäufungen, Abstraktion und Personifikationen sind typische Stilmittel, es gibt aber keine einheitliche Sprache in dieser Epoche.





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