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Friedrich Nietzsche - 2.Version - Referat



Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 im sächsischen Röcken (bei Lützen) geboren. Er wuchs in einer protestantischen Familie auf, sein Vater war Pfarrer.
Als Nietzsche fünf Jahre alt war, starb sein Vater an einer Gehirnerweichung, die aber nicht in Verbindung mit Nietzsches nachfolgender Krankheit steht. Von dieser Zeit an wurde er von seiner Mutter und seiner älteren Schwester erzogen und lebte mit ihnen und noch zwei weiteren Tanten in einem Haus zusammen.
Mit zehn Jahren fing er an zu dichten und komponierte sogar eine Musikstück. Auf dem Internat Schulpforta war er ein ausgezeichneter Schüler. Nach seinem Abitur studierte Nietzsche klassische Philologie in Bonn und Leipzig. In dieser Zeit beschäftigte er sich viel mit den Schriften Schopenhauers, der für ihn ein Vorbild war.
Mit fünfundzwanzig Jahren wurde Nietzsche noch vor seiner Promotion Professor für klassische Philologie in Basel (1869-79).
Nach zehn Jahren mußte er sein Amt wegen schwerer Kopf- und Augenschmerzen niederlegen und lebte von dieser Zeit als freier Philosoph an zahlreichen Orten in Deutschland, Italien und der Schweiz.
Nach einem Zusammenbruch 1889 in Turin diagnostizierten die Ärzte bei Nietzsche eine Paralyse, hervorgerufen durch Syphilis. Er lebte noch zwölf Jahre in geistiger Umnachtung, in dieser Zeit wurde er von seiner Schwester gepflegt.
Am 25. August 1900 starb Nietzsche in Weimar.

Die bedeutendsten Werke Nietzsches tragen die Titel:

- Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik (1872),
- Unzeitgemäße Betrachtungen (1873-76),
- Menschliches, Allzumenschliches (1878),
- Morgenröte (1881),
- Die fröhliche Wissenschaft (1882),
- Also sprach Zarathustra (1883-91),
- Jenseits von Gut und Böse (1886),
- Zur Genealogie der Moral (1887).





Epochale Einordnung

Nietzsche hatte seine Schaffensphase in der Zeit der Jahrhundertwende, dem Wechsel vom 19. ins 20. Jahrhundert. Diese Zeit wird auch oft als "Beginn der Moderne" oder einfach als die Zeit zwischen Naturalismus und Expressionismus bezeichnet. In dieser Epoche existieren viele verschiedene Stilrichtungen nebeneinander. Diese Richtungen sind zum teil auch gegensätzlich. Zu nennen wären der Impressionismus, der Realismus, der Symbolismus, die Neuromantik, Décadence/Fin de siècle, Neuklassik. Es ist eine Zeit zwischen Tradition und Fortschritt.
Viele Schriftsteller aus der Zeit lassen sich in keine genaue Epoche einordnen, sie vereinen alle Stile in ihren Werken.



Stilanalyse

,,Es ist Nichts, was ist, abzurechnen, es ist Nichts entbehrlich.
Meine Formel für die Größe am Menschen ist amor fati: daß man nichts anders haben will, vorwärts nicht, rückwärts nicht, in alle Ewigkeit nicht.
(Ecce Homo)"

Der charakteristische Ausdruck, der Nietzsche prägt, ist das Wort "Nihilismus" (aus dem lat. ,,Nihil" = Nichts). Das bedeutet, an die Stelle des anscheinend sicher Bestehenden tritt das ,,Nihil", das Nichts.
Nietzsche bezeichnete sich selbst als den ersten vollkommenen Nihilist Europas, der aber den Nihilismus in sich schon zu Ende gelebt hat.
Er versucht in drei Stufen oder drei Gängen den Menschen zu zeigen, wie die Gegenwart "nihilistisch" ist. Er benutzt dafür die Metapher:

1. Stufe:
Der Mensch ist ein Kamel, das traditionsbewußt die falsche Wahrheit, oder die Wahrheit, die es nicht gibt, nachbetet. Denn nach seiner Ansicht sind solche Dinge wie Moral und Ethik erst aus der Tradition entstanden und daher Begriffe, die man nur durch seine Wahrnehmung nicht erfahren kann. Moral, Ethik und auch Religion sind Erfindungen, Interpretationen des Menschen, nur um der Sinnlosigkeit der Welt und des Lebens einen Sinn zu geben. Nietzsche bezeichnet das als feige und heuchlerisch, weil der Mensch sich so seinen ureigenen Trieben, z.B. dem "Willen zur Macht" und der Unterdrückung der Schwachen entziehen will.
Gott ist tot." ist wohl die provozierendste Aussage Nietzsches. Er meint damit, daß der Mensch Gott geschaffen hat und nicht
andersherum. Denn Gott ist nur eine Projektion der Macht, die der Mensch sich nicht einzugestehen erlaubt.
Der Mensch hat Gott geschaffen, um in die Sinnlosigkeit und das Chaos der Welt einen Sinn zu bringen.
2. Stufe:
Das ist der Wandel vom Kamel zum Löwen. Das verehrende herz zerbrechen, als man am festesten Gebunden ist. Der freie Geist. Unabhängigkeit, Zeit der Wüste. Kritik alles Verehrten." Der Mensch muß bei diesem Vorgang seine festgewordenen Vorurteile erkennen und umstürzen. Er soll erkennen, daß es keine wirkliche Wahrheit gibt, also den "Nihilismus" durchleben.
Der "Nihilismus" ist der Glaube an die absolute Wertlosigkeit" und der Glaube an die absolute Sinnlosigkeit".
Nietzsche aber ging noch weiter: der "Nihilismus" ist nichts Endgültiges, er ist ein Übergang und ein Neubeginn. Durch ihn ist in Europa eine so prachtvolle Spannung des Geistes geschaffen. Mit einem so gespannten Bogen kann man nach den fernsten Zielen schießen."
Das ist der Übergang zur
3. Stufe:
Hier vollzieht sich der Wandel vom Löwen zum Kind.
Nietzsche bezeichnet es auch als die Stufe des Übermenschen oder als den
Blitz aus der dunklen Wolke Mensch". Der Mensch muß in dieser Umwandlung das Leben bejahen und trotz dessen Sinnlosigkeit in ihr aufgehen. Er muß seinen Trieben nachgeben und das leben so begreifen, wie es ist, ohne jegliche Interpretation. Bejahung des Lebens heißt also letztendlich Bejahung der Sinnlosigkeit, des "nihilistischen" Charakters des Lebens. Es kommt zur extremsten Form des "N.", der Gedanke der ewigen
Wiederkehr". Alles, was je gewesen ist, kommt wieder. Die Welt, sagt Nietzsche, ist ein einziges Werden und Vergehen.
Wer es schafft, denn Sinn des Lebens in seiner Sinnlosigkeit zu begreifen, hat die dritte Stufe, die des Übermenschen erreicht.
Der Übermensch ist für Nietzsche der perfekte Mensch. Er ist körperlich sowie geistig gesund.
Es liegt nahe, dass die Nationalsozialisten im dritten Reich diese Ansicht Nietzsches falsch interpretierten und ihren Begriff der Herrenrasse" davon ableiteten. Diese Auslegung war aber überhaupt nicht in Nietzsches Sinn:
Sein Übermensch erreicht diese Stufe durch selbsterlangten Sinneswandel, die Nazis erhoben ein ganzes Volk per Ideologie über das Normalmaß zum Herrenmenschen". Hier wurde der Sinneswandel aber nicht durch den einzelnen Menschen selbst erlangt.




Persönlicher Kommentar

Nietzsche ist meiner Meinung nach ein großartiger Schriftsteller und Philosoph.
Als ich seine Werke zum ersten Mal las, habe ich überhaupt nicht verstanden, was er eigentlich ausdrücken wollte. Als ich mich intensiver mit seinen Texten befaßte, habe ich gemerkt, daß es sehr schwierig ist, seine Ironie zu erkennen. Nietzsche provoziert seine Kritiker sehr gerne, das macht ihn so interessant und beinahe unangreifbar. Sein Zynismus und Sarkasmus gefällt mir sehr gut.
Nietzsches Aussagen sind so radikal und provozierend, daß man sich ihm kaum entziehen kann. Dadurch erhält er die Diskussion über sich aufrecht. Wenn man einmal etwas von ihm gelesen hat, bleibt es einem bestimmt in Erinnerung.




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